29.2.08

Courteous Reader (25)

22. Spieltag: Borussia Mönchengladbach – FC Erzgebirge Aue

Schon wieder ein Spiel ohne Sieg, diesmal gegen Osnabrück. Eine ärgerliche Situation. Nur den ebenfalls schwächelnden Verfolgern ist es zu verdanken, daß die Spitzenposition der Tabelle auch ohne eigenes Dazutun noch immer innegehalten werden kann. Zuhause gegen Aue sollte die Borussia aber endlich schleunigst damit beginnen, wieder eine Handbreit Luft in Form von drei Punkten zwischen sich und die Konkurrenz zu bringen. Jos Luhukay baut dazu gegen die auswärtsschwachen Gäste aus dem Osten der Republik die Mannschaft ein wenig um. Endlich, möchte man sagen, denn spielerisch wußten die Fohlen in den vergangenen Wochen nicht immer zu überzeugen. Die Mission Aufstieg ist kein Selbstläufer und erfordert konsequente, analytische Entscheidungen, was auch schon der Philosoph aus der Stadt der brüderlichen Liebe wußte:

«After crosses and losses, men grow humbler and wiser

Bleibt nur zu hoffen, im Anschluß an das Spiel muß endlich mal keiner der niederrheinischen Rautenträger demütig zu Kreuze kriechen.

25.2.08

Neues aus dem Gästeblog (9.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Drama, Glamour, Überraschungen, Tränen und große Emotionen - diese Attribute zeichnen alljährlich die Preisverleihung der Akademie aus. Auch dieses Jahr gab‘s wieder einige schöne Sachpreise für verdiente Protagonisten. Deshalb präsentiert das FohlenKommandO die Gewinner, darunter zahlreiche (Ex-)Fohlen, im Überblick:

Preis für herausragende Leistungen der internationalen Völkerverständigung: Berti Vogts als Nationaltrainer Nigerias (Man muß wissen, ...")
Preis für die beste Komödie: Mikkel Thygesen („Nein, ich bin Mittelfeldspieler“)
Preis für die konsequente Pflege des e.V./ Vereinsmeierei/ Verquickung mit der Landespolitik: FCK (Dauergewinner)
Jean Löring Gedächtnis-Preis für den herausragendsten Rauschmiß des Jahres: Dieser, wie heißt er noch gleich, rothgesichtiche Deppichhändler aus Nürnberch
Beste Frisur/ Make-Up: Michi Delura („Will spielen“)/ David Degen (Will auch nur spielen)
Bester Schnitt: Rob Friend (Endlich mal kein Fußballweichei!)
Preis für das Lebenswerk: Jupp Osram („Will hier was aufbauen“)
Preis für den gepflegtesten Schnauzbart seit Dragoslav Stepanovic: Jos Luhukay
Preis für den Aufsteiger der nicht überrascht: MSV Duisburg (auch Dauergewinner)
Preis für die dümmste Verweigerungshaltung des Jahres: Ze Antonio und Bo Svensson („Keine Lust auf 2. Liga“)
Preis für 90 Minuten konsequentes Scheißepfeifen in der Kategorie U-16: M. Kempter (auch in Kategorie albernste Frisur nominiert, aber an Dauergewinner Marcelinho gescheitert)
Preis für herausragendes internationales Taktikverständnis: Christoph Daum („Ball in the box“)

Hollywoodexperte Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

24.2.08

Auswärtsstark (14)




In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute mit einem Gastbeitrag des Fohlenkommando-Beauftragten für Habsburg: Länderspiel, Österreich-Deutschland, 6. Februar 2008, Ernst-Happel Stadion, Wien


Gut vorbereitet, Österreich

Schmach und Wunder von Cordoba. Auch vor dem deutschen Länderspiel in Österreich wurde wieder viel über die legendäre Begegnung bei der WM ´78 in Argentinien gesprochen. Dreißig Jahre später sind Österreicher vorsichtig optimistisch - deutsche Fans eher gelassen.

„Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich“ schallt es durch das moderne attraktive Ernst-Happel-Stadion – bald Schauplatz des EM-Finales. 48 500 Zuschauer - fast ausverkauftes Haus. Österreich ist gut vorbereitet: Zusatztribünen sind aufgestellt, die Ticket-Scanner am Eingang stehen, Ordner proben den Ernstfall, eine richtige Generalprobe für das große EURO-Turnier im Juni. „Immer wieder Österreich“, denke ich auch immer auf meinen Fahrten durch die ehemalige k.u.k Monarchie von Osten kommend am Prater vorbei, wo dieses schöne ovale Stadion steht und weiter über den Wiener Stadtring Richtung Linz und Salzburg bis ich schließlich wieder in Deutschland bin, von wo der Gegner am heutigen Abend kommt.
Die "Fußballgroßmacht" ist nach zwei Reformjahren als EM-Mitfavorit in die Donaumetropole gereist. Für den Sommer steht eine Art „fußballerischer Anschluss ans Reich“ (Koch? Merkel? Rummenigge?) und mehr als der 3. Platz bei der WM auf dem Programm. Wenn es beim Co-Gastgeber und Weltranglisten-90. Österreich indes nur annähernd so rund laufen würde, wie das Ernst Happel Stadion oval ist, wäre möglicherweise auch ein 3. Platz drin – allerdings in der Gruppenphase.
Trotzdem - die Österreicher starten so furios wie vor knapp dreißig Jahren in Cordoba. Der Reihe nach schießen Fuchs, Ivanschitz, Pogatetz, Harnik auf das deutsche Tor, flanken gefährlich, zirkeln den Ball herein, oder spitzeln ihn am orientierungslosen Gegenspieler vorbei. Allesamt unbekannte Namen – nur Stürmer Roland Linz hat es vor ein paar Wochen in mein Gedächtnis geschafft, weil er einen Treffer zum Unentschieden seines portugiesischen Klubs gegen einen berühmten deutschen UEFA-Cup Teilnehmer beisteuerte. Allesamt erfolglos – trotz des miserablen Torwarts Lehmann, der sich anscheinend über den Sinn des Wortes Piefke Gedanken macht, dass die österreichischen Fans schreien. „Wer nicht hüpft, der ist ein Piefke – hopp, hopp hopp! Den internationalen Slogan hat man hierzulande problemlos ins Österreichische übersetzt.

"Hier könnten bestimmt 20 Kartoffelnpflanzen hin, da drüben noch ein paar Möhrchen und Kohlrabi und das Haus vom Nikolaus. Hihihi."

Wir Piefkes ahnen da schon, dass uns die rot-weiß-rot angemalten und gekleideten Ösis – wie in fast allen Spielen seit Cordoba – die Party nicht vermiesen werden. Es waren ja auch ein paar Party-Weltmeister 2006 anwesend. Zum Beispiel die beiden deutschen Erasmus Studentinnen, die ihren kompletten Satz schwarz-rot-geiler Fandevotionalien ins Alpenland importiert hatten. Oder die Truppe mit den deutschen WM-Trainingstrikots (waren billiger als die Richtigen) und den uncoolen Fußballhüten.
„Immer wieder Österreich“. Nachdem die Mannschaft von Teamchef Hickersberger mit dem Pausenpfiff zunächst vom Zwang befreit worden ist, aus glasklaren Chancen ein Tor zu machen, dürfen Preisausschreibengewinner zum Elfmeterduell gegen einen früheren österreichischen Torwart antreten, der im Alpenland etwa den Sepp Maier-Status hat. Aber halt eben nur dort. Kurzzeitig fühle ich mich eher wie im Stadion von Cashpoint SCR Altach (Österreichischer Bundesligist) als bei einem internationalen Länderspiel.
Schon bei der ersten vergebenen Großchance der Österreicher durch Standfest in der zweiten Halbzeit zeigt der österreichische Familienvater links vor uns Anzeichen stärker werdender Nervosität. Deshalb jubeln wir ein paar Minuten später beim 1:0 durch Hitzlsperger besonders laut und ausgiebig. „Wichtig ist doch nur die EM!“ Nach dem 2:0 durch Klose ruft ein österreichischer Nachwuchsfan einem Berliner Berufsprovokateur seine Hoffnungen auf eine Wiederholung von Cordoba zu. „Welche EM? Die in 2040?, schallt es relativ schlagfertig vom Provokateur zurück. 2:0 für Deutschland – auch im gemischten Fanblock. Noch einmal versuchen sich die Habsburger zu mobilisieren, in dem sie„La Ola“ initiieren. „Steht auf, wenn ihr Österreich seid“ rufen die unverbesserlichen, ewigen Fans und setzen sich sofort wieder hin, als Gomez zum 3:0 einnetzt. Der Familienvater schafft es auch beim dritten Anlauf nicht, den fest verschraubten Metallsitz aus der Verankerung zu reißen - aber nicht deshalb, weil ihn seine Frau und sein Sohn daran hindern. Österreich ist eben gut vorbereitet.
Inzwischen hat die deutsche Anhängerschaft mit „SIEG“ endgültig die Brüllhoheit über den einzigen gleich lautenden „Fangesang“ der beiden deutschsprachigen Länder. Wer Österreich ist, steht jetzt wirklich auf und geht nach Hause. Das lassen zumindest die langen Fanschlangen auf den Sektorentreppen vermuten.

Wieder zurück in die Tiefen Habsburgs, wo weitere Fußballabenteuer warten....

Am Ende ist es sich dann doch nicht ausgegangen, wie der gemeine Österreicher zu sagen pflegt. „Torlos gewinnt man eben nicht“, bringt ein nationales Onlineportal die Sache perfekt auf den Punkt. Aber ansonsten: „Gut vorbereitet, Österreich!“

Andreas Bock


Bisher in dieser Reihe erschienen:

Auswärtsstark (13): Ungarn - Griechenland
Auswärtsstark (12): FC TVKM Tallinn - FC Levadia Tallinn
Auswärtsstark (11): LASK Linz - Cashpoint SCR Altach
Auswärtsstark (10): Preußen Münster - SV Schermbeck
Auswärtsstark (09): SV Wehen Wiesbaden - VfB Stuttgart
Auswärtsstark (08): Red Bull New York - Chicago Fire
Auswärtsstark (07): Borussia Mönchengladbach II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (06): Bayer Leverkusen - CA Osasuna
Auswärtsstark (05): Bayer Leverkusen II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (04): Eintracht Frankfurt - Newcastle United
Auswärtsstark (03): Öffentliches Training des 1. FC Köln
Auswärtsstark (02): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (01): Factor Ljubljana - Bela Krajina

22.2.08

Courteous Reader (24)

21. Spieltag: VFL Osnabrück – Borussia Mönchengladbach

Nachdem das Spiel gegen Mainz noch nicht den erhofften ersten Dreier im neuen Jahr gebracht hat, gibt es also am Sonntag in Osnabrück die nächste Chance auf den ersten Jahressieg. In Anbetracht der Tatsache, dass Osnabrück nur eins der letzten 28 Meisterschaftsspiele im eigenen Stadion verloren hat, eine hartes Unterfangen. Apropos hart - unser geschätzter Benjamin Franklin hat schon vor Jahren gewußt:

«There are three Things extreamly hard: Steel, a Diamond and to know one's self.»

Mit Stahl und Diamanten wird an der Bremer Brücke nicht viel zu holen sein. Wenn aber die elf Borussen wissen, was sie können, und das auch zeigen, ist die zweite Heimniederlage für Osnabrück durchaus im Bereich des Möglichen.

21.2.08

Schöner (k)leben mit dem FohlenKommandO (2.1)

In gebotener Kürze wollen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, noch einmal daran erinnern, dass die vielleicht (aber auch nur vielleicht) allerletzte Möglichkeit besteht, ein paar von unseren ultrararen FohlenKommandO-Aufklebern abzugreifen. Einfach das Oberstübchen angestrengt, irgendeine Erinnerung an den guten alten Bökelberg rausgekramt, an Klebespass@FohlenKommandO.de geschickt und schon sind die Chancen auf eine Handvoll Aufkleber unendlich gestiegen. Wer im Oberstübchen nichts findet, darf auch gerne an sein Fotoarchiv gehen und mit den dortigen Fundstücken ebenso verfahren. Letztmöglicher Einsendetag ist übrigens Montag 25.02.2008. Viel Erfolg!

20.2.08

Abgänge - nachgeholt: Marvin Compper

Auch der letzte Abgang in der Winterpause 2007/2008 wird hier verarbeitet

Marvin Compper wechselte während der Saison 2002/03 aus der Jugend des VfB Stuttgart zu den Amateuren der Borussia. Zur Saison 2005 erhielt er einen Profivertrag. Zunächst als Aushilfslinksverteidiger eingesetzt, sollte er als Jansens Nachfolger aufgebaut werden, was misslang. Anfang 2008 gab er seinen Wechsel nach Hoffenheim zur neuen Saison bekannt. Postwendend erhielt er die Freigabe und verließ die Borussia sofort. Wir bedanken uns bei Marvin Compper für 28 Bundesligaspiele 3 Zweitligaspiele und 4 Regionalligaspiele, jeweils ohne Tor sowie für 2 DFB-Pokaleinsätze, allesamt gegen den VfL Osnabrück.

Diese Reihe wird beim nächsten Abgang voraussichtlich in der Sommerpause fortgesetzt.

19.2.08

Das Zitat zum Spiel (Mainz H)

„Für die Mainzer war die Abwehrschlacht da schon vom schmeichelhaften Erfolg gekrönt.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung

18.2.08

Neues aus dem Gästeblog (8.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Wie bereits angekündigt verweile ich gerade in den Alpen und zelebriere während meines tariflich zugesicherten Urlaubs in hüfthohem Pulverschnee den grazilen Parallel- und Einkehrschwung auf genau den Brettern, die für passionierte Wintersportler die Welt bedeuten. Deshalb müssen Sie, verehrte Leserinnen und Leser, diese Woche auf meinen kleinen wöchentlichen Einwurf in diesem kleinen, sympathischen Qualitätsmagazin verzichten. Nächste Woche geht es hier aber mit einer Zusammenfassung der Fußball-Oscars aus der Traumfabrik Hollywood schon wieder weiter. Heute gilt es, gegen Mainz die Daumen zu drücken, um anschließend ganz entspannt den Rest der Woche zu genießen. Pfüati Gott und Gruß.

Normalerweise pfeift an dieser Stelle unser Gastkolumnist Dr. Theo Soph beim FohlenKommandO die neue Woche an

17.2.08

Courteous Reader (23)

20. Spieltag: VFL Borussia Mönchengladbach – FSV Mainz 05

Die Borussia verkauft sich drei Spielen deutlich unter Wert. Das Unentschieden zu Hause gegen Paderborn vor der Winterpause war nicht wirklich nötig, das Spiel Heimspiel gegen Kaiserslautern gelinde gesagt eine einzige Katastrophe und für das Desaster gegen Hoffenheim habe ich auch nach einer Woche noch immer keine Worte. Und jetzt kommt mit dem FSV Mainz ein direkter Mitkonkurrent in den Park. «Eine harte Nuß», wie Manager Ziege formuliert, aber auch ein dankbarer Gegner, weil über 90 Minuten höchste Konzentration von den Spielern gefordert ist und darüber hinaus ja auch noch die Scharte aus dem Hinspiel auszuwetzen wäre. Nach den zwei Gurkenspielen zum Saisonstart sollte die Borussia es sich allemal wert sein, gegen Kloppos Faschingstruppe wie ein kommender Aufsteiger aufzutreten. In Benjamin Franklins Almanach, unserem treuen Begleiter durch die Saison, finden wir, was folgt:

«Pay what you owe, and what you’re worth you’ll know.»

Payback’s a bitch! But nevertheless, it’s definitely paybacktime!

13.2.08

Das Zitat zum Spiel (Hoffenheim A)

„Scheiß Dietmar Hopp / Scheiße, Scheiße Dietmar Hopp / Scheiße, Scheiße Dietmar Hopp / Scheiße, Scheiße Dietmar Hopp // Scheiß Dietmar Hopp / Scheiße, Scheiße Dietmar Hopp / Scheiße, Scheiße Dietmar Hopp / Scheiße, Scheiße Dietmar Hopp“

Das fachkundige Publikum in Hoffenheim

12.2.08

Die Träne im Knopfloch – Zeit für die Rosen

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

nun ist eingetreten, was viele Interessierte, sogar der Betroffene selbst, wenn auch vielleicht nicht zu diesem Zeitpunkt, seit einigen Tagen erwartet haben. Hans Meyer ist in Nürnberg entlassen worden und damit, zumindest in den Augen der meisten Beobachter, zum wiederholten Male beruflich im bundesdeutschen Profifußball gescheitert. Aus Sicht der Nürnberger Verantwortlichen, denen der alte Affe Angst im bloßen Existenzkampf im Nacken sitzt, mag es sich um eine nachvollziehbare Entscheidung handeln. Möglicherweise ist der Rauswurf Meyers aber auch lediglich als bedauerliche Kurzschlußhandlung zu beurteilen, deren tatsächliche Tragweite beim FCN erst in den kommenden Wochen und Monaten des Abstiegskampfes zu Tage treten wird. Vielleicht kommt es auch ganz anders, wer weiß das schon. Was immer es auch sei, mir als Außenstehender steht es nicht wirklich zu, die Gründe der Demission hinlänglich zu kommentieren.

Mich beschäftigen im Zusammenhang mit Meyers Entlassung andere Gedanken. Ich ärgere mich zum wiederholten Male über die Reflexhaftigkeit einer stereotypen Nachbetrachtung. Meyer - der große Zyniker, Meyer - der abgehobene Satiriker, Meyer – der Trainerkauz mit Selbstdarstellungszwang, dem im Nachhinein sowohl fehlendes Taktgefühl, alsauch die dazugehörige gebotene Ernsthaftigkeit, gerade in diesen schweren Zeiten, bei seiner Berufsausübung vorgeworfen wird, was ihn deswegen, früher oder später, überall, in Gladbach und auch in Berlin, letztendlich zum Scheitern verurteilt habe. In meinen Augen greifen diese vielfach gelesenen Beschreibungen zu kurz und verkennen oftmals fahrlässig die wirklichen Umstände. Ich glaube, faktisch ist Hans Meyer auch in Nürnberg nicht unbedingt an sich selbst, sondern, wie eben so viele Trainer anderorts auch, vor allen Dingen an der scheinbar unerklärlichen Beliebig- und Überheblichkeit seines Personals, einer falschen Erwartungshaltung und mit Sicherheit auch an Pech und vielen Zufällen gescheitert. Besonders traurig stimmt mich die Tatsache, weil m.M. nach auf viele Trainertypen in der Bundesliga getrost verzichtet werden kann, auf Hans Meyer als Typen und Trainer aber eben nur äußerst ungern.

Spätestens seit seiner Amtsperiode in Mönchengladbach war Meyer plötzlich in aller Munde und wer sich auch nur ansatzweise mit Fußball beschäftigte erkannte schnell: wer diesen Meyer kauft, der bekommt auch genau diesen Meyer, mit allem was dazugehört. An diesem Gedanken konnte man schnell Gefallen finden. (Ob Präsidenten, Manager und Spieler in der Bundesliga hernach tatsächlich immer bereit für Hans Meyer in seiner gesamten Tragweite gewesen sind, möchte ich nicht uneingeschränkt bejahen) Einen augenzwinkernden Trainer einzustellen, der einerseits z.B. in der Öffentlichkeit kundtat, einem gewissen Spieler X in diesem Leben das Fußballspielen nicht mehr beibringen zu können, andererseits aber eben auch einen hüftkranken Trainer in Reichweite des gesetzlichen Rentenalters ans Ruder zu lassen, der auf dem Trainingsplatz, abseits der amüsierten Fernsehöffentlichkeit, auf allen Vieren den Rasen bekniete, um mit beiden Händen an Knöchel und Fuß derjenigen Gescholtenen ihnen, den meist gestandenen und erfahrenen Fußballprofis, nach Jahren, und vielleicht zum ersten Mal in der Karriere, die richtige Fußstellung beim Torabschluß zu vermitteln, war und ist eine außergewöhnliche Geschichte. In Mönchengladbach zumindest kann sich noch so mancher an die tatsächlichen Auswirkungen des akribischen Arbeitens des ehrgeizigen Generals Meyer erinnern.

Es war stets Meyer, der das schwach ausgeprägte Verantwortungsbewußtsein gegenüber Arbeitgeber und den Fans, die fehlende soziale Kompetenz und die Wertschätzung des ausgeübten Berufs einer Spielergeneration bemängelte, die er tagtäglich bei seinen Clubs vor Höhenflug und Selbstüberschätzung, vor ihren Beratern und jovialen Pressevertretern warnen mußte. Ein Trainer, der seine Mannschaft im wortwörtlichen Sinne des Sports zuvorderst spielen sehen wollte, der aber auch gleichzeitig um das Risiko des verfrühten Erfolgs wußte und dies auch unverblümt sagte. Man mag ihm seine Saisonprognose des Sommers nachträglich als Selbstschutz auslegen, steckte doch auch mit Sicherheit eine gute Portion Kalkül dahinter. Meyer ist aber eben auch lang genug im Geschäft, um die unmittelbaren Folgen des Pokalsiegs und die Doppelbelastung durch den UEFA-Cup realistisch eingeschätzt zu haben. Nur wer wollte das hören? Die gebotene Rückendeckung für seine Vorstellungen hat er von der breiten Öffentlichkeit selten bekommen. Von der Presse noch sehr viel seltener. Im besten Fall hat man mit ihm gerne bei Pressekonferenzen und Interviews gelacht und sich seiner Sprüche bedient, im Schlimmsten wurden ihm anschließend seine Vita und seine unverkennbare Art zum Vorwurf gemacht. Daß Hans Meyer, dessen analytischer Scharfsinn, gepaart mit außerordentlicher Schlagfertigkeit, hintergründigem Witz und in der Branche angenehm seltener Selbstironie, im Falle des Erfolgs von der versammelten Fachpresse stets bejubelt wurde, um hernach von derselben Journaille im Augenblick des Scheiterns lediglich als ein in Wahrheit ausgemachter Zyniker dargestellt zu werden, dessen Fähigkeiten nicht (mehr) ausreichen, um eine Mannschaft dauerhaft erfolgreich zu führen, ist vielerorts eine traurige Zustandsbeschreibung der Zunft einerseits und des grassierenden Zeitgeistes selbst andererseits.

Meyers konsequente Nichtbeachtung des Boulevard und seine gerne stilisierte Verweigerungshaltung gegenüber branchenüblichen Gepflogenheiten und Normen treffen ihn nun plötzlich wieder hinterrücks, wie ein einstmals geschleuderter und auf seiner Flugbahn schon wieder in Vergessenheit geratener Bumerang, ins Genick. Wahrscheinlich muß das so sein, weil es eben immer so ist. Es wird erwartet, gelesen und unkommentiert und unreflektiert goutiert. Andererseits, und das wäre fast ebenso aufregend unerhört und unerwartet, etwa so wie Meyers damalige Antrittspressekonferenz in Mönchengladbach, wäre ein großes, einstimmiges Lied der Klage über den scheidenden Trainer Meyer, eben weil er so ist wie er ist. Man wird davon allerdings nicht viel, bzw. nur in wenigen ausgesuchten Quellen, zu lesen bekommen, weil in Wahrheit wohl nur wenige Journalisten den «großen Zyniker Meyer» vermissen werden. Einen Trainer, der, wenn sie schon täglich gefordert und gebraucht wurden, die Schlagzeilen lieber gleich selbst diktierte und dumme Fragesteller zur Strafe vor versammelter Kollegenschar ihre Unzulänglichkeiten und Fehlinterpretationen des Spiels wissen ließ. Wie man in den Wald hereinruft, so schallt es einem bekanntlich auch wieder entgegen. Kakophonie inbegriffen.

Hans Meyer, der langjährige Trainerprofi, wird sehr wahrscheinlich gut damit leben können. Er wird, so bestätigt auch seine Voraussicht der vergangenen Woche, immer gewusst haben, worauf er sich einläßt. Mit ARO Teppichen und einer Abfindung im Gepäck geht der Kommunist Meyer mal wieder in Rente. Nicht schlimm, mag er denken, der Trainer an und für sich ist, auch diese Erkenntnis verdanken wir Meyer, sowieso völlig überbewertet. Ich für meinen Teil muß gestehen: mir fällt es dennoch, mal wieder, recht schwer, diese Tatsache als solche einsehen zu wollen.

11.2.08

Neues aus dem Gästeblog (7.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Letzten Montag haben Sie, verehrte Leserinnen und Leser, auf die gewohnte, volle Länge meines kleinen, wöchentlichen Einwurfs verzichten müssen, da meine rheinischen Wurzeln mal wieder den jecken Freuden der Heimat fröhnen wollten. Dafür entschuldige ich mich, aber, falls Sie das tröstet, ich kann Ihnen verraten: zumindest für mich hat es sich gelohnt! Aber wie heißt es doch so treffend in dem allseits bekannten Karnevalsschlager des großartigen Jupp Schmitz: „Wie schön es auch sei - am Aschermittwoch ist alles vorbei!“ Tja, normalerweise ist am Aschermittwoch schon wieder alles vorbei. Was im Einzelfall nicht immer unbedingt schlecht sein muß. So werden nach dem Gurkenkick gegen Kaiserslautern am Karnevalsfreitag zum Beispiel sowohl die beteiligten Vereinsangestellten, alsauch die unbeteiligten Beobachter, ein rasches Ende des närrischen Fußballtreibens herbeigesehnt haben. Aber weit gefehlt, denn in diesem Jahr ging es am Aschermittwoch ja erst richtig los! Zuerst stolperten Mittwochabend Jogis Buben in Wien, gegen die geballte Fußballmacht Felix Austrias wohlgemerkt, über den Platz wie schwerst sedierte Bauerntölpel und man kam zwischenzeitlich nicht drum herum fragen zu wollen: Wenn die Ösis nur auf Platz 90 der Fifa-Wertung stehen, wo zur Hölle stehen wir dann eigentlich? Und weil das scheinbar noch nicht genug war, ließen sich die Borussen dann am gestrigen, ersten Fastensonntag in Hoffenheim nach 2:0 Führung binnen 45 Minuten mit wenigen Streichen zerlegen wie ein Kartenhaus! So schnell kann es vorbei sein. Ach ja, es ist schließlich Fastenzeit! Wie dem auch sei, „das Heil der Seele ist nicht weniger erstrebenswert als die Gesundheit des Körpers“, schreibt Thomas von Aquin in seiner summa theologica. Darum verabschiede ich mich zur Verbesserung meiner dank Fußball nun lädierten seelischen Gesundheit am Ende dieser Lentwoche für 7 Tage in den Schnee und auf die Bretter, entsage, verzichte und verpasse liebend gerne das Heimspiel gegen Mainz und melde mich dann übernächste Woche, unabhängig vom Autorenstreik, von der Verleihung der diesjährigen Fußball-Oscars aus Hollywood wieder. Vielleicht hilft die Pause ein bißchen. Ski Heil!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

10.2.08

Courteous Reader (22)

18. Spieltag: 1899 Hoffenehim – VFL Borussia Mönchengladbach

Die Borussia ist heute Gast in der Provinz. Was soll man also vor diesem Spiel schreiben? Das Übliche? Oberflächlich betrachtet ist es ein leichtes, kein Freund und Bewunderer des SAP-Millionen finanzierten Dorfclubs aus der Kurpfalz zu sein. Alleine der Gedanke an die 18 Millionen Euro, die Dietmar Hopp alleine in dieser Saison für Neuverpflichtungen hat springen lassen, wecken sowohl Begehrlichkeiten und schüren gleichermaßen den Beiß- und Neidreflex der Konkurrenz. Ein gefundenes Fressen, da tritt der Fan eines erfolgreichen Traditionsclubs gerne verbal nach. Genauer hingeschaut darf konstatiert werden, so einfach ist es dann aber auch nicht. Geld und Qualität sind zwar vorhanden, aber hart gearbeitet werden muß eben trotzdem. Zwei Jahre wohnhaft in Mannheim lassen mich wissen: es geht hier nicht bloß um die Eitelkeit eines Softwaremilliardärs. Hier wird vor allen Dingen in die sportliche Zukunft einer ganzen Region investiert, die es zudem auch dringend braucht. Hopp ist kein russischer Oligarch auf der Suche nach einem kurzweiligen Hobby oder auf der Flucht vor der Steuerfahndung. (Man betrachte exemplarisch gleichermaßen sein Engagement bei den Adlern Mannheim, um nur ein weiteres Beispiel zu nennen) Im besten Fall ist Hopp ein Philantrop amerikanischen Vorbilds. Womit wir dann auch schon bei den Worten Benjamin Franklins für diese Woche angelangt sind:

«Wealth is not his that has it, but his that enjoys it.»

Möge Herr Hopp sich weiter an seinem Geld erfreuen, und die gesamte Kurpfalz gleich mit. Nur heute, für 90 Minuten + X, muß da für die schwarz-weiß-grüne-Invasion leider eine Ausnahme gemacht werden!

7.2.08

Nachtgedanken

„Die Ägypter sind so eiskalt. Da schneits bald in Ghana.“

Heute Abend war es eine Offenbarung. Nachdem mir beim Afrika Cup die unaufgeregte Eurosport-Art aufgefallen war, war es nach dem Halbfinaltag heute klar: So muss Fußball in der Glotze sein.
1. Halbzeit. Pause. Werbung. Drei, vier Szenen wiederholt. Werbung. 2. Halbzeit.
Das ist der grobe Ablauf
einer Eurosport Fußball-Übertragung. Davor und danach trashige Features und der Experte Mourinho, der von seinem Haus in Porto aus in seinem maulfaulen Englisch Allgemeinplätze ablässt.
Aber das Beste: Uneitle Kommentatoren, eben kein Poschmann-Gebell, kein Simon-Unsinn und vor allem: Keine Kernerei. Stattdessen Fachleute, die sich auch mal zurücknehmen können und 80er-Jahre Kalauer wie den obigen ablassen. Und in der Pause: Kein Bildschirmtaktikgeschmiere, kein Schiedsrichter ohne Ahnung, keine Netzer-Delling amour fou. Dafür zwar Werbung, aber keine GEZ.
Denken Sie da mal drüber nach.

6.2.08

Schöner (k)leben mit dem FohlenKommandO (2.0)

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

neuer Monat, neues Glück! Unsere Januaraktion hat sich zwar schwieriger gestaltet als wir uns das haben vorstellen mögen, aber davon lassen wir uns nicht aus dem Konzept bringen. Das könnte Ihnen so passen! Die neuen FohlenKommandO-Logoaufkleber sind schließlich gedruckt, liegen hier herum und müssen mindestens republikweit unters Volk gebracht werden. Das können und wollen wir alleine nicht bewerkstelligen. Und da wir gewohnt werbefrei und auch völlig selbstlos daherkommen, verschenken wir die Aufkleber einfach weiter: und zwar an Sie. Ein klein wenig müssen Sie allerdings dafür tun. Denken Sie zu diesem Zweck einfach mal kurz zurück.

(Rechte: FohlenKommandO)
Natürlich lieben auch wir beim FohlenKommandO den grandiosen Borussia-Park. Das steht ja außer Frage. Aber als bekennende Tradition-
alisten und echte Wertkonservative hätten wir diesen Monat gerne Ihr persönlichstes, liebstes, wertvollstes, lustigstes, etc., Bökelbergerlebnis gewußt. Ein aufgeschnappter Satz, ein kecker Spruch aus der Kurve, eine klitzekleine Anekdote, ein Foto, was auch immer Sie uns schicken wollen, es geht auf jeden Fall in die Monatsverlosung.

Senden Sie Ihre Erinnerungsstücke einfach bis zum Montag, den 25.02.2008, (per mail!) an:

Klebespass@FohlenKommandO.de

Der Rechtsweg ist natürlich wieder vollkommen ausgeschlossen.
Wir freue uns und drücken die Daumen!

Die Redaktion


4.2.08

Neues aus dem Gästeblog (6.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Der prophezeite Heimsieg ist also ausgeblieben. Und zwar auf gar klägliche Art und Weise. Mit zwei Mann mehr haben die Fohlen eine 1:0 Führung nicht über die Zeit gebracht, und das ist ganz, ganz bitter! Die Tabellenführung wackelt zwar nicht, aber so richtig wohl geht es dem Borussenherz im Augenblick dann trotzdem nicht. Nun stehen uns also mit den Spielen gegen Hoffenheim und Mainz doch noch zwei ganz große Zitterpartien ins Haus, bevor wir ganz locker unsere Aufstiegstour beginnen können. Ich persönlich hätte gut und gerne darauf verzichten können, aber wenn es denn sein muß, na bitte sehr. Aber wie dem auch sei, ich hoffe, Sie, verehrte Leserinnen und Leser, haben Verständnis für mich; ich kann und werde an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen können. Es ist Karneval, Rosenmontag mithin, und der muß halt trotzdem gefeiert werden. Egal, wo man sich gerade befindet, ob im Rheinland oder nicht, da kennt der Rheinländer keine Gnade. Also, die Pappnase ins Gesicht jeklatsch un die Narrenkapp uffjesätz, mir fiere Ruusemondach, bzw. als Mönchengladbacher natürlich, Veilchendiensdaach, und mir spreche uns als nächse Woch an dieser Stelle ens widder! Was bleibt uns auch anderes übrig! Maat et joot, Ihr Jecke, un ne schöne Jrooß! Und nächste Woche sieht die Welt dann hoffentlich schon wieder ganz anders aus! Halt Poooohl!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

2.2.08

Das Zitat zum Spiel (Kaiserslautern H)

„Wir sind total noch nicht aufgestiegen.“

Jos Luhukay im Interview mit Premiere

1.2.08

Courteous Reader (21)

18. Spieltag: VFL Borussia Mönchengladbach – 1. FC Kaiserslautern

Jauchzet und frohlocket, die Winterpause ist vorbei. Der Ball rollt wieder und die Borussia empfängt Gäste aus der Pfalz. Die Fohlen wollen auf jeden Fall nach oben, die Teufel mit aller Gewalt nicht nach unten. Zweites Problem kann dem geneigten Fan des Zweisterneklubs allerdings herzlich egal sein, denn schließlich brauchen die Menschen am Niederrhein dringend wieder einen Erstligaklub. (Der Verein ist halt unglaublich wichtig für die Region, nicht nur zu Unterhaltungszwecken, sondern auch als identitäts- und sinnstiftende Maßnahme unverzichtbar. Dafür haben FCK-Fans mit Sicherheit Verständnis) Deshalb wandern die Punkte hoffentlich dahin, wo sie zweckdienlich aufgehoben sind: auf das Konto des Ligaprimus. Und den Lauterern hilft dann eben demnächst Kurt Beck. Bis dahin kann man sich ja auch einfach mal über die kleinen Dinge des Lebens freuen, den Karneval z.B. oder das Ende der fußballfreien Zeit, wie uns der amerikanische Philosoph verrät:

«Happiness consists more in the small conveniences of pleasure that occur every day, than in great pieces of good fortune that happen but seldom to a man in the course of his life.»

Und die beste Nachricht zum Schluß: Oliver Neuville spielt natürlich!