31.10.07

Courteous Reader (13)

DFB-Pokal – 2. Runde: FC Bayern München – VFL Borussia Mönchengladbach

Wer sich am frühen Montagabend im Programm des ZDF noch einmal an die großartige Evelyn Hamann erinnern wollte, mußte dafür die erwartete Kärrnerarbeit leisten und sich dem gewohnten Sermon des unglaublich beliebten Quotenbringers aussetzen. Und weil einmal die Woche nicht reicht, gibt’s heute schon wieder JB(«Ich muß das jetzt mal fragen»)K mit der ebenfalls schon gewohnten Fußballmoderation aus München. Auch um Lothar Matthäus werden wir wahrscheinlich nicht herumkommen. Das ist zwar immer wieder hart, aber da müssen geneigte Zuschauer eben durch. Wenn es überraschend gut läuft, dann könnte es trotz aller Eventualitäten aber doch ein recht schöner Fußballabend werden. Druck haben die Borussen laut Sascha Rösler («Die Bayern müssen gewinnen, wir wollen gewinnen») jedenfalls nicht. Trainer Jos Luhukay hält eine Pokalsensation zwar nicht für ausgeschlossen, aber ansonsten den Ball schön flach und sicher. Ein mögliches Aus im Pokal wirft den Mann nämlich nicht aus der Bahn, bzw. aus der Erfolgsspur. Man möchte fast glauben, auch er schlüge dann und wann Poor Richard’s Almanack auf, um die notwendige Erdung für den Aufstiegskampf zu behalten. Dort heißt es nämlich:

«A Change of Fortune hurts a wise Man no more than a Change of the Moon

Noch irgendwelche Fragen offen? Nein? Recht so!

Zieges Nachfolger schon in den Startlöchern?


(gefunden bei bild.de)

30.10.07

Le Friseur

Die etwas andere Meinung (35)

Durch den Wechsel zu Bayern München ist Marcell Jansen auch medial in eine andere Liga gewechselt. Und Medieninteresse will bekanntlich mit dem ein oder anderen markigen Spruch befriedigt werden. Marcell Jansen hat schnell gelernt so dass man in der FAS kürzlich lesen konnte: "Und wenn ich mir meine Haare bis zum Arsch wachsen lasse, dann lasse ich sie mir bis zum Arsch wachsen" Aha. Und warum eigentlich? "Das mache ich einfach so wie ich lustig und launig und nicht weil ich was Besseres bin." Bei Borussia war Jansen nicht nur was Besseres sondern ganz klar der Beste überhaupt. Allerdings ist er nie als besonderer Scherzbold oder Spaßgranate aufgefallen. Und das lässt für seine zukünftige Frisur zumindest hoffen.

29.10.07

Neues aus dem Gästeblog (44.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Verkehrte Welt letzte Woche beim FohlenKommandO: der frei zur Verfügung stehende Kollege bloggt am Montag zuverlässig trotz seiner Streikgelüste und das feste Ensemble gönnt sich vor der anstrengenden Pokalwoche eine kleine Auszeit. Gut, kann passieren. Kräfte sammeln muß ja auch mal sein. Sie haben sich jedenfalls nicht beschwert, wütende Protestbriefe geschrieben und das FohlenKommandO ob seiner Untätigkeit beschimpft, so wie der gerne bemühte „berühmte kleine Mann“ von der Straße es in solchen Fällen tut. Das liegt wahrscheinlich an der individuellen Größe unserer Leserinnen und Leser, nicht der körperlichen, ihrer geistigen Größe natürlich. Sie haben in den letzten Tagen lieber ganz klaglos, gelassen und großzügig über fehlende, neue Beiträge hinweggesehen. Aber wenn hier schon der individuellen Größe das Wort geredet wird, ist es an der Zeit, ein paar Takte über Marcel Ndjeng und Rob Friend zu verlieren. Ersterer ist ein klasse Fußballer und eine echte Bereicherung für die Mannschaft. Um ehrlich zu sein, ich hätte nicht unbedingt damit gerechnet. Ich war zum Saisonstart geneigt, des Trainers Liebling aus Paderborner Zeiten in die brotlose Schönspielerkategorie Degen/Delura einordnen zu wollen. Und leiste an dieser Stelle ernsthafte Abbitte! Ballgefühl, Technik, Übersicht und stets im Dienste der Mitspieler. Ganz, ganz stark der Knabe. Ebenso wie unser kanadischer Neuzugang, der sich ehedem nicht einmal in der niederländischen Operettenliga durchzusetzen vermochte. Daß Rob Friend die Bude in dieser Spielzeit überhaupt trifft, hätte ich im Wahrscheinlichkeitsbereich sich durch Nadelöhre zwängender Kamele vermutet. Dabei trifft er momentan nicht nur zuverlässig, sondern vor allen Dingen auch sehr gekonnt. Stürmertore, Auswärtssiege, Tabellenführung, auch das klingt für manchen Beobachter im Zusammenhang mit der Borussia auch nach Wochen noch immer nach verkehrter Welt. Aber man kann sich eben auch ohne Murren an alles gewöhnen.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

26.10.07

Courteous Reader (12)

11. Spieltag: SpVgg Greuther Fürth – VFL Borussia Mönchengladbach

Neues Spiel, neues Glück. Wem das Glück bescheiden sein wird, im Playmobil-Stadion auflaufen zu dürfen, wird sich später zeigen. Der Trainer hätte, laut Boulevardpresse, immerhin die Qual der Wahl zwischen «Disco-Depp Steve Gohouri» und dem frischgebackenen «Derby-Held Filip Daems». Der Belgier hat seine Arbeit zwar sehr zuverlässig verrichtet, dürfte aber wohl trotzdem wieder ins zweite Glied rutschen, denn Übungsleiter und Manager haben unter der Woche «die ivorische Abwehrkante» (Express) nach Belehrung seiner Rechte und üppiger Strafzahlung vorerst begnadigt. Was ja auch nicht schlecht ist, immerhin fiel Gohouri bis zur vergangenen Woche durch seine Zweikampf- und Kopfballstärke(!) positiv auf. Den genauen Wortlaut der Gardinenpredigt kennen wir hier beim FohlenKommandO natürlich nicht, schicken aber gerne noch einen gut gemeinten Rat des Aphorismenspenders aus Pennsylvania hinterher, nur so zur Sicherheit:

«If your head is wax, don’t walk in the Sun

Auch vor der nächsten heißen Disco-Nacht sei daher dringend gewarnt. Lieber einen kühlen Kopf bewahren, dann klappt’s auch weiterhin mit dem Trainer und hoffentlich auch mit drei Auswärtspunkten in Fürth.

22.10.07

Neues aus dem Gästeblog (43.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Das Sie heute hier ein paar Zeilen lesen, ist nicht selbstverständlich. Ich hatte mir im Verlauf der letzten Woche vorgenommen, diesen Montag die Arbeit niederzulegen. Streik ist das Stichwort. Nicht etwa, weil es etwaige Gründe gäbe, ausgerechnet Sie damit vergrätzen zu wollen. Nein, überhaupt nicht. Ich hatte auch nicht beabsichtigt, die befreundeten Betreiber dieses Online-Angebots damit unter Handlungsdruck zu setzen, um eventuell den ein oder anderen weiteren Urlaubsmontag auszuhandeln. Quatsch, ich hätte mich, wenn es denn schlußendlich so gekommen wäre, aus wirklich niederen Beweggründen mit dem großen Wort von der Solidarität zu rechtfertigen versucht. Ich hätte aus Solidarität mit den Lokführern gestreikt, weil sich in diesem Land ein Jedermann persönlich angegriffen fühlt, wird er durch einen Streik in seinem gewohnten Tagesablauf beeinträchtigt. Wenn in Frankreich fünf staatlich geprüfte Imker gegen eine absurde EU-Honigverordnung streiken, dann steht das Land solidarisch geschlossen hinter ihnen und damit auch still. Gefühlt jedenfalls. Hier nicht. Kann doch nicht sein: es lebe die (inter)nationale Solidarität! Mein schlechtes Gewissen hat mich schlußendlich aber doch an den Schreibtisch gezwungen. Der Streik wäre in Teilen nämlich ein äußerst unmoralischer Vorwand gewesen, aus Anspannung und Panik vor dem heutigen Derby nicht schreiben zu müssen. Was soll man denn überhaupt Vernünftiges dazu schreiben? Die Faktenlage ist doch bekannt. Das es sich bloß um ein Spiel handelt und wir über den Dingen stehen, daß erzählen wir unseren Frauen, Kindern und Arbeitskollegen. Aber innerlich beben wir seit Wochen, wollen Tore sehen und Blut und Tränen und vom Abpfiff bis zum Rückspiel jeden bekannten FC-Fan mit dem erwarteten, siegreichen Ergebnis demütigen und peinigen. Und fürchten uns gleichzeitig vor dem Umkehrschluß. So sieht‘s nämlich aus. Venceremos! Sollte Gladbach aber verlieren, dann überleg ich mir das mit dem Streik noch einmal. Arbeitsniederlegung bis zum Rückspiel! Dann aus Trotz!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

21.10.07

Das Zitat zum Spiel (Köln H)

„Gegen eine einzelne, auch tätliche Auseinandersetzung kann man ja nichts einwenden.“

Kölns Manager Michael Meier auf die Frage, ob Kabinenschlägereien hilfreich seien.

FohlenKommandO Sonntagszeitung

19.10.07

Courteous Reader (11)

10. Spieltag: VFL Borussia Mönchengladbach – 1. FC Köln

Endlich ist er da, der langersehnte 10. Spieltag. Der große Klassiker steht bevor, Gladbach gegen Köln, Fohlen gegen Geißbock, der Zwei-Sterne-Klub gegen den gefühlten, alljährlichen Weltpokalsieger. Es treten Montagabend zwei Vereine zum Flutlichtgipfel gegeneinander an, die sich seit Jahren in der Vergangenheit gemütlich eingerichtet haben. Und deshalb vergeht kein Tag im Vorfeld dieses Derbys, an dem man nicht an gloriose Taten und Tore der letzten Jahrzehnte erinnert wird. Kann ja auch sehr schön sein, gerade wenn die Statistik für einen spricht, aber es hilft im konkreten Fall leider auch nicht weiter. Der Verlierer wird sich nämlich, ungeachtet jeglicher Statistik und Historie, bis zum Rückspiel wie ein geprügelter Hund an diesen Abend erinnern dürfen und nächtens schweißgebadet aufwachen. Ja, es steckt viel Brisanz in diesem Spiel und alles andere als ein Sieg ist dabei für den Anhang unverzeihlich. Auch wir bedienen uns wie gewohnt in der Vergangenheit, bei unserem klugen Kopf aus Philadelphia, schlagen allerdings vor, doch bitte ganz schnell wieder an die Echtzeit zu denken.

«The ancients tell us what is best; but we must learn of the moderns what is fittest.»

Wir freuen uns schon auf die nächste tolle Geschichte, einen wahrhaft modernen Klassiker.

16.10.07

Das Zitat zum Spiel (Koblenz A)

„Die Gladbacher Stürmer wissen, wo die Kiste steht.“

Koblenzer Trainer Rapolder

15.10.07

Neues aus dem Gästeblog (42.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Es war kein wirklich gutes Spiel. Kann man wirklich nicht behaupten. Aber ist das auch schlimm? Nein! Dafür war es einigermaßen spannend. Können Jogis Buben das 0:0 über die Zeit bringen? Oder machen die Iren tatsächlich noch eine Bude und die vorzeitige Qualifikation zur EM in Österreich und der Schweiz wird auf Mittwoch verschoben? Gut, wirkliche Sorgen, die Iren könnten den Ball irgendwie im Tor der Deutschen versenken, mußte man sich nicht machen. Mad Jens handelte sich zwar eine unnötige Karte ein, was ihm folgerichtig eine Sperre im nächsten Spiel einbrachte, aber immerhin fing er sich kein Tor. Dafür ist der Mann, der bei Arsenal seinen Stammplatz vorerst an einen Herrn Almunia verloren zu haben scheint, dann doch einfach zu gut. Erstaunlicherweise gibt es trotz oder gerade wegen der tadellosen Leistungen eine Neuauflage der Torwartdebatte, was in puncto medialer Geistigkeit locker an diverse andere völlig überflüssige Ereignisse der vergangenen Woche heranreicht. Wirklich völlig unnötig das Ganze. Lehmann ist die Nummer 1 und sollte es vorerst diskussionslos bleiben. Sollte es in 5-6 Monaten wirklich Zweifel an der Leistungsfähigkeit des Torhüters geben, dann könnte der Bundestrainer auch so ziemlich jeden anderen Torhüter mit deutschem Pass kurzfristig zwischen die Pfosten stellen. International betrachtet wäre die Nationalmannschaft in jedem Fall noch immer überdurchschnittlich gut besetzt. Diesen Luxus muß man sich erst einmal erlauben können. Vielleicht leistet sich die Öffentlichkeit aus diesen Gründen auch den Luxus, die Position Lehmanns in Frage zu stellen, sollte er nicht in Bälde wieder das Tor für Arsenal hüten. Wenn es im Augenblick überhaupt einen Schwachpunkt gibt, gestern war er seit längerer Zeit mal wieder deutlich auszumachen. Die Mannschaft kann zwar ein Spiel auch stark ersatzgeschwächt über die Zeit bringen, ohne dabei das Minimalziel aus den Augen zu verlieren, aber es sieht dann nicht immer unbedingt elegant aus. Was zählt ist aber der Erfolg. Und schön zu verlieren, den Luxus möchte sich dann doch auch niemand leisten. Oder?

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

14.10.07

FohlenKommandO Sonntagszeitung

13.10.07

Broooch wills wieder wissen

Thomas "Mozart" Broich feilt weiter an seinem Ruf. Nachdem er im Trainingslager schon zur Klampfe gegriffen hatte, erschien er nun mit einer Mundharmonika zum Training. In Köln fragt man sich, welches Musikinstrument als Nächstes dran ist. Im Gespräch sind:

  • Daumenklavier
  • Alpayhorn
  • Chihiharmonika
  • Viola da Gambino
  • Kesslerpauke
  • Baykalaika
  • Suazophon
  • Schelmeskranz

10.10.07

So oder so ähnlich - Koblenz




9.10.07

Das Zitat zum Spiel (Aachen H)

„Alles eine Frage der Perspektive.“

Aachener Fan auf Rolf Königs Schwärmerei, was für ein schöner Tag es doch sei.

FohlenKommandO exklusiv - Ex-Borusse Thijs mit neuer Aufgabe

Der ehemalige Mönchengladbacher Spieler Bernd Thijs hat eine neue Aufgabe gefunden. Nach seinem Abgang in diesem Sommer (FohlenKommandO berichtete) heuerte er unlängst beim Zweitligakonkurrenten TuS Koblenz an. Dort hat er in der Südkurve einen neuen Aufgabenbereich mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten und einer gelben Regenjacke gefunden.

8.10.07

Rafael doch Ossi?

(gefunden bei sueddeutsche.de; Quelle: dpa)

Neues aus dem Gästeblog (41.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Es hat nun einige Wochen gedauert, um sich an diese zweite Liga zu gewöhnen. In spielerischer Hinsicht, namenstechnisch sowieso und vor allen Dingen stießen die Anstoßzeiten mir anfangs ein wenig übel auf. Nach ein paar Wochen kann man aber ganz locker festhalten: nicht nur die Borussia, nein, auch der geneigte Zuschauer hat inzwischen den richtigen Groove gefunden. Nun ist es ja grundsätzlich so, daß die erwähnten Spielzeiten den Beobachter in ein kleines Dilemma stürzen können, vor allem Sonntags. Am siebten Tage soll der Mensch bekanntlich ruhen, also einfach mal die Seele baumeln lassen und, je nach Neigung, auch eventuell mal einen Gedanken an seinen Schöpfer verschwenden. Damit ist es in unseren Breitengraden ja bekantlich nicht mehr ganz so weit her wie einst ersonnen und auch ich muß gestehen, mit diesem sonntäglichen Ritual, einer fundierten Kausalkette diverser Gründe folgend, auf Kriegsfuß zu stehen. Was mich aber nicht davon abhalten soll, einer ganz anderen guten alten Tradition neuerdings wieder äußerst wohlgemut zuzusprechen. Dem Sonntagsmittagsumtrunk in der Kneipe meiner Wahl. Dieser Schoppen, ursprünglich zur Pflege der sozialen Verpflichtungen und als kleiner Appetitanreger nach dem Kirchgang etabliert, steht bei meinem Besuch in unmittelbar kausalem Zusammenhang mit genau den höheren Mächten, die die Geschicke unserer Rautenträger zu beeinflussen vermögen. Die Church of Borussia eben. Und es ist nicht annähernd so schlimm, wie noch zu Saisonbeginn angenommen. Ganz im Gegenteil, man könnte sich fast daran gewöhnen wollen. Natürlich machen es mir die fünf Auswärtstore in Koblenz an einem wunderschönen Herbstsonntag ungleich leichter, diese Seite der Medaille zu preisen. Aber ich will die Kirche lieber im Dorf lassen: Samstagnachmittag Fußball schauen war grundsätzlich auch ziemlich okay. Um nicht zu sagen: „Nothing could be finer. Sweet thing I was only joking“. Gruß auch an alle Frauenfußballfans (Girl is a runner).

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

7.10.07

Auwärtsstark (12)





In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute: Estnische Meistriliiga, 30. Spieltag, FC TVMK Tallinn - FC Levadia Tallinn, 29.09.2007, Kadrioru-Stadion, Tallinn.

Tallinn bietet schöne Spaziergänge und ich rate, jede Minute Sonne auszunutzen, denn allzu bald kommt wieder ein Schauer vom Osten übers Meer und vermischt den Wind mit Regen. Willst Du einen Spaziergang machen, kann ich dir folgendes raten: nimm die Straßenbahn Nummer 3 in östlicher Richtung und fahre bis zu Endstation, es dauert nicht lang. Von hier aus kannst du dich links halten und in Richtung Meer spazieren, an dem auf erst steinigem, dann sandigem Strand die Ausflügler sitzen, Rentner, Pärchen, trinkende Jugend, and the odd bum. Nun könntest du ein ganze Weile marschieren, der Strand wird zu Promenade und du kommst nach Pirita, wo alles noch nach Soffietunion riecht. Du könntest aber auch nur bis zur Rusalka spazieren, einer Statue zur Erinnerung des Untergangs eines gleichnamigen russischen Marineschiffs und dann rechts rum, über die Straße und in einen schönen Grüngürtel, bald Park, bald Wald. Auch hier: Flaneure aller Couleur. Du läufst bis zum alten Zarenschlösschen und zu einem kleinen Schwanenteich. Jetzt musst du dich über die nächsten Schritte entscheiden. Nach links gelangst du zum neuen estnischen Kunstmuseum KUMU, nach rechts könntest du dich im Café volllaufen lassen, und wenn das Wetter immer noch schön ist und ein Spiel auf dem Programm steht und dir danach ist, dann könntest du geradeaus zum Stadion gehen. Vielleicht treffen wir uns ja. Einfach immer geradeaus bis zum Ende des Parks, wirklich nicht zu verfehlen.

Niemand nimmt den Fußball hier richtig ernst. Und wenn es jemand tut, dann die russischstämmige Bevölkerung. Die lingua franca sowohl auf als auch neben dem Platz ist Russisch, nur der Stadionsprecher spricht Estnisch. Es spielt der zweite der Liga, TVKM Tallinn gegen den ersten, Levadia Tallinn. Die Meisterschaft wird im Kalenderjahr ausgetragen, es geht also in die heiße Phase. Mit 6 Punkten Rückstand muss TVKM gewinnen, um noch eine kleine Chance auf den Titel zu erhalten. Es ist das vierte Aufeinandertreffen der beiden in dieser Saison, denn um bei 10 Mannschaften ein bisschen häufiger kicken zu dürfen, spielen alle viermal gegeneinander.

Die erste Halbzeit bietet zunächst wenig Höhepunkte. Obwohl das Niveau der Liga als solches gering ist, weisen die meisten Spieler eine hohe Technik auf. Das Spiel ist auch nicht sehr ruppig, kaum einer ist wirklich "bei den Leuten", so dass ein ganz schönes Spielchen zustande kommt; doch der letzte Pass, die letzte Flanke misslingen jedoch, so dass es nicht wirklich gefährlich wird (wer hat gesagt, das klinge ja wie die Beschreibung von Frauenfußball?!). Dann doch noch das Tor von Levadia, ungefähr 10 Minuten vor der Pause: der Rechsaußen mit den gelben Schuhen (Tarmo Kink) wird nicht richtig angegriffen und haut den Ball in den Winkel. Pause. Die vielen Balljungen kicken nun selber ein bisschen rum (könnte eine nordische Version von Ball aus der Luft sein), so dass der Ersatztorwart (Sergei Lepmets) die Bälle selber holen muss:



Zeit für ein Bier und ein Sandwich und Wechsel auf die Haupttribüne.

In der zweiten Halbzeit zunächst das gleiche Bild. TVMK will, kann aber nicht so richtig, und Levadia tut nicht mehr als nötig. um den Vorsprung nicht zu gefährden. Bis zur 50. Minute: In einem herkuleskem Kraftakt schießt TVMK innerhalb von 4 Minuten zwei Tore (ein Eigentor darunter) und führt nun überraschenderweise! Der Rest ist schnell erzählt: Müde und langsam geworden, sind die Spieler von TVMK (übrigens aus der Sportmannschaft eines Möbelkombinats aus Sowjetzeiten hervorgegangen) leichte Beute für Levadia. Um es kurz zu machen, TVMK wird, nun ja, vermöbelt, denn Levadia schießt noch 5 Tore. Und hat auch noch Zeit für eine recht offensichtliche Schwalbe:



Nun, 6:2 vom ersten gegen zweiten spricht eine deutliche Sprache. Levadia wird wohl aller Wahrscheinlichkeit nach Estland in der CL-Qualifikation im nächsten Jahr vertreten. Und wohl wieder scheitern, wie dieses Jahr gegen Partizan Beograd.



Bisher in dieser Reihe erschienen:

Auswärtsstark (11): LASK Linz - Cashpoint SCR Altach
Auswärtsstark (10): Preußen Münster - SV Schermbeck
Auswärtsstark (09): SV Wehen Wiesbaden - VfB Stuttgart
Auswärtsstark (08): Red Bull New York - Chicago Fire
Auswärtsstark (07): Borussia Mönchengladbach II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (06): Bayer Leverkusen - CA Osasuna
Auswärtsstark (05): Bayer Leverkusen II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (04): Eintracht Frankfurt - Newcastle United
Auswärtsstark (03): Öffentliches Training des 1. FC Köln
Auswärtsstark (02): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (01): Factor Ljubljana - Bela Krajina

FohlenKommandO Sonntagszeitung

5.10.07

Denk ich ans Spiel

Der Torwart

Er steht im Kasten, viele stehn davor.
Dahinter stehen auch einige.
Fängt ein Ball, beißt ab ein Ohr,
Fühlt sich oft alleinig.

Danach ins Mikrofon er kreischt:
Cojones! Das ist´s was wir brauchen!
Doch im Innersten er weiß:
Eier kann man sich nicht kaufen.

Jedoch Bananen, davon gebe es genug.
Wenn er sie mal zusammenrafft.
Das wär doch mal ein feiner Zug -
In unserer Wegwerfgesellschaft!

Im Training heißt es nur für ihn:
Steh auf! und: Leg dich wieder hin!
Fang den Ball! und: Gib ihn wieder her!
Sein Genosse ist ein ärztlicher.

Doch, zu Haus, da will er anders sein,
Liest Coelho, wenn es dunkelt.
Dabei ist er dann wieder allein.
Die Spielerfrau? Man munkelt.

Courteous Reader (10)

9. Spieltag: TuS Koblenz – VFL Borussia Mönchengladbach

Das Wochenende steht vor der Tür und damit ein weiterer Spieltag in der stärksten 2. Bundesliga aller Zeiten. Am Sonntag um 14.00 Uhr tritt die Borussia zu ihrem ersten Pflichtspiel gegen die TuS Koblenz im Stadion Oberwerth an, bereit, die Siegesserie auf sechs Dreier in Folge auszubauen. Das hoffen wir jedenfalls, oder nicht? Die Gedanken kreisen ja schon heftig um den rheinischen Klassiker am 10. Spieltag. Man ist vor dem großen Derby gegen Köln aber paradoxerweise ob der Erfolge etwas verunsichert, denn das häufige Gewinnen der letzten Wochen fühlt sich noch immer etwas surreal an. Natürlich plädieren wir hier beim FohlenKommandO für die eleganteste aller Lösungen: einfach gegen Koblenz gewinnen, als Topfavorit und Tabellenführer die kommende Arbeitswoche genießen und dann die Kölner ebenfalls aus dem Stadion schießen. Damit könnten sich wohl alle Freunde der Borussia anfreunden, aber gleichzeitig meldet sich der Hochmut auch stets vor dem Fall. Kennt man doch. Wir wollen uns daher ein wenig in Demut üben, die goldenen Spiele des Septembers als großartiges Spektakel bestaunen und weiterhin gelassen mit Benjamin Franklin in die Zukunft schauen:

«Blessed is he that expects nothing, for he shall never be disappointed

Der Rheinländer weiß schließlich seit ehedem, et kütt wie et kütt!

4.10.07

Ist spät geworden gestern

Das Leben von Nachrichtenagenturjournalisten ist hart. Unter Zeitdruck müssen Berichte über blöde Fußballspiele und noch blödere O-Töne von Fußballspielern fertiggekloppt werden. Glücklich schätzen kann sich dabei die dpa, die mit Dietmar Fuchs nicht nur einen Fußballjournalisten, sonderen auch Fußballphilosophen in ihren Reihen hat. Der sich mal eben Sachen ausdenkt wie "Prozentfußball":

(gesehen bei sueddeutsche.de, gegen 8:15 Uhr)

Und das beste daran ist: er sagt uns nicht, was er damit meinen könnte; aber klar, niemand liefert eine Rezeption der eigenen Werke (auch wir nicht). Und so wirft Fuchs einen Spielball in die Manege der Fußballfeuilletonisten, die sich daran über Wochen ergehen können, Für und Wider abwägen, schelten und loben. Und vielleicht versuchen, zu definieren, und dadurch den Zeitgeist erklären.
Erst Jahre später irgendwann wird Fuchs sich zu Wort melden und Stellung beziehen: "War doch alles nicht so gemeint. Ich saß halt in diesem Trondheim, scheißkalt, hatte schon ordentlich einen im Kahn und dauernd diese Wodkaflasche vor mir stehen, wissen Sie, so eine, wo ganz groß drauf steht, wie hoch der Alkoholgehalt ist. Naja, ich glaub', ich hab mich einfach verschrieben. Gut, oder?".

3.10.07

Auswärtsstark (11)





In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute: Österreich, T-Mobile Bundesliga, LASK Linz - Cashpoint SCR Altach, 15.09.2007, Linzer Stadion (Gugl), 6000 Zuschauer.

Ein beruflicher Aufenthalt in Linz im schönen Oberösterreich muss natürlich genutzt werden, um sich vor Ort ein Bild von der besonders durch deutsche Altinternationale auch in unseren Breiten immer häufiger erwähnten T-Mobile Bundesliga zu machen. Der LASK aus Linz, erst dieses Jahr wieder in die höchste Spielklasse aufgestiegen, muss allerdings gänzlich ohne aus der deutschen Bundesliga bekannten Stars auskommen. Auf Grund des nicht chronologischen Spielplans mussten die Linzer in zwei aufeinander folgenden Wochenenden gegen Cashpoint SCR Altach spielen. Nach einem 2:2 im Auswärtsspiel kam es nun Samstagabend 18 Uhr, also zur besten Sofafußballzeit, im Linzer Gugl-Stadion zur Revanche. Das Stadion, welches sehr an das alterwürdige Rheinstadion erinnert, war nicht mal zur Hälfte gefüllt, was der Stimmung allerdings keinen Abbruch tat.



Kaum hatte das Spiel begonnen, war es mit der numerischen Ausgeglichenheit auch schon dahin, da der Linzer Mayrleb bereits in der 9. Minute wegen einer Tätlichkeit zurück in die Kabine geschickt wurde. Die Fußballweißheit, dass ein Spiel mit einer frühzeitig dezimierten Heimmannschaft gerade für den neutralen Beobachter nicht gerade ein Leckerbissen ist, kam auch in diesem Spiel zu tragen. Selbst in Überzahl brachte Altach über die gesamte Spielzeit kaum eine gefährliche Torraumszene zustande und auch Linz konnte die optische Überlegenheit lange Zeit nicht in ein Tor ummünzen.


So vertrieb man sich das Spiel mit Kaiser Bier und hatte sich schon drauf eingestellt, dass das Auswärtserlebnis ohne Tor über die Bühne gehen würde, als kurz vor Schluss der LASK nach über 70 Minuten Unterzahl doch noch das erlösende 1:0 gelang, welches in der Schlussminute sogar auf 2:0 ausgebaut wurde. Linz hält mit diesem Sieg den Anschluss an die Spitzenplätze. Ein Spiel einer Spitzenmannschaft hat aber wohl kaum einer der 6000 Zuschauer gesehen.

Achim Böhme

2.10.07

Das Zitat zum Spiel (Augsburg H)

„Augsburg spielte ein wenig feige“

Patrick Paauwe

1.10.07

Neues aus dem Gästeblog (40.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Sie haben es also schon wieder getan! Dieser kleine verbale Einwurf meinerseits steht heuer ganz unter dem Eindruck der auffälligen Wiederholungstäter der vergangenen Woche, wobei es natürlich weder um strafrechtliche, noch um pathologisch-forensische Sachthemen geht, sondern es sich wie gewohnt um fußballerische Wiederholungstäter handelt. Die Borussia zum Beispiel gleich zweimal. Zweimal gewonnen, Tabellenführer für zwei Nächte und nur eines singulären Törchens wegen vom SC Freiburg von der Spitze gestoßen. Unfaßbar! Vor allen Dingen ein unfaßbar gutes Gefühl! Tja, und dann der FC aus Köln. Noch so ein Fall. Zweimal verloren und zweimal dabei eine Führung nicht über die Zeit gebracht. Außerdem wiederholt sich gerade das stets erheiternde Wir-stellen-alles-und-jeden-in-Frage-Rede-und-Antwort-Spiel zum ungefähr viertausendsten Mal. Christoph Daum hätte vielleicht doch noch beim FC Chelsea unterschreiben sollen. Jetzt droht‘s am Geißbockheim mal wieder ungemütlich zu werden. Und dann sind da ja noch die Fußballdamen. Die haben es auch schon wieder getan: Weltmeister werden nämlich, was bedeutet, wir alle sind jetzt auch für mindestens vier weitere Jahre Weltmeisterin. Ich muß allerdings zugeben, ich hab diese höchst erfreuliche Neuigkeit der Presse entnommen. Das Finale habe ich nicht gesehen, genau wie alle anderen Spiele der WM. Und bevor jetzt hier der große Aufschrei kommt, von Ihnen, werte Leserinnen und Leser, und sie mich einen Chauvinisten, Sexisten, Ignorranten, alles zusammen oder einen Sonstwas schelten wollen, bitte, ganz sachte: ich hab ja gar nix gegen fußballspielende Frauen; schon gar keine Macho-Argumente. Es gibt mir halt nur keinen Kick, weil ich es, sorry, nun eher unspannend finde, genauso wie z.B. Rallyesport oder Golf. Aber das heißt ja nix. Doppelweltmeister, den Titel verteidigt und dabei kein einziges Gegentor kassiert, das nötigt schon Respekt ab. Meinen aufrichtigen Glückwunsch dazu! Weitermachen!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an