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Post von Gmeinder

Sehr verehrte (unbekannte) Freundinnen des spochtverbundenen Vergnügens,

wir teilen ab jetzt scheinbar eine gemeinsame Vorliebe. Wir schauen uns gemeinsam Fußballspiele in einer extrem guten Südstadtkneipe an. Das ist soweit eine tolle Sache. Auch der von Euch phasenweise gezeigte Enthusiasmus hat mich wirklich berührt. Ihr stellt Euch aufrichtig in den Dienst der Sache und tragt das Feuer für Klinsis Buben wie eine leuchtende Fackel nach Kräften vor Euch her. Ihr seid Deutschland! That’s the spirit! Und genau den braucht das Land bei der WM. Ich bin sogar rechtgehend stolz auf Euch. So stolz, wie es aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Hauskolumnist einer Hamburger Boulevardzeitung wäre. Ihr wißt schon, der mit dem (Zitat: Titanic) «Antlitz eines Kürbis vom letzten Halloween». Hätte er Euch gestern abend erlebt, Post von ihm wäre Euch gewiß. Da er gestern aber nicht in erwähntem Etablissement gesichtet wurde, übernehme ich ausnahmsweise und schweren Herzens seinen Job.

Vielleicht stellt Ihr Euch die Frage, warum ich das tue? Ganz einfach. Gestern war ich zu sehr mit dem Fußballspiel beschäftigt, um mich Eurer anzunehmen. Nicht so sehr wie ich es gerne gewesen wäre, mit dem Spiel meine ich, dafür habt Ihr mich dann doch zu stark in meiner Aufmerksamkeit beeinträchtigt, aber immerhin beschäftigt genug. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die Gesellschaft gutaussehender, junger Damen in einer öffentlichen Restauration generell von mir nicht nur begrüßt wird, sie ist sogar ausdrücklich erwünscht. Soweit auch bis hierhin alles in Ordnung. Es steht aber zu befürchten, solltet Ihr Euren Elan nicht schlagartig wieder verlieren, daß wir uns in den nächsten Wochen öfter begegnen werden. Und um unnötigem Ärgernis in Zukunft vorzubeugen, möchte ich Euch an dieser Stelle ein wenig auf die Sprünge helfen. Auf diese Weise werden wir gemeinsam hoffentlich eine rundum fantastische Weltmeisterschaft erleben, da bin ich mir sicher. Also gehen wir’s an.

1. Es ist mir wirklich unangenehm, aber ich muß diesen stereotypen Hinweis an den Anfang stellen. Die Abseitsregel ist nun wirklich nicht einfach zu verstehen. Es ist bei völliger Unkenntnis somit hilfreich, diese Tatsache einfach zu akzeptieren. Als Merkregel gilt: Grundsätzlich steht ein Spieler vor allen Dingen dann im Abseits, wenn der Mann mit der Pfeife im Mund das so entschieden hat. Meistens liegt er dabei völlig richtig. Alles andere ist wirklich unerheblich und verschwendet nur unnötig Sauerstoff. Die Abseitsregel wird auch dadurch nicht verständlicher, sie sich im Verlauf eines Spiels gegenseitig immer wieder falsch zu erklären. Auch wenn nicht immer eindeutig ersichtlich wird, warum das Spiel denn nun ausgerechnet gerade in diesem Moment unterbrochen wurde; der Ball wechselt halt manchmal den Besitzer. Und sei es nur, weil der komische Typ, der da so ganz ohne Mitspieler über den Platz rennt, plötzlich Bock hat, nun wieder in die andere Richtung zu laufen. Das ist zwar total gemein, aber nicht zu ändern.

2. Auch Männer reden während einer Fußballübertragung. Gerne und auch sehr viel sogar. Wenn man ihnen darüber hinaus Geld und ein Millionenpublikum anbietet (Kerner, Beckmann, Simon, Réthy, etc.), dann zerquatschen sie unnötigerweise desöfteren ein komplettes Fußballspiel. Das ist nicht schön, auch nach all den Jahren immer noch gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem irgendwo in Ordnung. Die auditive Suada beschäftigt sich trotz alledem in den allermeisten Fällen nämlich mit dem Spiel. Das gilt auch für die teilnahmslosen Zuschauer, ob im Stadion oder in der Kneipe. Die unterhalten sich natürlich auch, kommen dabei aber nicht annähernd in die Nähe Eurer Gesprächsthemen. Da wären beispielsweise zu bemängeln: die Frühjahrsmode (nicht schön), den «Sixpack» eines japanischen Spielers (schön), die blöde beste Freundin (gestern nicht anwesend), ihren Freund (ebenfalls nicht anwesend, aber schön) oder die Frisur von Michael Ballack (anwesend, aber geht so).

3. Warum sich die Protagonisten einer heterosexuell dominierten Sportart (Fußball) ständig gegenseitig den Hintern tätscheln, das haben wir anderen heterosexuellen Männer bisher auch nicht verstanden. Was auch immer es sein mag, eines ist es mit Sicherheit nicht: es ist nicht sexy! Und es bedarf auch keiner ständigen Kommentierung! Unter diesen Männern, die sich wahrscheinlich gegenseitig mindestens so gut kennen wie ihre Ehefrauen es tun, sich täglich nackt in Dusche und Umkleidekabine begegnen und mittlerweile auch unter heftigem Lagerkoller leiden, gibt es halt keine Berührungsängste. Das ist im Sinne einer aufgeklärten und toleranten Zivilgesellschaft durchaus positiv zu bewerten und zeugt darüber hinaus in besagtem Falle von mannschaftlicher Geschlossenheit. Darüber freuen wir uns im Hinblick auf die WM. Außerdem scheint es unter Profis ein global verbreitetes Hilfsmittel zu sein, sich gegenseitig Aufmunterung, Trost oder Respekt zu zollen. Es gehört halt dazu und damit Schluß! Zum Spiel gehört auch die orale und nasale Entsorgung körpereigener Sekrete, gezeigt in Großaufnahme. Auch das ist in der zur Schau gestellten Häufigkeit für Fernsehsportler vielleicht nicht immer ganz nachvollziehbar, aber es ist wirklich müßig, dieses Gebaren über volle 90 Minuten stets aufs Neue zu verhackstücken.

4. Abschließend noch ein wichtiger Aspekt für die kommenden Wochen. Fußballweisheiten und Phrasen darf man, nein, man muß sie sogar raushauen, wann immer es geht. Egal wie abgedroschen sie auch sind oder wie banal und blöd sie auch klingen mögen. (vgl. Villon: «Wer’s lang hat, der läßt’s auch lang hängen», bzw. Blanco «Ein bißchen Spaß muß sein».) Im schlimmsten Fall schmeißt man ein paar Münzen ins gefräßige Phrasenschwein oder auch mal eine Runde unter Freunden. (vgl. Heino: «Karamba, karacho ein Whisky, karamba, karacho ein Gin».) In Anwesenheit anderer Fußballdummschwätzer, den Autor eingenommen, sollte man aber tunlichst nicht erwähnen, sein gesammeltes Fachwissen lediglich aus Zeitschriften erworben zu haben. Vor allen Dingen nicht dann, wenn diese sich in der Regel überwiegend mit Frühjahrsmode, Waschbrettbäuchen und Frisuren beschäftigen (vgl. oben). Selbst wenn dem so sein sollte, und das ist an sich ja kein Menetekel, dem öffentlichen Bekenntnis schickt man keine Erklärung voraus, weil ja sowieso klar ist, daß man diese Fähigkeiten durch jahrelanges, hartes Training erworben hat. Und zwar da, wo’s bekanntlich am meisten wehtut.

Also Mädels, ich freu mich schon riesig auf die Weltmeisterschaft, auf Euren Esprit, Eure Begeisterung und auf viele gute Gespräche. Nach dem Spiel. Wir sehen uns. Vielleicht schon am Freitag. Auf jeden Fall ab dem 9. Juni. Bis dahin alles Gute.

Sie möchten diesen Artikel hören? Kein Problem!

Lach mich gerade tot, sehr schöner Kommentar! :-)