26.4.06

Die Waffe im Anschlag

Nach den Pfiffen im Spiel gegen Hertha BSC hat sich Montagabend auch das Fanprojekt zu der Angelegenheit geäußert: „oberpeinlich und einfach nur beschämend“, „unterste Schublade“ und „einfach nur arm“ sei das Verhalten der „selbsternannten ‚besten Fans der Liga’“ gewesen.

Auch das FohlenKommandO hätte auf diese Pfiffe gut und gerne verzichten können. Es ist aber so, dass ein Fan in der Kurve nur wenige Möglichkeiten hat, seinem Unmut Luft zu machen, wenn die Mannschaft vor sich hin rumpelt. Das Borussia mit ihrer spielerischen Leistung das Publikum am Samstag nicht gerade begeistert hat, dürfte klar sein.

Entgegen der Andeutungen der selbsternannten Oberfans ist diese Unzufriedenheit aber durchaus nachvollziehbar und großteils sogar berechtigt. Der Fußball, der 2006 im Borussia-Park geboten wurde, ist grauselig und die Ausbeute auf fremden Plätzen ist wie die Jahre zuvor immer noch beschämend. Die schlechten Ergebnisse in diesem Jahr mit dem zu hohen Erwartungsdruck aufgrund der guten Hinrunde zu rechtfertigen, greift aber zu kurz. Die Mannschaft hat das Potential für einen Mittelfeldplatz. Platz 9 muss der Anspruch sein, und zwar auch in der Rückrunden- und der Auswärtstabelle.

Im Augenblick scheint es aber, dass Köppel nicht mehr Herr der Situation ist. In der Öffentlichkeit reagiert er zunehmend grantig und gereizt. Seine sportlichen Entscheidungen sind immer weniger nachzuvollziehen. Nachdem schon in Leverkusen die Wechsel auf allgemeines Unverständnis stießen, ließ es sich Köppel gegen Hertha nicht nehmen, Strasser auf der wohl wichtigsten Position im modernen Fußball spielen zu lassen, und das in einem Spiel, in dem Borussia überhaupt nichts zu verlieren hatte. Völlig zutreffend hat die Aachener Zeitung die Situation erklärt: „Die Ängstlichkeit und Weinerlichkeit des Trainers überträgt sich immer mehr auf die Mannschaft.“ Wen wundert es da, dass gepfiffen wird?

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie man dieses Problem lösen kann. Die naheliegenste und beste Möglichkeit wäre, den Trainer bedingungslos den Rücken zu stärken. Die Vereinsführung muss Köppel das Gefühl geben, dass sie hundertprozentig hinter seiner Person und seinen Entscheidungen steht. Einen solchen Vertrauensbeweis hat es seit Köppels Amtsantritt aber noch nie gegeben. Es ist also völlig aussichtslos, ihn jetzt einzufordern.

Es bleibt also nur die fußballpolitische Allzweckwaffe: Trainerwechsel. Auch wenn regelmäßig gefordert wird, dass Trainer Zeit bekommen sollen, um in Ruhe ihre Arbeit verrichten zu können, sitzt den Herren Pander und Königs die Waffe anscheinend relativ locker. Mit dem Kollegen Rangnick soll nach (ungewiss wie seriösen) Informationen des Express bereits gesprochen worden sein.

22.4.06

Schenkelklopfer der Woche

Sehr verehrte Freunde des spochtverbunden Vergnügens,

bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr vergibt die Redaktion des FohlenKommandO ihre offizielle Humor-TÜV-Plakette für Spaß besonderer Art. Als gestern die Meldung, Bundestrainer Jürgen Klinsmann habe Jens Nowotny zum offiziellen Fitneßtest der Nationalmannschaft eingeladen, aus dem Nachrichtenticker gespuckt wurde, haben wir noch gezögert. Schließlich weiß man bei dem Bub aus Huntington Beach, einem wahren Meister des subtilen Humors, nie so ganz genau, ob er es noch ernst meint oder doch schon kalauert. Fragen Sie mal Oliver Kahn. Und weil richtig gute Witze oftmals eine gewisse Zeit brauchen, um dann schlußendlich in Gänze beim Rezipienten anzukommen, haben auch wir sicherheitshalber noch mal eine kurze Nacht darüber geschlafen.

Heute morgen haben wir uns dann aber vor lauter Lachen aus den Betten geschüttelt und in einer Eilkonferenz entschieden: «Congratulations, Jürgen, nice one, really... pretty... pretty... pretty... pretty good!» Weiter so. Weil jetzt aber raus ist, daß am geistigen Gesundheitszustand des Bundestrainers nicht gezweifelt werden muß, es handelt sich ja schließlich um einen grandiosen Scherz, hätten wir da noch ein paar Vorschläge, wie die Fußballnation und die Borussenfans im Besonderen in den kommenden Tagen zu unterhalten wären. Wie wäre es denn zum Beispiel mit dem hier: «Hans-Jörg Criens und Günter Thiele stürmen bei der WM für Deutschland!» Wir würden uns auch über diesen freuen: «Hans-Günter Bruns verstärkt das deutsche Mittelfeld!» Und zum Schluß vielleicht noch einen der folgenden Güteklasse: «Kai-Erik Herlovsen und Schorsch Dreßen ersetzen Huth und Mertesacker!» Prima. Eine goldene Regel der Komik besagt, daß der erste Witz richtig sitzen muß, danach läuft's von selber. Und da der Bundestrainer schon überragend vorgelegt hat, brauchen sich alle humoraffinen Fußballfreunde hinsichtlich der nächsten bonmots keine Sorgen zu machen.

Noch schnell etwas in eigener Sache: Jürgen, alter Lachsack, vergiß beim Strandspaziergang bitte nicht, immer schön brav ein DFB-Mützchen auf den Kopf zu setzen, damit Dir die kalifornische Sonne beim Ersinnen weiterer Superscherze keinen Strich durch die Rechnung macht. Wir können Deinen nächsten Gag schon jetzt kaum abwarten und verbleiben gespannt und mit freundlichem Gruß in der Redaktionsstube.

20.4.06

Lieber ewige Talente als gar keins?

Eine neue Diskussion rast durchs mediale WM-Dorf: Die Frage nach der Rückkehr von Mehmet Scholl ins Nationalteam. So werden z.B. auf einer Internetseite Unterschriften gesammelt für seine Rückkehr, auf der im Minutentakt unterzeichnet wird.
Wäre er eine sinnvolle Option? Er ist im Herbst seiner Karriere in bestechender Form und erfolgreich v.a. als Joker. Und genau diese Fähigkeit würde die deutsche Mannschaft zu schätzen wissen, wenn es bei der WM als Gastgeber gegen Teams geht, die das alles erst mal auf sich zukommen lassen und sich hinten reinstellen.
Doch wen im Mittelfeld zu Hause lassen? Borowski und Ernst sollten mit, Schneider und Ballack sowieso. Also Schweini zu Hause lassen?
Wenn Klinsi sich ernstlich dieses nächste Problem macht, dann hat er zwar (den 5er dafür halte ich schon bereit) die Qual der Wahl, aber eine bedenkenswerte Option mehr.
Wir lassen uns überraschen.

Voll auf die Zwölf

Die etwas andere Meinung (6)

Nachdem Kahn von Klinsmann vor zwei Wochen den sprichwörtlichen Schlag ins Gesicht hinnehmen musste, legte Kollege Rensing vor dem Spiel in Bielefeld nach und schoß Kahn beim Aufwärmen mit einem Ball derart geschickt an, dass Kahns Augenpartie zuschwoll. Da selbst die BILD diesen rätselhaften Vorgang nicht schonungslos aufklären kann, wird sich Fußballdeutschland damit abfinden müssen, dass Ungereimtheiten bestehen bleiben. Aber auch die BILD unkt, das Kahn den Ball möglicherweise nicht richtig gesehen habe (Genau wie die beiden Bälle gegen Köln, den Ball gegen die USA, den Freistoß von Carlos gegen Madrid, ...).

Im Hollywoodstreifen "Major League" (deutsch: "Die Indianer von Cleveland") kämpft der Baseballpitcher Rick "Wild Thing" Vaughn, gespielt von Charlie Sheen, mit einem ähnlichen Problem. Im Film ist die Lösung jedoch nah in Form eines schwarzen Kassengestells, das ihm sein Trainer vor und auf die Nase setzt. Es ist zugegebenermaßen schwer vorstellbar, dass Kahn mit einer solchen Brille aufläuft, aber Kontaktlinsen sind eine Alternative vor der man (Achtung Wortspiel!) die Augen nicht verschließen sollte.

Übrigens gibt es in der Hollywoodvariante ein Fortsetzung, die für das Baseballteam ebenfalls erfolgreich endet. Der dritte Teil der Trilogie heißt dann aber schon "Zweite Liga". Es gibt also Hoffnung, dass es in der Bundesliga nochmal richtig spannend wird.

18.4.06

Vom Feeling her ein gutes Gefühl

Sehr verehrte Freunde des spochtverbunden Vergnügens,

die katastrophale Auswärtspleitenserie ist auch am vergangenen Wochenende nicht gerissen. Der Geist war, wie auch schon in Hamburg, zumindest willig, aber das Fleisch war wiederholt nicht stark genug. Fairerweise muß man erwähnen, daß der leitende Schiedsrichter es der Fohlenelf auch nicht einfach gemacht hat. Zum allgemeinen Entsetzen kam nicht der Spochtsfreund Nowotny, nach seiner rüden Attacke gegen Eugen Polanski, in den Genuß einer verfrühten Duschgelegenheit, sondern Niels Oude Kamphuis, den Herr Rafati etwas überraschend in der 37. Minute nach einem eher harmlosen Foul mittels Ampelkarte zum Planschen ins Entmüdungsbecken schickte. Zwei Spieler des Gladbacher Dreiermittelfeldes waren somit aus dem Verkehr geräumt, während Nowotny gemeinsam mit Ramelow weiter gegen giftige Gladbacher aufräumen durfte. Bedauerlich, wirklich sehr bedauerlich. Aber was auswärts mit elf Spielern schon nicht gelingt, das darf man von nur zehn Kickern nicht unbedingt erwarten, auch nicht zu Ostern. Vielleicht hätte es der totgeglaubten Auswärtsmoral geholfen, am Ostersonntag in der Bayarena... nun gut, man weiß es nicht, alles reine Spekulation. So harrt man also weiter gespannt auf einen Auswärtserfolg.

Allerdings: Mit den Erfolgen ist das so eine Sache. Während die Auswärtserfolge in ihrer Einzigartigkeit schon kaum zu überbieten sind und ein Auswärtsdreier am Niederrhein mindestens so sehnsuchtsvoll erwartet wird wie anderswo der Messias, so verhält es sich mit dem Erfolg im Allgemeinen ähnlich dem Wetter. Es wird deutlich zwischen dem «tatsächlichen» und dem «gefühlten» Erfolg unterschieden, und bei diesem Vergleich liegen stets mehrere Grad Unterschied zwischen den ermittelten Werten. Der tatsächliche Erfolg ist ein, gemessen an den drei vergangenen Jahren, ziemlich gewaltiger Aufschwung. Die Mannschaft ist zwar immer noch nicht in der Lage, die von ihr erwartete Konstanz im Verlauf einer kompletten Saison zu beweisen, aber immerhin haben die Fohlen endlich die ersehnte Hürde von den Abstiegsrängen hinein ins biedere Mittelfeld der Liga genommen. Diese Erkenntnis mag den geneigten Fan, auch aufgrund der sich bietenden Möglichkeiten im oberen Tabellendrittel, möglicherweise nicht vor Begeisterung vom Stuhl hauen, aber es ist und bleibt eine erfreuliche Feststellung.

Während in den vergangenen Jahren auf der Stelle getreten und der Abstieg immer erst kurz vor knapp vermieden werden konnte, hat die «Marke Borussia» in ihrer Gesamtentwicklung in diesem Jahr einen weiteren Schritt nach vorn gemacht. Das wurde von den Verantwortlichen stets so vorgegeben und das haben sie auch eingehalten. Wie nachhaltig allenthalben rund um den Borussia-Park gearbeitet wird, beweist auch ein SZ-Artikel vom 10.04.2006. «Gut Ding will Weile haben» sagt der Volksmund. Des Volkes Mund steht aber oft im krassen Gegensatz zu des Volkes Empfinden. Da stehen vielen Anhängern der Borussia nämlich nur allzu oft die Haare zu Berge. Eine Gänsehaut des Erschreckens übermannt die Fans in regelmäßigen Abständen ob der gebotenen Leistung, da kann auch der Verfasser sich nicht gänzlich ausnehmen, und läßt uns alle Erschaudern. Der gefühlte Erfolg der Borussia liegt nämlich irgendwo um den Gefrierpunkt. Und das ist ebenso kalt wie bedauerlich. Es ist trotzdem an der Zeit, die schrittweise Entwicklung, auch wenn sie tatsächlich und gefühlt eine kleine Ewigkeit gedauert zu haben scheint, auch einmal anerkennend zu würdigen.

Aber gemosert wird schließlich immer. Während allerorten, und das nicht erst seit gestern, mal wieder etwas lauter über den weiteren Verbleib des Übungsleiters spekuliert wird, ist es unerläßlich, die Frage nach der gefühlten Notwendigkeit eines weiteren Trainers zu stellen. Seit der Post-Meyer-Ära haben es die Verantwortlichen mit einem sogenannten Feuerwehrmann (Lienen), einem unverbrauchten Gesicht der Trainergilde (Fach) und einem internationalen Fachmann (Advocaat) an der Außenlinie versucht und sind mit diesen Experimenten letztlich grandios gescheitert. Jetzt darf es, aus der Not geboren, seit einem gutem Jahr der «liebe Opa Horschtl» versuchen und dem ist immerhin gelungen, was seinen Vorgängern insgesamt versagt geblieben ist: Er hat erfolgreich umgesetzt, was Fans und Präsidium von ihm erwartet haben. Nun läßt sich vortrefflich darüber streiten, ob Horst Köppel ein Mann für Mönchengladbachs Zukunft ist. Die einen sagen so, die anderen bekanntlich so. Fakt ist: Lediglich das Geschrei nach neuem Personal hilft nicht weiter. Und was sollte sich nach einem Trainerrauswurf verändern? Die Auswärtsbilanz ist seit dem Wiederaufstieg von keinem Trainer in den Griff bekommen worden. Die spielerische Klasse hat sich nur zaghaft, vor allen Dingen aber in dieser Saison verbessert. Die Qualitäten der jungen Talente einzuschätzen und einzusetzen vermag vor allen Dingen der aktuelle Trainer, der die Jungs schon bei den Amateuren trainiert und gefördert hat. Und wer Probleme mit dem Image Köppels hat, der sei daran erinnert, daß «harte Hunde» ihre Methoden genauso schnell abnutzen. (War der allgemeine Beliebtheitsgrad eines Dick Advocaat in Plusgraden überhaupt meßbar?) Und wer bringt die Zeit und die Geduld mit, den neuerlichen Vorstellungen und dem Aufbau einer Mannschaft unter einem anderen Trainer zuzusehen?

Für die letzten vier Partien sei allen Zauderern daher ein dicker Pullover empfohlen, das warme Wetter läßt sich schließlich auch besonders viel Zeit dieses Jahr. Wer trotzdem friert, der sollte sich, wenn er sich die nächsten Spiele unserer Borussia anschaut, bei der Erinnerung an die letzten Jahre ein paar warme Gedanken machen. Die gefühlte Temperatur wird höchstwahrscheinlich merkbar steigen. Ein Plätzchen an der Sonne ist nämlich nicht jedem automatisch vergönnt, für unsere Verhältnisse ist’s aber eigentlich ganz beschaulich. Wer weiß, vielleicht kommt der Sommer ja auch ganz bald.

14.4.06

Sportquiz

Nachdem Jürgen Klinsmann bestimmt hat, dass Jens Lehmann als Torwart Nummer eins zur WM fahren wird, sagte Bayern-Trainer Felix Magath: „Es muss nicht derjenige, der das erste Spiel macht, auch im Finale im Tor stehen.“

Frage: Was hat Felix Magath damit gemeint?

Antwort A: „Wir haben ja schon bei Christoph Daum erfolgreich die Nationalmannschaftskarriere verhindert.“
Antwort B: „Bei der Härte im englischen Fußball kann es leicht zu Verletzungen kommen.“
Antwort C:Ich werde Lehmann ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.“
Antwort D: „Lehmann sollte, bevor er mit seinem Auto fährt, lieber die Bremsen überprüfen.“
Antwort E: „Um im Finale im Tor zu stehen, muss man zunächst das Finale erreichen.“

Zur Auflösung klicken Sie bitte hier.

Sportquiz - Auflösung

Auflösung zum Sportquiz vom 14.4.2006

Frage: Was hat Felix Magath gemeint, als er sagte: „Es muss nicht derjenige, der das erste Spiel macht, auch im Finale im Tor stehen.“?

Antwort A („Wir haben ja schon bei Christoph Daum erfolgreich die Nationalmannschaftskarriere verhindert.“) wäre bei einem Zitat von Uli Hoeneß richtig gewesen.
Antwort B („Bei der Härte im englischen Fußball kann es leicht zu Verletzungen kommen.“) wäre richtig gewesen, wenn Vinnie Jones dies gesagt hätte.
Antwort C („Ich werde Lehmann ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann.“) ist nach aktuellen Gerüchten Reiner Calmund zuzuschreiben.
Antwort E ("Um im Finale im Tor zu stehen, muss man zunächst das Finale erreichen.") ist dem DSF Doppelpass entnommen.

Somit kann nach dem Ausschlussverfahren und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Magath Trainer des FC Hollywood ist, nur Antwort D („Lehmann sollte, bevor er mit seinem Auto fährt, lieber die Bremsen überprüfen.“) richtig sein.

7.4.06

Sie haben es getan

Nun ist es also tatsächlich passiert.

Nach all den den DFB „erschütternden“ Reformen wie dem Kapitänswechsel, dem Wechsel des bis dahin durch Verhandlungen eines gewissen Herrn Calmund geplanten Trainingsquartier von Leverkusen nach Berlin, nach der erzwungenen Altersteilzeit von Sepp Maier und der Anstellung amerikanischer Fitnesstrainer, die unsere Buben so lächerlich haben aussehen lassen und nach dem Versuch einen Hockeytrainer statt der anerkannten internationalen Spitzenkraft Sammer zu engagieren, hätte ich nicht gedacht, dass Lehmann auch noch die Nummer 1 im deutschen Tor wird, es vielleicht nur gehofft.

Denn es ist die richtige Entscheidung: Lehmann ist einer der wenigen deutschen Fussballer, die den Schritt ins Ausland wagen (man muss allerdings zugeben, dass zur Zeit nicht viele die Chance dazu bekommen) und sich dadurch weiterentwickeln. Ich nenne es das Mehmet-Scholl-Syndrom: Wenn der mal aus seinem München rausgekommen wäre (Angebote gab es sicherlich), hätte ein echter Weltstar aus ihm werden. So ist er ein Bundesliga-Star geworden. Genauso verhält es sich mit Kahn. Der griff diese Woche gegen Köln daneben und misst sich nächste Woche mit St. Pauli, während Lehmann gegen Juve überzeugte und gegen ManU ran muss.

Lehmanns Stärken werden dem deutschen Team gut tun: Genaue Abwürfe und Abschläge, die Angriffe einleiten können, gutes Mitspielen als „Libero“ und der Umgang mit der jungen Arsenalabwehr. Das was bei Kahn besonders hervorgehoben wird, nämlich sein „Kampfgeist“ und sein „Wille“ und der „Druck“, unter dem er steht und dem er standhält, all das hat Lehmann auch, ist er doch nicht umsonst "Mad Jens".

4.4.06

Lange Leitung

Mit der Einweihung des neuen Stadions im Nordpark (vom Südpark nur einmal über die Straße) soll nun alles besser werden. Mehr Geld, bessere Spieler, Erfolg, noch mehr Geld, Stars holen, Champions League weit kommen, Geld gut anlegen, neue Stars, dann auch mal Champions League gewinnen und nebenbei an der Anzahl der Sterne arbeiten. So stellt man sich das vor, und: es ist nicht mal übermäßig vermessen. Dass der Weg ein steiniger ist, haben langsam alle begriffen. Und dass Umwälzungen mitunter lange brauchen, um ihre Wirkung zu entfalten, ja, allein gesehen zu werden, beweist ein Blick aus der Vogelperspektive. Diese ist jetzt nicht mehr nur den Verteidigungsministerien zugänglich, sondern mithilfe von Google Earth auch für jedermann zu haben. Und, siehe da, Mönchengladbach ist mit erstaunlich hoher Auflösung von oben zu betrachten. So kann man ein wenig über die Stadt fliegen, noch einmal den Schulweg abmessen und merken, dass wohl Fünfminutenpause war, als der Satellit auf den Auslöser drückte. Weiter Richtung Westen und mit Schrecken stellt man fest: die neue Zeit ist bei Google noch nicht angekommen! Denn bei ungefähr 51° nördlicher Breite und 6° östlicher Länge zeigt sich statt Stadion und Trainingsgelände eine hässliche Brachlandschaft mit Baustelle:


Wann der Satellit das letzte Mal über den Nordpark geflogen ist, lässt sich genau sagen. Es war vor der Zeit.

Naja, wenigstens für Traditionalisten und Kulturpessimisten gibt es bei Google noch Trost:
Der Bökelberg, an einem Sommertag, als wär' nie was passiert. Und fast war es mir, der lila Porsche von Kamps hat gerade eingeparkt, oder war der rosa?

Beschäftigungsgesellschaft für Trainer

Die etwas andere Meinung (5)

In der freien Wirtschaft ist es üblich, entlassene Arbeiter in Beschäftigungsgesellschaften zu überführen um sie vor der drohenden Arbeitslosigkeit (vorerst) zu bewahren. Auch für Bundesligatrainer wäre ein solches Modell überlegenswert. Jede Saison werden in der Bundesliga reichlich Trainer gefeuert und neu eingestellt. Heute hat es mit Jürgen Kohler den Zehnten in dieser Saison erwischt. Es fällt aber auf, dass die meisten Trainer nicht lange auf ein neues Engagement warten müssen. Im Prinzip tauschen Vereine wie Frankfurt, Hannover, Köln, etc. ihre Trainer wie Neururer, Wolf, Lienen, etc nur untereinander aus. Für Trainer und Vereine wäre es doch eine gute Sache, wenn diese Vereine eine Beschäftigungsgesellschaft gründen würden, die alle Trainer anstellt. Die Vereine können dann auf einen Trainer von der Gesellschaft ausleihen und diesen, wenn der Erfolg ausbleibt, ohne lästige Kündigung und Abfindung wieder zurückgeben, um ohne Verzögerung einen neuen Übungsleiter auszuleihen. Die Trainer sparen sich hingegen lästige Vertragsverhandlungen und werden auch in den Monaten bezahlt, in denen sie nicht gebraucht werden.

2.4.06

Steigerung zur WM-Form

Jahrelang gab es zwei fußballerische Grundregeln: der weltbeste beste Torwart ist Olli Kahn und der beste Schiedsrichter ist Dr. Markus Merk. Aber das solche Regeln nicht ewig Bestand haben können, hat sich bei Kahn in den letzten Wochen angedeutet und beim gestrigen Spiel der Bayern gegen Köln Bestätigung erfahren. Zunächst segelt Kahn an einer Flanke vorbei und lässt Scherz einnicken. Später lässt er einen kapitalen Schnitzer folgen, als er den Schuss von Streit in aufreizender Lässigkeit passieren lässt. Für die Torhüterdiskussion in der Nationalelf sollten diese Vorkommnisse durchaus als Argument für Lehmann herhalten dürfen.

Dr. Merk hingegen hat das Rennen gegen Herbert Fandel um die WM-Teilnahme bereits gemacht. Trotzdem darf man sich die Schiedsrichterleistung beim gestrigen Duell der beiden Borussias genauer ansehen. Die umstrittenste Szene war zweifellos der Elfmeter, dem ein Halten von Strasser an Wörns vorausging. Sicherlich kann man auch bei dieser Situation geteilter Meinung sein, ob ein Elfmeter zwingend war. Dass man ihn geben konnte wurde -soweit ersichtlich- bislang aber noch von keiner Seite verneint.

Viel interessanter war da schon der Halbzeitpfiff nach genau 44:41 Minuten. Das ein Pfiff zu dieser Zeit nicht mit den Regeln im Einklang steht, dürfte klar sein. Mönchengladbach wurde so eine Eckstoß verwehrt. Einen unberechtigten Eckstoß gab es für dieselbe Borussia allerdings beim 1:0. Vorher hatte nämlich Strasser und nicht Metzelder den Ball ins Aus geköpft. Zum Ausgleich für diese Chance wurde später Neuville zurückgepfiffen, als dieser allein auf das BVB-Tor zulief. Der Abseitspfiff ertönte zu Unrecht, Neuville stand auf gleicher Höhe. Merk verteilte im Spiel an jede Mannschaft drei gelbe Karten bei eine Foul-Quote von 16-30 für Dortmund. Seine Entscheidung Niels Oude Kamphuis zu verwarnen ist sicherlich vertretbar. Warum viele andere Spieler nach vergleichbaren Aktionen verschont blieben, ist aber zumindest fragwürdig.

Im "Bundesliga Pur" hat das DSF Merk "WM-Form" bescheinigt. Wer das Spiel gesehen hat musste jedoch feststellen, dass Merk genausowenig wie Kahn eine weltmeisterschaftstaugliche Leistung abgeliefert hat. Zusammenfassend ist also zu sagen: Nichts ist für ewig. Die Herren Fandel und Lehmann wird es freuen.