29.4.10

Nonstop Nonsens - Folge #2

Der gespielte Witz

26.4.10

Neues aus dem Gästeblog (17.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Am Wochenende ward in der WELT ein Artikel veröffentlicht, der Borussia mit einem schlafenden Riesen verglich. Sehr schön. Wer das als Fan las, der fühlte sich gut dabei, es standen schließlich nur schöne Sachen darin. Vielleicht, vielleicht, verhieß der Artikel, vielleicht werden irgendwann in naher Zukunft einmal Menschenkinder geboren, die noch zu ihren Lebzeiten wieder mal ein Meisterteam der niederrheinischen Borussia bejubeln werden können. Möglicherweise, sollte die kontinuierliche und wohlfeil bedachte Arbeit des Präsidenten und der Angestellten weiterhin so geradlinig verlaufen, der liquide Verein, seine vielen, lieben Sponsoren und seine treuen, kaufwütigen Fans weiter eine heilige Trias bilden, dann könnte eventuell selbst der Verfasser dieser Zeilen noch kurz vor seinem Tod ein großes Team seiner Lieblingsmannschaft bewundern; eine außergewöhnlich gute Elf, eine die den Bayern nicht nur trotzt, sondern eine, die ihnen weniger Paroli bietet als sie vielmehr herausfordert und dessen Angedenken er beruhigt mit ins Grab nehmen könne. Bestimmt aber würde vor diesem Ereignis noch der Stadionname verkauft und möglicherweise auch das Wellblech im Borussia-Park zugunsten einer schmucken Glasverkleidung ausgetauscht sein. „Heissa, hopsa Lillebror, rate wer der weltbeste deutsche Fußballverein aller Zeiten ist?“ – Als Fan jeder anderen Mannschaft hätte sich, wäre ich über diesen Artikel gestolpert, übrigens sofort ein unheimlich flaues Gefühl in meiner Magengegend breit gemacht oder ich wäre vielleicht in eine Art hilflose Schockstarre verfallen, so wie ein zartes Reh im Scheinwerferlicht eines leise heranrauschenden 40 Tonners, kurz bevor die Augen brechen, Knochen splittern und das Blut spritzt. Oh Gott, was denn da in Zukunft noch alles auf uns und die Liga zukommt? Ehrlich gesagt: Keine Ahnung! Es ist aber davon auszugehen, daß sich spätestens heute wieder alle einigermaßen im Griff haben. Die Fans der Borussia, deren Mannschaft in dieser Saison eine ganze Reihe sehr guter Spiele abgeliefert hat (darunter zwei gegen Bayern) und deshalb richtigerweise nichts mit dem Abstieg zu tun hatte. Die Bayern, die es, ähnlich Lemuel Gulliver, gewohnt sind, daß sich eifrige Zwerge an ihnen abarbeiten. Und der Rest der Liga sowieso. Ich persönlich hab’s nicht so unbedingt mit Märchen und halte mich lieber an die Realität. Aber, liebe Märchenfreunde, ein anderer, bekannter 1A-Kandidat steht seit gestern für Euch in den Startlöchern: Ein roter Scheinriese mit Hornsubstanz aus der Pfalz, von irgendeinem komischen Berg, irgendwo bei den sieben Zwergen. Klingt gut, oder? Na dann, eine traumhafte Märchenwoche.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

25.4.10

Heiko Herrlich tanzt aus der Reihe

Die Art und Weise, wie sich Bochums Trainer Heiko Herrlich gegen die Willkürherrschaft der Boulevardmedien, und speziell der Bild, in dieser Woche zur Wehr setzte, nötigt Respekt und Anerkennung ab. Herrlich hatte dem Bildmitarbeiter Joachim Droll (der bizarrerweise Herrlich duzte, während er von ihm gesiezt wurde) vorgeworfen, unabhängig irgendwelcher Aussagen oder Ergbnisse doch sowieso zu schreiben, was er sich schon zurechtgelegt hat. Herrlich nannte in diesem Zusammenhang sogar Günther "Heinz Esser" Wallraf.
Noch einmal: wir vom Fohlenkommando mögen ein Bild-Bashing genauso gerne wie Sie, liebe Leser. Aber abgesehen davon, war es klug von Herrlich? Jeder weiß von der Macht der Bildzeitung über die Fanblöcke. Und gerade in Gladbach hatte man in der ersten Amtszeit Hans Meyers die schleichende Beeinflussung der Kurve beobachten können. In seinem kurzen Intermezzo in der letzten Saison ging Meyer schon vom Tag 1 auf totale Konfrontation, aber insgeheim wusste er wohl, dass es für ihn der Endgegner war.

Herrlich steht am Anfang seiner Trainerkarriere und es braucht keinen Propheten, um vorherzusagen, dass er bald einen neuen Job sucht. Und so traurig es klingt, aber Herrlich könnte sich ebenso schwer vermittelbar gemacht haben wie Doll mit seiner Arsch-ab-Rede. Denn obwohl Herrlich wohl überlegt und klug spricht, die Dinge beim Namen nennt und Herr über seine Metaphern ist, für einen Verein ist es lebenswichtig, dass ein Trainer ein gutes Verhältnis mit der Presse unterhält. Ein zukünftiger Präsident oder Manager könnte sich zweimal überlegen, ob es sich lohnt, einen "Schwerenöter" wie Herrlich zu verpflichten. Schade eigentlich.

22.4.10

Gedanken, ungeordnet

Was mir gestern bei dem Spiel der Bayern gegen Lyon durch den Kopf gegangen ist:

  • Die rote Karte war ziemlich überzogen. Aber: die Tatsache, dass der Schiedsrichter so früh die Messlatte so niedrig gelegt hat, kam den Bayern letztendlich zu Gute. Da bei Lyon sieben Spieler mit einer gelben Karte die Sperre drohte, mussten sie noch vorsichtiger in den Zweikämpfen sein als sie es sowieso schon vorhatten. Das hat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass Lyon in Überzahl nie Dominanz entwickeln konnte.
  • Mit Robben und von Nistelrooy sind jetzt schon mindestens zwei Spieler in der Bundesliga, die in stärkeren Ligen bei stärkeren Vereinen aussortiert wurden, in der Bundesliga jedoch eine Klasse besser als alle anderen sind. Ihr Verhalten erinnert ein wenig an die Jungs auf dem Bolzplatz früher, die nach eigenen Angaben "im Verein" spielten. Spielen sehr ungern ab und verhalten sich allgemein als Arschlöcher. Jeder, und ich meine jeder, Fehlpass eines Mitspielers wird von Robben mit verächtlichem Abwinken quittiert. Wird er ausgewechselt, verweigert er den Handschlag. Man mag anführen, dass er sich das leisten kann, solange er die wichtigen Tore macht und die Mannschaft gewinnt. Stimmt wohl, ändert aber nichts daran, dass es einem Teamgeist eher abträglich ist. Außerdem: reiß dich mal zusammen.
  • Man hatte mich im Glauben gelassen, die Abwehr der Bayern sei relativ leicht zu knacken. Wenn die aber am Samstag so wie gestern spielen, wird es schwer für uns. Wir müssen auf Ermüdungserscheinungen hoffen.

20.4.10

Witzig, Welt Online...

... Deinen Artikel über den "Skandal um Ribery" ("Sex mit einer Minderjährigen in Paris?") mit der ausführlichen Diskussion einer Muskelverhärtung zu beginnen. Solch subtile Anspielungen hätten wir Dir trotz Zugehörigkeit zur Axel Springer AG gar nicht zugetraut.

19.4.10

Neues aus dem Gästeblog (16.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Der isländische Monstervulkan verdunkelt Europa, Asche- und Blutregen prasselt auf unsere bundesdeutschen Dächer, Angst und Schrecken machen sich breit, Mutti muß per Anhalter quer durch Europa nach Hause düsen und findet tatsächlich wieder heim, der Flugverkehr ruht, zu Tausenden schlafen die Menschen auf Feldbetten in Notunterkünften auf Flughäfen, Panik macht sich breit, was mag noch kommen, wer sind wir, wo kommen wir her, wo gehen wir demnächst hin, die apokalyptischen Reiter, sie jagen im Schweinsgalopp auf uns zu... und entpuppen sich bei genauerer Betrachtung letztendlich dann doch nur als das was sie schon immer waren, als der normale mediale Wahnsinn nämlich, also als Bild-Redakteure, DSDS und 60 Jahre ARD. Oder respektive als getriebene Sau auf Ortserkundungstour. Fast schon beängstigend, daß trotz unheimlicher Aschewolke und drohender Weltuntergangsstimmung der Spieltag überhaupt durchgeführt werden konnte. Andererseits läßt sich natürlich von solchen Geschichten nur ins Bockshorn jagen, wer generell leicht dazu tendiert. Hannover 96 wäre da womöglich so ein Kandidat. Letzte Woche ausnahmsweise mal wieder ein Spiel gewonnen, was wohl einem spontanen Anfall frühlingshafter und sonniger Laune geschuldet war, dann auch noch gegen Schalke (oder war’s allein der Slomka-Faktor?) und sich eine Woche später wieder gewohnt lieb auf den Rücken gerollt, um dem Alphatier den Hals und die offene Flanke zu präsentieren. Ja so ist’s brav! Tja, der Enspurt der Liga läßt sich recht einfach zusammenfassen. Die Tapferen marschieren und die Verzagten straucheln. Es ist daher Zeit, sich schon jetzt definitiv festzulegen, allein schon, um am Ende richtig schön daneben gegriffen zu haben. Bayern wird Meister und Pokalsieger, aber nicht CL-Sieger. Das CL-Glück sollte mittlerweile nämlich echt aufgebraucht sein und verdient wäre es auch nicht; so überragend war die CL-Runde der Bayern (trotz Robben) nicht. Barca muß als erste Mannschaft den Titel verteidigen und die Saison abermals als beste Mannschaft Europas abschließen. Schalke wird Zweiter, Bremen Dritter, Stuttgart und Leverkusen beenden die Saison auf den Plätzen vier und fünf, Hamburg kommt ins Uefa-Cup Finale und gewinnt dank zweier Tore von Ruud van Nistelrooy, Nürnberg und Bochum retten sich knapp, der SC Freiburg muß in die Relegationsrunde, Hannover und Hertha steigen direkt ab. Und Borussia? Die eiert schön gemächlich nach Hause und beendet die Saison mit einem Heimsieg gegen Leverkusen einen Platz vorm FC! Und sonst? Ansonsten müssen wir nur Angst davor haben, daß uns der Himmel auf den Kopf fällt! Schöne Woche!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

16.4.10

Mehr als die Summe der einzelnen Teile

Die Diskussion um die Teilnahme des Stürmers Kuranyi bei der WM zeigt wieder einmal, dass die meisten Beobachter der Bundesliga nicht so richtig wissen, wie eine Mannschaft funktioniert. Ich muss zugeben, ich weiß nicht so recht, ob Kuranyi neben Kießling bei der WM spielen sollte, oder Klose mit Kießling und Podolski dahinter, oder vielleicht Cacau ganz alleine. Aber eins weiß ich ganz genau: die Entscheidung, welche Elf aufgeboten werden soll, kann nicht (ausschließlich) von der Saisonform abhängig sein, die sich in geschossenen Toren und/oder Kickernoten wiederspiegelt. Der naive Weg, die beste Mannschaft zu finden, wäre wohl, die momentan besten Spieler mit deutschem Pass aufzustellen. Machen wir es uns ganz einfach und suchen die 10 Spieler der Bundesliga, die demnach neben Ballack nach Kickernoten in einem idealtypischen 4-4-2 spielen sollten (Stand 30. Spieltag):




Jansen wird vom Kicker immer noch als Verteidiger geführt, so dass seine Position auch wegen seiner Verletzungsanfälligkeit wohl wenig plausibel erscheint. Jedoch: auch so wird diese Mannschaft wohl nie so zusammen spielen.

Dieser naive Ansatz zeigt, dass die Diskussion um einzelne Spieler wenig zielführend ist, wenn man eine funktionierende Mannschaft aufstellen will. Jeder Spieler, wenn man mal vom allerhöchsten Niveau absieht, hat eine andere Auswirkung auf die Mannschaft, wenn er mit anderen Spielern zusammenspielt oder gegen andere Mannschaften antritt. Beispiel Marko Marin: zu Gladbacher Zeiten war ein Trainer Luhukay, der eine überlegene Zweitligamannschaft coachte, gut beraten, die individuelle Klasse eines Marins voll auszuspielen. Der Gegner war nie so stark, dass sich ein eher offensiv ausgerichtetes Mittelfeld negativ auf das gesamte Abwehrverhalten der Mannschaft ausgewirkt hätte. Für einen Trainer Meyer, der eine heillos unterlegene Gladbacher Mannschaft im Abstiegskampf unter sich hatte, konnte ein Spieler wie Marin, der ausschließlich offensiv denkt und kann, die ganze Balance durcheinander bringen. (Abgesehen davon bin ich auch der Meinung, dass Schaaf in Bremen meist zu offensiv spielt: mit Marin, Özil und Hunt brauchst du bessere Sechser als Bargfrede oder Frings oder Borowski, um die Abwehr dahinter nicht dauernd ins Schwimmen zu bringen.)

Es stimmt natürlich, dass diese Überlegungen vielleicht sogar weniger für einen Stürmer als einen Mittelfeldspieler gelten. Jedoch: es kann für Löw gute Gründe geben, Klose statt Kuranyi oder Kießling spielen zu lassen, wenn sie besser in das Gesamtkonzept passen.

Dies soll nicht darüber hinweg täuschen, dass Löw offensichtlich Fehler macht. Auf der einen Seite ist es löblich und gut, junge Talente schnell zu Testspielen einzuladen; auf der anderen Seite ist es unverständlich, warum dies für manche (Compper, Beck, Tasci) so viel früher passiert und einfacher geht als für andere (Hummels, Höwedes). Geographische Vorlieben als Erklärung anzubieten, wäre wohl zu simpel. Oder?


13.4.10

Liebe TSG Hoffenheim,

Ihr versucht ja nun seit einiger Zeit, ein ganz "normaler" Bundesligaclub zu werden, mit Fans, Stadion, Tradition usw. Letzten Samstag haben Eure Fans zum ersten Mal den Mannschaftsbus blockiert und "Scheiß Millionäre" gerufen. Damit wäre auch dieser bislang offene Punkt in Eurer Historie abgehakt. Wäre es aber nicht passender gewesen, "Scheiß Milliardär" zu rufen? Die anderen machen es schließlich auch so.

12.4.10

Neues aus dem Gästeblog (15.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Borussia steht in der Tabelle endlich wieder vor Hoffenheim! Ich habe, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Fußballfans, ein komplett indifferentes Verhältnis zur Plastikelf aus dem Kraichgau. Die Haltung ist überwiegend meiner Meinung geschuldet, nirgendwo würden sich Fans einem großzügigen Geldonkel verweigern, der bereitwillig die Schatulle öffnet und die Heimatregion unterstützt und fördert. Sollte sich ein Mönchengladbacher Milliardär, sofern es einen gibt oder gäbe, dereinst an seine große Liebe Borussia erinnern und Michi Frontzeck einen Lionel Messi spendieren, man wäre wahrscheinlich verzückt und jegliche, dereinst geäußerte, Kritik an Dietmar Hopp prompt vergessen. Sollen sie doch. Wer kann, der kann. Nicht zu vergleichen, jaulen die Kulturpessimisten dann im Chor, denn andere Vereine gehörten schließlich in die Bundesliga, hätten wenigstens Tradition auf die es sich zu berufen gilt, also genau jene Tradition, die bei der TSG erst nachträglich erzeugt und/oder (v)erklärt werden mußte. Das ist nicht ganz unproblematisch, denn wenn man den Duden zur Hand nimmt und nachschlägt, dann wird schnell klar: An Tradition mangelt es in Hoffenheim tatsächlich nicht. Beim dortigen Dorfsportverein werden sie die ureigenen Gepflogenheiten und die Vereinshistorie ebenso schätzen, pflegen, tradieren, etc. wie anderswo auch; Gefühlsduselei und deutsche Vereinsmeierei inklusive findet sich sowohl beim DFB alsauch in der Kreisklasse. Die Größe des Maßstabs ist nicht ausschlaggebend. Es mangelt auch nicht an Legitimität, denn wer sich sportlich qualifiziert, der ist nun mal dabei, ob geliebt oder gebraucht, ganz egal. Nein, was Hoffenheim fehlt ist etwas ganz anderes. Es fehlt die große Historie, die Zweit- oder Erstligageschichte. Historische Titel und Schlachten in Schwarz und weiß. Es fehlen die bekannten Gesichter, Spieler- und Trainerpersönlichkeiten, legendäre Präsidenten. Und weil es das alles nicht gibt, gibt es auch keinen Grund, Fan dieses Klubs zu sein. Niemand wird z.B. sagen können, damals, in der DDR, da habe ich heimlich im Westfernsehen einen unvergeßlichen Europapokaltriumph der TSG gesehen und war danach infiziert. Es sei denn, sie kommen aus Hoffenheim oder der unmittelbaren Umgebung. Möglicherweise haben Ihr Vater, Ihr Onkel oder Sie selbst dort das Fußballspielen gelernt. Ansonsten ist Ihr Fußballherz bereits an einen anderen Klub verloren, an den SV Waldhof, den VFR Mannheim, an den KSC, den VFB, an Lautern, Frankfurt, den 1. FC Pforzheim oder an wen auch immer. Oder sind Sie einfach ein gnadenloser Opportunist, vor kurzem gekommen, um schönen Fußball zu sehen? Letzteres wäre nicht in Gänze auszuschließen, so groß ist Hoffenheim nun mal nicht. Aber dann, liebe Pessimisten, kann einem das ganze Brimborium in der Rhein-Neckar-Region egal sein, wie sich gerade zeigt. Der Fußball, und ebenso wir Snobs, müssen die Emporkömmlinge aushalten, alles andere wäre ja auch langweilig. Manche Phänomene aber, die erledigen sich irgendwann ganz alleine von selbst. Schon mangels Interesse.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

10.4.10

Bundesjogi Löw,

es soll ja Millionen von Deutschen geben, die Sie um Ihren Job beneiden. Ihnen dürfte Ihre Aufgabe derzeit aber wenig schmecken. Im Oktober 2008 haben Sie Kevin Kuranyi aus der Nationalelf geschmissen und jetzt schießt der Junge Tore aus allen Lagen. Zu dumm nur, dass die anderen Stürmer wie Klose, Gomez und Podolski das genaue Gegenteil vekörpern. Sie wollen natürlich den Chef markieren und Kuranyi nicht begnadigen. Das soll wohl ein Zeichen von Konsequenz sein, aber warum wollen Sie jetzt eigentlich konsequent wein, wenn sie es zuvor auch nicht waren? Schließlich haben Sie Kuranyi für das Verlassen der Tribüne für immer (zumindest bis jetzt) aus der Nationalmannschaft verbannt, während Podolski Kaptän Ballack mehr oder weniger folgenlos öffentlich ohrfeigen. Inkonsequent, nicht? Oder Sie laden in Zeiten ärgster Verteidigerknappheit Spieler wie Hummels, Höwedes, und Badstuber nicht ein, jedenfalls solange sie nicht in Stuttgart unter Vertrag stehen (vgl. Träsch, Tasci).

Wenn Sie wirklich an Ihrer Entscheidung festhalten und Kuranyi außen vor lassen wollen, kann ihnen eigentlich nur eines helfen: Der WM-Titel. Bei jedem anderen Abschneiden wird man sich am Ende fragen, was wohl mit Kuranyi rausgekommen wäre. Sie täten deshalb gut daran, Kuranyi wieder zu berücksichtigen. Nur so können Sie den Druck von sich und der Mannschaft nehmen. Außerdem wäre es konsequent inkonsequent.

9.4.10

Einige Punkte

In diesen Minuten startet Borussia in den 30. Spieltag und die Kommentare nach dem Spiel lassen sich jetzt schon vorhersagen. Egal wie das Spiel ausgeht, wird der Abstand zu den Abstiegsplätzen ausgerechnet und bewertet. Dabei wird oftmals ignoriert a) wieviele Spiele noch zu absolvieren sind und b) was überhaupt Borussias ausgegebenes Saisonziel ist. Nach den beiden Niederlagen gegen Dortmund und Wolfsburg sahen viele Borussia schon auf dem Weg Richtung Abstieg. Nach dem Sieg gegen Hamburg war vom erreichten Klassenerhalt die Rede.

Unterm Strich sind beide Aussagen überflüssig. Sowohl nach dem Wolfsburg-Spiel als auch nach der Hamburg-Partie war Borussia Tabellen-12., mit 7 bzw. 9 Punkten Vorsprung bei 8 bzw. 5 verbleibenden Spielen. Die Unterschiede sind marginal, zumal ein Vorsprung im Laufe einer Saison tendenziell eher größer wird als schrumpft. Die einzige Messlatte muss das ausgegebene Saisonziel "mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben" sein, und dieses hat Borussia derzeit fest im Visier.

8.4.10

Straftat und Tätlichkeit

Das Urteil ist gefallen: Paolo Guerrero ist von DFB-Sportgericht für fünf Spiele "wegen einer Tätlichkeit gegen einen Zuschauer nach einer vorausgegangenen verbalen Provokation" gesperrt. Im Klartext ist damit ein Wurf einer Plastiktrinkflasche in das Gesicht eines Zuschauers gemeint, der ihn zuvor wüst beschimpft hat. Für das Sportgericht war das Urteil alles andere als einfach, da ein Präzendezfall fehlte. Der HSV hat die Situation zusätzlich angeheizt, indem der Leiter der HSV-Abteilung "Supporters Club" Ralf Bednarek den abstrusen Vergleich zu Fans zog, die "jetzt mindestens zwei Jahre Stadionverbot bekommen" hätten. Ein solcher Vergleich ist aber schon deshalb nicht angebracht, weil diese Fans aus der Anonymität der Masse Einzelpersonen angreifen, die sie nicht zuerst persönlich angegriffen haben.

Dies verkennt auch die Hamburger Staatsanwaltschaft wenn sie jetzt gegen Guerrero wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Dabei hält sie die Frage, ob es sich bei der Plastikflasche um eine "Waffe" handelt für entscheidungserheblich. In der Realität ist aber entscheidend, ob Guerreros Wurf nicht gerechtfertigt ist, weil es sich um eine Notwehrhandlung handelte. Wenn man der BILD, die in solchen Situationen ja leider leider die einzige Nachrichtenquelle ist, glauben darf, hat der Zuschauer Guerrero als "schwule Sau" beschimpft und "geh doch zurück nach Peru" gerufen. Dies ist als Beleidigung eine Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr geahndet werden kann. Und da das Recht dem Unrecht nicht zu weichen braucht, musste Guerrero als Beleidigungsopfer auch nicht untätig flüchten, sondern durfte dem Fan "das Maul stopfen" und damit der Beleidigung ein Ende setzen.

Für die sportrechtliche Bewertung spielen diese Überlegungen allerdings keine Rolle. Dies hat Anton Nachreiner, Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses auf den Punkt gebracht: "Auch wenn Guerrero von einem Zuschauer provoziert worden sein sollte, gilt für ihn das, was auch auf dem Platz gilt: Ein Sportler kennt keine Rache. Wer sich nicht daran hält, wird bestraft". Insofern ist das Verhalten von Guerrero nicht zu akzeptieren und muss sanktioniert werden.

Um auch den beleidigenden Zuschauer zur Rechenschaft ziehen zu können, fehlt es allerdings an einem Strafantrag von Paolo Guerrero. Dieser ist auch nicht zu erwarten. Schade eigentlich, denn es wäre sicherlich sinnvoll, in diesen Tagen daran zu erinnern, dass nicht nur das Werfen von Getränkebehältnissen, sondern auch Beleidigungen im Stadion nichts zu suchen haben.

Nonstop Nonsens - Folge #1

Der gespielte Witz

(Quelle: Express.de)

6.4.10

Neues aus dem Gästeblog (14.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Üblicherweise melde ich mich, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, mit meinem kurzen, verbalen Einwurf in diesem kleinen und überaus sympathischen Familienblog Monatsmorgens zu Wort, das wissen Sie als regelmäßige Leser. Üblich, also normalerweise muß ich mich auch nicht von den Kollegen vertreten lassen, aber was ist schon normal, frage ich Sie nun? Normalerweise ist nicht jede Woche Ostern. Normalerweise habe ich nur am Wochenende frei. Normalerweise bewerfen gestandene Fußballprofis, selbst wenn sie unter Flugangst und eventuellen anderen Psychosen leiden, die Fans auch nicht mit Trinkflaschen, nicht mal die eigenen pöbelnden Fans. Wenn das normal wäre, also die Attacke mit Gegenständen nach Schmähungen der eigenen Fans, dann würde man beim FC schon seit Wochen freiwillig Geisterspiele austragen. Tun sie aber nicht. Sie ertragen einfach alles weiter gemeinsam. Normalerweise schwadronieren Fußballprofis auch nicht über die Hermetiker und das Kybalion, wie Oliver Kahn in der SZ vom vergangenen Wochenende, also normalerweise, nicht mal die ausgesuchten, also die mit Abitur und Fernstudium und so. Warum? Nicht weil’s so schwierig zu verstehen wäre, nein, sondern weil das nämlich in Wahrheit im Zusammenhang mit Profifußball kein Mensch hören will! Fußballprofis hängen normalerweise in ihrer Freizeit beim Tätowierer ihres Vertrauens ab und spielen sich anschließend selbst auf der Playstation, aber sie verschanzen sich normalerweise nicht in der Stadtbibliothek! Dort werden sie unter normalen Umständen auch Kevin K. aus G. nicht antreffen, der normalerweise in seiner derzeitigen Form auf jeden Fall wieder für die Nationalmannschaft spielen müßte. Dort wurde aber noch nie nur nach Leistung aufgestellt. Normalerweise müßte dann nämlich Sportskamerad Stefan K. aus L. auch in der Startelf stehen und normalerweise hätten die derzeitigen Fußballverweigerer Lukas P. aus K. und Miroslav K. aus M. diesen Sommer ausgedehnte Ferien. Der Jogi L. aus F. sieht das eben anders, weil die Nationalmannschaft ja auch keine normale Mannschaft ist, sondern ein kompliziertes Konglomerat aus..., ach komm, was soll’s. Normalerweise werden die Bayern Meister, Leverkusen Zweiter und Schalke verdienter Meister der Herzen, aber normalerweise hätte ManU in seiner derzeitigen Spitzenform die Bayern auch mal schön abschlachten müssen im Hinspiel der CL. Normalerweise bringt eine Mannschaft eine schmeichelhafte 1:0 Führung alle paar Wochen einfach mal so über die Zeit, normalerweise, aber dann wäre es nicht meine Borussia und normalerweise sollten Sie nächsten Montag wieder von mir hören. Hängt, wie immer, alles davon ab, wie das Pendel unter der Woche ausschwingt. Hoffentlich normal, wie üblich.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift normalerweise Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an