26.10.09

Neues aus dem Gästeblog (44.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Immerhin nicht schon wieder verloren. Durch ein saublödes Podolski-Tor oder ein ungerechtfertigtes Novakovic-Ei in der vorletzten Minute, zum Beispiel. Das hätte dem Ärger der vergangenen Wochen am Ende wirklich noch die Krone aufgesetzt. Aber so steht ein nüchternes Unentscheiden zu Buche. Köln wollte nicht wirklich und Borussia konnte nicht entscheidend, so hab ich es jedenfalls gesehen. Treten wir halt eine weitere Woche auf der Stelle. Aber, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, die Kölner natürlich auch und ich spreche dabei nicht nur von Fußball. Jedes nicht gewonnene Derby („SCHENKT IHNEN NICHTS, NEHMT IHNEN ALLES“) nährt weiterhin den chronischen Minderwertigkeitskomplex der Domstädter. Dort, am Nabel der Welt, hadern sie ja gerne mit sich und ihrer Umwelt, weil das große, tolerante, mediterran italienische, stets singende und lachende Dorf sich nun mal umzingelt von mißgünstigen Feinden sieht. Von der ehemaligen Haupt- und heutigen Bundesstadt Bonn (lachhaft!), der Landeshauptstadt Düsseldorf (sowieso völlig indiskutabel), den subventionierten und dauerhaft zweitplatzierten UEFA-Cup Gewinnern aus Leverkusen (Pffffftttt! Da möchte man ja nicht tot überm Zaun hängen) und der wesentlich erfolgreicheren Mönchengladbacher Borussia (what the fuck!). Nicht mal auf allen Wetterkarten ist man vertreten, auch andere Städte dürfen ihre Kirche Dom nennen, Karneval feiern, Spaß haben, Heimatlieder singen und Kölsch ist und bleibt zwar süffig, aber nun wirklich nicht der Braukunst göttliche Offenbarung. All dies führt wahrscheinlich dazu, daß der ein oder andere Filou den Mund vor einem Derby gerne großspurig voll nimmt, gell Herr Novakovic, aber spätestens beim Vergleich der Briefköpfe wird dann auch der letzte besessene Ziegenfreund plötzlich wieder ruckartig und schmerzhaft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: denn der kleine doofe Provinzverein vom Niederrhein wird noch auf Jahrzehnte mehr und vor allem die bedeutenderen Titel geholt haben. Und das obwohl sie sich in Köln soviel Mühe geben, stets der tollste Verein der Welt zu sein, zumindest das non plus ultra am geographischen Niederrhein. Tja, so ungerecht kann das Leben manches Mal sein grausames Spielchen mit einem treiben. In Mönchengladbach mag ja vieles im Argen liegen, aber wenn’s um Fußball geht..., wenigstens dann kann man sich entspannt zurücklehnen und sich gönnerhaft geben. Selbst nach dieser eher anstrengenden Nullnummer der ein bißchen Alkohol zum entkrampfen sicherlich ganz gut getan hätte. Schwamm drüber, abgehakt. Wird halt das nächste Derby in sechs Monaten zum absoluten Spiel der Spiele! Wetten? Aber so was von!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

24.10.09

Gerechter Fußball

Fußball ist ein gerechtes Spiel. Obwohl häufig Millimeter und damit eine nicht unerhebliche Portion Glück über Sieg oder Niederlage entscheiden, findet ein Spiel oder eine Saison doch erstaunlicht oft den verdienten Sieger. Das heißt gleichzeitig, dass die gezeigten Leistungen auf dem Platz und die erzielten Ergebnisse einer Mannschaft nicht dauerhaft voneinander abweichen. Spielt eine Mannschaft gut und verliert trotzdem, gibt es auf lange Sicht zwei Auswege: Entweder passt sich das Ergebnis der Spielweise an und sie fährt die verdienten Siege ein oder die gezeigten Leistungen werden schlechter, so dass die schlechten Ergebnisse daduch gerechtfertigt sind.

Bei der Mönchengladbacher Borussia ist leider der zweite genannnte Fall eingetreten. Zunächst hat man gut gespielt und verloren (z. B. in Nürnberg), danach das Spiel dem Ergebnis angepasst und mit schlechtem Spiel verloren (z. B. in Freiburg).

Für das Rheinische Derby gegen den 1. FC Köln gibt es dennoch Hoffnung. Dort hat Borussia in den letzten Jahren zweimal in den Schlussminuten Gegentreffer hinnehmen müssen (April 2009 Helmes zum 1:1-Ausgleich (90.); Oktober 2008 Novakovic zum 1:2 Siegtreffer (88.) deren Verdientheit in Bezug auf den Spielverlauf man getrost anzweifeln darf. Wenn der Fußball wirklich ausgleichend gerecht ist, sollte dies für Borussia ein gutes Omen sein. Sowohl aus den letzten Bundesligaspielen als auch aus den genannten Duellen mit dem FC hätte Borussia noch ein Guthaben, dass es auszuspielen gilt.

19.10.09

Neues aus dem Gästeblog (43.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Ich bin kein Spieler, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, und wette eigentlich so gut wie nie. Zuvorderst weil ich grundsätzlich verliere sobald ein Einsatz im Spiel ist. Allerdings hätte ich gestern guten Gewissens mein Haus, meine Familie, mein Auto, mein Erbe und was ich sonst noch besitze oder vielleicht eines Tages besitzen werde auf ein unvermeidliches Ereignis setzen sollen: ein Tor von Alexander Madlung. Madlung, Madlung, immer wieder Madlung. Es ist die Pest und man darf sich getrost zum wiederholten Male die Frage stellen, warum dieser Kerl immer noch gegen die Borussia antreten darf? Man hätte ihn schon beizeiten einfach kaufen und sicherheitshalber ausrangieren sollen! Womit ich auch schon beim Thema von vor zwei Wochen bin. Hatte ich damals noch moniert, es gäbe keine Datenbank die alle unzähligen Gladbacher Mißerfolgsmomente der letzten Jahre kompakt aufdröselt, so konnte ich vor diesem Spieltag bei der DFL ansatzweise lesen, was man eh schon wage in Erinnerung zu haben gedachte, aber andererseits nicht zu erinnern wagte: Der höchste Bundesligaerfolg der Wolfsburger aller Zeiten, 7:1 (98/99), wurde natürlich gegen die Borussia erzielt. Gegen keinen Gegner, Rostock ausgenommen weil ebenbürtig, konnten die Wölfe öfter gewinnen. Und natürlich Madlung! Willkommen beim erhofften Lieblingsgegner an diesem Spieltag. Egal was also vor diesem Spieltag alles geschrieben oder gesagt worden ist, im Grunde genommen war von vorneherein klar, daß es nix werden würde mit der erhofften Trendwende. Nun mag man mich der Schwarzseherei zeihen, mir Zweckpessimismus vorwerfen oder was auch immer. Vordergründig mag das sogar stimmen, im Zweifel aber, liebe Kritiker, bin ich einfach schon zu lange dabei. Ich weiß aus bitterer Erfahrung wie selten auf meine Borussia im positiven Sinne Verlaß ist. Da mag Daniel Theweleit bei SPON zwar ergründen, warum die Borussia noch siegen kann und damit sicherlich auch nicht ganz falsch liegen. Einige sachdienliche Hinweise zur aktuellen Misere verschweigt er aber diskret, wahrscheinlich aus Gründen der Höflichkeit. Eine mögliche Erklärung für die Malaise hat dieser Tage Per Mertesacker im Interview mit der SZ geliefert: Es fehlt in Gladbach an deutschen Nationalsspielern. Vor dem entscheidenden Spiel gegen Rußland, so Mertesacker, habe Capitano Ballack den Mitspielern eingebimst, den Gegnern immer fest in die Augen zu schauen, was allerdings nicht gelang, da die Russen vor lauter Angst vor den grimmigen Blicken der Teutonen stets schamhaft devot zu Boden geblickt hätten! Soooo! Siegermentalität durch körperliche Selbstsicherheit, das wäre doch mal was fürs Derby diese Woche! Und gegen Köln stimmt, ausnahmsweise, sogar selbst die Statistik zuversichtlich! Für Borussia nämlich!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

12.10.09

Neues aus dem Gästeblog (42.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Ich hoffe, Sie, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, haben vor dem heutigen Tag Ihren ganz persönlichen Schuhberater aus Herzogenaurach zu Rate gezogen. Ich habe ja keine Ahnung wie Ihr morgendlicher Weg zur Arbeit aussieht: Schotter, Asphalt, Kopfsteinpflaster, Linoleum, Teppich, Kies, Rolltreppe, Parkett, es gibt ja genügend Möglichkeiten, aber in dieser Hinsicht sollte nichts dem Zufall überlassen sein. Schließlich kann unkontrollierbare Unsicherheit auf schwierigem Geläuf das sofortige Aus bedeuten. Nicht auszudenken sollten die handgenähten Budapester plötzlich rutschen oder sonst irgendwie den gewohnten Halt vermissen lasen. Man hört allerorten auch, gerade auf nassem Boden verhalten sie sich ganz anders als gewohnt, treten anders auf und laufen schneller als üblich. Böse Sache das! Jogis Jungs sind ja am Samstag gerade noch mal so mit einem blauen Auge davon gekommen. Am 26.11.07, in der 48. KW, hatte ich bereits darüber geschrieben; damals hatten sich Delling und Netzer und insgesamt ganz Fußballdeutschland und der Rest der Welt kurz zuvor in der Sportschau aus Durban kaum halten können vor Lachen über die gerade gezogene Qualifikationsgruppe der Deutschen. Ein Spaziergang würde das werden, lautete der Tenor. Auf Socken oder in Badelatschen könne man wohl das Ticket für die WM lösen. Bruaaaahhh, was für ein Witz! Gewarnt hatte wenigstens ich damals vor den Gruppengegnern, den schwierigen Spielen gegen Finnland, Wales, Aserbaidschan und, Schwarzseher der ich als Borusse nun mal im Laufe der Jahre geworden bin, vor dem Kunstrasen im Moskauer Lushniki-Stadion. Und tatsächlich wäre es fast noch einmal kritisch geworden. Ein berechtigter und versenkter Elfer mehr und einen hervorragenden Adler weniger und schon stünde Jogis Buben am Mittwoch ein entscheidendes Spiel gegen Finnland am letzten Spieltag ins Haus. Bruaaahh, was für eine Witzgruppe in der das Ticket am letzten Spieltag gelöst werden muß. Aber gut, Schwamm drüber, ich bin schon froh über jede gute Fußballnachricht im Moment. Die den Adler tragen (haben) konnten dank Tugend- und konzentrierter Standhaftigkeit Schlimmeres verhindern und der schwarz-rot-geilen Meute die sichere Teilnahme an der WM 2010 beschert. Kann also alles seinen gewohnten Gang gehen, Alder, Digger, Sportfreunde Stiller, Schland-Gegröle und BILD-Schlagzeilen inklusive. Gott sei Dank! Bin schon jetzt gespannt auf die Lachnummergruppe die uns in Südafrika erwartet. Wird schon schiefgehen, immerhin wird ja wieder auf Rasen gespielt.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

5.10.09

Neues aus dem Gästeblog (41.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Die Liebhaber der ureigenen amerikanischen Sportarten haben schon immer gerne Statistiken geführt, gelesen und auswendig gelernt und somit jedes noch so kleine und oftmals scheinbar unbedeutende Detail für die Nachwelt fachgerecht dokumentiert. Wer zufällig schon einmal, sagen wir, die Baseball Encyclopedia oder Total Baseball von der Größe und Schwere zweier deutscher Telefonbücher in den Händen gehalten hat, weiß wovon ich spreche. Und weil ja früher oder später alles irgendwann einmal über den Teich schwappt und fortan auch übernommen und gut gefunden wird, füllen seit Jahren auch beim Fußball irgendwelche Studenten oder 1-Euro-Jobber für Fußballmagazine und Fernsehsender scoresheets aus und füttern die Datenbanken und Statistikfreaks. Ab und an können Statistiken zum Spiel sogar durchaus hilfreich sein, sofern sie interessante, ungewöhnliche, alarmierende oder unterhaltsame Tatsachen und Fakten liefern, meist aber sind sie getrost zu vernachlässigen. Problematisch ist ja bekanntlich vor allem der Umgang mit denjenigen Statistiken an die man nicht selbst Hand gelegt hat; kurzum: man kann das alles gut finden, muß man aber nicht. Weil aber so viel festgehalten wird, kann wer will zu jedem Scheißthema irgendeine Nonsenstabelle finden und an den Haaren herbeigezogene Analysen mit Fakten untermauern. Dachte ich jedenfalls bisher immer. Gerade im digitalen Zeitalter ist es scheinbar kinderleicht, Wissenswertes im Handumdrehen aufzutun. Dachte ich bisher jedenfalls immer. Torschützen, Einsatzminuten, Kreuztabellen, Auswechselungen, Vertragslaufzeiten, schnellste Tore, höchste Siege, alles Kinderkram. Als Fan einer früher erfolgreichen und bis heute recht populären Mannschaft müßte es noch leichter sein. Dachte ich bisher immer. Aber weit gefehlt. Am Samstagabend, zu einem unbestimmten Zeitpunkt in der 2. Halbzeit, habe ich angefangen mir das Hirn zu zermartern. Ich habe versucht, mir sämtliche erinnerbare Negativserien der Borussia der letzten 10 Jahre ins Gedächtnis zu rufen – und bin kläglich gescheitert. Es sind zu viele. Seit 2978 Minuten das Tor nicht getroffen? Kein Problem. Wir helfen gerne. Zu Hause noch nie gewonnen? Hey... Auswärts auch noch nie. Kommt zu uns! Ein Torwart hat noch nie zu Null gespielt? Borussia hat gerne Ladehemmung. Ich könnte noch lange weitermachen, aber erstens bekomme ich ab diesem Satz kein Zeilenhonorar mehr und zweitens: ich finde im Netz zwar alles, aber leider keine einzige beschissene Statistik, um die ganzen furchtbaren Spiele und gegnerischen Trendwenden meiner Erinnerung mit Fakten zu belegen. Die Arbeit hat sich nämlich anscheinend noch keiner gemacht. Wuz up, Faktenhuber? – Where you @? – Scheiß Internet!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an