20.3.12

Klassenerhalt

Beinahe hätten wir es in aller Aufregung um das kommende Pokalspiel verschlafen, aber Borussia hat den Klassenerhalt geschafft. Borussia hat 51 Punkte. Bei 8 Spielen kann Freiburg als Tabellen-16. mit aktuell 25 Punkten maximal 49 Punkte holen.

Nachdem auch das eigentliche Saisonziel (40 Punkte plus X) schon vor Wochen erreicht wurde, kann man sich in Mönchengladbach nun in aller Ruhe ein neues Ziel suchen - der gesichterte Mittelfeldplatz zum Beispiel. Dieser wäre mit drei weiteren Punkten auch erreicht...

15.3.12

Zahllos zahnlos

Sie wissen, verehrte Leserinnen und Leser dieses unscheinbaren Mauerblümchens von einem Blog, dass das FohlenKommandO eiserne Prinzipien wie Werbefreiheit oder Nicht-über-Murks-Schreiben hochhält. Andererseits gibt es Dinge auf der Welt, die nun mal wichtiger sind als die Befindlichkeiten einer Redaktion - die Volksgesundheit zum Beispiel. So haben wir entgegen unseren Grundsätzen mit nicht zu verhehlendem Erfolg vor zwei Jahren eine Kampagne gegen Fußpilz unterstützt und was ist draus geworden? Seitdem sind im deutschen Profifußball keine Fußpilzerkrankungen publik geworden. Ein solcher Erfolg ist für uns Ehre und Verpflichtung zugleich, so dass wir uns nun ans andere Körperende begeben möchten.

Es ist auf den ersten Blick vielleicht nicht nachvollziehbar, was Fußball mit Zähnen zu tun hat, außer dem offensichtlichen Versuch, sich der Bevölkerung anzubiedern. Das macht bekanntlich jeder Provinzpolitiker so. Achten Sie mal drauf, wie viele politische Reden im Hinblick auf die kommende EM wieder mit Fußballmetaphern geschmückt sein werden. Diesmal ist die Verbindung aber viel einfacher herzustellen. Dass die Zähne für Fußballspieler wichtig sind, hat nicht erst Christoph Daum erkannt („Wenn der Kopf funktioniert, ist das wie ein drittes Bein“, wobei unklar ist, ob Daum seine Zähne oder anderes Interieur seines Hauptes meinte). So linderten sich die Muskelprobleme bei Chelseas Florent Malouda erst, nachdem ihm ein Weisheitszahn entfernt wurde. Wussten Sie eigentlich, dass Helmut Zahn in der Achtzigern 86 Bundesligaspiele für Darmstadt und Karlsruhe gemacht hat (3 Tore)? Egal. Wer erinnert sich nicht an das Zahnwunder Ronaldinho oder an Marcelinho, der mehrmals einen Zahn beim Fußballspielen verlor? (Wenn wir ehrlich sind, wir nicht so richtig. Wir mussten das erst googlen.) Außerdem muss man schon mal "auf die Zähne beißen". Und schließlich hat nicht jeder so ein Glück wie Patrick Battiston, der die Rechnung für seine Jacketkronen an Toni Schumacher weiterreichen konnte. Jawohl, Zähne und Fußball, das passt.

Irgendein Hersteller von neuartigen Zahnspangen hat den oben genannten Zusammenhang ebenfalls erkannt und veranstaltet nun Fußballcamps mit Matthias Sammer. Uns liegt die Zahngesundheit sehr am Herzen, so sehr, dass wir sogar bereit sind, auf den offensichtlichen Witz hier zu verzichten, nämlich, warum man nicht Oliver Kahn für eine Kampagne zu Zähnen genommen hat statt Matthias Sammer, blinzel blinzel. Matthias Sammer passt doch nun wirklich besser für eine Kampagne zur richtigen Dosierung von Ritalin. Leider sucht man bei der Abstimmung wo die zukünftigen Camps stattfinden sollen FohlenKommandO-Hochburgen wie Hückelhoven-Baal, Gustorf-Gindorf oder Schwalmtal-Amern vergeblich. Kennen Sie eigentlich den Hit von Willy Millowitsch - Woher Hat Denn Mein Scheisserchen So Wunderschöne Beisserchen? Noch nicht?

Wollten wir nun noch etwas Grundsätzliches besprechen, böte sich sicherlich die Frage an, wie man einen Artikel wie diesen beendet. Haben Sie eine Idee? Was würden Ihnen gefallen? Vielleicht könnte man mit einem Appell an das Zähneputzen aufhören, etwas in der Art von: Von jetzt an zweimal täglich gründlich schrubben und mittags ein Zahnpflegekaugummi! Oder vielleicht würden Sie einen knackigen Aphorismus bevorzugen: "Am Morgen die Bürste und der Tag ist dein Freund!" Oder vielleicht eine Warnung mit bescheuertem Sprachwitz: "Die Mundfrische hängt an einem zahnseidenen Faden." Suchen Sie sich etwas aus!

9.3.12

Jetzt aber mal halblang

Die Kollegen von seitenwahl.de gelten eigentlich als besonnene Beobachter des Geschehens rund um Borussia, was sich in träge mäandernden Sätzen widerspiegelt, vollgerammelt mit einer quälenden Abfolge von Adverb und Adjektiv und gespickt mit Relativsätzen, die jedes Maß verloren haben. Vor allem hat man bei allem Fansein doch einen reservierten und abwägenden Blick auf das Geschehen. Doch nun scheinen die Macher enttäuscht von der Undankbarkeit der Gladbacher Profis und wärmen nebenbei allerhand Gerüchte rund um Ausstiegsklauseln und Vereinswechsel auf.

Wenn ich kurz abschweifen darf. Eine Erfahrung, man kann fast von einer frühkindlichen Prägung sprechen, mit Vereinswechseln hat mich zu einem Stoiker in dieser Hinsicht gemacht. Im Jahr 1987 wollte Eindhoven den damaligen Gladbacher Uwe Rahn kaufen. Borussias Management widerstand der Versuchung und hielt Rahn, indem man eine astronomisch hohe Ablösesumme verlangte. Verständlich: Rahn war Nationalspieler und war ein recht verlässlicher Torschütze. Was man nicht ahnte damals: Rahn war auf dem Zenit seines Schaffens, danach ging es nur noch bergab.

Womit wir bei Reus et al. und in der Gegenwart des "modernen Fußballs" wären. Der Kommentar auf seitenwahl.de stösst sich an einer Aussage Reus gegenüber der Sportbild, in der er für Verständnis wirbt, wenn ein Spieler wie Dante "einen letzten großen Vertrag" abschließen will und bei einem "Top-Klub" in der Champions League spielen kann. Besonders gemein findet seitenwahl.de letzteres, da Borussia selbst doch noch die Möglichkeit habe, in der Königsklasse aufzulaufen.

Die Einlassung ist vor allem amüsant. Von einem Interviewschnipsel auf den Charakter einer ganzen Mannschaft zu schließen, wie es der Artikel im weiteren Verlauf dann tut, ist mindestens gewagt. Überhaupt eine berufliche Weiterentwicklung als charakterlos zu bezeichnen, erscheint mir eine mutige Interpretation. Nehmen wir an, Dante habe wirklich berechtigte Chancen, bei der WM in zwei Jahren zu spielen (er wäre dann 30 Jahre alt), wenn er sich auf großer Bühne zeigen könnte, dann wäre ein Stammplatz bei Bayern natürlich besser für ihn als ein Stammplatz bei Borussia. Auch wenn beide in der CL spielen sollten. Ich würde wechselwilligen Spielern nie vorwerfen, undankbar zu sein oder charakterlos. In einigen Fällen sind sie vielleicht kurzsichtig und verblendet und überschätzen ihre Fähigkeiten, Marin erschien mir so, Sahin bei Dortmund und unter Umständen Neustädter in Zukunft. Auch ein Dante könnte persönlich vielleicht von einem Trainer Favre mehr profitieren als von einem Trainer Heynckes. Aber darum geht es ihm wahrscheinlich gar nicht. 

Ärgerlich wird es, wenn seitenwahl.de Transferpolitik beurteilen will, aber vom Geschäft als Ganzes und den Einzelheiten der Verträge überhaupt keine Kenntnis hat, die über Gerüchte aus Bild, Express und RP hinausgingen. Man kann mittlerweile nicht mehr umhin, anzuerkennen, dass Eberl etwas vom Fach versteht. Während er sich öffentlich manchmal ungeschickt anstellt, hat er in Transfers wieder und wieder ein glückliches Händchen gezeigt. Eine Ausstiegsklausel "lächerlich" zu nennen, deren Existenz und Höhe nie bestätigt wurden, ist lächerlich. Und wenn seitenwahl.de schreibt, "Auch für nicht zur Hysterie neigende Beobachter ist all das trotz der bisher so positiv verlaufenden Saison ein Ärgernis, es trübt die Freude über das schon Erreichte und es trübt den Optimismus, was sich darüber hinaus noch erreichen lassen wird", stellt sich die Frage, woher die Eintrübung denn kommt? Sie kommt von der Beeinflussung durch die tägliche Berichterstattung und Schwarzmalerei durch Spiegel, Express und RP! Jeder Anhänger kann selbst entscheiden, ob er sich von jenen, die durch Aufbauschung und Gerüchten ihr Dasein finanzieren, die unerwartet erfreuliche Saison vermiesen lässt.

Denkt jemand ernsthaft, dass Borussia mittelfristig in der Champions League regelmäßig vertreten sein wird? Eine "Achse" über Jahre zu erhalten, hat doch selbst Werder Bremen trotz einiger Erfolge nicht geschafft. In der Nahrungskette der Profivereine stehen wir in der Mitte: wir kaufen Reus aus Ahlen (denen mit dem zusätzlichen Verlust von Großkreutz zu dem Zeitpunkt die entscheidende Achse wegbrach), verkaufen ihn an Dortmund. Und es kann gut sein, dass er von dort weiterzieht zu einem europäischen Spitzenverein. Die Kunst ist doch, sowohl die Zeit zu nutzen, in der der Spieler da ist, als auch den Übergang erfolgreich zu gestalten. Ersteres ist mit Reus sehr gut gelungen und ich bin fest davon überzeugt, dass es Eberl und Favre gelingen kann, eine Mannschaft zusammenzustellen, die besser ist als die jetzige und weniger auf Reus angewiesen ist. Man braucht ein bisschen Glück und unter Umständen sehr viel Zeit. Vor allem braucht man aber Ahnung vom Geschäft.