22.2.10

Neues aus dem Gästeblog (8.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Hoffenheim, immer wieder Hoffenheim, und eine weitere Serie scheint kein Ende zu finden. Ja, die Borussia bastelt behende am vorzeitigen Erreichen eines Nichtabstiegsplatzes und ja, es sieht wirklich gut aus. Tore fallen, die Borussia spielt eigentlich immer gut mit und ja, es gibt alles in allem wie immer nicht viel zu meckern darüber. In Berlin, Hannover, Nürnberg und Freiburg sieht die Welt immerhin ganz anders aus und nicht wenige so genannte Analysten und Checker haben der Mannschaft das so vor Saisonbeginn auch nicht zugetraut. In Köln hadern sie mit sich, ihrer Mannschaft, der Stadt und ihrer Prinzenrolle, Wolfsburg kommt nicht wirklich in die Spur, Stuttgart verdaddelt eine ganze Hinrunde, Werder hinkt seinen Ansprüchen ebenso hinterher wie der HSV; Borussia erfüllt immerhin, teils äußerst spektakulär, das erklärte Plansoll. Man muß nun wirklich nicht gleich ausflippen, so wie unsere beiden Lieblingsjournalisten vom Boulevard das tun, und von Mönchengeilbach sprechen, aber man darf schon rundherum zufrieden sein, die wundersamen Spieltage der Fohlen genießen, was immer sie auch bereithalten, und sollte wahrscheinlich obendrein dann jetzt auch einfach mal das Maul halten. Dem phantastischen, alterwürdigen Traditionsverein aus dem Kraichgau selbiges mit einem schön rausgespielten Sieg wenigstens mal für eine Halbserie zu stopfen, hätte ich allerdings mindestens ebenso schön gefunden. Der stets vorhersehbare Spielausgang gegen 1899, eine sich mittlerweile scheinbar selbsterfüllende Prophezeiung, wie z.B. Spiele gegen Leverkusen oder Bochum, nerven trotz aller gebotenen Zufriedenheit fast ebenso schwer wie ein politischer Aschermittwoch, gleich welcher Couleur, oder Krupphusten. Chronisch den Atem verschlägt mir mittlerweile auch immer mehr der, nennen wir ihn doch der Einfachheit halber leicht kauzige, Herr van Gaal mit seinen grandiosen Spieltagsanalysen. Ich bin ja immer noch hin und hergerissen. Bewirbt er sich Woche für Woche vorsätzlich um den Titel „Grantler of the Month“ oder meint der das tatsächlich immer komplett ernst? Eigentlich ist es aber auch scheißegal, denn zumindest dem geneigten Zuschauer wird echt was geboten. Das hat Meyersche Züge, großartig. Da möchte einer augenscheinlich gerne über Fußball fachsimpeln, ein Trainer der sich selbst als Fußballphilosoph versteht, statt lediglich immer wieder inhaltslose Fragen zur Befindlichkeit zu beantworten; allerdings findet er abseits des Platzes keine geeigneten Spielkameraden. Mir soll’s recht sein. Solange irgendein Sender einen bereitwilligen Watschenkasper zum Interview abstellt, solange gilt: Louis van Gaal, Stern des Südens. Tot straks!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

17.2.10

Heikel, heikel

Die Affäre um mögliche Affären von Schiedsrichtern erscheint immer obskurer und undurchsichtiger. Und das will etwas heißen, schließlich haben wir es mit dem DFB und Chef Zwanziger zu tun.

Nun hat der Verband eine längere Erklärung abgegeben, in der er versucht, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen. Im Grunde scheint es so zu sein, dass Amerell einige Schiedsrichter (unter anderem Kempter) unter Druck gesetzt hat, und diese sich nicht getraut haben, davon zu berichten: "Dass die Betroffenen diese Übergriffe so lange Zeit nicht gemeldet haben, begründeten sie übereinstimmend mit der latent vorhandenen Angst vor privaten oder beruflichen Nachteilen, die sich vor allem auf die weitere Entwicklung ihrer Laufbahn als Schiedsrichter bezogen." Im Klartext: diese Schiris haben mitgemacht (bei was auch immer), aus Angst um die Karriere. In der Erklärung ist nun die übliche Schizophrenie eines Verbandes zu sehen, der die Sonntagsreden liebt, jedoch um die Ansichten seiner Mitglieder weiß. Der DFB stellt fest, "dass es im Fall Amerell nicht um die Bewertung sexueller Neigungen geht." So weit, so gut. Es ist also okay, dass Amerell offensichtlich schwul ist. Dann hingegegen fügt er an: "Gleichwohl ist es unzulässig, die betroffenen Personen [also die Schiedsrichter] in den Kontext Homosexualität zu stellen." Kempter wird namentlich genannt in Verbindung mit der Hoffnung, dass er von den Fußballfans die "uneingeschränkte Unterstützung" erhält. Auf der einen Seite versucht der DFB also den Eindruck zu erwecken, dass der Fußball tolerant zu Schwulen sei, auf der anderen Seite sieht er sich genötigt, explizit die betroffenen Schiedsrichter davon freizumachen. Das ist die Masche der Rassismus-Apologeten, die anführen, sie hätten ja selbst Ausländer als Freunde, ihnen könne man Ausländerfeindlichkeit ja nicht vorwerfen, aber könnten die nicht einfach wieder nach Hause gehen...

Der DFB wandelt auf dünnem Eis. Im Moment schafft er es noch ganz gut, die Geschichte einseitig und in schwarz-weiß darzustellen. Das kann er, da er in seiner eigenen kleinen Welt mit eigener Gerichtsbarkeit lebt. Aber ist diese Geschichte glaubhaft? Und grundsätzlich: ist jemand als Schiedsrichter geeignet, der aus Angst um die Karriere dieser Art von Belästigung nicht sofort entschieden entgegentritt?

15.2.10

Neues aus dem Gästeblog (7.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, ich weiß, es ist Montag und Sie rechnen mit einer Kolumne meinerseits. Der würde ich unter normalen Umständen auch gerne nachkommen: aber es wir echten Niederrheiner und Rheinländer, Freunde der Borussia, feiern nun mal gerade ausgiebigst Karneval! Da bleibt keine Zeit fürs Bloggen. Die Borussia hat gewonnen, der FC hat verloren und ist obendrein mit Pauken und Trompeten aus dem Pokal geflogen, es ist also vorerst alles gesagt. Zu schwulen Schiedsrichtern, Holländern, Hoffenheim und anderen Kuriositäten kann ich mich ja auch noch nächste Woche äußern. Bis dahin gilt: Jede Jeck is halt anders un et kütt wie et kütt! Halt Pohl, Helau und Alaaf!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

8.2.10

Neues aus dem Gästeblog (6.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Es gibt wie immer viele Themen mit denen ich mich hier beschäftigen könnte, aber wirklich dringlich sind natürlich nur zwei Komplexe, die K-Fragen Borussia und den DFB betreffend. Gehen wir’s an. Killerinstinkt, der (fehlende) => führt bei Bobadilla & Co. in dieser Saison zu unfaßbaren Punktverlusten, z.B. gestern zum wiederholten Male in Mainz; die auch als => Kaltschnäuzigkeit, die (mangelnde), bezeichnete Misere hat an diesem Montag darum außerdem mal wieder => Klage, die (große), zur Folge. Keller, der (dunkle) => Wer so fahrlässig mit seiner Punkteausbeute umgeht wie die Borussia, der wird sich so schnell nicht aus demselben befreien können, was unweigerlich zu weiteren Problemen führt, => denn die vielbeschworene und gerne bemühte Kontinuität, die (angestrebte), ist zwar personell einigermaßen erreicht, sportlich aber nach wie vor noch lange nicht umgesetzt worden. Kontinuierlich halten die Fohlen statt dessen daran fest, quälende Serien nicht enden zu lassen, bzw. unglaublich dämliche Serien weiter auszubauen. Das ist ärgerlich, führt aber Gott sei Dank noch nicht zum Äußersten, => mit einer Krise, der (handfesten), hat man es nämlich dagegen beim DFB zu tun. Zu diesem Zwecke treffen sich die illustren Protagonisten zum => Krisengipfel, dem (unvermeidlichen), in der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt und laden öffentlichkeitswirksam noch unbemerkt den Boulevard dazu ein, => was in puncto Komik, die (unfreiwillige), natürlich unabdingbar ist. Fraglich ist allerdings, ob auf diese Weise ein schon fast lächerlich anmutendes => Kompetenzgerangel, das (interne), wirklich noch sauber gelöst werden kann. Löw will weiter bewegen und zwar komplett, keiner mag Bierhoff, Sammer aber auch nicht wirklich, Zwanziger steht auf Frauenfußball und pocht auf Handschläge und Verbandsstrukturen und => 80 Millionen Bundestrainer dürfen nach der Zulosung in die Kwalifikationsgruppe, die (machbare), zur EM 2012 fassungslos zusehen. Und das so kurz vor Ausspielung der => K.O. – Runde, der (wichtigen), in Südafrika; => auch wenn man jetzt vorher nicht mehr darüber reden will, weiteres Kaos, das (undurchsichtige), ist vorprogrammiert. Wohl dem der andere Probleme hat. Der nächste Gegner => im Borussia-Park ist ein angezählter Abstiegskandidat aus Franken, Klub, der (1. FCN), mit Aufwärtstrend. Oh Gott, welche Serie da wohl dringend verlängert werden muß? Mehr dazu demnächst an dieser Stelle. => Schöne Krüße, die (wohlwollenden), und bis nächste Woche.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

7.2.10

Der schlimmste Präsident seit Wolfgang Thierse

Nach zahlreichen kleineren Fehltritten (siehe hier oder hier) ist DFB-Präsident Theo Zwanziger nun am Höhepunkt der Peinlichkeiten angelangt. Zwanziger musste verkünden, dass die Vertragsverhandlungen mit Löw, Bierhoff und dem Rest der sportlichen Leitung bis auf weiteres vertagt wurden. Peinlich deshalb, weil Zwanziger im Dezember 2009 schon einen „Handschlagvertrag“ vermeldet hatte und jetzt immer noch keine Einigung in Sicht ist. Als Jurist sollte Zwanziger eigentlich wissen, was Verträge sind („In den vergangenen sechs Jahren hätten wir eigentlich keine Verträge gebraucht, das wurde einfach gelebt.“).

Dabei hat Zwanziger diese Situation mit einer ganzen Batterie von fragwürdigen Entscheidungen selbst heraufbeschworen. Zunächst hat der DFB-Präsident Matthias Sammer als DFB-Sportdirektor installiert und damit Löws Vorgänger und Intimus Klinsmann mit seinem Vorschlag Bernhard Peters kaltgestellt. Danach hat er Sammer aber nicht mit den nötigen Kompetenzen ausgestattet. Als Sportdirektor wäre er eigentlich für den gesamten Bereich der Nationalmannschaften zuständig, angefangen mit der Jugend über die U21 bis zur A-Nationalmannschaft. Die A-Nationalmannschaft hat man schon zu Beginn ausgeklammert. Die Kompetenz für die U21 ging nach heftigem Streit an Löw und Konsorten. Sammer blieb damit nur die Zuständigkeit für die Jugend. Nicht viel für einen „DFB-Sportdirektor“.

Auf der anderen Seite hat Zwanziger den Teammanager der Nationalmannschaft Oliver Bierhoff in das DFB-Präsidium geholt. Dabei ist der Posten des Teammanagers einer der überschätztesten Jobs in Fußballdeutschland. Eigentlich ist er damit nur für die Buchung der Hotels, Verteilung der Freikarten an die Spielerfrauen und Betreuung der Sponsoren zuständig. Zur Leistungsbeurteilung im Hinblick auf den letzten Punkt sei nur noch an die Vertragsverlängerung mit Ausrüster Adidas erinnert, die schiedsgerichtlich geklärt werden musste, nachdem Bierhoff versucht hatte, seinen langjährigen Partner Nike in Stellung zu bringen. Dass Bierhoff trotzdem im DFB-Präsidium sitzt, ist gewissermaßen als Folgefehler zu werten, weil man Sammer die logische Zuständigkeit für die Nationalmannschaft verweigerte.

Zwanziger hat in den letzten Jahren Bierhoff und Löw kontinuierlich stark gemacht. Dass diese jetzt ihre Stärke nutzen, um bei Vertragsverhandlungen Kompetenzen (Vetorecht für Bierhoff bei neuem Bundestrainer) und Geld (Einmalzahlung bei Vertragsabschluss) für sich und den Rest vom Trainerstab zu fordern, war vorhersehbar. Dass Zwanziger von dieser Situation überrascht wurde, könnte man als naiv bezeichnen. Dass er im Nachhinein die Verkündung der Vertragsverlängerung „nicht als Fehler bezeichnen“ will, ist hingegen einfach nur schwach.

1.2.10

Neues aus dem Gästeblog (5.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Was für ein fulminantes Spiel haben die Fohlen am Samstag geboten. Eine mehr als deutliche 3:0 Führung nach gerade 18 gespielten Minuten und bereits ein 4:1 Spielstand nach 35 Minuten. Es hätte eigentlich noch ärger kommen müssen für die Bremer, über 6 oder sieben Treffer hätte sich keiner beschweren dürfen, allein beim Abschluß haperte es mal wieder. Wohl dem der sich das Auslassen solcher Torchancen aufgrund einer schon komfortablen Führung erlauben kann. Hätte, könnte, wäre, wenn... Borussia wäre nicht Borussia wenn sie es nicht noch einmal spannend gemacht hätte. Das die Partie am Ende nur knapp mit 4:3 gewonnen werden konnte ist demnach folgerichtig, weil immerhin so ziemlich jede Partie meiner Lieblingsmannschaft einem Drehbuch mit festen Komponenten folgt. Natürlich dürfte Claudio Pizzaro am Samstag mal wieder ein Tor machen. War klar. Hätten Sie übrigens vorher Geld drauf wetten können, ich hätt’s Ihnen, wenn Sie nur gefragt hätten, bestimmt verraten. Und wenn die Werderaner den Ball auf natürliche Art und Weise schon nicht häufig genug ins Tor kriegen, dann ist meine Mannschaft gerne mit einem geschenkten Elfmeter zur Hand. Die kampfsportartige Flugattacke Baillys, von der XX-Chromosomenträgerin im Hause Soph wegen seines präferierten Sweaters „der Schlumpf“ genannt, gegen Marin durfte allein aus dramaturgischen Gründen schon nicht fehlen. Borussia gewinnt eben lieber 4:3 nach nervenaufreibendem Kampf als überragend locker und leicht mit 6:1. Aber Schwamm drüber. Mönchengladbach ist und bleibt kein gutes Pflaster für die Bremer. Am Wichtigsten wäre es jedoch, diesen Trend zum Toreschießen nun einfach mal gegen Mainz, Nürnberg und Hoffenheim konstant weiterzuführen, so rein punkte- und egomäßig und so, Sie wissen schon. Den FSV Mainz könnte man mit einem Sieg stellvertretend für den Rest der Bundesliga mal langsam wieder in die für sie vorgesehene Tabellenregion zurückholen und Nürnberg und Hoffenheim haben schon in der Hinrunde die Punkte geschenkt bekommen. Das muß sich nicht wiederholen. Macht unterm Strich mindestens sieben bis neun Punkte aus den nächsten drei Spielen. Anschließend wäre, die positive Prognose vorausgesetzt, auch endlich das leidige Thema Abstiegskampf vom Tisch und die lange ersehnte Langweilersaison Wirklichkeit geworden. Sie sehen, Fußball und speziell dessen ganz eigene Arithmetik könnten so einfach sein, allein das Drehbuch sieht am Ende wahrscheinlich mal wieder leider etwas ganz anderes vor. Bis nächste Woche.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an