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Heikel, heikel

Die Affäre um mögliche Affären von Schiedsrichtern erscheint immer obskurer und undurchsichtiger. Und das will etwas heißen, schließlich haben wir es mit dem DFB und Chef Zwanziger zu tun.

Nun hat der Verband eine längere Erklärung abgegeben, in der er versucht, ein wenig Licht ins Dunkle zu bringen. Im Grunde scheint es so zu sein, dass Amerell einige Schiedsrichter (unter anderem Kempter) unter Druck gesetzt hat, und diese sich nicht getraut haben, davon zu berichten: "Dass die Betroffenen diese Übergriffe so lange Zeit nicht gemeldet haben, begründeten sie übereinstimmend mit der latent vorhandenen Angst vor privaten oder beruflichen Nachteilen, die sich vor allem auf die weitere Entwicklung ihrer Laufbahn als Schiedsrichter bezogen." Im Klartext: diese Schiris haben mitgemacht (bei was auch immer), aus Angst um die Karriere. In der Erklärung ist nun die übliche Schizophrenie eines Verbandes zu sehen, der die Sonntagsreden liebt, jedoch um die Ansichten seiner Mitglieder weiß. Der DFB stellt fest, "dass es im Fall Amerell nicht um die Bewertung sexueller Neigungen geht." So weit, so gut. Es ist also okay, dass Amerell offensichtlich schwul ist. Dann hingegegen fügt er an: "Gleichwohl ist es unzulässig, die betroffenen Personen [also die Schiedsrichter] in den Kontext Homosexualität zu stellen." Kempter wird namentlich genannt in Verbindung mit der Hoffnung, dass er von den Fußballfans die "uneingeschränkte Unterstützung" erhält. Auf der einen Seite versucht der DFB also den Eindruck zu erwecken, dass der Fußball tolerant zu Schwulen sei, auf der anderen Seite sieht er sich genötigt, explizit die betroffenen Schiedsrichter davon freizumachen. Das ist die Masche der Rassismus-Apologeten, die anführen, sie hätten ja selbst Ausländer als Freunde, ihnen könne man Ausländerfeindlichkeit ja nicht vorwerfen, aber könnten die nicht einfach wieder nach Hause gehen...

Der DFB wandelt auf dünnem Eis. Im Moment schafft er es noch ganz gut, die Geschichte einseitig und in schwarz-weiß darzustellen. Das kann er, da er in seiner eigenen kleinen Welt mit eigener Gerichtsbarkeit lebt. Aber ist diese Geschichte glaubhaft? Und grundsätzlich: ist jemand als Schiedsrichter geeignet, der aus Angst um die Karriere dieser Art von Belästigung nicht sofort entschieden entgegentritt?