Neues aus dem Gästeblog (17.KW)
Am Wochenende ward in der WELT ein Artikel veröffentlicht, der Borussia mit einem schlafenden Riesen verglich. Sehr schön. Wer das als Fan las, der fühlte sich gut dabei, es standen schließlich nur schöne Sachen darin. Vielleicht, vielleicht, verhieß der Artikel, vielleicht werden irgendwann in naher Zukunft einmal Menschenkinder geboren, die noch zu ihren Lebzeiten wieder mal ein Meisterteam der niederrheinischen Borussia bejubeln werden können. Möglicherweise, sollte die kontinuierliche und wohlfeil bedachte Arbeit des Präsidenten und der Angestellten weiterhin so geradlinig verlaufen, der liquide Verein, seine vielen, lieben Sponsoren und seine treuen, kaufwütigen Fans weiter eine heilige Trias bilden, dann könnte eventuell selbst der Verfasser dieser Zeilen noch kurz vor seinem Tod ein großes Team seiner Lieblingsmannschaft bewundern; eine außergewöhnlich gute Elf, eine die den Bayern nicht nur trotzt, sondern eine, die ihnen weniger Paroli bietet als sie vielmehr herausfordert und dessen Angedenken er beruhigt mit ins Grab nehmen könne. Bestimmt aber würde vor diesem Ereignis noch der Stadionname verkauft und möglicherweise auch das Wellblech im Borussia-Park zugunsten einer schmucken Glasverkleidung ausgetauscht sein. „Heissa, hopsa Lillebror, rate wer der weltbeste deutsche Fußballverein aller Zeiten ist?“ – Als Fan jeder anderen Mannschaft hätte sich, wäre ich über diesen Artikel gestolpert, übrigens sofort ein unheimlich flaues Gefühl in meiner Magengegend breit gemacht oder ich wäre vielleicht in eine Art hilflose Schockstarre verfallen, so wie ein zartes Reh im Scheinwerferlicht eines leise heranrauschenden 40 Tonners, kurz bevor die Augen brechen, Knochen splittern und das Blut spritzt. Oh Gott, was denn da in Zukunft noch alles auf uns und die Liga zukommt? Ehrlich gesagt: Keine Ahnung! Es ist aber davon auszugehen, daß sich spätestens heute wieder alle einigermaßen im Griff haben. Die Fans der Borussia, deren Mannschaft in dieser Saison eine ganze Reihe sehr guter Spiele abgeliefert hat (darunter zwei gegen Bayern) und deshalb richtigerweise nichts mit dem Abstieg zu tun hatte. Die Bayern, die es, ähnlich Lemuel Gulliver, gewohnt sind, daß sich eifrige Zwerge an ihnen abarbeiten. Und der Rest der Liga sowieso. Ich persönlich hab’s nicht so unbedingt mit Märchen und halte mich lieber an die Realität. Aber, liebe Märchenfreunde, ein anderer, bekannter 1A-Kandidat steht seit gestern für Euch in den Startlöchern: Ein roter Scheinriese mit Hornsubstanz aus der Pfalz, von irgendeinem komischen Berg, irgendwo bei den sieben Zwergen. Klingt gut, oder? Na dann, eine traumhafte Märchenwoche.
Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an
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