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Auswärtsstark (2)





In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute: Regionalliga Nord, 16. Spieltag, Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli, 11.11.2006, 14.30 Uhr, LTU-Arena Düsseldorf.


Dick Advocaat lag zu seiner Gladbacher Zeit wenigstens einmal goldrichtig. „Wer schönen Fußball sehen will, der muß zu den Amateuren gehen.“ Deshalb versuchten es zwei leidgeprüfte Mitglieder des FohlenKommandO zur Abwechslung mal in der Fremde. Die mit 24.563 recht gut besetzte LTU-Arena in Düsseldorf wurde dabei am Elften im Elften zum Schauplatz des Regionalligaschlagers Fortuna Düsseldorf gegen den FC St. Pauli. Die Arena füllte sich allerdings langsam und mit gehöriger Verspätung. Passend zum närrischen Chaos in der Landeshauptstadt fielen rechtzeitig vor Spielbeginn die Oberleitungen der Rheinbahn aus. Aus Rücksicht gegenüber den im Verkehrschaos steckengebliebenen Fans wurde das Spiel erst um halb drei angepfiffen. Zeit genug, das wartende Publikum ein wenig zu unterhalten. Diesen Part übernahm unter anderem sehr gekonnt Ilja Ludenberg, der zu seligen Bundesligazeiten als Amateur-Obmann der Fortuna fungiert hatte. Dieser Posten war nach diversen Abstiegen der Düsseldorfer obsolet geworden und so wurde Ludenberg kurzerhand zum Pausenclown umfunktioniert. Ein kleines Beispiel zur Güte. Marcus Feinbier, verletzter Stürmer in Diensten der Fortuna, im Interview mit Ludenberg:

Marcus, du hast ja schon viele tolle Sachen erlebt, zum Beispiel den UEFA-Cup Sieg mit Bayer 04 Leverkusen, aber sag mal, die Stimmung in der LTU-Arena hier ist auch nicht schlecht, oder?“ Die Antwort des sicherlich verdutzten Marcus Feinbier fiel dementsprechend sportlich aus. „Jaja, die Stimmung ist natürlich schon super hier!“ Was soll der arme Kerl auch anderes sagen? Der Versuch, die unfreiwillige halbstündige Pause irgendwie zu überbrücken, war ungefähr so unterhaltsam wie der Auftritt des Düsseldorfer Kinderprinzenpaares. Auch darauf ein dreifaches Helau. Während sich einige der mitgereisten Hamburger mittlerweile fragen mochten, in welchem Paralleluniversum sie wohl gelandet seien, leistete sich die Düsseldorfer Fankurve eine Narretei ganz anderer Art.


Was will uns der Autor damit sagen?

Für Bundesligadauergäste vielleicht überraschend stellte sich die Partie keineswegs schlechter als so manches Erstligamatch dar. Vor allem in puncto Technik und Offensivgeist wußten beide Mannschaften über weite Strecken zu überzeugen. Schnelles Paßspiel, schöne Kombinationen und Torchancen auf beiden Seiten. Der Gast aus St. Pauli mühte sich redlich und spielte offensiv mit, anstatt sich hinten reinzustellen und auf Konter zu warten. Die Hamburger scheiterten aber ein ums andere Mal nicht nur an der Düsseldorfer Abwehr, sondern auch an ihrer eigenen Unzulänglichkeit. Ein bißchen mehr Ruhe und Ordnung wären mit Sicherheit angebracht gewesen. Fortuna machte es in dieser Hinsicht besser und ging am Ende als verdienter Sieger vom Platz.


Nach der Warterei wurde dann auch tatsächlich Fußball gespielt

Es ist schon erstaunlich, wen man in der Dritten Liga zu Gesicht bekommt. Neben altbekannten Namen wie Feinbier, Anfang und Meggle zum Beispiel auch den Ex-Gladbacher Jörg «Hammer Ali» Albertz, der in der 10. Minute unter Beweis stellte, warum er einmal Nationalspieler war. Ein scharf und überaus platziert getretener Eckball fand in Robert Palikuca seinen Abnehmer und der ehemalige Paulianer nutzte die Vorlage per Kopf zum 1:0. Der Fortuna half die frühe Führung, um Gegner und Spiel zu kontrollieren. St. Pauli hielt dagegen, konnte sich aber trotz überwiegend ansehnlichem Spiel bis zur Strafraumgrenze kaum zwingende Torchancen erarbeiten. Ex-Bundesligastürmer Jens Scharping stand dabei zumeist alleine auf weiter Flur.


St. Pauli rennt dem Rückstand hinterher

Zu Beginn der zweiten Halbzeit machte Fortuna direkt mit dem ersten Angriff den Sack auch schon zu. Tatkräftige Unterstützung dazu leistete der Hamburger Florian Lechner, der eine Hereingabe des Düsseldorfers Andreas Lambertz für Torwart Borger unhaltbar ins eigene Netz abfälschte. Danach verflachte die Partie. Düsseldorf beschränkte sich darauf, das Ergebnis zu verwalten und konterte im eigenen Stadion. Paulis Angriffsbemühungen blieben auch in der zweiten Hälfte weiterhin uneffektiv. Zu allem Überfluß wurde in der 64. Minute Ian Joy nach einem harten Foul berechtigter Weise vom Platz gestellt und war dabei mit Gelb-Rot noch gut bedient. Nach dieser überflüssigen Aktion im Mittelfeld war das Spiel endgültig zu Gunsten der Fortuna entschieden.

Düsseldorf läutet die Session mit einem wichtigen "Dreier" ein
(Rechte: Gmeinder/FohlenKommandO)

Insgesamt ging nach 90 Minuten ein unterhaltsamer Fußballnachmittag zu Ende, der kurz darauf noch mit dem ersten Saisonauswärtspunkt der Borussia in Hamburg gekrönt wurde. Das erfreute nicht nur das FohlenKommandO, auch den ein oder anderen Pauli-Fan konnte dieses Ergebnis im Nachhinein ein wenig über die Niederlage hinwegtrösten. Apropos Trost. So nett ein Nachmittag in der Regionalliga zur Abwechslung gewesen ist, eines steht mal fest. Auch wenn der Fußball gestern alles andere als amateurhaft rüberkam, der Service in der LTU-Arena ist es defintiv. Während ein Autor das Spiel von der Pressetribühne verfolgte und nebenbei auch bequem seinen leiblichen Hunger und Durst stillen konnte, hatte der andere es da schon schwerer. Erst eine unnötig lange Diskussion mit dem Sicherheitspersonal, weil der Barcode der Eintrittskarte Kapriolen schlug und dann folgte der völlig sinnfreie Kampf mit dem Catering. Die obligatorische Bratwurst gab es nur in Currysauce, allerdings erst nach dem Anpfiff, weil vorher noch relativ kalt. Kommen die Gästefans sonst immer erst zur zweiten Halbzeit, oder was? Die anderen Speiseangebote waren dann schon zur Halbzeit ausverkauft, prima für alle, die keine Currywurst mögen. Und dann wurde plötzlich ohne Gründe der Bierausschank in verschiedene Schlangen getrennt, Alt links, Pils rechts. Wohl dem, der mehrere verschiedene Biere kaufen mußte. Das war schon alles sehr amateurhaft und rückte den Klassenunterschied dann doch wieder ins rechte Licht, was irgendwie ziemlich tröstlich ist. Danke dafür.