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Des Rätsels Lösung

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

die Liga ist ein Sauhaufen. Es geht drunter und drüber. Enttäuschte Erwartungen fast allerorten. Nach zwei Siegen hintereinander spielt man kurzzeitig um die Meisterschaft mit und genauso schnell geht’s dann nach zwei Niederlagen auch schon wieder runter in den Tabellenkeller. Ein veritables Tohuwabohu also. So wünschenswert eine engere, den Konkurrenzdruck innerhalb der Liga belebende, Leistungsdichte unter den Vereinen ist, sie muß auf spielerischer Klasse gründen. Wenn jeder jeden schlagen kann, weil (mit Ausnahme der Bremer und z.Zt. Stuttgart) jedes Team eine Woche gut und eine Woche unter aller Kanone spielt, dann macht’s keinen Spaß. Wenn der FC Bayern, der die Champions League Gruppe B mit 10 Punkten souverän anführt, also genau der FC Bayern, der aufgrund seiner individuellen Stärke und Erfahrung über den Verlauf der Saison wohl als einzige Mannschaft ernsthaft als Bremenverfolger in Betracht kommt, nach 11 Spielrunden schon gegen Bielefeld (A), Wolfsburg (A), Bremen (A) und Hannover (H) verloren hat, dann stimmt etwas nicht.

Es läuft im Augenblick also nicht wirklich rund. Zeit zur Analyse. Ein kurzer Blick in die Zeitung und schon drängen sich interessante Fragen auf. Zum Beispiel diese. Wer könnte nach dem 11. Spieltag folgende Aussagen getroffen haben?

a) «Wir brauchen nur einen Befreiungsschlag
b) «Es ist nicht so einfach, nach den Spielen immer wieder was zu sagen
c) «Es geht im Fußball immer weiter. Gegen so etwas helfen nur Siege.»
d) «Wir haben ohne Ende gekämpft. Wir hätten heute zwei, drei Tore schießen müssen. Die Chancen dazu hatten wir
e) «Wir müssen nachlegen

Antwort: Es waren die Herren Doll (a und b), Frei (c), van Marwijk (d) und Strutz (e) und der ihnen eigene Ausdruck der dortigen, heiklen Situation. Sie alle haben im Augenblick ihr ganz eigenes Päckchen zu tragen, und das will von Woche zu Woche nicht leichter werden. Da Sie aber Leser(in) des FohlenKommandO sind, haben Sie wahrscheinlich haarscharf vorbeigetippt und keine einzige Frage richtig beantworten können. Diese Worthülsen, übrigens nur ein kleiner Ausschnitt aus dem erheiternden Gesamtrepertoire, fliegen Ihnen, bzw. uns, nämlich regelmäßig auch in Mönchengladbach um die Ohren. Dem Ort, wo Bundesligafußball im Augenblick auch keinen Spaß bereitet.

Wie gerne würde ich unser kleines, sympathisches Onlineangebot nutzen, um mal wieder positiv über Borussia zu berichten. Ich rede nicht von überschwenglicher Euphorie, himmelhochjauchzendem Jubel, nein, ich würde mich auch mit Kleinem zufriedengeben. Hauptsache es wäre ein Anlaß, mich wohlwollend und zufrieden äußern zu können. Leider ist das nicht möglich. Und ich weigere mich an dieser Stelle auch, die derzeitige Lage unter Zuhilfenahme der rosaroten Vereinsbrille betrachten zu wollen. Es ist dieser Tage eine zutiefst bestürzende Mischung aus Sprach- und Ratlosigkeit, die mich bei dem Gedanken an Borussia Mönchengladbach befällt. Das Heimspiel gegen Schalke hat diesen Zustand noch einmal in bisher nicht geahnte Höhen, korrekterweise sollte ich wohl von Tiefen sprechen, schnellen lassen. Um es kurz zu machen, die derzeitige Situation treibt mich gelinde gesagt zur Verzweiflung. Diese Tatsache ist zwar für mich bedrückend, was aber die Mannschaft und den Trainer angeht, weder für den kommenden Spieltag noch für den weiteren Verlauf der Saison von Interesse, denn natürlich wird es irgendwie, ungeachtet meiner oder irgendwelcher Fanzipperlein, weitergehen. Der Vergleich der sich an der Eiche reibenden Sau sei daher hier lediglich angedeutet.

Allerdings, und das sollte nicht unbemerkt bleiben, die Zahl derer, die neuerdings dieses laue Gefühlsgemisch beschleicht, scheint zuzunehmen. Das bestätigt ein kurzer Blick in die einschlägigen Fanforen, das bestätigen die Gespräche im erweiterten Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, das bestätigen die Dauerbesucher im Stadion und die Dauerbesucher der Fernsehübertragungen. Und an dieser Stelle wird es dann doch wieder interessant für den Verein. Denn die Borussia ist auf dem besten Wege, sich um den meist bedingungslosen Zuspruch und die lang gehegte Leidenschaft vieler Anhänger zu bringen. Geduld, Liebe und Zuspruch der Anhänger sind extrem strapazierfähig, so sehr, daß sie im besten Falle jeder Belastungsprobe dauerhaft standhalten können. Die ebenfalls mit dem Dauerstreß einsetzende allgemeine Müdigkeit wird in diesem Zusammenhang bisweilen aber stark unterschätzt.

Diese Müdigkeit gilt es, mit einem geeigneten Gegenmittel zu bekämpfen. Die Verpflichtung von Jupp Heynckes schien zu Saisonbeginn ein passendes Mittel zu sein. Ein Trainer mit langjähriger, internationaler Erfahrung, der nötigen Gelassenheit und Distanz zu Job und Medien, ein Mann mit scheinbar klaren Vorstellungen, der aus Altersgründen mitnichten an seinem Stuhl zu kleben braucht. Hinzu kamen Neuverpflichtungen, die Offensivgeist und technische Raffinesse versprachen, gleichzeitig trennte man sich von diversen spielerischen Altlasten. Auch das Credo des Trainers, die aufstrebenden, talentierten Nachwuchsspieler in den Kader einzubinden, ließen das Fußballherz höher schlagen. Waren die vergangenen Jahre auch beschwerlich, schlußendlich könnte sich diese Saison in Mönchengladbach endlich wieder was drehen.

Betrachtet man die nüchterne Bilanz nach dem ersten Drittel der Saison, dann kommt man zu dem Schluß, man dreht sich allerhöchstens im Kreis. Spielerisch hat sich nichts geändert. Borussia ist weder torgefährlicher geworden, noch überzeugt die Mannschaft durch ausgesprochenen Offensivdrang. Andererseits zeigt sie auch nicht die Tendenz, wenigstens mit kontrolliertem Defensivspiel zum Abwehrbollwerk der Liga zu mutieren. Standardsituationen, gemeinhin das, was schnell zu verbessern gewesen wäre, sind und bleiben eine Katastrophe, egal wer sich an ihnen versuchen darf. Die vielbeschriebene Auswärtsschwäche konnte bisher nicht einmal eingedämmt werden. Eine klare Linie, sozusagen die Handschrift des Trainers, ist gar nicht bis schwerlich auszumachen. Das alles macht tatsächlich ratlos und sprachlos. Und obendrein unerträglich müde.

Vor allen Dingen deshalb, weil die Erfahrungen der letzten Jahre bewiesen haben, daß es zu diesem Szenario keine Alternativen zu geben scheint. Ein erneuter Trainerwechsel? Für die Katz. Das wurde ausgiebig und mit verschiedenen Phänotypen bereits erfolglos versucht. Neue Spieler zur Winterpause? Negativ. Auswärtige scheinen sich zumeist nur schwerlich und erst nach langer Adaptionsphase einigermaßen in der niederrheinischen Luft zu akklimatisieren. Manager austauschen? Fehlanzeige. Die bereits genannten Probleme scheinen unumstößliche Hindernisse zu sein, deren Bewältigung außerhalb der erdenklichen Möglichkeiten liegt. Nicht mehr zum Auswärtsspiel fahren? Die Unterstützung verweigern? Die Mannschaft an ihr Versagen erinnern? Keine Auswärtsdeppen-Shirts anziehen? Alles Quark!

Stünde man zum ersten Mal vor diesen Entscheidungsfragen, ließe sich aktives Handeln eventuell noch rechtfertigen. Da Korrekturmaßnahmen aber stets wirkungslos zu verpuffen scheinen, handelt es sich bei diesen Gedankenspielen nur um überflüssigen, blinden Reaktionismus. Es wird weitergewurschtelt werden, bzw. weitergewurschtelt werden müssen. Mit dem Trainer, mit dem Manager und mit dem Kader. Es gibt diesbezüglich keine weiteren Wahlmöglichkeiten mehr. Und das haben mittlerweile auch die Verantwortlichen und die Spieler eingesehen. Wie, wenn nicht so, wären sowohl die eigene Unzulänglichkeit, die bekannte Schieflage endlich zu beheben und die sich daran anknüpfenden Erklärungsversuche zur Ursachenforschung sonst zu deuten. Es geht nun mal nicht besser. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Was bleibt ist die Hoffnung. Nur Spaß macht es halt keinen.

Sollte auch das Spiel in Hamburg nicht gewonnen werden, dann ist das ein weiterer betrüblicher Schritt, aber die Gesamtsituation ist noch nicht absolut bedrohlich. Entscheidend für den weiteren Verlauf der Saison wird vor allen Dingen sein, wie die Mannschaft sich verkauft. Zeigt sie aktive Bereitschaft zu dem, was man unter dem Oberbegriff Fußball zusammenfaßt und schätzt, beizutragen, dann ist man schon einigermaßen versöhnt. Setzt sie aber weiterhin ihr lustloses und fahriges Angsthasengekicke fort, dann wird’s höchste Zeit eine weitere Quizfrage in den Raum zu stellen:

Was haben z.B. der Brachylophus fasciatus, das Chamaelo jacksonii, die Vipera latasti, Terrapene nelsoni und zufriedene Borussenfans gemeinsam?

Antwort: Sie stehen unter Artenschutz, da sie alle akut vom Aussterben bedroht sind.