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Auswärtsstark (1)





In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute: Erste Liga Sloweniens, 15. Spieltag, NK Factor Ljubljana - NK Bela Krajina, 22.10.2006, 15.00 Uhr, Stadion ZSD Ljubljana.


Die jugoslawische Liga wurde bis zu ihrer Auflösung 1992 dominiert von ein paar wenigen Vereinen. Neben den Belgrader Erzrivalen Roter Stern und Partizan waren wohl die kroatischen Vertreter Hajduk Split und Dinamo Zagreb die bekanntesten und erfolgreichsten Vereine. Lange dabei, aber nie über Mittelmaß hinauskommend, war Olimpija Ljubljana aus der slowenischen Hauptstadt. Größter Erfolg: Teilnahme am Pokalfinale 1970. Bekannt ist vielleicht noch Branko Oblak, der in den Siebzigern für Schalke und Bayern spielte: Olimpija war sein Heimatverein. Die Neunziger meinten es zunächst gut mit Olimpija. In der neu gegründeten slowenischen Liga wurde die Mannschaft zunächst viermal hintereinander Meister, bevor durch Finanzschwierigkeiten die Lizenz versagt und der Verein schließlich aufgelöst wurde. Eine kleine Neugründung unter dem Ortsteilnahmen Bezigrad spielt nun in der vierten Liga.
Ljubljana wird in der slowenischen Liga heuer von dem Verein Factor vertreten, der von einer Bank gesponsort wird. Gerade aufgestiegen, finden sie sich nach 14 Spieltagen auf dem letzten Platz wieder und treten an gegen den Vorletzten, Bela Kraijna. Abstiegskampf pur also und ein guter Grund, so ein Spiel mal zu besuchen... Erste Überraschung: freier Eintritt! Trotzdem verirren sich nur knapp unter Tausend Zuschauer auf die Tribüne des kleinen Stadions mit Laufbahn und verbreiten eine Stimmung wie bei Bundesjugendspielen. Es scheint, viele Mütter der Spieler sind da, mit Kindern oder Enkeln und haben die Nachbarn gleich mitgebracht. Drei Polizisten sorgen gähnend für Ordnung.

Das Stadion des Eisenbahnvereins: was waren das für Zeiten damals noch...


Es geht los, die Mannschaften kommen hereinspaziert, fast unbemerkt, denn auf der Tribüne wird weiter geschnattert und gefuttert. Hier sind sie, die Gäste ganz in Blau:

"Ja toll, sollen wir vielleicht reingehen und nochmal rauskommen?"


Die erste Halbzeit ist gähnend langweilig, die Unzulänglichkeiten der Spieler kommen durch die Nervösität noch stärker zum Vorschein. Beide Mannschaften hätten wohl Probleme, in der Regionalliga die Klasse zu halten. Hier die beste Chance für die Gäste aus Bela Kraijna (ungeschnitten):
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In der zweiten Halbzeit dann schnell mal auf die andere Seite des Platzes, wo es anstatt einer Tribüne vier Stufen gibt. Aber hier scheint eine kräftige Herbstsonne, und das Spiel wird ein wenig besser, vor allem das der Gäste. Nach Hereingabe von der rechten Seite kann kein Factor-Abwehrspieler den Ball erreichen und es steht 0:1. Jetzt sind die Spieler von Factor ein wenig aufgewacht und stemmen sich gegen die drohende Niederlage. Am lautesten ist ein Mann, der umgeben wird von großen, breiten Männern, die entweder Türsteher oder Bodyguards sind, wahrscheinlich beides. Der Mann in Ihrer Mitte entpuppt sich als der Präsident des Vereins. Aufgebracht von der Leistung der Mannschaft und den Auswechslungen schreit er Anweisungen ins Spiel und bedroht den Trainer und dessen Mutter.

Der Präsident und seine Lakaien mit guten Haltungsnoten

Um die 70. Minute herum passieren zwei Dinge: Factor schießt den Ausgleich (Torschütze "Toshi" Wakui, ein Japaner, der einzige auf dem Platz mit ein bisschen Gefühl im Fuß) und eine Gruppe Jugendlicher mit Sonnenbrille und Lonsdale-Pullis betritt die Stufen der Gegengerade. Sie sind Mitglieder der "Green Dragons", einer Mischung aus Hooligans und Ultras von Olimpija:

Die Green Dragons finden die ganze Chose ziemlich doof

"Ihr werdet nie das wahre Olimpija sein", steht auf dem Plakat, das die Jungs hier entrollen und später an den Zaun hängen. Factor schafft nicht mehr den Siegtreffer und bleibt Letzter. Das war's dann wohl.
(Rechte Fotos/Video: C. Antonius/FohlenKommandO, 2006)