+++ Eilmeldung +++ Eilmeldung +++
FohlenKommandO, 14. Oktober 2006, 10:08
Zur honorarfreien Verwendung, tgm
Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,
die Rundumversorgung mit Nachrichten durch Zugriffsmöglichkeit auf die detaillierten Presseticker der großen Nachrichtenagenturen ist eine wirklich tolle Sache, bietet die stete Flut der eingehenden Informationen doch allerhand Nutzungsmöglichkeiten. Neben den schlichten Belangen des gelegentlichen Broterwerbs ist da zum Beispiel auch die Befriedigung der Privatinteressen zu nennen. Nur einen Wimpernschlag nach Ende der Pressekonferenz im Borussia-Park bekommt man, ohne selbst dabeigewesen zu sein, von eifrigen Kollegen auch schon die voraussichtliche Aufstellung und weitere brennend heiße Neuigkeiten auf den Schirm geschickt. Dieser Vorteil kann zwar, dient er keinem dienstlichen Zweck, getrost als völlig unerheblich abgetan werden, trotzdem ist es schön, schließlich fiebert der Fan in mir dem Spieltag entgegen, möglichst schnell und zuverlässig mit Fohlen-News versorgt zu werden.
Manchmal ist es auch einfach nur spannend. Wenn die Polizei in Dortmund um 15:21 plötzlich mit dem Hinweis aufwartet, man suche dort den Eigentümer eines in der Tusneldastraße in DO - Huckarde herrenlos aufgefundenen elektrischen Krankenfahrstuhls, dann stockt einem der Atem. Was fängt man mit dieser Meldung an? Liest man da gerade etwa die Sensationsmeldung des Jahres? «Das Wunder von Huckarde! Lahmer lernt das Laufen wieder». Oder bestätigt sich womöglich doch nur der lapidare Verdacht der Polizei, die zur Zeit lediglich von einem Diebstahl des Rollstuhls ausgeht? Möglicherweise steckt hinter dieser Meldung aber auch ein schreckliches Gewaltverbrechen? Und spätestens bei diesem Gedanken verbietet sich dann trotz eventueller Komik der nebenbei überflogenen Dachzeile jeglicher Humor und die gebotene Ernsthaftigkeit gewinnt wieder die Oberhand.
Ehrlicherweise muß man allerdings gestehen, man liest zuvorderst einen Haufen Dinge die so rein gar keinen Informations- und Nachrichtenwert haben. Also genau die Auskünfte, auf die nun wirklich nur derjenige sehnsüchtig gewartet haben kann, der noch dringend die Spalte «Egozentrik und Murks» in seinem Käseblatt zu füllen hat. Diese Infos gereichen einem in den ruhigen Momenten des Alltags dann entweder zur Unterhaltung oder der geistigen Zerstreuung. Aber das muß ja auch nicht immer das Schlechteste sein. So schleichen sich zum Beispiel dank amerikanischer Journalisten um 15:13 völlig unerwartet die verbalen Ergüsse des Spearschen Göttergatten a tergo heran und entladen sich nach wenigen Zeilen mit kaum meßbarer Barzahl in einem fulminanten Nichts auf dem Monitor. Ein schmieriges Ejakulat lauwarmer, humoriger Luft.
Aber zurück zum Fußballvergnügen. In den gerade beschriebenen Strom der Belanglosigkeit platzte gestern um 15:33 glücklicherweise auch noch die Meldung eines Sportnachrichtenanbieters. Diese überraschte mit dem Hinweis, der Verzehr von Schokolade sei gut für das Wohlbefinden, ab einem gewissen Kakaoanteil verbessert sie bei Rauchern die Herzgefäßinnenwände und verringert das Aneinanderpappen der Blutplättchen, unterstützt bei Nichtrauchern zusätzlich das Herz-Kreislauf-System, ist reich an Magnesium und selbst Gesichtsmasken und Körperpackungen aus Schokolade hinterlassen positive Wirkung beim Anwender. Nun soll hier keiner von mir dazu animiert werden, sich fortan mit handwarmer Kuvertüre einzureiben und sollten Sie das trotzdem tun, dann möchte ich das nicht erfahren.
Nun mag der ein oder andere Klugschwätzer einwenden, schon die Mayas wußten um die positive Stimulanz der Kakaopflanze. Und wer sich in seiner Freizeit eher unregelmäßig indigenen Kulturvölkern Mesoamerikas zuwendet, der hätte diese Information immerhin schon längst der Apotheken Umschau entnehmen können. Diesen ewigen Nörglern sei entgegnet: Wer tut das schon? Die anderen Leser fragen sich vollkommen zu Recht, was hat das eigentlich mit Sport zu tun? Eine ganze Menge und gerade deshalb handelt es sich um eine tolle Meldung, vor allem für Fans der Borussia. In wenigen Stunden wird wieder gespielt und Kasey Keller, Gladbachs mit allen Regeln der ureigenen US-amerikanischen Motivationskunst ausgestatteter Torhüter plus Selbstbewußtsein, befürchtet die Wahrscheinlichkeit, in naher Zukunft eher ein Heimspiel zu verlieren, als endlich mal ein Auswärtsspiel zu gewinnen. Wir hier beim FohlenKommandO wollen den Teufel natürlich nicht an die Wand malen. Sollte sich aber Kellers Einschätzung entgegen aller Wahrscheinlichkeit ausgerechnet heute gegen den bemitleidenswerten Autoclub aus der niedersächsischen Provinz bewahrheiten, dann wäre wenigstens geklärt, wie der nervlichen Belastung einer Niederlage, vorteilhaft für Leib und Seele, zu begegnen wäre.
Falls die Schokolade heute doch nicht angerührt werden muß, das nächste Auswärtsspiel kommt bestimmt. Wohlsein!
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