Neues aus dem Gästeblog (41.KW)
Poldi - ein Mann sieht Rot. Der einhellige Tenor nach dem Spiel: „Im Eifer des Gefechts kann so etwas passieren...aber es darf nicht passieren. Darüber wird noch zu sprechen sein.“ Also dann. Es besteht wohl kein Zweifel daran, daß es sich bei dem absichtlichen Tritt gegen das Schienbein des georgischen Gegners um ein 1A Frustfoul gehandelt hat, auch wenn Sportkamerad Podolski das so nicht stehen lassen wollte. Der Junge ist im Augenblick ziemlich frustriert. Der lateinische Begriff frustratio beschreibt die Täuschung einer Erwartung, also zum Beispiel die ständige Bankdrückerei in Fröttmanning an Stelle der regelmäßigen Leibesertüchtigung in der Allianz-Arena. Das medizinisch-psychologische Glossar erklärt uns dazu, daß sich der Zustand der Frustration als komplexer Erlebenszustand nach Behinderung oder erzwungenem Verzicht der Befriedigung und Erfüllung von Triebbedürfnissen bzw. Verhaltensmotiven darstellt. Und das hat Folgen. Die Frustrations-Agressionshypothese geht dabei davon aus, daß Aggressionen grundsätzlich als Frustrationsfolgen auftreten. Die Frustrations-Regressionshypothese dagegen stellt als zentrale Frustrationswirkung die Regression in den Mittelpunkt, d.h. das Zurückfallen des Individuums auf frühere, unreifere Entwicklungsstufen des Organismus sowie auf einfachere Lern- und Verhaltensmuster. An dieser Stelle kann und soll nicht geklärt werden, welcher These folgend der Patient augenblicklich leidet. Fakt ist jedoch, dem Jungen muß dringend geholfen werden. Gerade jetzt, da uns Sönke Wortmanns Film die Bilder der WM wieder vor Augen führt, wird einem das schmerzlich bewußt. Fußballdeutschland braucht Podolski. Den unbeschwerten, leichtfüßigen, spielfreudigen Prinz Poldi. Und beim Frustabbau ist Sport, so schwören die medizinischen Ratgeber, eine richtig gute Sache. Genug geredet, ab Mittwoch wird therapiert.
Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an
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