In Aachen auf dem Tivoli kann man den Fußball noch noch in seiner ursprünglichen Form erleben. Es gibt ein Stadion, dass die besten Zeiten schon lange hinter sich hat, dafür aber eng und kompakt gebaut ist und damit für gute Atmosphäre sorgt. Für die Zuschauer wurden verschiedenste Provisorien geschaffen, um die meisten Bedürfnisse zu stillen: Bratwurstbuden aus Brettern, Toiletten in Containern und der VIP-Bereich in einem Zelt. Auch das Rahmenprogramm vor dem Spiel und in der Halbzeitpause ist noch sparsam klassisch gehalten. Die Werbung wird vom Stadionsprechen vorgelesen und werbefinanzierte Spielchen sucht man vergebens.
Bei der Betrachtung des Verhaltens der Alemannia-Fans scheint die Uhr ebenfalls stehen geblieben zu sein. Leider kann man darüber nicht genauso glücklich sein. Wenn die Aachener Fans die Gegnerschaft als "Asylanten" beschimpfen, fühlt man sich zwar auch in die 80er und frühen 90er Jahre zurückversetzt, nur macht diese Erinnerung weit weniger Spaß. Natürlich wurde in den meisten Stadien schon Vergleichbares gerufen, nur war dies zu Zeiten, als auch noch regelmäßig farbige Spieler beschimpft wurden. Beides ist heutzutage erfreulicherweise die Ausnahme.
In Aachen würde man schon einen guten Schritt nach vorne machen, wenn man dem Gegner insgesamt mehr Respekt entgegenbringen würde. In der Kaiserstadt hat man es nach einem erfolgreichen Spiel seit jeher vorgezogen, sich vielmehr über die Niederlage des Gegners als über den Sieg der eigenen Elf zu freuen. Insofern ist auch ein Vergleich mit Mainz 05, den die Aachener gerne
anstrengen, völlig verfehlt. In Mainz gibt es ein sportliches, faires Publikum, dass den Gegner respektvoll behandelt. In Aachen ist es noch ein weiter Weg bis dahin.
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