Zwerge raus! Der Fairneß halber?
unter den Granden im großen Rund des Fußballzirkus herrscht immer dann seltsame Einigkeit, wenn es darum geht die Pfründe zu verteidigen. Qualifikationsspiele gegen San Marino, Andorra oder Liechtenstein sind und bleiben daher eine Zumutung für die, die es gewohnt sind sich an sich selbst und ihrer eigenen Fußballästhetik zu berauschen. 13 Tore gegen San Marino können demnach weder Beteiligten noch Zuschauern Spaß machen, weil sie nicht unter fairen Voraussetzungen geschossen worden sind und die Gegner obendrein alle Nase lang nur gedemütigt werden. Eine Vorqualifikation der Fußballzwerge sollte deshalb in Zukunft Abhilfe schaffen, damit a) die europäischen Topteams in Zukunft ihre wertvolle Zeit nicht mehr verplempern müssen, b) die Herren Wenger und Rummenigge sich nicht langweilen, c) keine Mannschaft mehr ein schlechtes Gewissen haben muß, weil man sich als Geldbeschaffungsmaßnahme eines kleinen Verbandes prostituiert und d) Nationalspieler, wenn sie sich schon auf Länderspielreise begeben, verletzen und anschließend ausfallen, die Chance bekommen sollen, sich von richtigen Gegnern die Gesundheit ruinieren zu lassen.
Das ist verständlich. Als Topklub hat man’s aber nun wirklich nicht leicht. Bayern und Arsenal müssen sich schließlich in nationaler Liga, Pokal und Champions League behaupten, Titel sammeln und genau die Millionen erwirtschaften, die man zuvor in teure Spieler, Stadien und Businesskonzepte gesteckt hat. Es kann und darf deshalb nicht sein, daß das große Vereinsspektakel dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, weil eben jene Spieler sich zwischendurch in den Dienst der nationalen Sache stellen, gegen fußlümmelnde Amateure Torrekorde aufstellen müssen und dabei unnötig verausgaben.
Auf der anderen Seite, Herr Rummenigge, für einen nicht gerade kleinen Teil der Aktiven und passiven Zuschauer besteht gerade darin der Reiz dieser Veranstaltung. Und das nicht jeder Fußballzwerg zwingend Kanonenfutter sein muß, das wissen wir Deutsche auch nur zu gut. Immer wieder trotzen Lehrer, Fischer, Tankstellenbesitzer, Frisöre, etc. gestandenen Fußballprofis irgendwo im großen, weiten Fußballeuropa erstaunliche Resultate ab und werden mit nur einem Spiel zu verdienten Fußballhelden ihrer Heimat. Und das haben sie sich auch redlich verdient.
Mit welchem Recht sollen also Mannschaften wie San Marino von genau Ihnen dazu verdonnert werden, lediglich in Vorqualifikationsspielen dem zweiten Pflichtspielsieg, z.B. gegen Luxemburg, entgegenzufiebern, statt sich unter Wettbewerbsbedingungen auch mit einem dreimaligen Weltmeister messen zu dürfen? Es fällt mir schwer, darauf eine vernünftige Antwort zu finden. Und was sagen die Betroffenen dazu? Simone Bacciocchi jedenfalls berichtete im Vorfeld des Spiels San Marino – Deutschland vom bisher größten Tag seines Lebens und weiter:
«Der Reiz für uns Nationalspieler von San Marino sind nicht Geld oder die Tatsache, dass ein Foto von uns in der Zeitung ist. Unser Antrieb ist die persönliche Befriedigung, die wir in unserem Sport erreichen können. Wir sind reine Amateure, für die Ballack oder Klose in einer anderen Welt spielen. Aber genau das ist der Reiz: Sagen zu können, ich habe Klose im Fernsehen gesehen und heute Abend spiele ich gegen ihn.» (Quelle: tagesschau.de)
Es sei ihnen an dieser Stelle jedenfalls von ganzem Herzen gegönnt. Und wenn die bösen Kleinen sich am Wochenende mal wieder zu Höchstleistungen aufschwingen sollten, berichte ich am Montag an dieser Stelle über die entnervte Forderung der Großen zur Abschaffung des völlig unsinnigen DFB-Pokals.
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