Der große FohlenKommandO-WM-2010-Angstgegner-Check, Teil 2
Gerade hatte man sich daran gewöhnt, wohlwollend über Klinsis Buben zu berichten, da läßt der gelernte Bäckersohn aus Göppingen die Bombe platzen und erklärt, fortan lieber wieder die knackige Sonne im fernen Huntington Beach, CA, genießen zu wollen. Zu schade das. Dennoch: Gerade hier beim FohlenKommandO kann das gut nachvollzogen werden, sitzen wir, tagein und tagaus, blaß und somnambul auf der Suche nach Neuigkeiten in unserem dunklen Kämmerlein. Aber zu unserer aller Rettung gibt’s da ja noch den allseits geschätzten Jogi. Der läßt seine alles andere als tappsig auftretende Bärenbande (Poldi, Schweini, Olli, etc.), jetzt mit freundlicher Unterstützung des Hansi (Flick), am Wochenende gegen die Republik Irland zum ersten Qualifikationsspiel zur EM 2008 auflaufen. Es geht nur wenige Wochen nach den WM-Jubelarien wieder ans Eingemachte, und das mithin gegen einen Quasi-Angstgegner. Die Bilanz ist zwar positiv, verrät nach 14 Partien aber neben 6 Siegen und 3 Remis immerhin auch 5 Niederlagen. Der letzte Sieg gegen die Jungs von der grünen Insel liegt sogar schon 25 Jahre zurück. Ein neuerlicher Einsatz der A-Elf ist Anlaß genug, zum Auftakt der Wir-planen-schon-jetzt-für-die-WM-2010-in-Südafrika-Festspiele an dieser Stelle eine weitere Auflage des großen WM 2010-Angstgegner-Checks zu publizieren.
Denn, liebe Freunde des spochtverbundenen Vergnügens, was kümmert uns die EM in unseren gebirgigen Nachbarländern? Diese nehmen wir, schwere Gegner hin oder her, notgedrungen nebenbei einfach mal so mit. Nach der Euphorie der vergangenen WM wissen wir doch schließlich alle, die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz ist nicht mehr als eine Durchgangsstation zum mehr als heißersehnten und verdienten Weltmeistertitel 2010. Für den EM-Titel gibt’s schließlich auch keinen weiteren Stern auf die Brust. Es sollte allerdings immer wieder daran erinnert werden, und das haben wir uns hier beim FohlenKommandO auf die Fahnen geschrieben, daß diese Mission keineswegs zum Selbstläufer werden wird. Mit einem guten Ende ist nur dann zu rechnen, wenn Jogi, Hansi, Andi und Bierhoffs Olli die Mannschaft auf alle Eventualitäten und potentiellen Gegner gebührend vorbereiten.
Im ersten Teil dieser Serie haben wir vor geraumer Zeit schon vor den hochmotivierten, möglicherweise sogar übermotivierten, Kapverden warnen müssen. Nun wirft eine sensationelle Meldung einen neuen Anwärter in die Phalanx der potentiellen DFB-Angstgegner. Sollte sich der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht bestätigen, dann könnten DIE mit dem Adler auf der Brust in Südafrika auf keinen geringeren als das Auswahlteam der Bahamas stoßen. Ja genau, die Bahamas! Bisher hat man in unseren Gefilden ja allenfalls im Vorfeld einer neuerlichen Hurrikansaison Notiz von diesem als traumhaft beschriebenen Eiland genommen. Und das betraf in aller Regel auch eher die Skipper, Multimillionäre und Steuerhinterzieher unter uns. Beim Stichwort Fußball hingegen ernteten die Bahamas bisher der Deutschen gähnendes Desinteresse. Und das nicht ganz zu Unrecht. Die aktuelle FIFA-Rangliste führt die Bahamas aktuell auf einem wenig furchteinflößenden 194. Platz.
Da stellt sich dem geneigten Leser natürlich die Frage, warum sich das binnen Vierjahresfrist schlagartig ändern sollte? Zum einen, weil der bahamaische Fußballverband die Zeichen der Zeit erkannt hat und verstärkt auf Jugendförderung setzt. Zum anderen, weil er zur Förderung die immer beliebter werdende Futsal-Variante ins Programm einbezieht, um das Spiel auf den Inseln und Cays in Schwung zu bringen. Ach ja, und da wäre dann noch die sensationelle Meldung. Der Meister der großen Illusion, namentlich David Copperfield, hat auf seinem Anwesen einer zu den Bahamas gehörenden Insel eine Quelle entdeckt. Aber nicht irgendeine Quelle, einen wahren Jungbrunnen will er ausgemacht haben. Ja, Sie haben richtig gelesen. Einen, wen nicht sogar DEN, Jungbrunnen! Und sollte dieser Fund demnächst auch wissenschaftlichen Ansprüchen standhalten, dann wird’s aber ganz arg für den Rest der Fußballweltelite, und damit nicht zuletzt auch für uns. Was mit jugendlichem Elan machbar ist hat die deutsche Mannschaft diesen Sommer mehr als eindrucksvoll bewiesen. Was aber erst möglich sein wird, sollte sich eben jener Elan, gepaart mit fußballerischem Können, erst einmal auf Jahre hinaus artifiziell konservieren lassen, das könnte uns, vor den Augen der begeisterten Weltöffentlichkeit in Gestalt der Bahamas vorgeführt, erst den Atem und dann den Titel rauben.
Sollte es denn tatsächlich so kommen, dann hilft kein Lamentieren. Unsere Jungs werden mit fortschreitender Praxis zwar reifer, spielerfahrener und somit auch besser, aber sie werden leider auch älter, langsamer und, wir wollen es nicht verschweigen, verletzungsanfälliger. Poldi wird bei der nächsten WM schon 25 Jahre alt sein und Jansen kurz vor seinem 25. Ehrentag stehen. Schweini ist dann fast 26, Mertesacker ebenso, Lahm sieht steil der 27 entgegen, Borowski zählt schon 30 Lenze, Klose schlappe 32, Ballack und Frings sind so gut wie 34, in Schneiders astronomischen Alter spielt man eigentlich nur noch Torwart und Metzelder (schon fast 30) wird ja ehedem vom Doc nur im Vierjahresturnus fitgespritzt. Kurz gesagt, schlimmstenfalls wird es deutlich schwerer, denn in einem Spiel, bei dem man immer jünger zum alten Eisen gehört, zählen nicht nur Technik und Spielübersicht, sondern eben auch Schnelligkeit und Spritzigkeit.
Selbst der entsetzte, wenn auch möglicherweise berechtigte, Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung, schließlich könnte es sich weniger um eine wissenschaftliche Sensation, als vielmehr ausschließlich um eine trickreiche, verspätete Racheaktion des amerikanischen Magiers an seiner verflossenen deutschen Ex (Claudi) und somit an uns Deutschen insgesamt handeln, wird lautlos verhallen. Erstens ist das nun wirklich mehr als an den langen, blonden Haaren herbeigezogen; zweitens sind große Verbände, z.B. möglicherweise die FIFA, der Aufarbeitung wettbewerbsverzerrender Umstände eigentlich schon immer unverdächtig, da können Sie getrost die Qualifikationsteilnehmer der Ozeaniengruppe nach ihren Erfahrungen fragen und drittens, homöopathische Dosen Jungbrunnenelixiers stehen nicht auf der offiziellen Dopingliste.
Man sei also gewarnt, diese Bahamas auf die leichte Schulter nehmen zu wollen. Copperfield ist immerhin auch schon durch die chinesische Mauer gewandelt. Um also zu verhindern, daß ein allseits geschätzter Spochtfreunde Stiller – Schlager in ein radebrechendes «’54, ’74, ’90, ’2014» umgedichtet werden muß, bleiben der deutschen Elf nur zwei Optionen. Entweder sie nimmt die Bahamas ab sofort ernst, und zwar so verdammt ernst wie man kommende Gegner seit Erfindung der Fußballweisheiten ernst zu nehmen hat. Oder aber sie vertraut schlicht und ergreifend darauf, die ganze Geschichte möge sich schleunigst als bloßer Hokuspokus erweisen. Vielleicht weiß "La Schiffer" da mehr Auskunft zu geben. Die würde in leitender Position beim DFB immerhin eine gute Figur machen. Aber das müssen dann andere entscheiden.
Bereits erschienen: Der große FohlenKommandO-WM-2010-Angstgegner-Check, Teil 1
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