In eigener Sache: Leserbriefe...equal goes it loose
wer regelmäßig in unserem kleinen, sympathischen Blog stöbert weiß, daß wir MANCHES BESSER, aber im Vergleich zu anderen Anbietern vor allen Dingen EINIGES ANDERS machen. Qua Redaktionsstatut sind wir Autoren nämlich nicht nur der Pflege und Förderung der allgemeinen Rautengeilheit verpflichtet, sondern darüber hinaus vielmehr fast sklavisch der objektiven, hintergründigen, sauber recherchierten, unabhängigen und intellektuell anspruchsvollen Berichterstattung unterworfen. Und das ist nicht immer einfach, sehr verehrte Leserinnen und Leser, das dürfen Sie uns getrost glauben. Hin und wieder juckt es einem in der trostlosen Abgeschiedenheit der Redaktionsstube in den Fingern und man möchte nur zu bereitwillig der Versuchung erliegen, der Einfachheit halber auch mal in die seichten Gewässer des Boulevard eintauchen zu können oder sich gleichermaßen hemmungslos der Satire hingeben. So reizvoll der Gedanke auch sein mag, bis jetzt bekämpfen wir unseren inneren Schweinehund erfolgreich.
So redlich unsere Absicht auch sein mag, gute Vorsätze sind schnell gebrochen und gerade Sie, verehrte Leserinnen und Leser, erinnern uns immer wieder eindringlich an die Wichtigkeit unseres ernsthaften Anliegens und bewahren uns vor der ständig lauernden Gefahr der Trivialität. So erreichte uns z.B. neulich folgender Leserbrief:
Ich bin vor einiger Zeit durch Zufall auf Ihre Seite gestoßen. Zuerst hat mich als Pazifist der martialisch klingende Name Ihres Blog ein wenig verstört, nur mal so am Rande bemerkt. Trotzdem bin ich aus Neugier ein aufmerksamer Leser Ihrer Beiträge geworden. Dennoch, gelegentlich stellen Sie meine Geduld auf eine harte Probe. Da erdreisten Sie sich inmitten eines längst überfälligen Jeff Strasser Artikels auf einmal, irgendeinen Gottfried Benn zitieren zu wollen, Sie Flegel. Warum nur? Schuster, bleib bei Deinen Leisten. Als Fußballfan verbitte ich mir Ihre ständigen und sinnfreien Ausflüge in die hochgeistigen Schulferien. Das hat mit seriösem Sportjournalismus nichts mehr zu tun!
Mit empörten Grüßen
Walter J.* (83) aus Tübingen (*Name von der Redaktion geändert)
Der Leser trifft mit seiner Kritik den Nagel natürlich auf den Kopf. Tatsächlich, so lautet in diesem Fall das redaktionsinterne Schuldeingeständnis, wollen wir wohl manchmal einfach zu viel auf einmal. Bestenfalls können wir Besserung geloben. Aber wir wissen natürlich, daß auch in Zukunft nicht immer alle potentiellen Leser mit unseren Texten gleichermaßen angesprochen, angeregt, unterhalten und somit glücklich gemacht werden können. Mit dieser Gewißheit muß ein jeder Autor leben, wobei sich das gelegentliche Eingeständnis des Scheiterns auch nicht weiter problematisch auf unser Schaffen auswirkt. Problematisch wird es für uns nur dann, wenn unsere penible Arbeit konterkariert, um nicht zu sagen, mutwillig sabotiert wird. Ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung. Wie Ihnen mit Sicherheit nicht entgangen ist, hält das FohlenKommandO seit geraumer ein exklusives Serviceangebot für Sie bereit. Während auf anderen Internetseiten lediglich neue Spieler in nicht enden wollenden Texten vorgestellt werden, rufen wir hingegen Ihnen in Abständen und gebotener, leserfreundlicher Kürze just jene verdienten Spieler noch einmal ins Gedächtnis, die den Verein gerade verlassen haben. Das ist ebenso innovativ wie respektvoll.
Nun machte unser treuer Leser John M. (29) aus Audubon in New Jersey uns jüngst unbewußt auf einen Mißstand aufmerksam, dem wir an dieser Stelle entschieden entgegentreten müssen. Unseren Artikel vom 08.08.2006, «Abgänge – wann genau weiß keiner: Kristian Lisztes», hat sich John, des deutschen Idioms nicht mächtig, wie gewohnt übersetzen lassen. Bis hierhin ist noch alles korrekt. Dazu bedient er sich in regelmäßigen Abständen einer Serviceleistung des Anbieters Yahoo!. Dieser Anbieter kooperiert zu diesem Zweck mit der Firma Systran. Auch daran gibt es natürlich überhaupt nichts auszusetzen. John hat sich bisher nicht an den computergenerierten Denglisch-Übersetzungen gestört, weiß er, seit Lothar Matthäus’ sensationeller Antrittspressekonferenz bei den damaligen MetroStars, als humoraffiner Zeitgenosse den ihm gebotenen radebrechenden Volksschulsprachschatz und Satzbau durchaus zu schätzen. Auch wir haben kein Problem damit, kommen wir doch ohne unser weiteres Zutun in den Genuß internationaler Leserschaft. So weit eine tolle Sache.
Allerdings, und da hört der Spaß dann wirklich in vielerlei Hinsicht auf, bekommen wir ein handfestes Problem, wenn unsere Artikel inhaltlich falsch wiedergegeben werden und gutgläubige Leser daraufhin in die Irre geleitet werden. Wie gesagt, mit Kritik nach subjektiver Fehleinschätzung der Leser müssen und können wir leben. Mit objektiv verfälschter jedoch nicht! So mußte John, entgegen des ursprünglichen Textes, erstaunt lesen, das FohlenKommandO würde sich bei Kristian Lisztes für seinen Arbeitseinsatz, im Gegensatz zu den vorherigen Artikeln, nicht(!) bedanken wollen und fragte sich, resp. uns sogleich schockiert nach den Gründen für unsere ablehnende Haltung. Was denn in uns gefahren wäre, auf einmal verbal nachzutreten?
Nachdem wir die Hintergründe recherchiert und John mit großer Erleichterung im Einzelnen über die fehlerhafte Übersetzung, die außerhalb unseres Einflußbereiches steht, aufklären konnten, möchten wir an dieser Stelle natürlich nicht versäumen, für alle besorgten internationalen Leser hier noch einmal klipp und klar richtigzustellen, daß wir Kristian Lisztes für die geleistete Arbeit natürlich(!) aufrichtig danken. Auch auf Englisch, was dann in gewohnter Art ungefähr so klingt:
«The Mitglieder of the FohlenKommandO like to express their sorry for the wrong misunderstanding in this matter, the distress that may causes that to our deeply disturbed english speaking readers and overall to Kristian Lisztes and his members of the family for this incident. We again like to apologize sincerely and of course hope for no psychische Langzeitschäden caused by this. We then thanked and wished Kristian Lisztes all the best and also now thank and wish him a little bit lucky with his future.»
Dieses Problem wäre somit hoffentlich aus der Welt geschafft. Selbstredend haben wir, unsere Sorgfaltspflicht erkennend, sofort stichprobenartig weitere Übersetzungen unserer Artikel geprüft. Dabei wurden zu unserer abermaligen Erleichterung bisher keine Fehler dieser Art entdeckt und wir hoffen inständig, sowohl unsere Leser als auch wir bleiben in Zukunft von weiterem ungerechtfertigtem Ärger verschont. Wir trösten uns daher fürs Erste an dem Gedanken eines einmaligen, zugegebenermaßen schlampigen, Ausnahmefall der Technik und wollen es hiermit bei einer Rüge belassen! Sollten sich allerdings Fälle dieser Art in Zukunft wiederholen, dann «hits it aber thirteen», liebe Übersetzer. Schließlich haben wir zwischendurch noch was anderes zu tun, als weltweit fremden Fehlerteufeln hinterher zu jagen, z.B. ein Blog schreiben.
Geschätzte Leserinnen und Leser, wir hoffen, Sie bleiben uns trotz dieser eher untypisch nervenaufreibenden Vorkommnisse freundlich gewogen, begleiten unser kleines, sympathisches Blog weiterhin mit der gebotenen staatsbürgerlich kritischen Distanz, sachdienlichen Hinweisen, aber vor allen Dingen mit der schwarz-weiß-grün spochtverbundenen Freude, mit der auch wir rund um die Uhr für Sie arbeiten.
Mit rautengeilen Grüßen
Die Redaktion
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