WM-Finale: Auf ein Neues
Endlich hat Marco Materazzi die Katze aus dem Sack gelassen und erklärt, wie er Zinedine Zidan im WM-Finale provoziert hat, dass dieser ihm einen Kopfstoß verpasste: "Ich habe an seinem Trikot gezogen. Da hat er gesagt: Wenn ich sein Trikot unbedingt haben wolle, könne ich es ja nach dem Abpfiff haben. Ich habe darauf geantwortet, dass mir seine Schwester lieber wäre." So jedenfalls wird Materazzi in der Gazetta dello Sport zitiert.
Jetzt fragt sich natürlich die Fußballwelt, ob das alles so stimmig ist, was sich der Fußballpate Sepp Blatter für den Höhepunkt der WM ausgedacht hat. Einfache Antwort: Nein, ist es nicht. Allein schon die Story, dass ein Italiener als geborenes Muttersöhnchen anfängt, sich über die Familie des Gegenübers auszulassen, war schon abstrus genug. Dass sich dann allerdings einer der weltgrößten Fußballer in seinem letzten großen Spiel zu einer Tätlichkeit hinreißen lässt, hätte sich nicht einmal Hollywood getraut. Aber nicht nur inhaltlich mangelte es der Aufführung, auch die Besetzung kann man nicht gerade als besonders gelungen bezeichnen. Den italienischen Bösewicht mit einem 1,93 großen Abwehrrecken zu besetzen, passt in keine vorhandene Schublade. Nur die Frisur stimmte, was man bei der Besetzung seines Gegenspielers wohl kaum behaupten kann. Das schüttere Haar Zidans stellte sich zwar als Kontrapunkt zu der langen Materazzimähne heraus, ließ aber jegliches sportliche Aussehen vermissen. Gerade von Showtalent Sepp Blatter hatte man sich sehr viel mehr versprochen. Wir sind gespannt auf das nächste Theaterfestival in Südafrika.
Leserbrief schreiben