Zukunftsmusik - Sorgen über Sorgen
der Blatter Sepp macht sich mal wieder Sorgen um den Fußball. Der Grund: WM-Finale sind zu leidenschaftlich, um durch Elfmeterschießen entschieden zu werden. Als Beispiel führt er das letzte Finale Italien – Frankreich (6:4 n.E.) an. Die Lösung: Elfmeterschießen im Finale sind bis zur WM 2010 in Südafrika einfach abzuschaffen. Ein einfacher Gedanke, eine noch einfachere Lösung. Aber was dann? Was tun, sollte es nach 120 gespielten Minuten keinen Sieger geben? Auch dazu hat Blatter sich schon Gedanken gemacht. Man könnte z.B. ein Wiederholungsspiel ansetzen oder die Zahl der Feldspieler in der Verlängerung reduzieren, damit innerhalb der vorgeschriebenen Zeit ein Siegtor fällt. Oder einfach spielen bis zum Umfallen. Irgendwann geht der Ball schon rein. Nach 3-4 Stunden, wenn sich fast alle Spieler mit Krämpfen auf dem Boden wälzen oder mittlerweile stehend einschlafen, wird sich einer der Beteiligten aufschwingen und den Ball ins Netz hauen, zur Not auch ins eigene, um dem Wahnsinn dann endlich ein Ende zu bereiten.
Das sind schon mal klasse Ideen. Wie sich die FIFA am Ende entscheiden könnte, es steht noch nicht fest. Immerhin haben die Herren Funktionäre noch vier Jahre Zeit, um eine ideale Lösung des Problems zu finden. Und da komme ich gerne ins Spiel, mit praktischen Vorschlägen. Wir FohlenKommandO-Mitglieder sind definitiv Pro-Leidenschaft, weil selbst leidenschaftliche Fußballfans. Man stelle sich zum Beispiel nur mal vor, das leidenschaftliche Spiel der Schweiz gegen die Ukraine wäre das Finale gewesen. Wer würde nicht beipflichten, eben jenem Match liebend gerne noch weitere Stunden beigewohnt zu haben, statt ihm ein leidenschaftsloses, grausames Ende zu setzen, daß den Namen Elfmeterschießen nicht einmal annähernd verdient? Aber Ironie zur Seite. Blatter liegt natürlich goldrichtig. Im Elfmeterschießen siegt nicht die Mannschaftsleistung, es entscheidet der Einzelne. Und das kann bei einem Mannschaftssport ja nun wirklich nicht angehen. Tore schießt innerhalb der regulären Spielzeit schließlich auch immer nur die Mannschaft und nie der Einzelne. Deshalb müssen alsbald Lösungsvorschläge her, um diese liebgewonnene, spannende Ungerechtigkeit zu unterbinden.
Bestens würden sich natürlich gerade solche Entscheidungen eignen, die weltweit bekannt sind und wenig Eingewöhnung bedürfen. Gegeneinander Schere-Stein-Papier spielen zum Beispiel, Mannschaft gegen Mannschaft, bis zum bitteren Ende, Sackhüpfen, Eierlauf oder der profane Schwanzvergleich. Da wird sich schon was finden. Möglicherweise lassen sich dadurch in Zukunft sogar noch mehr Menschen für die schönste Nebensache der Welt begeistern. Womit ich dann schon zum letzten Absatz des Artikels komme. Der hat mich nämlich ein bißchen verwirrt. Da beklagt Herr Blatter sich tatsächlich über die zu hohen Spielergehälter. Die Klubs würden so ein finanzielles Ungleichgewicht herstellen und der Leidtragende wäre am Ende wer? Natürlich der Zuschauer. Der müsse dadurch in Zukunft nämlich immer höhere Eintrittspreise zahlen und diesem Thema müsse sich die FIFA annehmen.
Immer mehr Spektakel, immer mehr Werbung, immer mehr Zuschauer, immer mehr Geld gleich leidtragende Kunden. Das ist ja einerseits vollkommen richtig. Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich persönlich hatte auch gar nicht um mehr Spektakel und um mehr Werbung gebeten. Mir würde es die meiste Zeit schon reichen, wenn man mich einfach nur mit 90 Minuten Fußball unterhalten würde. Andererseits: seit wann machen sich Sportfunktionäre über all das Gedanken? Über mich z.B., den leidtragenden Kunden also? Das wäre mir neu. Und woher überhaupt die Sorge? Schließlich habe auch ich als leidenschaftlicher Fan ohne zu überlegen (und nicht mal zähneknirschend) die hohen Ticketpreise des WM-Ausrichters (Blatter) gezahlt. Kein Grund zur Besorgnis also, noch läuft die Maschine wie geschmiert. Die Schraube ist noch längst nicht überdreht. Allerdings reicht es bei mir, auch dank der teuren Tickets, dieses Jahr mal wieder nicht für einen asiatischen Mittelklassewagen. Es wird in diesem Jahr auch keine neue Telekommunikationstechnologie deutscher Großaktionäre in meiner Wohnung installiert. Zuallererst, weil ich sie nun wirklich nicht brauche. Aber hoffentlich spricht sich das nicht rum, denn das wird die vielen, kundenorientierten Sponsoren, die wahrscheinlich genau so krank vor Sorge um mich sind wie Herr Blatter, bestimmt nicht freuen. Ich kann nur hoffen, wenigstens Sie sind nicht auch so unvernünftig wie ich und gefährden mit Ihrem reaktionären und geizigen Konsumverhalten das Engagement der tollen Hauptsponsoren beim nächsten Sportgroßereignis.
Oder wie wär's, wir schmeißen einfach alle zusammen:
«Money, it’s a gas.
Grab that cash with both hands and make a stash.
new car, caviar, four star daydream,
think I’ll buy me a football team.»
Für eine sorgenfreie Zukunft.
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