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Auswärtsstark (3)





In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute: 2. Bundesliga, Öffentliches Training, 1. FC Köln, 27.11.2006, ca. 15.00 Uhr, RheinEnergieStadion Köln.


Wenn die Umstände der Klassenzugehörigkeit und das frühzeitige Aus im Pokal in der Saison 06/07 schon kein echtes rheinisches Derby zulassen, dann braucht man eben anderweitige Gründe für einen Besuch des RheinEnergieStadions. Christoph Daums erstes Training zum Beispiel. Während der Rest der Fußballwelt vor lauter Vorfreude auf den «Zampano» und »Messias», resp. den «Ex-Kokser/Ex-Bundestrainer/Ex-Zweiten», hohl dreht, berichtet wenigstens das FohlenKommandO in gewohnt objektiver Manier über das, was wirklich geschah: Nämlich eigentlich nichts. Ein minutiöser Tatsachenbericht mit Bildern.

14.45 - Es ist wirklich ein schönes Gefühl, mal wieder beim alten und ewigen Rivalen vorbeizuschauen. Die Anreise eine Sache von wenigen Minuten, das Wetter sonnig und vorübergehend angenehm warm. Es wird zwar heute keinen Auswärtsdreier geben, aber immerhin sind die Kölner stets für ein Spektakel gut. Gerade Gladbachfans wissen diese Großzügigkeit der Gastfreundschaft zu würdigen.

14.48 - Hubschrauber kreisen über Junkersdorf, während ich die letzten Meter zum Stadion zu Fuß gehe. Die erste Überraschung? Landet Christoph Daum etwa pünktlich um 15.00 Uhr per Tandemsprung im Mittelkreis? Oder wird er nur aus gesundheitlichen Gründen mit dem Hubschrauber zum Stadion geflogen? Eventuell ist’s auch nur die Polizei die den Verkehr auf der A4/A1 überwacht. Wer weiß das schon so genau.


14.49 - Zuschauerströme aus allen Richtungen. Komisch. Mittwochs um sechs Uhr die Bude gegen Aue nicht vollkriegen, aber nachmittags erscheinen dann alle zum Training? Schon interessant wer scheinbar Zeit hat, um heute hier vorbeizuschneien. Ein kurzer Gedanke. Köln – Unistadt – Medienmetropole. Klarer Fall, die ganzen Freiberufler und Studenten natürlich.


14.51 - Vor der Nordkurve riecht es nach Bratwurst, die ersten Kölsch werden heruntergestürzt. Im Hintergrund dröhnt die Vereinshymne, danach Brings und die Höhner. Das Publikum ist in seinem Element.

15.54 - Tosender Applaus und Jubelschreie branden auf. Die Mannschaft schlurft aus den Katakomben aufs Spielfeld hinaus. Der Applaus verwandelt sich schlagartig, in Deutschland ja immer gerne genommen, in rhythmisches Klatschen. Prima, der ganze Stadl ist also anwesend. Dann kann es ja fast losgehen. Wo bleibt der Trainer? Aus welcher Richtung kommt der Wind? Er wird doch nicht wirklich? Oder etwa doch?

14.58 - ER schreitet ganz profan aus dem Kabinentrakt auf den Rasen hinaus. Das Publikum tobt, ich bin enttäuscht. Den Tandemsprung hätte ich recht spektakulär gefunden und wirklich gerne gesehen. Aber als Rekonvaleszent kann man nun wirklich nicht jede Erwartung erfüllen. Dafür habe ich Verständnis. Kurzes Winken in alle Richtungen. Die Mannschaft macht sich auf die Runde. Die Assistenten bauen ihren Spieleparcours auf.

15.00 - Die Mannschaft läuft sich locker warm, bzw. aus. Daum schreitet in staatsmännischer Beckenbauerpose, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, über den Rasen Richtung Nordtribüne.

15.04 - Das rhythmische Klatschen ist derweil beendet, den Spielern wird das zu langweilig, deshalb hüpfen die Jungs jetzt vor der Osttribüne auf und ab, klatschen dabei in die Hände und reanimieren so das fassungslos vor lauter Glück auf Daum fixierte Publikum.

Klatschen bis der Arzt kommt

15.07 - Die Spieler machen es sich zur Abwechslung auf den blauen Isomatten bequem, derweil hallen Christoph-Daum-Sprechchöre durch das Stadiongeviert. Das Volk klatscht schon wieder, die Mannschaft ausnahmsweise mal nicht. Langsam nervt es.

15.11 - Daum erreicht nach erster Begehung des Grüns den Tribünenanfang der Gegengeraden, dabei heftig umzingelt von Kameras, Mikrostativen und Sicherheitspersonal. Er bahnt sich seinen Weg zur Nordtribüne.

15.14 - Mitarbeiter bringen ein erstes Blumenbouquet in Sicherheit.

Christoph Daum (schnöselig!) will für ein FohlenKommandO-Bild nicht winken.

15.18 - Nach dem Herumliegen auf dem wahrscheinlich klammen Rasen wird nun heiteres Herumtollen um gelbe und blaue Plastikhütchen geboten. Am Ende jeder Runde klatschen sich jeweils drei Spieler gegenseitig ab. Das Publikum ausnahmsweise mal nicht. Danke.

15.20 - Aus lauter Freude über die innovativen Aufwärmübungen umarmen sich die Spieler jetzt. Anschließend werden auch noch extravagante Hebefiguren geübt. Wäre Daum vor Jahren tatsächlich Nationaltrainer geworden, man hätte sich in diesem Frühjahr über Klinsis Trainingsmethoden nicht mehr wundern müssen. Hier läßt ein Visionär seiner Zunft arbeiten. Langweilig ist es trotzdem. Gähnend langweilig, zumal mir immer noch nicht nach Klatschen ist.

15.23 - Nachdem die Nordtribüne abgefrühstückt ist, beginnt Daums Triumphmarsch entlang der kompletten Osttribüne. Wenn er sich beeilt, dann stößt er vielleicht noch vor Ende seines ersten Mannschaftstrainings zu den Spielern. Möglicherweise macht er nach längerer Übunsgleiterpause aber auch aus lauter Nervosität nicht mit. Oder es ist doch der angeschlagene Gesundheitszustand(!). Nach der Mandel-OP schont er seine Stimme lieber auf Pressekonferenzen und im Umgang/im persönlichen Gespräch mit den Fans.

15:25 - Mit mir langweilen sich weitere Borussenfans.


15:26 - Apropos Borussia. Die Mannschaft darf jetzt mit dem Ball spielen. Thomas «Mozart» Broich zeigt erwartet erste, starke Szenen im Umgang mit dem runden Leder. Allerdings ist auch kein Gegenspieler in nächster Nähe.

15:27 - Broich tanzt ein bißchen und meine Kölner Sitznachbarn erweisen sich als komplett beratungsresistent. Genauso wie sich auch dieses Jahr mal wieder nicht herumzusprechen scheint, daß Stiefel über der Jeans einfach beschissen aussehen, so spricht man hier auch weiterhin stur von Thomas «Breuch». Den dezenten Hinweis auf die vom FohlenKommandO geschaffene unabhängige Stelle zur Bestimmung der Aussprache von Fußballernamen spare ich mir. Wer nicht lernen will, der bleibt halt dumm.


15:28 - Weil bloßes Ballhochhalten das Publikum nicht in Ekstase versetzt, werden nun gruppendynamisch Tore auf den Platz getragen. Zu sechst ist es natürlich auch leichter. Die Zuschauer sind begeistert. Sie ahnen es vielleicht nicht, aber es wird deswegen tatsächlich schon wieder geklatscht.

15.30 - Beginn des Trainingsspielchens Neongelbgrün (8) gegen Neonorangerot (7). Stefan Wessels übt unterdessen in der hinteren Ecke des Platzes weiter Ballfangen.

15.35 - Es steht noch immer 0:0, das Publikum wird ungeduldig. Ab jetzt sollte doch alles besser werden, oder etwa nicht? Chihis Pfostenschuß wird frenetisch bejubelt. Es geht voran.

15.37 - «Breuch» kann im Mittelfeld keine nennenswerten Akzente setzen, aber seine Roten spielen ja auch in Unterzahl. Alles richtig gemacht Herr Pander, lassen Sie sich bloß nix einreden.

15.39 - Grün führt nach Doppelschlag 2:0. Gähn.

15.40 - Daum beginnt unterdessen mit der 2. Hälfte der Gegengeraden. Das gibt wohl nichts mehr mit der aktiven Trainingsteilnahme.

15.42 - «Breuch» semmelt aus sechs Metern Entfernung sehr spektakulär und haushoch über das Tor. Der Ball senkt sich dann zwanzig Meter weiter hinten immerhin auf das Tornetz des Stadiontores. Die Zuschauer freuen sich trotzdem. Endlich mal wieder was los hier. Szenenapplaus.

15.43 - Letzte Aktion der ersten Hälfte, Anschlußtreffer Rot und ab an die Flaschen. Training macht durstig. Daum quatscht sich irgendwo an der Gegengeraden fest, die ersten Medienvertreter räumen schon das Feld. Seine Pressekonferenzen sind definitiv unterhaltsamer.

15.45 - Beginn der zweiten Hälfte. Grün jetzt in Unterzahl. Mozart trifft immer noch nicht und zieht sich ins defensive Mittelfeld zurück.

15.52 - Rot führt mittlerweile 5:2 und Daum hat tatsächlich null Bock auf Training (die Mandel-OP?). Zum Abschluß gibt’s nach einem harmlosen Foul an der Eckfahne noch ein wirklich schönes Elfmetertor der roten Mannschaft zum Endstand.

15.53 - Die Jungs laufen aus, das Publikum klatscht. Schon wieder? Immer noch? Ich weiß es wirklich nicht mehr.

Die vierte Gewalt packt schon mal weg

15.57 - Die Tore werden weggeräumt und der Assi will Daum dann jetzt doch endlich mal zur Mannschaft holen. Der läßt sich erwartungsgemäß etwas bitten, das kennt man in Köln bereits, aber schlußendlich kann er sich dann doch noch durchringen, es ist ihm wahrscheinlich eine Herzensangelegenheit. Irgendwer drückt Daum das Blumenbouquet wieder in die Hand. Toll. Overath und Meier weinen in diesem Moment wahrscheinlich vor Glück. Meine Sitznachbarn auch. Ich nicht. Mir reichts. Ich habe alles gesehen.

16.05 - Christoph Daum anscheinend auch. In der Nordkurve werden die Sichtblenden nach dem öffentlichen Geheimtraining wieder hochgefahren und Trainer und Spieler verschwinden im Kabinengang.

Ungefähr der spektakulärste Auftritt des Tages
(Rechte: Gmeinder/FohlenKommandO)


16.06 - Das Publikum geht, ohne sich dabei selbst zu beklatschen. Ich gehe auch und im RheinEnergieStadion kehrt ganz schnell wieder Ruhe ein. Vorerst.

Bisher erschienen:
Auswärtsstark (2): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (1): Factor Ljubljana - Bela Krajina