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Auswärtsstark (14)




In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute mit einem Gastbeitrag des Fohlenkommando-Beauftragten für Habsburg: Länderspiel, Österreich-Deutschland, 6. Februar 2008, Ernst-Happel Stadion, Wien


Gut vorbereitet, Österreich

Schmach und Wunder von Cordoba. Auch vor dem deutschen Länderspiel in Österreich wurde wieder viel über die legendäre Begegnung bei der WM ´78 in Argentinien gesprochen. Dreißig Jahre später sind Österreicher vorsichtig optimistisch - deutsche Fans eher gelassen.

„Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich“ schallt es durch das moderne attraktive Ernst-Happel-Stadion – bald Schauplatz des EM-Finales. 48 500 Zuschauer - fast ausverkauftes Haus. Österreich ist gut vorbereitet: Zusatztribünen sind aufgestellt, die Ticket-Scanner am Eingang stehen, Ordner proben den Ernstfall, eine richtige Generalprobe für das große EURO-Turnier im Juni. „Immer wieder Österreich“, denke ich auch immer auf meinen Fahrten durch die ehemalige k.u.k Monarchie von Osten kommend am Prater vorbei, wo dieses schöne ovale Stadion steht und weiter über den Wiener Stadtring Richtung Linz und Salzburg bis ich schließlich wieder in Deutschland bin, von wo der Gegner am heutigen Abend kommt.
Die "Fußballgroßmacht" ist nach zwei Reformjahren als EM-Mitfavorit in die Donaumetropole gereist. Für den Sommer steht eine Art „fußballerischer Anschluss ans Reich“ (Koch? Merkel? Rummenigge?) und mehr als der 3. Platz bei der WM auf dem Programm. Wenn es beim Co-Gastgeber und Weltranglisten-90. Österreich indes nur annähernd so rund laufen würde, wie das Ernst Happel Stadion oval ist, wäre möglicherweise auch ein 3. Platz drin – allerdings in der Gruppenphase.
Trotzdem - die Österreicher starten so furios wie vor knapp dreißig Jahren in Cordoba. Der Reihe nach schießen Fuchs, Ivanschitz, Pogatetz, Harnik auf das deutsche Tor, flanken gefährlich, zirkeln den Ball herein, oder spitzeln ihn am orientierungslosen Gegenspieler vorbei. Allesamt unbekannte Namen – nur Stürmer Roland Linz hat es vor ein paar Wochen in mein Gedächtnis geschafft, weil er einen Treffer zum Unentschieden seines portugiesischen Klubs gegen einen berühmten deutschen UEFA-Cup Teilnehmer beisteuerte. Allesamt erfolglos – trotz des miserablen Torwarts Lehmann, der sich anscheinend über den Sinn des Wortes Piefke Gedanken macht, dass die österreichischen Fans schreien. „Wer nicht hüpft, der ist ein Piefke – hopp, hopp hopp! Den internationalen Slogan hat man hierzulande problemlos ins Österreichische übersetzt.

"Hier könnten bestimmt 20 Kartoffelnpflanzen hin, da drüben noch ein paar Möhrchen und Kohlrabi und das Haus vom Nikolaus. Hihihi."

Wir Piefkes ahnen da schon, dass uns die rot-weiß-rot angemalten und gekleideten Ösis – wie in fast allen Spielen seit Cordoba – die Party nicht vermiesen werden. Es waren ja auch ein paar Party-Weltmeister 2006 anwesend. Zum Beispiel die beiden deutschen Erasmus Studentinnen, die ihren kompletten Satz schwarz-rot-geiler Fandevotionalien ins Alpenland importiert hatten. Oder die Truppe mit den deutschen WM-Trainingstrikots (waren billiger als die Richtigen) und den uncoolen Fußballhüten.
„Immer wieder Österreich“. Nachdem die Mannschaft von Teamchef Hickersberger mit dem Pausenpfiff zunächst vom Zwang befreit worden ist, aus glasklaren Chancen ein Tor zu machen, dürfen Preisausschreibengewinner zum Elfmeterduell gegen einen früheren österreichischen Torwart antreten, der im Alpenland etwa den Sepp Maier-Status hat. Aber halt eben nur dort. Kurzzeitig fühle ich mich eher wie im Stadion von Cashpoint SCR Altach (Österreichischer Bundesligist) als bei einem internationalen Länderspiel.
Schon bei der ersten vergebenen Großchance der Österreicher durch Standfest in der zweiten Halbzeit zeigt der österreichische Familienvater links vor uns Anzeichen stärker werdender Nervosität. Deshalb jubeln wir ein paar Minuten später beim 1:0 durch Hitzlsperger besonders laut und ausgiebig. „Wichtig ist doch nur die EM!“ Nach dem 2:0 durch Klose ruft ein österreichischer Nachwuchsfan einem Berliner Berufsprovokateur seine Hoffnungen auf eine Wiederholung von Cordoba zu. „Welche EM? Die in 2040?, schallt es relativ schlagfertig vom Provokateur zurück. 2:0 für Deutschland – auch im gemischten Fanblock. Noch einmal versuchen sich die Habsburger zu mobilisieren, in dem sie„La Ola“ initiieren. „Steht auf, wenn ihr Österreich seid“ rufen die unverbesserlichen, ewigen Fans und setzen sich sofort wieder hin, als Gomez zum 3:0 einnetzt. Der Familienvater schafft es auch beim dritten Anlauf nicht, den fest verschraubten Metallsitz aus der Verankerung zu reißen - aber nicht deshalb, weil ihn seine Frau und sein Sohn daran hindern. Österreich ist eben gut vorbereitet.
Inzwischen hat die deutsche Anhängerschaft mit „SIEG“ endgültig die Brüllhoheit über den einzigen gleich lautenden „Fangesang“ der beiden deutschsprachigen Länder. Wer Österreich ist, steht jetzt wirklich auf und geht nach Hause. Das lassen zumindest die langen Fanschlangen auf den Sektorentreppen vermuten.

Wieder zurück in die Tiefen Habsburgs, wo weitere Fußballabenteuer warten....

Am Ende ist es sich dann doch nicht ausgegangen, wie der gemeine Österreicher zu sagen pflegt. „Torlos gewinnt man eben nicht“, bringt ein nationales Onlineportal die Sache perfekt auf den Punkt. Aber ansonsten: „Gut vorbereitet, Österreich!“

Andreas Bock


Bisher in dieser Reihe erschienen:

Auswärtsstark (13): Ungarn - Griechenland
Auswärtsstark (12): FC TVKM Tallinn - FC Levadia Tallinn
Auswärtsstark (11): LASK Linz - Cashpoint SCR Altach
Auswärtsstark (10): Preußen Münster - SV Schermbeck
Auswärtsstark (09): SV Wehen Wiesbaden - VfB Stuttgart
Auswärtsstark (08): Red Bull New York - Chicago Fire
Auswärtsstark (07): Borussia Mönchengladbach II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (06): Bayer Leverkusen - CA Osasuna
Auswärtsstark (05): Bayer Leverkusen II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (04): Eintracht Frankfurt - Newcastle United
Auswärtsstark (03): Öffentliches Training des 1. FC Köln
Auswärtsstark (02): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (01): Factor Ljubljana - Bela Krajina