31.8.06

Wer glaubt schon der Werbung?

Liebe Leserinnen und Leser,

wir beim FohlenKommandO bieten Ihnen seit Jahresbeginn genau den knallharten, seriösen, sauber recherchierten und unterhaltsamen Service zum Thema Fußball und Borussia Mönchengladbach an, den Sie als interessierte Konsumenten auch verdient haben. Und das zum Nulltarif! Dabei kommen wir unserer Aufklärungspflicht natürlich gerne nach und gestalten unseren Webauftritt darüber hinaus ganz uneigennützig werbefrei. Schließlich zählt bei uns das geschriebene Wort und zwar ausschließlich UNSER geschriebenes Wort. So oder so wollen wir Sie nicht mit dem üblichen Scheißdreck unseriöser Werbeanbieter belästigen.

Was aber macht man, wenn eine seriöse Zeitung einem mit 300,- € monatlich unter die Arme greifen will, um die hervorragende Arbeit zu fördern? Da kommt man schon mal ins Grübeln. Es handelt sich immerhin um einen nicht ganz unbeträchtlichen Betrag, den es mal nebenbei abzugreifen gilt. Und natürlich können auch wir armen, freien Journalisten beim FohlenKommandO nicht nur von Luft und der Liebe unserer treuen Leser leben.

Nicht auszudenken, was wir mit der Kohle alles anstellen könnten. In Redaktionskonferenzen könnte statt billigem Dosenbier endlich mal wieder leckeres Pils aus der Flasche fließen. Wir könnten unsere Informanten für ihre Zulieferdienste endlich auch mal angemessen schmieren. Und obendrein könnten wir auch noch das auslaufende Fix & Foxi-Abo (zu Recherchezwecken) unseres Chefredakteurs verlängern. Kurz gesagt, es wären paradiesische Zustände.

Und dieses Paradies, es liegt so nah. Wir müßten lediglich bei der Abstimmung zum Blogstipendium der Süddeutschen Zeitung die übrigen 52 nominierten Blogs hinter uns lassen und die 300 Euro monatlich wären da, wo sie es gut hätten. Wir müssten unsere Leser lediglich dazu auffordern, sich im Forum der jetzt.de – Redaktion anzumelden und für uns abzustimmen. Nach kontroversen Diskussionen und zwei schlaflosen Nächten haben wir aber nun eine Entscheidung getroffen, die im Einklang mit unserem Redaktionsstatut steht. Wir machen keine Werbung, schon gar nicht für uns selber. Lieber vertrauen wir in unserer Naivität darauf, daß sich unser kleines, sympathisches Qualitätsblog am Ende ohne werbewirksames Gebaren gegen die Konkurrenz durchzusetzen vermag. Also werden wir hier an niemanden appellieren, beim Blogstipendium unsere Artikel zu unterstützen. Falls trotzdem zufällig jemand dort vorbeisurfen sollte und genau das tut: Dankeschön - aber es soll anschließend auch bitte keiner kommen und sagen, wir hätten ihn bedrängt.

Abgänge - Ende vorletzter Saison: Sead Ramovic

Das FohlenKommandO winkt jedem Spieler der die Borussia in diesem Jahr verlässt mit einem kleinen Beitrag hinterher.

Sead Ramovic kam 2004 aus Wolfsburg zur Borussia, nachdem man schon Jahre zuvor vergeblich versucht hatte, ihn an den Niederrhein zu lotsen. Im ersten Halbjahr noch dritter Torwart, musste Ramovic nach der Verpflichtung Kellers sogar ins vierte Glied zurücktreten. In der Saison 2005/2006 wurde Ramovic nach Offenbach ausgeliehen wo er im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Rostock das Kunststück fertigbrachte, sich in der 120. Minute eine (zugegebenermaßen unberechtigte) Rote Karte abzuholen. Im Elfmeterschießen wurde Ramovic von Feldspieler Stefan Sieger vertreten. Spätestens in diesem Moment merkte man auch in Offenbach, was in Mönchengladbach schon lange bekannt war: Ramovic wird nicht mehr gebraucht. Wir bedanken uns bei Sead Ramovic für 0 Spiele, 0 Tore, 0 Gegentore und damit eine blitzsaubere Bilanz in Mönchengladbach.

Sollte sich kurz vor Schließung der Transferliste noch ein Spieler verabschieden, wird auch er noch ein paar Zeilen bekommen.

30.8.06

Klappe Neururer, die 13.

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

jeder Fußballfan kennt Momente, die ganz besonderen, die einen das Fürchten lernen. Wenn zum Beispiel das Kreuzband eines hochgeschätzten und immens wichtigen Spielers auch in der siebzehnten Zeitlupeneinstellung nicht kräftig genug ist, um der Belastung einer brutalen Grätsche standzuhalten, dann ist das nicht weniger als fürchterlich zu nennen. Ein spezielleres Beispiel zur Verdeutlichung? Bitte sehr. Die Auswärtsbilanz der Mönchengladbacher Borussia seit dem Wiederaufstieg ist in ihrer schaurigen Gesamtheit so furchteinflößend, daß sie so manch erwachsenem Fan aufs Neue die Gottesfürchtigkeit gelehrt haben wird. Die Kette ähnlicher Vergleiche läßt sich beliebig quer durch die Bundesliga fortsetzen. Schlußendlich findet sie aber immer noch einen einzigartigen, wirklichen Höhepunkt. Am gruseligsten wird’s nämlich ohne Untertreibung immer genau dann, wenn irgendwo ein Präsidium eilig die Journaille herbeizitiert, um die bevorstehende Entlassung des hauseigenen Übungsleiters Peter Neururer bekanntzugeben. Dann beginnt allerorten das große Heulen und Zähneklappern, werden Fingernägel aus lauter Angst blutig gekaut und Hände entsetzt vor Gesichter geschlagen. Schreck laß nach, dreh dich nicht um, schau, schau, der Peter geht wieder um! Und die bange Frage lautet: Wo wird er als nächstes landen? Etwa bei uns?

Bisher hat man sich deutschlandweit schon einigermaßen flächendeckend in Essen, Aachen, Gelsenkirchen, Berlin, Köln, Saarbrücken, Düsseldorf, Offenbach, Ahlen und Bochum gegruselt. Die sturm- und erdverwachsenen Niedersachsen der Hauptstadtmetropole haben gar zwei Anläufe gebraucht, um schließlich entnervt das Handtuch zu schmeißen. Wirklich ein mutiger Menschenschlag, diese Hannoveraner. Jetzt ist es ihnen also zu viel geworden. Einerseits verständlich, andererseits ein fatales Szenario für Fans in Stuttgart und Bielefeld. Es ist ja nicht ganz ausgeschlossen, daß der Spuk dort demnächst weitergehen könnte. Oder etwa in Burghausen. Bleibt abzuwarten, wo die Verzweifelung in den nächsten Wochen das größte Ausmaß annimmt. Es sei denn, Peter der Große schickt sein Bewerbungsvideo endlich auch mal nach Madrid. Seine spezielle Ahnung in puncto Trainingslehre und Psychologie, addiert mit seinen guten Ergebnissen, qualifiziert ihn nach eigenem Bekunden ja definitiv für einen galaktischen Job in Kastillien.

So sehr ich Peter Neururer diesen fantastischen Coup auch wünschen würde, aller Wahrscheinlichkeit nach wird er in dieser Funktion nicht als deutscher Exportschlager Einlaß in die Geschichtsbücher finden. Ebenso wenig zu erwarten ist seine Überführung in eine Beschäftigungsgesellschaft für Trainer, wir berichteten bereits darüber, denn der lediglich kurzfristig anvisierte Erfolg ist sein Ding nicht. Dieser Mann scheint eher ein Getriebener zu sein, auf der Suche nach dem richtigen Verein für die Ewigkeit. Und wenn es schlecht läuft, dann kann das noch ein bißchen dauern. Für den ein oder anderen mit Sicherheit eine gruselige Vorstellung.

P.S.: Falls die Interessenten in naher Zukunft doch nicht Schlange stehen sollten, wie wäre es denn mit einem kleinen Fortbildungskurs? Kann ja nicht schaden, alter Hammerwerfer, man lernt schließlich nie aus.

29.8.06

Eine Liga auf Reserve

Die etwas andere Meinung (14)

Innerhalb des DFB gibt es Bestrebungen die Regionalliga zu reformieren. Angedacht ist dabei ein Modell mir einer dritten bundesweiten Liga und drei Regionalligen darunter. Hauptstreitpunkt ist dabei die Frage, ob die zweiten Mannschaften von Bundes- und Zweitligisten in der dritten Liga spielen dürfen sollen. Die Amateurvereine wollen dies verhindern, da die Reservemannschaften für den Zuschauerzuspruch wenig attraktiv sind und die Profivereine das knappe Geld tweilweise abgreifen. Außerdem wird regelmäßig der Wettbewerb um den Aufstieg in die zweite Liga verzerrt, wenn die zweiten Mannschaften mit Bundesligaspielern, die Spielpraxis benötigen, "aufgefüllt" werden. Die Bundesligavereine argumentieren dagegen, dass für die Ausbildung der Nachwuchsspieler, die entsprechenden Mannschaften auf hohem sportlichen Niveau spielen müssen

Theo Zwanziger hat jetzt einen eigenen Vorschlag anegkündigt, der eine Neuregelung der Auf- und Abstiegsregelung sowie den freiwilligen Verzicht der Profiklubs auf die TV-Gelder zu Gunsten der anderen Drittligisten beinhalten soll. Beiden Seiten könnte jedoch mit folgendem Kompromiss geholfen werden: Neben den aktuellen zwei Regionalligen wird eine dritte Regionalliga installiert, die ausschließlich für die zweiten Mannschaften der Bundes- und Zweitligisten bestimmt ist. Sportlich kann man sich für diese Liga durch Aufstieg aus der "normalen" Oberliga qualifizieren. Diese Regionalliga spielt anstatt eines Aufsteigers einen "Reservemeister" nach Vorbild der goldenen Ananas aus. Dabei könnte man über einen Platz im DFB-Pokal als "Preisgeld" nachdenken. Wettbewerbsverzerrungen hätten damit eine Ende und die Profivereine hätten es selbst in der Hand, das notwendige sportliche Niveau zu gewährleisten. Schließlich wäre auch die Geldverteilung geregelt, da die "normalen" Regionalligen und die "Reserveliga" getrennt vermartet werden könnten. Eine Gründung einer dritten Bundesliga steht diese Idee keineswegs entgegen. Die Frage, auf welcher Ebene die "Reserveliga" dann angesiedelt werden sollte, könnte man dann nach der sportlichen Stärke entscheiden.

28.8.06

Neues aus dem Gästeblog (35.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Beim FohlenKommandO verstehen wir uns gerne, wie schon desöfteren dargelegt, in der überwiegenden Mehrheit als Kulturpessimisten und Traditionalisten. Als solche ertappen wir uns besonders häufig, wenn es um die Stimmung im Borussia-Park geht. Dabei steht außer Frage, daß die „altgedienten“ Fans, also jene, deren wirkliche Fansozialisierung vor langen Jahren auf dem Bökelberg stattgefunden hat, stets nostalgisch schwelgen, verklären und dabei nicht selten zur selbstgerechten Überheblichkeit neigen. Das ist einerseits absolut verständlich, denn vieles war in der eigenen Empfindung früher tatsächlich besser als heute. Manchmal macht einen das traurig, hat man doch den subjektiven Vergleichswert vor Augen. Aber ehrlicherweise zugegeben wurden auch wir argwöhnisch beäugt, als wir uns als nicht mal halbstarke Jugendliche mit unseren Vorstellungen von Fandasein in der Kurve eingenistet haben. Das hat damals dem ein oder anderen Alten auch nicht geschmeckt, genützt hat seine Empörung nichts. So wie sich das Spiel seitdem gewandelt hat, hat sich natürlich auch die Fankultur leise schleichend weiterentwickelt. Diese Tatsache gilt es andererseits nicht nur zu akzeptieren, es gilt sie zu respektieren; die Ultras, die Fanchoreographien und auch den scheinbar unvermeidbaren Marktschreier. Das kann man mal mehr mögen, mal weniger, aber erlaubt ist immerhin was gefällt. Es ist nicht nur unangenehm sondern zuvorderst unangebracht, sich aufgrund dieser Tatsache der altersweisen Weinerlichkeit zu ertappen. Wer damit ein Problem hat, dem steht jederzeit frei seine persönliche Konsequenz daraus zu ziehen. Viele Traditionalisten haben das zu Gunsten der eigenen Bequemlichkeit bereits getan und sich ihrer Anspruchsgrundlage beraubt. Der Fußball gehört allen Fans; die Stimmungsshoheit im Stadion aber schon immer denen, die sich audiovisuell mehr als andere dafür ins Zeug legen. Basta!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

26.8.06

Abgänge - 12. August: Jeff Strasser

Wenn ein Spieler geht, begleitet das FohlenKommandO dies in gewohnter Manier.

Jeff Strasser wechselte 2002 aus Kaiserslautern zur Borussia. Von dort an kam der gelernte Mittelfeldmann regelmäßig als Manndecker zum Einsatz. Apropos Einsatz: An dem mangelte es Strasser nie. In vorbildlicher Weise schmiss er sich für seine Mannschaft ins Zeug und wurde sogar Kapitän. Nach dem Umzug in den Borussia-Park stiegen die spielerischen Ansprüche, die die Mannschaft nur selten erfüllen konnte. Der Unmut des Publikums entlud sich über Jeff Strasser, der sich aufgrund seiner eher rustikalen Spielweise sogar Pfiffe anhören musste. Auch Jupp Heynckes stieß ins gleiche Horn und versagte Strasser jegliche Zukunft im Verein. Dessen Vertrag wurde daraufhin aufgelöst. Wir bedanken uns bei Jeff Strasser für 113 Bundesligaspiele mit 3 Toren, einer Vorlage, 34 Gelben und einer Gelb-Roten-Karte, für 9 DFB-Pokal-Spiele mit 2 Elfmetertoren und 4 Gelben Karten und damit für die Erkenntins, dass Strasser seine engagierte Spielweise mit 6 Spielen Sperre bezahlen musste.

Lesen Sie bald im FohlenKommandO einen Beitrag über einen Spieler der als Spieler bei Borussia eine absolut weiße Weste hat.

25.8.06

bwin - Tag der Entscheidung (verschoben)

Der Freistaat Sachsen hat die Genehmigung von bwin Wetten anzubieten am 10.8.2006 aufgehoben und gleichzeitig verfügt, das Angebot von Sportwetten bis zum 24.8.2006 einzustellen. Wer heute die Seite des Wettanbieters besucht stellt allerdings fest, dass sich nichts verändert hat und fröhlich weitergewettet werden darf. Vorerst, denn Sachsen drängt immer noch darauf, bwin den Saft abzudrehen. Allerdings entscheidet jetzt erst das Verwaltungsgericht in Chemnitz, ob bwin bis zu einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung über die Aufhebung der Genehmigung vorläufig weitermachen darf.

Um zu verstehen, was dort vor sich geht, muss man etwas weiter ausholen. In Deutschland werden Sportwetten grundsätzlich von staatlicher Seite durch den Anbieter Oddset angeboten. Eine Lizenzvergabe an private Anbieter ist gesetzlich nicht vorgesehen. Damit besteht also ein staatliches Wettmonopol. Trotzdem gibt es vier private Wettanbieter: Sportwetten Gera, bwin e.K, Interwetten und die Digibet AG mit dem Angebot Wetten.de. Diese verfügen noch über Genehmigungen aus DDR-Zeiten, die auch nach der Wiedervereinigung Gültigkeit besitzen.

Jetzt will der Staat aber diese privaten Anbieter ausbooten, um das staatliche Wettmonopol wiederherzustellen. Dieses soll dem Schutz des Bürgers dienen. Zum einen soll er vor Spielsucht geschützt werden, indem der staatliche Wettanbieter den Spieler über die Risiken beim Wetten aufklärt. Zum anderen soll der Spieler vor finanziellen Gefahren geschützt werden die zu befürchten sind, wenn der Wettanbieter seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommt.

Das Bundesverfassungsgericht hat im März dieses Jahres festgestellt, dass das staatliche Wettmonopol grundsätzlich verfassungsmäßig ist. Der Staat darf dieses Wettmonopol aber nur dann in Anspruch nehmen, wenn der Wettanbieter, also Oddset, die Spieler vor den Gefahren des Wettens zu schützen versucht und sie nicht zum Spielen, etwa durch aggressive Werbung, zum Spielen verleitet. Ob das staatliche Wettmonopol auch mit dem europäischen Gemeinschaftsrecht vereinbar ist, wird der Europäische Gerichtshof voraussichtlich Ende Oktober 2006 klären. Es wird erwartet, dass er das staatliche Wettmonopol in der aktuellen Form kippt.

Das Urteil aus Karlsruhe war für Oddset ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wurde zwar das Wettmonopol gestärkt, andererseits wurde aber auch entschieden, dass das damalige Angebot von Oddset nicht den Vorgaben entspricht. Oddset musste also seine Werbeaktivitäten stark einschränken und dadurch entstand gegenüber den privaten Anbietern ein klarer Wettbewerbsnachteil. Dieser Wettbewerbsnachteil wäre natürlich dann zu vernachlässigen, wenn es überhaupt keinen weiteren Anbieter und somit auch keinen Wettbewerb gäbe

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie viel Einfluss Oddset auf die Aufhebung der Genehmigung von bwin hat. Dazu muss man wissen, dass in Sachsen die Aufhebung durch Staatssekretär Jürgen Staupe verfügt wurde. Dieser sitzt, welch Zufall, im Aufsichtsrat von Sachsenlotto. Sachsenlotto ist wiederum ein Teil der Kooperationsgemeinschaft der 16 Landeslotteriegesellschaften, die Oddset betreibt. Apropos Zufall: Der Bremer Bürgermeister Thomas Röwekamp, der stetig versucht gegen Werder Bremens Werbung für bwin vorzugehen, ist Aufsichtsratsvorsitzender von Lotto Bremen.

Dass die Aufhebung der Genehmigung mit dem notwendigen Schutz der Spieler begründet wird, verwundert nicht. Es wird dadurch aber auch keineswegs überzeugender. Die Gefahren des Spiels waren in den letzten Jahren genauso groß, wie sie aktuell sind. Der einzige Unterschied ist, dass Oddset nun nicht mehr im gleichen Maße werben darf und somit um die Umsätze bangt. Wäre es der Politik wirklich um das Wohl der Spieler gegangen, hätte man bereits Anfang der Neunziger-Jahre eingreifen müssen.

Für die Politik war bwin bis zum Urteil des Bundesverfassungsgericht noch relativ gern gesehen, da sie durch großangelegte Werbekampagnen der Wettbranche starke Zuwächse bescherten, von denen auch Oddset profitierte. Die Politik nahm die dabei anfallende Lotteriesteuer gerne entgegen. Oddset unterstützte obendrein mit der ebenfalls abzuführenden Konzessionsabgabe eine Vielzahl gemeinnütziger Projekte und entlastete so die öffentlichen Haushalte.

Jetzt haben die Gerichte das Sagen und wie es letztendlich ausgehen wird, ist noch offen. Man könnte glatt in Versuchung geraten, auf den Ausgang zu wetten. Nur wo will man so eine Wette platzieren, denn die Frage ob ausländische Buchmacher Wetten in Deutschland über das Internet anbieten dürfen, ist die nächste Frage die zu klären sein wird.

23.8.06

In eigener Sache: Leserbriefe...equal goes it loose

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

wer regelmäßig in unserem kleinen, sympathischen Blog stöbert weiß, daß wir MANCHES BESSER, aber im Vergleich zu anderen Anbietern vor allen Dingen EINIGES ANDERS machen. Qua Redaktionsstatut sind wir Autoren nämlich nicht nur der Pflege und Förderung der allgemeinen Rautengeilheit verpflichtet, sondern darüber hinaus vielmehr fast sklavisch der objektiven, hintergründigen, sauber recherchierten, unabhängigen und intellektuell anspruchsvollen Berichterstattung unterworfen. Und das ist nicht immer einfach, sehr verehrte Leserinnen und Leser, das dürfen Sie uns getrost glauben. Hin und wieder juckt es einem in der trostlosen Abgeschiedenheit der Redaktionsstube in den Fingern und man möchte nur zu bereitwillig der Versuchung erliegen, der Einfachheit halber auch mal in die seichten Gewässer des Boulevard eintauchen zu können oder sich gleichermaßen hemmungslos der Satire hingeben. So reizvoll der Gedanke auch sein mag, bis jetzt bekämpfen wir unseren inneren Schweinehund erfolgreich.

So redlich unsere Absicht auch sein mag, gute Vorsätze sind schnell gebrochen und gerade Sie, verehrte Leserinnen und Leser, erinnern uns immer wieder eindringlich an die Wichtigkeit unseres ernsthaften Anliegens und bewahren uns vor der ständig lauernden Gefahr der Trivialität. So erreichte uns z.B. neulich folgender Leserbrief:

Ich bin vor einiger Zeit durch Zufall auf Ihre Seite gestoßen. Zuerst hat mich als Pazifist der martialisch klingende Name Ihres Blog ein wenig verstört, nur mal so am Rande bemerkt. Trotzdem bin ich aus Neugier ein aufmerksamer Leser Ihrer Beiträge geworden. Dennoch, gelegentlich stellen Sie meine Geduld auf eine harte Probe. Da erdreisten Sie sich inmitten eines längst überfälligen Jeff Strasser Artikels auf einmal, irgendeinen Gottfried Benn zitieren zu wollen, Sie Flegel. Warum nur? Schuster, bleib bei Deinen Leisten. Als Fußballfan verbitte ich mir Ihre ständigen und sinnfreien Ausflüge in die hochgeistigen Schulferien. Das hat mit seriösem Sportjournalismus nichts mehr zu tun!
Mit empörten Grüßen


Walter J.* (83) aus Tübingen
(*Name von der Redaktion geändert)

Der Leser trifft mit seiner Kritik den Nagel natürlich auf den Kopf. Tatsächlich, so lautet in diesem Fall das redaktionsinterne Schuldeingeständnis, wollen wir wohl manchmal einfach zu viel auf einmal. Bestenfalls können wir Besserung geloben. Aber wir wissen natürlich, daß auch in Zukunft nicht immer alle potentiellen Leser mit unseren Texten gleichermaßen angesprochen, angeregt, unterhalten und somit glücklich gemacht werden können. Mit dieser Gewißheit muß ein jeder Autor leben, wobei sich das gelegentliche Eingeständnis des Scheiterns auch nicht weiter problematisch auf unser Schaffen auswirkt. Problematisch wird es für uns nur dann, wenn unsere penible Arbeit konterkariert, um nicht zu sagen, mutwillig sabotiert wird. Ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung. Wie Ihnen mit Sicherheit nicht entgangen ist, hält das FohlenKommandO seit geraumer ein exklusives Serviceangebot für Sie bereit. Während auf anderen Internetseiten lediglich neue Spieler in nicht enden wollenden Texten vorgestellt werden, rufen wir hingegen Ihnen in Abständen und gebotener, leserfreundlicher Kürze just jene verdienten Spieler noch einmal ins Gedächtnis, die den Verein gerade verlassen haben. Das ist ebenso innovativ wie respektvoll.

Nun machte unser treuer Leser John M. (29) aus Audubon in New Jersey uns jüngst unbewußt auf einen Mißstand aufmerksam, dem wir an dieser Stelle entschieden entgegentreten müssen. Unseren Artikel vom 08.08.2006, «Abgänge – wann genau weiß keiner: Kristian Lisztes», hat sich John, des deutschen Idioms nicht mächtig, wie gewohnt übersetzen lassen. Bis hierhin ist noch alles korrekt. Dazu bedient er sich in regelmäßigen Abständen einer Serviceleistung des Anbieters Yahoo!. Dieser Anbieter kooperiert zu diesem Zweck mit der Firma Systran. Auch daran gibt es natürlich überhaupt nichts auszusetzen. John hat sich bisher nicht an den computergenerierten Denglisch-Übersetzungen gestört, weiß er, seit Lothar Matthäus’ sensationeller Antrittspressekonferenz bei den damaligen MetroStars, als humoraffiner Zeitgenosse den ihm gebotenen radebrechenden Volksschulsprachschatz und Satzbau durchaus zu schätzen. Auch wir haben kein Problem damit, kommen wir doch ohne unser weiteres Zutun in den Genuß internationaler Leserschaft. So weit eine tolle Sache.

Allerdings, und da hört der Spaß dann wirklich in vielerlei Hinsicht auf, bekommen wir ein handfestes Problem, wenn unsere Artikel inhaltlich falsch wiedergegeben werden und gutgläubige Leser daraufhin in die Irre geleitet werden. Wie gesagt, mit Kritik nach subjektiver Fehleinschätzung der Leser müssen und können wir leben. Mit objektiv verfälschter jedoch nicht! So mußte John, entgegen des ursprünglichen Textes, erstaunt lesen, das FohlenKommandO würde sich bei Kristian Lisztes für seinen Arbeitseinsatz, im Gegensatz zu den vorherigen Artikeln, nicht(!) bedanken wollen und fragte sich, resp. uns sogleich schockiert nach den Gründen für unsere ablehnende Haltung. Was denn in uns gefahren wäre, auf einmal verbal nachzutreten?


(Für eine vergrößerte Darstellung ins Bild klicken)

Nachdem wir die Hintergründe recherchiert und John mit großer Erleichterung im Einzelnen über die fehlerhafte Übersetzung, die außerhalb unseres Einflußbereiches steht, aufklären konnten, möchten wir an dieser Stelle natürlich nicht versäumen, für alle besorgten internationalen Leser hier noch einmal klipp und klar richtigzustellen, daß wir Kristian Lisztes für die geleistete Arbeit natürlich(!) aufrichtig danken. Auch auf Englisch, was dann in gewohnter Art ungefähr so klingt:

«The Mitglieder of the FohlenKommandO like to express their sorry for the wrong misunderstanding in this matter, the distress that may causes that to our deeply disturbed english speaking readers and overall to Kristian Lisztes and his members of the family for this incident. We again like to apologize sincerely and of course hope for no psychische Langzeitschäden caused by this. We then thanked and wished Kristian Lisztes all the best and also now thank and wish him a little bit lucky with his future

Dieses Problem wäre somit hoffentlich aus der Welt geschafft. Selbstredend haben wir, unsere Sorgfaltspflicht erkennend, sofort stichprobenartig weitere Übersetzungen unserer Artikel geprüft. Dabei wurden zu unserer abermaligen Erleichterung bisher keine Fehler dieser Art entdeckt und wir hoffen inständig, sowohl unsere Leser als auch wir bleiben in Zukunft von weiterem ungerechtfertigtem Ärger verschont. Wir trösten uns daher fürs Erste an dem Gedanken eines einmaligen, zugegebenermaßen schlampigen, Ausnahmefall der Technik und wollen es hiermit bei einer Rüge belassen! Sollten sich allerdings Fälle dieser Art in Zukunft wiederholen, dann «hits it aber thirteen», liebe Übersetzer. Schließlich haben wir zwischendurch noch was anderes zu tun, als weltweit fremden Fehlerteufeln hinterher zu jagen, z.B. ein Blog schreiben.

Geschätzte Leserinnen und Leser, wir hoffen, Sie bleiben uns trotz dieser eher untypisch nervenaufreibenden Vorkommnisse freundlich gewogen, begleiten unser kleines, sympathisches Blog weiterhin mit der gebotenen staatsbürgerlich kritischen Distanz, sachdienlichen Hinweisen, aber vor allen Dingen mit der schwarz-weiß-grün spochtverbundenen Freude, mit der auch wir rund um die Uhr für Sie arbeiten.

Mit rautengeilen Grüßen
Die Redaktion

Abgänge - Mitte 2006: Bekim Kastrati

Solange diesen Sommer Spieler die Borussia verlassen wird das FohlenKommandO tätig und berichtet in dieser Reihe darüber in gebotener Kürze.

Bekim Kastrati wechselte 2004 von Borussia Freialdenhoven zur zweiten Mannschaft der Borussia aus Mönchengladbach. Dort spielte er sich durch gute Leistungen in die erste Mannschaft, wo er allerdings nur zu Kurzeinsäzen kam, aber immerhin Elber vorgezogen wurde. Als für Kastrati abzusehen war, dass er sich aufgrund der großen Konkurrenz auf absehbare Zeit nicht in der ersten Mannschaft durchsetzen würde, erklärte er seinen Abschied in Richtung Braunschweig. Zuvor ließ er es sich aber nicht nehmen, "seine" zweite Mannschaft fast im Alleingang in die Regionalliga zu schießen. Dort wird man vermutlich Kastrati in der laufenden Spielzeit sehr vermissen. Wir bedanken uns bei Bekim Kastrati für 4 Bundesligaspiele, kein Tor, keine Vorlage, keine Karten, also für insgesamt 41 Minuten Bundesligaspielzeit (plus 4 x Nachspielzeit).

Lesen Sie im FohlenKommandO vielleicht schon bald einen Artikel über einen Spieler der im Gegensatz zu Kastrati schon einmal ausgewechselt wurde.

22.8.06

Umgekehrt wird ein (Holz-)Schuh draus!

Die DSF-Hauspostille kicker fragt diese Woche: "Sollen Schauspieler wie Klimowicz nachträglich gesperrt werden?" Anlass für diese Frage sind die Vorkomnisse aus dem Spiel Frankfurt-Wolfsburg vom letzten Samstag. Dort hatte der Frankfurter Kyriakos seinem Gegenüber Klimowicz an den Hals gefasst, worauf sich dieser zu Boden fallen ließ. Schiedsrichter Schmidt zeigte Kyriakos nach Rücksprache mit seinem Assistenten die Rote Karte.
Wie unsinnig die Frage des kickers ist wird deutlich, wenn man das Regelwerk studiert. Jeder Spieler, der eine Karte für einen gegenerischen Spieler fordert, ist demnach mit einer Gelben Karte zu verwarnen. Hätte Klimowicz nichts weiter getan, wäre Kyriakos wohl straflos davongekommen. Wäre Klimowicz hingegen zum Schiedsrichter gegangen, der den Vorfall offensichtlich nicht gesehen hat, um ihn auf den Vorfall hinzuweisen, wäre Kyriakos vielleicht belangt worden. In jedem Fall hätte aber Klimowicz die Gelbe Karte sehen müssen. Für Klimowicz war sein Hinfallen also die einzige Chance zu erreichen, dass Kyriakos für seine Unsportlichkeit bestraft wird.
Der kicker will also das Opfer, das (mit zugegeben theatralischen Mitteln) eine hoffentlich gerechte Strafe für den Täter herbeiführen wollte, selbst zum Täter machen. Dabei wäre es doch viel angebrachter, darauf hinzuwirken, dass sich die Spieler gegenseitig überhaupt nicht an den Hals oder in das Gesicht fassen. Dann würde es gar nicht zu solch überflüssigen Situationen wie oben beschrieben kommen. Dies will der kicker dann aber auch nicht, denn er wertete die Aktion von Kyriakos nicht als rotwürdig. Den Täter will man also laufen lassen während das Opfer nachträglich gesperrt werden soll. Dies ist auch deshalb widersinnig, weil ein Spieler für eine Schwalbe nur mit Gelb verwarnt wird. Mit einer Sperre würde man Klimowicz also härter bestrafen, als es geschehen wäre, wenn er ohne Fremdeinwirkung schauspielerisch wertvoll hingefallen wäre und der Schiedsrichter dies als Schwalbe gewertet hätte.

21.8.06

Neues aus dem Gästeblog (34.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Eine Auswärtsniederlage kann man als Fan der Fohlenelf nach den bitteren Erfahrungswerten der Vergangenheit mittlerweile relativ gelassen ertragen. Wenn das Spiel verloren geht, dann fahren wir halt in den Borussia-Park und punkten daheim. Soweit die betrübliche Vergangenheit. Dieses ökonomische Ungleichverhältnis könnte aber schon bald Geschichte sein. Nach Jahren der Hilflosigkeit hat sich nun die Erkenntnis durchgesetzt, daß man sich aus diesem Elend nur selber erlösen kann. Schluß mit der Schmach, ab jetzt soll auch auf fremden Plätzen zur Punktejagd geblasen werden. Alte Zöpfe werden jetzt abgeschnitten, denn mit Jupp Heynckes an der Seitenlinie hat ein alter Klassenkämpfer den Weg zurück zur Borussia gefunden. Als Spieler nebst anderen Fußballrevoluzzern einst von der feuilletonistischen Avantgarde zum Sinnbild einer Symbiose aus linksliberaler Ideeologie, Kultur und Ästhetik geadelt, ließ der ansonsten politisch eher unverdächtige Trainer jüngst verlauten, in diesem Club müsse sich grundsätzlich schleunigst dann auch mal so einiges ändern, Schritt für Schritt. Da mag es den ein oder anderen Hedonisten aus lauter Furcht um die „Marke Borussia“ ob der Dialektik kurz geschüttelt haben, schließlich war gesamt betrachtet am alten System ja nicht alles schlecht. Aber keine Sorge, der ins Rötliche neigende Jupp redet tatsächlich in der Hauptsache über sportliche Belange. Wenn es schlicht und ergreifend um die Frage der Gerechtigkeit gegangen wäre, der Anfang wäre schon am Freitagabend in Nürnberg erfolgt. Beim Tabellenführer! Da arbeitet, mit beachtlichem Erfolg, ein guter Bekannter der Borussia. Der kennt sich mit der Materie "Klassenkampf" übrigens auch ein wenig aus. Nun gut, Schwamm drüber für diese Woche, das Signal ist immerhin schon gehört. Der Kampf geht also weiter! Venceremos!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

20.8.06

Abgänge - 1.5.2006: Jörg Böhme

Das FohlenKommandO widmet jedem Spieler, der die Borussia diesen Sommer verlässt ein paar Zeilen, egal wie verdient er sich um den Verein gemacht hat.

Jörg Böhme wechselte Anfang 2005 zur Borussia und machte in der folgenden Rückrunde 13 Spiele für Borussia, bei denen seine Leistungen aber meist hinter den Erwartungen zurückblieben. In der abgelaufenen Saison war Böhme leider häufig verletzt. Als er kurzzeitig einsatzfähig war und Trainer Köppel sich entschied, statt Böhme eine der vermeintlich besseren Alternativen aufzustellen, kritisierte Böhme diesen öffentlich, er "eiere nur rum". Wir erinnerten uns spontan an Olli Kahn ("Eier, wir brauchen Eier!"), was seine Suspensierung allerdings nicht verhinderte. In der laufenden Saison darf Böhme sein Glück in Bielefeld bei der Arminia versuchen, vorausgesetzt er ist körperlich gesund. Wir bedanken uns bei Jörg Böhme für 14 Spiele, ein Elfmetertor, 2 Vorlagen, 6 Gelbe Karten und dafür, dass es endlich originale Gladbach-Trikots mit dem Namen eines Redakteurs des FohlenKommandO gibt.

Lesen Sie schon bald, wie man 4 Spiele für Borussia machen kann und keiner bekommts mit.

18.8.06

Ist das wahr?

Die Bildzeitung berichtet empört: Ein Schwede beleidigt Lukas Podolski! Ja, ein Schwede! Nach dem Freundschaftsspiel am Mittwoch sagt Anders Svensson über den deutschen Stürmer: "Er ist ein kleiner, weinerlicher Scheißkerl" (Natürlich berichtet auch die Loseblattsammlung Spiegel.) 11 Freunde stellt die richtige Frage: "Ist Poldi ein "Scheißkerl?", kann sie aber nicht beantworten. Wir vom FohlenKommandO stehen für scharfe Schlüsse, Ausgewogenheit, überparteiliches Denken und Sachverstand. Deshalb haben wir uns dieser Frage angenommen und seit gestern alle möglichen Argumente hin und her gewälzt, um eine allgemeingültige These zu formulieren. Das ist unser Ergebnis:
JA, Poldi ist ein kleiner, weinerlicher Scheißkerl
Jetzt möchten wir aber nichts mehr davon hören.

15.8.06

Abgänge - Ende letzter Saison: Darius Kampa

Das FohlenKommandO begleitet die Frischzellenkur in Borussias Kader mit diversen Nachrufen.

Darius Kampa wechselte Mitte 2004 aus Nürnberg zur Borussia. 2003 hatte er bereits seinen Weggang vom Club erklärt und kam daraufhin trotz zuvor starker Leistungen nur noch zu 2 Einsätzen bei den Franken. Bei Borussia präsentierte er sich wie jeder Torwart der letzten 50 Jahre: stark auf der Linie, in der Strafraumbeherrschung ausbaufähig. Das Hauptproblem Kampas waren aber die viel zu großen Fußstapfen seines Vorgängers Jörg Stiel, der vielleicht nicht der technisch bessere Torwart war, aber durch sein Auftreten die Abwehr derart dirigieren konnte, dass er selbst besser dastand. Diese Eigenschaft fehlte Kampa und so kam es, dass ihm Anfang 2005 Kasey Keller vor die Nase gesetzt wurde. Im Trainingslager heulte sich Kampa eines Nachts bei Peter Neururer aus: "Du bist überhaupt der beste Trainer. Aber einen besoffenen Torwart kannst du wohl auch nicht gebrauchen?!" Sprachs, brach in die Hotellobby und ging schlafen. Wir bedanken uns bei Darius Kampa für 17 Spiele, kein Tor, 30 Gegentore, keinerlei Karten sowie 8 nicht gehaltene Elfmeter beim Erstrunden-Aus im DFB-Pokal gegen die Regionalligamannschaft des FC Bayern.

Lesen Sie schon bald im FohlenKommandO was über-30-jährige Fußballprofis machen, wenn sie nicht mehr bei Borussia spielen.

14.8.06

Am Rande der Gesellschaft: die Wahrheit über Klinsmanns Rücktritt

Jürgen Klinsmanns erst überraschender, dann von den "Expertern" doch "zu erwartender" Rücktritt ist wohl doch auf andere Gründe als die von ihm angeführten ("ausgebrannt", "der Dings", "Spülmaschine voll") zurückzuführen. Demnach befürchtete Klinsmann eine wachsende Opposition in der Bevölkerung, die sich schon gleich nach dem Turnier eruptiv auf deutschen Straßen entlud. Hier ein dem Fohlenkommando zugespieltes Video. Experten bestätigen die Echtheit des kurzen Ausschnittes und taxieren die Aufnahmezeit "so ungefähr ziemlich genau nach dem Spiel um Platz drei." Die Tatsache, dass die Aufnahmen während eines Autokorsos entstanden sind, bestätigt diese Theorie. Bisher ist völlig unklar, welche Gruppierung dahinterstecken könnte. Auch, dass sie während des Trubels eines Autokorsos agierte, deutet auf ihre Skrupellosigkeit hin. Wahrscheinlich haben sie auch kein Auto.
Das Fohlenkommando dokumentiert die Bilder exklusiv. Die verstörendsten Szenen (Enthauptung einer Klinsmann-Puppe, Knutschen, über Rot gehen) wurden herausgeschnitten.

Neues aus dem Gästeblog (33.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Nicht auszudenken, wären die Bundesligavereine nach der Eröffnungsfeier tatsächlich mit den selbstskizzierten Ansprüchen der DFL in die neue Saison gestartet. Ich hätte mich wohl für immer vom Ligafußball abwenden und mir spontan eine neue Freizeitbeschäftigung suchen müssen. Muskelbepackte Akrobaten, wahrscheinlich unterbezahlte Mitglieder irgendeines ehemaligen osteuropäischen Staatszirkus auf der Suche nach ein bißchen Taschengeld, üben auf dem Rasen Hebefiguren??? Mädels in Plastikperücken, ehedem schon als extravagante Nornen an einer städtischen Bühne in Wagners Ring mißbraucht, stelzen lustwandlerisch über den Rasen??? Reamon singen ein Hit-Medley??? Feuerwerksgedöns und schon wieder die Nationalhymne??? Das darf doch wohl nicht wahr sein!!! Und prompt deshalb bekommen die Verantwortlichen und Medienschaffenden vor lauter Glück schon wieder reichlich feuchte Höschen??? Aufhören, bitte Schluß damit!!! Kein Mensch will die WM-Stimmung in den Bundesligastadien, weil vernünftige Menschen nämlich in ihrer Freizeit auch kein amerikanisches Reisbier trinken. Es war schön, aber einmal in vier Jahren reicht. Jetzt ticken die Uhren wieder normal. Und ein schneller Blick auf den Chronographen verrät, Borussia ist definitiv im Soll. Das erste Spiel im Park gegen einen motivierten Aufsteiger gewonnen, kein Tor kassiert, und somit das nötige Selbstvertrauen für einen gescheiten Start getankt. Prima. Die Zweifler konnten sich außerdem davon überzeugen, das „Pocho“ Insua tatsächlich ein richtiger Fußballer ist und wenn sich die Kollegen demnächst an diese Tatsache gewöhnt haben, dann werden wir eine richtig nette Saison erleben. Wie gesagt, Brimborium war gestern. Jetzt wollen wir uns zur Abwechslung mal wieder mit Fußball beschäftigen. Danke dafür!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

9.8.06

The times they are a-changin'

Jeff Strasser, alter Haudegen, Freund des spochtverbundenen Vergnügens,

Du hast es vielleicht schon länger geahnt und jetzt ist es zur bitteren Gewißheit geworden. «Undank ist und bleibt der Weltenlohn». Vorbild warst Du immer. Ein Vorbild für alle mäßig begabten Fußballer. Du hast bewiesen, daß man es trotzdem schaffen kann und alleine dafür mag ich Dich. Du hast allen verhinderten Profis lange eindrucksvoll vorgelebt, daß mit Einsatz und Willenskraft alle technischen Defizite wettzumachen sind und man trotz alledem in der Liga der Großen mitspielen kann, wenn man nur will. Du warst nie der Stehgeiger, das ewige Talent mit sensationeller Veranlagung, aber deswegen hat Dich auch kein Verein unter Vertrag genommen. Du warst einfach Du selbst und bist auf den Platz gegangen und hast Dein Bestes gegeben. Sogar zum Kapitän hat man Dich deswegen gemacht und das muß wirklich ein innerer Vorbeimarsch gewesen sein. Und jetzt? Auf einmal soll das alles nicht mehr gut genug sein? Nonsens! Kämpferisch, Deine eingesprungene Blutgrätsche an der Eckfahne, stets ein Fanal an die lustlos mittrabenden Kollegen! Selbstlos, Dein klärender Ball in Richtung Oberrang (gefühlte «hangtime» ca. 30 Sekunden), der den desorientierten Mitspielern immer wieder die Möglichkeit bot, sich wieder auf der ihnen zugedachten Position einzufinden, nur um dann anschließend selbst zu glänzen! Belehrend, Deine spieleröffnenden 50 Meter Pässe in den Lauf der Gegenspieler, die den irrlichternden Stürmern immer wieder ihre falschen Laufwege aufzeigten! Hinter Deinem Rücken wurde natürlich immer über Dich und Deine Art Fußball zu spielen gemeckert, wie Du weißt. Aber Du hast die Kritik stets mit Würde ertragen. Hast Dich bereitwillig den Fans und Medienvertretern gestellt, hast geduldig Rede und Antwort gestanden, analysiert, Dinge auch mal beim Namen genannt und Schuld auf Dich genommen. Und immer dann, wenn Dich Fans und Journalisten in die ewigen Jagdgründe schicken wollten, hast Du Dich selbst am Schopfe aus dem Sumpf gezogen, ein paar unerwartete aber feine Tricks gezeigt und ein sensationelles Spiel abgeliefert.

Jetzt sollst Du Dir plötzlich über Deine persönliche Zukunft Gedanken machen. Zwei Tage hat man Dir dafür Zeit gegeben. In anderen Worten, Du hast ab sofort ausgedient bei Borussia Mönchengladbach. Sollst Dir flugs einen neuen Arbeitgeber suchen, denn die «Jungen» haben Dir klammheimlich den Rang abgelaufen und Solidarität ist da nicht zu erwarten, das ist doch klar. Wahrscheinlich ist das kein wirklich gutes Gefühl. Aber Du bist Profi und wußtest, dieser Moment würde irgendwann kommen. Schade, aber so ist das nun mal mit der Dankbarkeit. Vereinzelt bellen zwar ein paar Hunde, aber die Karawane zieht trotzdem gelassen weiter. Mir tut es trotzdem irgendwie leid. Falls Du Dich jetzt tatsächlich dazu entscheiden solltest, irgendwo anders Publikumsliebling werden zu wollen, dann wünsche ich Dir viel Glück dabei und entlasse Dich im Gottfried Benn – Sommer augenzwinkernd in Richtung der neuen Kritiker mit einem kleinen Gedanken:

«Genialität, die von etwas anderem ausgeht als den Mitteln, die ihr sich auszudrücken zur Verfügung stehen, ist Dilettantismus

Tja, manche werden es einfach nie verstehen. So long, Jeff!

Sie möchten diesen Artikel hören? Kein Problem!

8.8.06

Abgänge - wann genau weiß keiner: Kristian Lisztes

Das FohlenKommandO möchte in einer kleinen Reihe an die Spieler erinnern, die noch vor kurzem bei Borussia unter Vertrag standen aber schon lange vergessen sind.

Kristian Lisztes kam im September 2005, kurz vor Schließung der Transferliste zur Borussia. Zuvor hatte Neumanager Peter Pander erklärt, dass man noch einen Spielmacher holen würde. Es wurde schließlich Lisztes der bei seinen vorherigen Stationen zwar im Mittelfeld gespielt hatte, allerdings immer als Adjudant der "echten" Spielmacher Balakov oder Micoud. In seinem letzten Jahr in Bremen war er aufgrund eines Kreuzbandrisses kaum zum Einsatz gekommen, was man ihm bei den ersten Spielen im Borussia-Park auch merklich ansah. Schon bald war klar, dass Lisztes keine Verstärkung für die Borussia sein sollte und wie der Zufall es wollte, verletzte sich Lisztes wieder und das Kapitel Borussia fand schon im Oktober 2005 sein Ende. Wir bedanken uns bei Kristian Lisztes für 5 Bundesligaspiele, ein DFB-Pokalspiel, kein Tor, keine Vorlage, keine Karten, 3 Auswechslungen, 3 Einwechslungen und damit für kein einziges Spiel über die gesamte Spielzeit.

Lesen Sie schon bald im FohlenKommandO einen Beitrag über einen Spieler, der für die Borussia noch mehr Spiele gemacht hat.

7.8.06

Neues aus dem Gästeblog (32.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

„Grün ist der Rasen im Borussia-Park. Weiß sind die Linien auf dem Spielfeld. Und Schwarz ist die Raute auf unserem Trikot. Jetzt heißt es: Farbe bekennen für Borussia und Flagge zeigen!“ Flagge zeigen für Borussia Mönchengladbach? Aber klar. Mach ich doch selbstverständlich gerne und ungefragt ständig. Borussia ist nämlich für viele Exilanten der einzige Nenner, hat man seiner Heimatstadt aus diversen Gründen ersteinmal den Rücken gekehrt (kehren müssen/können/dürfen), sich mit Wohlwollen zu seinen niederrheinischen Provinzwurzeln zu bekennen. In den meisten Fällen ist dieses Wohlwollen tatsächlich auch mit einer bedenklich gesteigerten Form der pathologischen Rautengeilheit gepaart. Doch ohne Borussia würde mir das offene Lippenbekenntnis zur Vitusstadt ehrlich gesagt sehr viel schwerer fallen. Mit Verlaub, es ist zwar idyllisch und schön, aber Gedanken an Schloß Rheydt rühren mich nicht unbedingt zu Tränen. Das Museum Abteiberg als Bildschirmhintergrund? Auch bei kunstbeflissenen Zeitgenossen wohl eher die Ausnahme. Wasserturm, Münster, Alter Markt, Niers, Bunter Garten, Hardter Wald... ja, von mir aus. Bökelberg, Borussia-Park und Fohlenelf stehen in der Fremde als Gesprächsthema trotzdem deutlich höher in der Gunst. Daher trägt man auch nach gelungener Integration noch immer voller Stolz beim Freizeitkick konsequent seine Fohlendevotionalien zur Schau, steht der Vereinswimpel gut sichtbar auf dem Schreibtisch, fährt man offensiv die Raute durch die Stadt spazieren, bindet sich morgens schwungvoll die Clubkrawatte um und fiebert alleine in irgendwelchen Pay-TV Spelunken. Dafür gibt‘s zwar keine Freikarten, aber das üntrügerische Gefühl zu wissen, daß zumindest das Herz nie aufhört, schwarz-weiß-grün für die Raute zu schlagen. Egal wie weit man weg ist.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

6.8.06

Pfiff des Tages, oder so...

Sehr geehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

ganz so besorgt wie Volker Roth, Chef der deutschen Schiedsrichter, blicken wir beim FohlenKommandO der neuen Spielzeit nicht entgegen. Der Chef befürchtet nämlich, sollten die Pfeifenmänner in der kommenden Saison bei der Ausübung der ihnen zugedachten Aufgabe den normalen Menschenverstand vermissen lassen, ein möglicherweise unfriedliches Ende der kommenden Bundesligasaison. Also mal ehrlich, warum denn gleich Rot sehen? Die Saison hat ja noch nicht mal richtig angefangen und außerdem: es ist doch nur ein Spiel! Unfrieden gibt es allerorten schon ausreichend genug in der Welt. Da sollte man wenigstens friedlich miteinander kicken wollen.

In einer Sache müssen wir Herrn Roth allerdings beipflichten. Auch wenn es sich nur um ein Spiel handelt. Gerade das sollte schließlich im Vordergrund stehen! Auf die gerade erlebte Kartenflut der WM können wir in der Bundesliga gut und gerne verzichten. Unsere Solidarität mit den Herren Roth und Krug speist sich daher nicht nur aus der Tatsache, daß der deutsche Schiedsrichterverband mit seiner Ankündigung, die Regeln wie gewohnt auslegen zu wollen, gegen die FIFA aufbegehrt. Ein Vorhaben dem man sich eigentlich immer ungesehen und vorbehaltlos aus guten Gründen anschließen kann. Nein, die uneingeschränkte Zustimmung muß vor allem der Tatsache geschuldet sein, daß weniger der Schiedsrichter im Vordergrund der Partie stehen sollte, sondern das Spiel an und für sich.

Wer das Spiel nämlich dank einer übereifrigen und oftmals verqueren Regelauslegung bereitwillig zu sabotieren gedenkt, der sollte sich möglicherweise ein neues Hobby suchen. Oder einfach mal nachsitzen und im stillen Kämmerlein darüber nachdenken, welche Rolle einem zuvorderst zugedacht ist. Schließlich bezahlt kein Mensch Eintrittsgeld, um Schiedsrichter zu sehen. Schiris sind ordnendes Beiwerk, weil’s halt einen (meinetwegen auch 4) Mann braucht, der ein bißchen für Ordnung sorgt. Mehr aber auch nicht. Und seien wir mal ehrlich. Fußball ist eine körperbetonte Vollkontaktsportart. Da darf gelegentlich auch die gerne bemühte internationale Härte ihre Geltung finden. Das bedeutet: Die Pfeife zwischendurch einfach mal gelassen im Mundwinkel hängen lassen. Eine Flut von persönlichen Strafen bringt, da geben wir Ihnen vollkommen Recht Herr Krug, wirklich niemanden weiter.

Nicht jede Aktion bedarf der stringenten Maßregelung. Dem Spielfluß sollte es nicht schaden. Und die Primaballerina mit besonders ausgeprägten gravitätischen Eigenschaften steht irgendwann auch wieder von alleine auf. Selbst kognitiv äußerst suboptimierte Spieler werden es irgendwann begreifen, ganz bestimmt. Aber wie bei kleinen Kindern wirkt als erfolgsversprechende Erziehungsmaßnahme langfristig nur die konsequente Nichtbeachtung. Allerdings bedarf es auch der Nerven, die zeitweilige Heulerei und das Geplärre der zu Tode beleidigten Leberwürste zu ertragen. Solange die zahlreichen großen Kinder auf dem Platz mit Schiris nach Lust und Laune spielen können und Ermessenspielräume ausloten dürfen, wird es nicht besser. Und warum eigentlich nicht mal öfter Vorteil gewähren? Ziel und Zweck der Veranstaltung sind schließlich Tøre, Tøre, Tøre. Und wenn wir die Dinge hier schon mal beim Namen nennen. Die Trainer an der Seitenlinie sollen sich zur allgemeinen Erheiterung der Zuschauer auch bitte wieder hemmungslos austoben dürfen. Ob in der Coaching-Zone oder gegebenenfalls auch 20 Zentimeter darüber hinaus. Wir sind doch schließlich nicht im Kindergarten. Um nur mal einige Besipiele zu nennen.

Wenn sich das erst mal rumgesprochen hat, dann wird’s garantiert eine friedliche Saison, Herr Roth. Dann bleiben uns auch Blauhelmpfeifen in deutschen Strafräumen erspart. Und was sagt die FIFA dazu? Ach, who gives a f✭✭k, die wird’s schon überleben. In diesem Sinne, pfeifen wir doch einfach auf die Spielverderber!

5.8.06

Abgänge - Ende Juni: Thomas Broich

FohlenKommandO begleitet das Großreinemachen im Gladbacher Kader mit einer Reihe über die betroffenen Spieler.

Thomas Broich kam in der Winterpause der Saison 2003/2004 aus Burghausen zur Borussia. In den folgenden Monaten wurde er aufgrund seines filigranen Spiels von Vielen geschätzt und sogar mit der WM 2006 in Verbindung gebracht. Je länger er sich jedoch bemühte, sein Spiel „ästhetischer und effizienter zugleich (zu) machen“, desto mehr vermisste man die Effektivität. Auch das von Broich begonnene Philosophie-Studium konnte die Leistungen auf dem Platz nicht merklich steigern. Sogar die Aussprache des eigenen Familiennamens litt zusehends. Mit Federico Insúa hat die Borussia schon einen Nachfolger verpflichtet, der hoffentlich mit dem Druck, der auf einem Spielmacher lastet, besser umgehen kann. Wir bedanken uns bei Thomas Broich für 68 Bundesligapielen, 4 Tore, 7 Vorlagen, 7 Gelbe Karten und den (vorerst gescheiterten) Versuch, sein „Spiel der Kunst anzunähern“.

Lesen Sie schon bald eine neue Folge über einen weiteren Spieler, der leise „Tschö“ gesagt hat.

3.8.06

Abgänge - Gestern: Niels Oude Kamphuis

Die Veränderung des Kaders der Borussia begleitet das FohlenKommandO als Kontrapunkt zur üblichen Berichterstattung mit einer Reihe über die Spieler, die den Verein verlassen.

Niels Oude Kamphuis verlässt die Borussia nach nur einer Saison in Richtung Heimatland. Wie wichtig er spielerisch war zeigt schon die Schönrechnung, wonach Borussia im Schnitt 1,8 Punkte geholt hat, wenn Oude Kamphuis beim Abpfiff auf dem Platz stand. In den übrigen Spielen war es durchschnittlich nur ein Punkt. Wenn er spielte tat er dies meist mit großer Übersicht zentral vor der Abwehr. Allerdings brachte es Oude Kamphuis aufgrund von Verletzungen und Sperren im Jahr 2006 zu keinem einzigen Einsatz über 90 Minuten, womit seine negativen Eigenschaften auch schon beschrieben wären. Borussia hat mit Svärd einen jüngeren Ersatz verpflichtet und auf der der Sechser-Position mit Polanski, Kluge und womöglich auch Helveg (wenn er keinen eigenen Beitrag in dieser Reihe bekommt) einige Alternativen. Wir bedanken uns bei Niels Oude Kamphuis für 12 Spiele, kein Tor, zwei Vorlagen, 5 x Gelb, 1 x Gelb-Rot, einen Muskelfaserriss, eine Schleimbeutelentzündung und eine Achillessehnenverletzung.

Lesen Sie vielleicht schon bald im FohlenKommandO einen Beitrag über Milan Fukal, der aktuell ein Probetraining bei Leeds United absolviert.

2.8.06

Titel, Tränen und Triumphe

«Das sind Gefühle, wo man nur schwer beschreiben kann» -
Eine Erfolgsgeschichte und ihre Entstehung

Als Chronist des Fußballgeschehens kramt man mitunter gern in der Klamottenkiste der unvergeßlichen Momente und erinnert sich voller Melancholie an einzigartige Spiele und denkwürdige Turniere; an den einen wunderbaren Paß aus dem Fußgelenk, das eine unvergleichliche Tor, die eine unglaubliche Parade, besondere Augenblicke von denen man glaubt, solche Virtuosität, Spielübersicht und Ballbehandlung sähe man zu Lebzeiten höchstens einmal und dann nie wieder. Man vergleicht schwelgend und analysiert rückblickend. Und mit dem festen Glauben, man habe tatsächlich schon alles erlebt, alles mindestens einmal gesehen, kommt plötzlich ein scheinbar normales Turnier daher und beraubt mich dieser sagenhaften Illusion. Ein samstägliches Einladungsturnier im niederrheinischen Schwalmtal erscheint auf den ersten Blick nicht unbedingt als die Sensation, welche gerade dazu angetan sein sollte. Wie gesagt, auf den ersten Blick. Die genauere Betrachtung des Ereignisses aber bedeutet dem geschulten Auge, daß an diesem Tag auf jeden Fall Fußballgeschichte geschrieben wird, im positiven oder im negativen Sinne.

Zur Vorgeschichte: Im Sommer 1997 begleitete ich berufsbedingt zum ersten Mal die damalige Lizenzspielabteilung von Vorwärts Heimer, ausgerechnet auf ihrer Abschiedstournee durch Asien. Spieler im Zenit ihres Könnens, traumwandlerisch sicher im Umgang mit dem runden Leder und zugleich doch fest entschlossen, die aktive Laufbahn in wenigen Tagen ein für alle Mal zu beenden. Diverse Angebote, sich im Herbst der Karriere noch einmal die Taschen bei mittelmäßigen europäischen oder arabischen Klubs richtig füllen zu lassen, wurden von allen Spielern als durchweg unanständig abgelehnt. Eine wunderbare Einstellung, denn den Zeitpunkt des würdevollen Abschieds verpassen leider auch heute noch viele Profis nur allzu gerne. «Das war’s dann Freunde», stammelte seinerzeit der sichtlich bewegte Kapitän in die Traube ihn umringender Mikrofone und Kameras, «Ich lege mich fest und sage, in dieser Konstellation werden wir nie wieder vor Publikum auflaufen!», winkte ein letztes Mal zum Abschied und folgte den Mannschaftskameraden in die Tiefe der Katakomben. Aus und vorbei. Was mir und allen Beteiligten am Ende übrig blieb sind die Erinnerungen an «die Nacht von Oamishirasato», dem letzten Spiel der legendären Elf, bei denen ich noch heute regelmäßig ins Schwärmen gerate und ein schlechtes Mannschaftsfoto der glorreichen Achterbande.











Damals und heute:
(links) Vorwärts Heimer 1997;
(rechts) FohlenKommando Al
l-Stars 2006.
Alle Rechte: FohlenKommandO

Viel ist seitdem geschehen. Älter sind sie natürlich geworden und die Knochen schmerzen häufiger als damals, aber vor allen Dingen haben alle Spieler seitdem neue Wege eingeschlagen. Sie haben studiert und im Ausland gelebt, respektable Jobs angenommen und sind zum Teil Ehemänner und Väter. Die ganz normale Karriere nach der Karriere möchte man meinen. Aber ein Leben ganz ohne Fußball zu führen, war für die ehemaligen Profis ausgeschlossen. «Wir haben uns bei irgendeinem Anlaß zusammengesetzt und gesagt, wir müssen wieder etwas zusammen machen. Das dieses etwas mit Fußball zu tun haben würde, das war uns allen schon deutlich bewußt. Und aus dieser Erkenntnis heraus wurde dann spontan das FohlenKommandO geboren. Erst ohne feste Zielsetzung. Aber wie das halt so ist, da führt dann eine Geschichte zur nächsten und irgendwann wird es zum Selbstläufer. Wenn wir schon nicht mehr spielen, dann wollten wir doch zumindest über Fußball schreiben. Der Rest ist ja bekannt

Schwalmtal im Juli 2006. Strahlender Sonnenschein, satter grüner Rasen, begeisterte Zuschauer, die perfekten Bedingungen für einen perfekten Fußballnachmittag. Die Mannschaften wärmen sich auf, dehnen sich. Ein letztes Mal werden Standardsituationen und Elfmeter geübt. Keine außergewöhnlichen Bilder, sondern Szenen wie man sie allenthalben vor Spielbeginn zu sehen bekommt. Was Zuschauer und Pressevertreter aber bereits jetzt in schiere Ekstase versetzt, ist der bevorstehende Auftritt der FohlenKommandO All-Stars. Tagelang kursierte hinter vorgehaltener Hand das hartnäckige Gerücht, der einstige Schwur der Heimer-Truppe, nie wieder zusammen spielen zu wollen, würde an diesem Samstag für wenige Stunden ein Ende finden. Doch wie so oft wußte kein Kollege Konkretes zu berichten, Quellen konnten oder wollten nicht offenbart werden, lediglich nebulöse Andeutungen machten die Runde und schlußendlich wollte keiner so recht an das tatsächliche Wunder glauben. Zu groß war die Angst, der vermeintliche scoop könnte sich zu guter Letzt als lahme Ente erweisen. Ein Skandal allererster Güte, ein zu großes, unkalkulierbares Risiko für die Chefredakteure. Erst die am Samstagmorgen eilig einberufene Pressekonferenz der Veranstalter konnte der breiten Öffentlichkeit dann die ersehnte Gewißheit verschaffen: «Ja, wir haben eine feste Zusage, die Mannschaft wird auflaufen und befindet sich in diesen Minuten bereits auf dem Weg ins Stadion.»

Um 14:45 ist der Moment der Wahrheit gekommen. Die Startformation der FohlenKommandO All-Stars betritt den Rasen. Das erste Match des Tages, ein wirklich unterhaltsames und torreiches Spiel, ist vor wenigen Minuten abgepfiffen worden. Ein guter Auftakt in dieses Einladungsturnier. Die sehr ordentlichen Leistungen im Eröffnungsspiel lassen für den weiteren Verlauf spielerisch und taktisch definitiv noch ein wenig Luft nach oben übrig, aber auf den Rängen fragt sich das fachkundige Publikum mit bangen Blicken, ob ausgerechnet die Alt-Stars nach neunjähriger Abstinenz in der Lage sein werden, dieses Vakuum mit ihrem einstmals vorhandenen Potential zu füllen. Oder sollte der letzte Eindruck, in bester Erinnerung geblieben, durch dieses Comeback sogar ruiniert werden? Man ist ob der ungewissen Ausgangssituation geneigt, kurzweilig zwischen vorausseilender Begeisterung und gleichzeitig einsetzender Panik zu schwanken. Nach wenigen Sekunden sind die Zweifel allerdings beseitigt. Der Ball zappelt zum ersten Mal im Netz des Gegners. In den kommenden 24 Minuten überrollt das FohlenKommandO mit seiner Torgewalt seine Kontrahenten, die dem aggressiven Forechecking und den sicheren Kombinationen am Ende 13:1 erliegen. Die Zuschauer sind begeistert. Unglaublich, die Maschine läuft noch immer auf Hochtouren.

Allerdings nicht mehr zeitlich unbegrenzt. Das erste Spiel hat sichtbar Kraft gekostet und die Anstrengung ist in den Gesichtern abzulesen. Im Finale fehlt den Akteuren dann vor allem beim Torabschluß oftmals die notwendige Konzentration, um den Sack frühzeitig zuzumachen. Zur Pause steht es immer noch 0:0. Ihre Chance, unerwartet für die große Überraschung des Turniers zu sorgen, bemerken auch die aufopferungsvoll spielenden Gegner, die dem FohlenKommandO in einer packenden, an Tempo, Spielwitz und Einsatz kaum zu überbietenden Partie, alles abverlangen. In der zweiten Halbzeit wird um jeden Zentimeter gekämpft, Großchancen werden im Minutentakt vergeben, bis endlich ein satter Distanzschuß im Winkel landet. 1:0, der Bann scheint gebrochen. Aber nur wenige Augenblicke später die Schrecksekunde. Abstimmungsprobleme in der Innenverteidigung ermöglichen den kurzzeitigen Ausgleich. Den großen Unterschied machen am Ende nicht nur zwei weitere Kracher aus der Halbdistanz aus, sondern die Ausnahmeleistung des Torwarts, der sich, in der ersten Partie kaum gefordert, nunmehr zu Glanzparaden in Serie aufschwingt und den letztendlich verdienten Sieg, betrachtet man die Gesamtleistung, festhält.

Ein großes Spektakel findet dann inmitten unzähliger Bierduschen während der Siegerehrung seinen Höhepunkt. «Es ist einfach ein großartiges Gefühl, sich vor dieser Kulisse, vor diesem Publikum, mit solch einer Leistung und einem Pokal endgültig verabschieden zu können. Der schönste Tag in unserer Karriere! Einfach unbeschreiblich!» Ist damit zugleich die Frage nach zukünftigen Auftritten des FohlenKommandO beantwortet? Die Antwort während des obligatorischen Festbanketts gegenüber den Medienvertretern fällt dann auch eher kryptisch aus. «Damit beschäftigen wir uns im Augenblick nicht. Wir haben an diesen Titel geglaubt! Wir haben diesen Titel gewollt! Und wir haben diesen Titel geholt! Wir wußten, daß wir es noch draufhaben und es allen noch einmal gezeigt. Keiner weiß, ob wir uns das noch einmal antun werden. Man wird schließlich nicht jünger und die Fallhöhe nimmt in gleichem Maße exorbitant zu. Der Erwartungsdruck der Fans war vor dem Comeback schon verdammt hoch, da kommen einem dann doch ernsthafte Zweifel, ob es die richtige Entscheidung ist, erneut vor den Ball zu treten. Aber wer weiß, zum richtigen Zeitpunkt, und wenn alle fit sind, wir waren ja nicht mal vollzählig, dann vielleicht. Laßt Euch doch einfach überraschen

Es bleibt inständig zu hoffen, daß dies nicht der allerletzte Auftritt dieser famosen Mannschaft gewesen ist. Und wenn doch, dann ist man wenigstens froh, an diesem Tag Chronist gewesen zu sein. Es bleiben auch dieses Mal nur die Erinnerungen. Denn irgendwann, in schlechteren Tagen, wird man mal wieder in ihnen schwelgen müssen.


Die Redaktionsmitglieder des FohlenKommandO möchten sich an dieser Stelle ausdrücklich bei den Veranstaltern für Einladung und Organisation und bei dem befreundeten Autor für die späte Chance zur Legendenbildung bedanken!

1.8.06

Dankeschön! - Wofür?

In Mainz ist die Stimmung gerade nicht ganz so karnevalistisch, wie sie sonst immer beschrieben wird. Schuld daran ist der Zwist des FSV mit Michael Thurk, einem der besten Mainzer Spieler der abgelaufenen Saison. Der würde gerne trotz laufenden Vertrags in seine Heimatstadt Frankfurt zu seinem Lieblingsverein Eintracht wechseln.
Heute hat sich Ulrich Hartmann von der Süddeutschen Zeitung eingeschaltet und stellt fest: "Es geht dabei viel um den Begriff der Dankbarkeit, denn der FSV Mainz 05 hat den Fußballer Thurk zwei Mal so sehr weitergebracht, dass viele Mainzer glauben, er schulde diesem Verein etwas."
In der Tat hat der FSV Thurk 1999 den ersten Profivertrag angeboten und ihn Ende 2004 aus der zweiten Liga in die erste geholt. Thurk war nämlich Mitte 2004 von Mainz nach Cottbus gewechselt. Bei der Vertragsunterschrift Monate zuvor hatte alles danach ausgesehen, dass Cottbus aufsteigt und Mainz Zweitligist bleibt. Am letzten Spieltag kam dann aber alles ganz anders. Thurk schoss zwei Tore und damit Mainz in die erste Liga, Cottbus und damit auch Thurk mussten in der zweiten Liga bleiben. Thurk bereute seinen Wechsel aber schon bald. Die Mainzer holten den "verlorenen Sohn" schon in der Winterpause für 200.000 Euro zurück. Thurk dankte es mit guten Leistungen und 18 Toren in 1 1/2 Jahren.
Jetzt stellt sich die Frage, ob es in diesem Fall wirklich um Dankbarkeit geht, wie es Herr Hartmann gerne hätte. Ist Thurk den Mainzern zur Danbarkeit verpflichtet? Oder müssen die Mainzer nicht vielmehr Thurk danken, der sie 2004 in die erste Liga gebracht und 2006 in selbiger gehalten hat?
In diesem Hin-und-her haben sowohl die Mainzer als auch Thurk gegenseitig soviel bekommen, dass beide dankbar sein müssen. Dennoch schuldet keiner von beiden dem anderen mehr Dank als der Gegenüber. Der Grund der schlechten Stimmung in Mainz dürfte vielmehr ganz andere Ursachen haben: Ohne Thurk geht die Abstiegsangst um. In Mainz weiß man nur zu gut, dass Thurk maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt war und macht sich berechtigte Sorgen um die nächste Saison.
In Gladbach erinnert man sich, wenn auch nicht gerne, an einen ähnlichen Fall. Heiko Herrlich kam 1993 von Leverkusens Ersatzbank, schoss 1995 Borussia zum DFB-Pokalsieg und wurde überdies noch Torschützenkönig. Sodann weigerte er sich, weiterhin für Mönchengladbach zu spielen und forcierte damit seinen Wechsel nach Dortmund ("Einmal Borusse immer Borusse"), wo die Verdienstmöglichkeiten besser waren. Sportlich konnte Herrlich nie mehr an alte Leistungen anknüpfen. Er wurde schwer krank und beendete 2004 seine Laufbahn als Fußballprofi.
Rückblickend gesehen, war der Abgang von Herrlich, der mit 11 Millionen Mark versüßt wurde wohl das beste, was Borussia zu diesem Zeitpunkt passieren konnte. Vielleicht kann diese Erkenntnis die Stimmung in Mainz ja wieder etwas aufhellen. Gefordert sind übrigens 2 Millionen Euro.