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Auswärtsstark (19)




In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute: 2. Rheinland-Cup, Hallenturnier, 05.01.2009, LANXESS Arena, Köln


Fußball-Zauber unterm Hallendach
Meine Damen und Herren, liebe Fußballfreunde, das Prinzenpaar noch nicht offiziell in Amt und Würde, die Bundesliga pausiert, der verlorene Sohn, ihre Tollität Prinz Lukas I., darbt noch immer in München (wo er sich momentan von seinen Beratern erklären läßt, daß man in Italien, resp. Rom, mindestens genauso gut Schuhe kaufen kann wie auf der Ehrenstraße) und nutzt sich als Gesprächsthema ab, zu den Haien mag man dieser Tage erst recht nicht gehen, wie sich da also an einem schnöden Wochentag in Köln die Zeit vertreiben? Zum Beispiel mit Hallenfußball. Knapp viereinhalb Stunden Fußballvergnügen und insgesamt neun Spiele mit fast ausschließlich rheinischer Besetzung konnte am Montagabend bewundern, wer trotz Schnee und Kälte den Weg in die Kölner LANXESS Arena gefunden hatte. Der 1.FC Köln als Gastgeber begrüßte neben Fortuna Düsseldorf, Alemannia Aachen, TuS Koblenz und Bayer Leverkusen nämlich auch den so gar nicht rheinischen FC St. Pauli (hoher Folklorefaktor plus Fanfreundschaft wegen Meisterschaft ’78 am letzten Spieltag oder so, der Borusse erinnert sich), um wiederholt den Rheinland-Cup beim selbsternannten Hallenspektakel auf Kunstrasen auszuspielen. Warum nicht hingehen? Zuerst schauen das keiner schaut und dann eben mal Gucken.


«...und wenn dem Uli der Dom obendrauf noch nicht reicht,
dann erheben wir zusätzlich eben noch eine Poldi-Kopfsteuer»

Hurra, das ganze Dorf ist da!
Nebst mir hatten sich immerhin auch noch 14.149 weitere Zuschauer eingefunden, ungleich verteilt auf die diversen Fanlager. Neben der heimstarken Geißbockallianz die übliche aber doch recht überschaubare Totenkopffraktion, eine recht üppige und lautstarke Anzahl Aachener (die wohl auf der Zugfahrt zum Deutzer Bahnhof im Vorbeifahren mal einen richtig großen Dom bestaunen wollten), einige Fortunen hatten scheinbar auch Zeit, um rasch für zwei Spiele vorbeizuschneien und die kleinen Bayer-Freunde mußten notgedrungen mit ihren Eltern (schon immer FC-Fans) kommen, weil bei dem Sauwetter der Babysitter kurz vorher abgesprungen war. Ach ja, Koblenz will ich nicht unterschlagen, schon um halb sechs bestens vertreten durch einen Menschen in blauschwarzer Trikotage namens Jens, der das bis dahin noch unlustige Publikum («Wir weisen aus Sicherheitsgründen darauf hin, daß alkoholfreies Kölsch ausgeschenkt wird!» (sic)) mit der stolzen Erkenntnis zu erheitern wußte, welche Mannschaft in der Hinrunde der laufenden Bundesligasaison zusammen auf ebensoviel Tore wie Hoffenheims Vedad Ibisevic alleine gekommen war. (Und Tusch!) Das Publikum hat’s jedenfalls tierisch gefreut, der engagierte Pausenclown ward ob des Humorfaktors seiner Gewinnspielfrage fast überwältigt und Jens durfte zur Strafe ein FC-Kissen entgegennehmen und den Rest des Abends durch die Gegend tragen. (Klatschmarsch und Abgang Jens.)


Kölns Chihi genehmigt sich zwischendurch ein kleines Nickerchen


Wird Mozart der Hallen-Hit?
So fragte jedenfalls vor Beginn des Turniers eine sehr rheinische Boulevardzeitung in ihrer Gratis-Beilage zum Ereignis die Leserschaft. Die Antwort kann an dieser Stelle kurz und schmerzlos gegeben werden, sofern sie nicht schon vorher eindeutig entschieden war. Nein! Hallen-Hit ist trotz guter Ansätze anders, «Herr Breeuuusch». Hallen-Hit war definitiv Renato Augusto mit großem Abstand (und dann erst mal länger nichts) vor starken Dribblern wie z.B. Kölns Chihi oder Aachens Holtby, um nur mal zwei Spieler zu nennen. (Den Rest entnehmen sie bitte der Tagespresse) Ansonsten sehr populär: die Fußballprominenz abseits des Rasensgevierts. Und ja, Christoph Daum kam zum Autogrammeschreiben (wer mochte, der bekam so kurz vorm Dreikönigstag noch rasch ein Autogramm vom Messias höchstpersönlich und in Köln da wollen sie immer) und OB Fritz Schramma («Huhu, Fritz») scheinbar zum Winken.


«Die Buddenbrooks mußt du unbedingt sehen! Diese Liselotte Pulver... Hammer... ach ja, und für Poldis Transfersumme muß der Michi 50% der Gehälter einsparen, ich sag aber nicht welche.»


Hüttenzauber und Folklore
Zwischen Gewinnspielfragen, Interviews, Kinderpuzzle auf dem Rasen, Elfmeterschießen und weiteren jecken Vergnügungen durfte natürlich auch der kölsche Krawallschlager nicht zu kurz kommen. «Wenn et Trömmelche jeht», dann feiert der Kölner schonungslos, und zwar am liebsten sich selbst, was keine andere deutsche Stadt in gleicher Permanenz und Penetranz so selbstbewußt hinbekommt. Das kann zugegebenermaßen durchaus ansteckend und unterhaltsam sein (9 Jahre freiwilligen Aufenthalts verfehlen ihre Wirkung nicht). Allerdings gilt diese Regel nicht im Zusammenhang mit Sportgroßereignissen und schon gar nicht, wenn dabei Schals geschwungen und Treueschwüre gegenüber Paarhufern ausgesprochen werden müssen. Und es hätte mit Sicherheit auch nicht unbedingt die freundliche Mithilfe der Domstürmer (flankiert von der Kinderprinzengarde, verkleidet als Cheerleader, oder vielleicht auch umgekehrt) und ihr Hitmedley plus Zugabe («Oberaffengeil») zur Pausenunterhaltung in startender F16-Dezibellautstärke gebraucht. Aber das nur am Rande.


«Quatsch, es kommt nicht auf die Größe, sondern auf die Technik an!»


Fußball wurde jedenfalls auch gespielt. Hier die Kurzfassung: St. Pauli tat nur kurz mit, fiel aber hernach durch sehr schicke Trainingsanzüge und fundiertes meteorologisches Fachwissen auf (B. Weigelt: «Bei uns in Hamburg schneits auch, da tut sich nicht viel.»). Auch Düsseldorfs Fußballer verabschiedeten sich nach der Vorrunde (1:5 gegen Köln), was allerdings kein wirkliches Problem darstellte. Erstens hatte sich ein Großteil der eigenen Fans («Die Nummer eins am Rhein sind wir!») im Oberrang zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Hallen-Security und der staatlichen Ordnungsmacht gestritten und desweiteren ausreichend ihre perfide Homophobie und Meinung der Domstadt gegenüber im Allgemeinen zum Ausdruck gebracht. Zeit zu gehen also, zumal das gesamte Kölner Publikum diese Provokationen mittlerweile locker zu kontern weiß («Wir sind die Hauptstadt der Schwulen!»). Leverkusen scheiterte hernach im Elfmeterschießen an Koblenz (sehr gut übrigens im kompletten Verlauf der Koblenzer Keeper Yelldell) und Aachen in einem spannenden Match an Köln (4:3). Im Finale siegte der FC dann knapp und ein wenig glücklich (aber auch nicht unverdient) gegen die bis dato sehr clever spielenden Koblenzer mit 2:1. Aufmarsch Cheerleader, Siegerehrung, Schluß! Und danach war’s dann nach unterhaltsamen Stunden aber trotzdem auch wirklich genug des Ganzen.


Bisher in dieser Reihe erschienen:
Auswärtsstark (18): Deutschland - England
Auswärtsstark (17): Georgien - Irland
Auswärtsstark (16): Griechenland - Armenien
Auswärtsstark (15): Arsenal - FC Liverpool
Auswärtsstark (14): Österreich - Deutschland
Auswärtsstark (13): Ungarn - Griechenland
Auswärtsstark (12): FC TVKM Tallinn - FC Levadia Tallinn
Auswärtsstark (11): LASK Linz - Cashpoint SCR Altach
Auswärtsstark (10): Preußen Münster - SV Schermbeck
Auswärtsstark (09): SV Wehen Wiesbaden - VfB Stuttgart
Auswärtsstark (08): Red Bull New York - Chicago Fire
Auswärtsstark (07): Borussia Mönchengladbach II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (06): Bayer Leverkusen - CA Osasuna
Auswärtsstark (05): Bayer Leverkusen II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (04): Eintracht Frankfurt - Newcastle United
Auswärtsstark (03): Öffentliches Training des 1. FC Köln
Auswärtsstark (02): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (01): Factor Ljubljana - Bela Krajina