27.9.06

Zukunftsmusik - Sorgen über Sorgen

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

der Blatter Sepp macht sich mal wieder Sorgen um den Fußball. Der Grund: WM-Finale sind zu leidenschaftlich, um durch Elfmeterschießen entschieden zu werden. Als Beispiel führt er das letzte Finale Italien – Frankreich (6:4 n.E.) an. Die Lösung: Elfmeterschießen im Finale sind bis zur WM 2010 in Südafrika einfach abzuschaffen. Ein einfacher Gedanke, eine noch einfachere Lösung. Aber was dann? Was tun, sollte es nach 120 gespielten Minuten keinen Sieger geben? Auch dazu hat Blatter sich schon Gedanken gemacht. Man könnte z.B. ein Wiederholungsspiel ansetzen oder die Zahl der Feldspieler in der Verlängerung reduzieren, damit innerhalb der vorgeschriebenen Zeit ein Siegtor fällt. Oder einfach spielen bis zum Umfallen. Irgendwann geht der Ball schon rein. Nach 3-4 Stunden, wenn sich fast alle Spieler mit Krämpfen auf dem Boden wälzen oder mittlerweile stehend einschlafen, wird sich einer der Beteiligten aufschwingen und den Ball ins Netz hauen, zur Not auch ins eigene, um dem Wahnsinn dann endlich ein Ende zu bereiten.

Das sind schon mal klasse Ideen. Wie sich die FIFA am Ende entscheiden könnte, es steht noch nicht fest. Immerhin haben die Herren Funktionäre noch vier Jahre Zeit, um eine ideale Lösung des Problems zu finden. Und da komme ich gerne ins Spiel, mit praktischen Vorschlägen. Wir FohlenKommandO-Mitglieder sind definitiv Pro-Leidenschaft, weil selbst leidenschaftliche Fußballfans. Man stelle sich zum Beispiel nur mal vor, das leidenschaftliche Spiel der Schweiz gegen die Ukraine wäre das Finale gewesen. Wer würde nicht beipflichten, eben jenem Match liebend gerne noch weitere Stunden beigewohnt zu haben, statt ihm ein leidenschaftsloses, grausames Ende zu setzen, daß den Namen Elfmeterschießen nicht einmal annähernd verdient? Aber Ironie zur Seite. Blatter liegt natürlich goldrichtig. Im Elfmeterschießen siegt nicht die Mannschaftsleistung, es entscheidet der Einzelne. Und das kann bei einem Mannschaftssport ja nun wirklich nicht angehen. Tore schießt innerhalb der regulären Spielzeit schließlich auch immer nur die Mannschaft und nie der Einzelne. Deshalb müssen alsbald Lösungsvorschläge her, um diese liebgewonnene, spannende Ungerechtigkeit zu unterbinden.

Bestens würden sich natürlich gerade solche Entscheidungen eignen, die weltweit bekannt sind und wenig Eingewöhnung bedürfen. Gegeneinander Schere-Stein-Papier spielen zum Beispiel, Mannschaft gegen Mannschaft, bis zum bitteren Ende, Sackhüpfen, Eierlauf oder der profane Schwanzvergleich. Da wird sich schon was finden. Möglicherweise lassen sich dadurch in Zukunft sogar noch mehr Menschen für die schönste Nebensache der Welt begeistern. Womit ich dann schon zum letzten Absatz des Artikels komme. Der hat mich nämlich ein bißchen verwirrt. Da beklagt Herr Blatter sich tatsächlich über die zu hohen Spielergehälter. Die Klubs würden so ein finanzielles Ungleichgewicht herstellen und der Leidtragende wäre am Ende wer? Natürlich der Zuschauer. Der müsse dadurch in Zukunft nämlich immer höhere Eintrittspreise zahlen und diesem Thema müsse sich die FIFA annehmen.

Immer mehr Spektakel, immer mehr Werbung, immer mehr Zuschauer, immer mehr Geld gleich leidtragende Kunden. Das ist ja einerseits vollkommen richtig. Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich persönlich hatte auch gar nicht um mehr Spektakel und um mehr Werbung gebeten. Mir würde es die meiste Zeit schon reichen, wenn man mich einfach nur mit 90 Minuten Fußball unterhalten würde. Andererseits: seit wann machen sich Sportfunktionäre über all das Gedanken? Über mich z.B., den leidtragenden Kunden also? Das wäre mir neu. Und woher überhaupt die Sorge? Schließlich habe auch ich als leidenschaftlicher Fan ohne zu überlegen (und nicht mal zähneknirschend) die hohen Ticketpreise des WM-Ausrichters (Blatter) gezahlt. Kein Grund zur Besorgnis also, noch läuft die Maschine wie geschmiert. Die Schraube ist noch längst nicht überdreht. Allerdings reicht es bei mir, auch dank der teuren Tickets, dieses Jahr mal wieder nicht für einen asiatischen Mittelklassewagen. Es wird in diesem Jahr auch keine neue Telekommunikationstechnologie deutscher Großaktionäre in meiner Wohnung installiert. Zuallererst, weil ich sie nun wirklich nicht brauche. Aber hoffentlich spricht sich das nicht rum, denn das wird die vielen, kundenorientierten Sponsoren, die wahrscheinlich genau so krank vor Sorge um mich sind wie Herr Blatter, bestimmt nicht freuen. Ich kann nur hoffen, wenigstens Sie sind nicht auch so unvernünftig wie ich und gefährden mit Ihrem reaktionären und geizigen Konsumverhalten das Engagement der tollen Hauptsponsoren beim nächsten Sportgroßereignis.

Oder wie wär's, wir schmeißen einfach alle zusammen:

«Money, it’s a gas.
Grab that cash with both hands and make a stash.
new car, caviar, four star daydream,
think I’ll buy me a football team.»

Für eine sorgenfreie Zukunft.

26.9.06

Eine Beleidigung macht noch keinen Rassisten

Die etwas andere Meinung (18)

Erinnern Sie sich noch an den 30.9.2005? Genau! An diesem Tag veröffentlichte die dänische Zeitung Jyllands-Posten zwölf Mohammed-Karikaturen. Schon im Februar 2006 gab es daraufhin in der islamischen Welt wütende Proteste und aufrührerische Angriffe auf westliche Einrichtungen, die mehr als 140 Menschenleben kosteten. Das Interessante daran war, dass im Nahen Osten kaum jemand die Karikaturen gesehen hatte.

Ebenso hatte der Präsident des Amtes für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) in der Türkei, Ali Bardakoglu, die Rede des Papstes in Regensburg zum Verhältnis der Weltreligionen heftig kritisiert, um kurz darauf zuzugeben, sie überhaupt nicht gelesen zu haben.

Ähnliches passiert zur Zeit in der Fußballbundesliga. Es wird heftig über die Vorkommnisse im Aachener Tivoli diskutiert: Schon wieder habe es "rassistische Äußerungen" gegeben, die natürlich verurteilt werden müssen. Sogar mit Geisterspielen wird seitens der DFB-Führungsetage gedroht. Auch hier liegt es bei 21.300 zahlenden Zuschauern auf der Hand, dass die Mehrheit der Wortführer überhaupt nicht erlebt haben, was vorgefallen ist.

Diesen und auch allen anderen wollen wir hier den Gefallen tun und die Vorkomnisse im Tivoli schildern. Nach einer Rangelei zwischen dem Aachener Sichone (Sambier) und dem Gladbacher Kahê (Brasilianer) kam es im Aachener Fanblock zu "Asylanten"-Sprechchören. Daraufhin forderte Stadionsprecher Robert Moonen (Herrenausstatter) die Zuschauer auf, keine Personen als "Asylbewerber" oder sonst irgendwie zu beschimpfen. Wenig später wurde aus dem Gladbacher Fanblock "schwule Aachener" gerufen, worauf die Durchsage ertönte, dass die Aufforderung auch an die Borussia-Anhänger gerichtet sei.

Nun werden diese Äußerungen derart interpretiert, dass diese an die Spieler Kahê und Sichone gerichtet gewesen sein sollen und damit rassistisch seinen.

Wie haarsträubend diese Annahme ist, erkennt jeder, der sich ein wenig in deutscher Grammatik, insbesondere in den Numeri (Plural von Numerus) auskennt. Bei den Begriffen "Asylanten" und "schwulen Aachenern" handelt es sich um die Merhrzahl (= Plural). Die Spieler Kahê und Sichone sind aber einzelne Spieler und damit Einzahl (= Singular). Somit können die Spieler mit den Sprechchören überhaupt nicht gemeint sein. Auch handelt es sich nicht um einen sprachlichen Fehler der Fans, da diese sehr wohl zwischen Singular und Plural unterscheiden können. Es gibt viele gebräuchliche Formen einzelne Spieler zu beschimpfen (z.B. "Arschloch", "Wichser", "Hurensohn" etc., letztererBegriff in Abgrenzung zum Ausdruck "Hurensöhne" der als pluraler Begriff wiederum gegen ganze Mannschaften und Vereine verwendet wird).

Jetzt könnten die "Asylanten"-Rufe, die sich offensichtlich gegen die gesamte Mönchengladbacher Mannschaft und Anhängerschaft richteten, aber auch ein rassistisches Verhalten gegenüber der gesamten Gegenerschaft begründen. Dazu müsste es eine "Mönchengladbacher Rasse" geben, die bislang aber noch nicht bekannt ist. Auch umgekehrt ist keine "Aachener Rasse" bekannt, die man mit dem Ruf "schwule Aachener" hätte beleidigen können. Bleibt nur noch eine "schwule Rasse", die man als Aachener beschimpft haben könnte. Die Annahme einer solchen Rasse dürfte aber bereits aufgrund von Fortpflanzungsschwierigkeiten scheitern.

Es gab also im Stadion überhaupt keine rassistischen Äußerungen sondern ausschließlich handfeste Beleidigungen. Auch diese Beleidigungen sind alles andere als schön, man muss aber festhalten, dass diese seit Jahrzehnten an jedem Bundesligawochenende in fast allen Stadien zu hören sind. Sicherlich ist es erstrebenswert, diese Beleidigungen zu unterbinden. Allerdings ist es höchst unfair, sich jetzt die Fans von Alemannia Aachen und Borussia Mönchengladbach herauszupicken und die entsprechenden Vereine zu bestrafen, obwohl andere Fans in anderen Stadien sich genauso verhalten. Dazu kommt, dass diese Beleidigungen doch über Jahrzehnte hingenommen und sogar als Teil der guten Stimmung und tollen Atmosphäre angepriesen wurden.

Das Vorhaben, die Beleidigungen aus dem Stadion verbannen zu wollen ist richtig. Dass man dies aber jetzt ohne Vorwarnung willkürlich unter dem Deckmantel der Rassismusbekämpfung tut, ist scheinheilig und völlig über das Ziel hinaus geschossen.

25.9.06

Neues aus dem Gästeblog (39.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Wenn einem der Kragen platzt, dann hat sich zuvor etwas aufgestaut. Und das muß dann auch dringend raus, sonst wird‘s richtig ungesund. Der Auftritt der Borussia gegen Aachen war so dermaßen erbärmlich, daß ich meinem Ärger und meiner Frustration an dieser Stelle ein wenig Luft verschaffen mußte. Aber ich muß auch gestehen, daß dieser meiner Wut und meiner Enttäuschung geschuldete Ausbruch nur von sehr kurzlebiger Dauer gewesen ist. Man kann es drehen und wenden wie man will, im Grunde meines Herzens kann ich der Borussia nie wirklich Gram sein. Der Ärger verfliegt nach wenigen Tagen von alleine. Ich weiß nicht woran das liegt. Im normalen Leben kommt es vor, daß man von irgendetwas irgendwann die Nase voll hat. Es braucht nur noch einen weiteren winzigen Tropfen, der alsbald das Faß zum Überlaufen bringt und das war‘s. Aus und vorbei, und zwar für immer, weil ich instinktiv weiß, daß ich das so in dieser Form nun wirklich nicht mehr gebrauchen kann. Obendrein, weil einem schlagartig auch Geduld und Vertrauen fehlen, sein Herz weiterhin diesen Belastungsproben auszusetzen. Man muß schnellstmöglich weiterziehen, Neuland betreten. Beim Fußball ist das anders. Hier funktioniert, was in allen anderen Lebensbereichen nicht möglich zu sein scheint. Ganz schön seltsam. Ein genetischer Defekt vielleicht? Oder was pathologisches in der Richtung? Es muß etwas krankhaftes sein. Mit der menschlichen Vernunftbegabung ist dieses Verhalten jedenfalls nicht zu erklären, weil schon alleine die Vereinswahl nicht auf den der Vernunft geschuldeten Kriterien fußt. Rätselhaft. Und inmitten der größten Verzweifelung kommt dann aus dem Nichts ein Freitagabendspiel daher und macht die Vollversager der vergangenen Woche nach acht Jahren über Nacht zum Tabellenführer. Das ist so dermaßen krank, daß man es einfach lieben muß. Ach ja, wenn es doch immer so einfach wäre.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

22.9.06

Die neue Mode - Rot und Gelb

Auch im Fußball gibt es Modeerscheinungen. Früher sind die Spieler auf den Zaun gestiegen um ein Tor zu feiern (inzwischen verboten), später haben sie sich stattdessen das Trikot ausgezogen (auch verboten). Seit einiger Zeit gibt es aber eine neue Mode: Kopfstöße. Diese Form des tätlichen Angriffs ist bei Spielern und Trainern gleichermaßen beliebt und dementsprechend häufig zu sehen. Norbert Meier hat ihn als Duisburg-Trainer gegen Kölns Albert Streit gezeigt, Luis Figo hat bei der WM Mark van Bommel angeköpft und Zinedine Zidane hat sogar seine Karriere mit einem WM-Finalen Kopfstoß gegen Marco Materazzi beendet. Auch in jüngster Zeit sieht man die Kopfstöße immer wieder. Bröndbys englischer Abwehrspieler Mark Howard geriet mit Frankfurts Michael Thurk im UEFA-Cup aneinander und Aachens Moses Sichone stieß im Bundesligaspiel Borussias Kahê.

Außer dem Kopfstoß und dem anschließenden Umfaller des Opfers haben die Szenen aber nicht viel gemein, denn die anschließende Entscheidung des Schiedsrichters fiel jedes Mal unterschiedlich aus. Zidane und Howard sahen Rot, Meier wurde zusätzlich noch für drei Monate gesperrt und verlor seinen Job, Figo sah Gelb und Sichone ging gänzlich leer aus. Bei den Opfern sahen Thurk und Kahê wegen Schauspielerei Gelb. Albert Streit flog sogar vom Platz, allerdings hatte Meier dort auch mit einer theatralischen Einlage mächtig nachgeholfen.

Aber wie ist ein Kopfstoß zu bestrafen? Eigentlich kann es nur eine Antwort geben: Rote Karte und zwar unabhängig davon, wie heftig der Kopfstoß ausgeführt wurde. Es ist unmöglich Grenzen zwischen leichteren, mittelschweren und heftigen Kopfstößen zu ziehen und dies ist auch gar nicht notwendig. Ein Kopfstoß stellt in jedem Fall eine grobe Unsportlichkeit dar und ist obendrein vollkommen überflüssig. Somit kann die Entscheidung gegen einen Spieler nur Platzverweis lauten.

Auf der anderen Seite ist aber auch der Getroffene zu betrachten. Dieser verhält sich nämlich dann unsportlich, wenn er sich ohne Not zu Boden fallen lässt und große Schmerzen vortäuscht. Entweder sieht man in diesem Verhalten eine Schwalbe oder die Forderung einer Betrafung für den Gegner. Beides ist als Unsportlichkeit mit der Gelben Karte zu ahnden. Eine Rote Karte oder sogar eine nachträgliche Sperre wäre allerdings vollkommen übertrieben, da auch andere gelbwürdige Vergehen, die der Schiedsrichter nicht erkannt hat, in der Regel nicht durch nachträgliche Sperren korrigiert werden. So wird ein Spieler, der den Ball verwarnungswürdig wegschlägt auch nicht nachträglich belangt, wenn der Schiedsrichter die Situation nicht gesehen hat. Ausnahmen hierzu sind die nachträglichen Sperren gegen Andreas Möller 1995 wegen einer Schwalbe und Neuville 2004 wegen eines Handspiels. Allerdings sind solche Sperren im Fußball-Regelwerk überhaupt nicht vorgesehen und somit aus sportrechtlicher Sicht höchst fragwürdig.

Also: Rot für den Kopfstoßer, Gelb für den Schauspieler und ein Lob für Schiedsrichter Robert Styles aus England, der im Spiel Bröndby gegen Frankfurt die richtige Entscheidung getroffen hat.

20.9.06

Zurück in die Vergangenheit

In Aachen auf dem Tivoli kann man den Fußball noch noch in seiner ursprünglichen Form erleben. Es gibt ein Stadion, dass die besten Zeiten schon lange hinter sich hat, dafür aber eng und kompakt gebaut ist und damit für gute Atmosphäre sorgt. Für die Zuschauer wurden verschiedenste Provisorien geschaffen, um die meisten Bedürfnisse zu stillen: Bratwurstbuden aus Brettern, Toiletten in Containern und der VIP-Bereich in einem Zelt. Auch das Rahmenprogramm vor dem Spiel und in der Halbzeitpause ist noch sparsam klassisch gehalten. Die Werbung wird vom Stadionsprechen vorgelesen und werbefinanzierte Spielchen sucht man vergebens.
Bei der Betrachtung des Verhaltens der Alemannia-Fans scheint die Uhr ebenfalls stehen geblieben zu sein. Leider kann man darüber nicht genauso glücklich sein. Wenn die Aachener Fans die Gegnerschaft als "Asylanten" beschimpfen, fühlt man sich zwar auch in die 80er und frühen 90er Jahre zurückversetzt, nur macht diese Erinnerung weit weniger Spaß. Natürlich wurde in den meisten Stadien schon Vergleichbares gerufen, nur war dies zu Zeiten, als auch noch regelmäßig farbige Spieler beschimpft wurden. Beides ist heutzutage erfreulicherweise die Ausnahme.
In Aachen würde man schon einen guten Schritt nach vorne machen, wenn man dem Gegner insgesamt mehr Respekt entgegenbringen würde. In der Kaiserstadt hat man es nach einem erfolgreichen Spiel seit jeher vorgezogen, sich vielmehr über die Niederlage des Gegners als über den Sieg der eigenen Elf zu freuen. Insofern ist auch ein Vergleich mit Mainz 05, den die Aachener gerne anstrengen, völlig verfehlt. In Mainz gibt es ein sportliches, faires Publikum, dass den Gegner respektvoll behandelt. In Aachen ist es noch ein weiter Weg bis dahin.

19.9.06

Wie wir einmal auszogen, die Wahrheit zu verbreitern...

Das Internet bietet viele Angebote der Zerstreuung. Am meisten Spaß aber macht Wikipedia ("die Wikipedia"). Hier ein Erfahrungsbericht:

Am Anfang stand eine Schnappsidee, wenn Ihr wisst, was ich meine: Das Fohlenkommando muss in Wikipedia vertreten sein. Also flugs einen kurzen Artikel in Wikipedia verfasst (eine Zeile) unter dem Namen Fohlenkommando mit Link. Es verging kein Tag, da war dieser Eintrag wieder weg, mittels Schnelllöschantrag (SLA, wie der geübte Wikipedianer schreibt). Begründung: das sei ja nur ein Link, mehr nicht. Stimmte sogar! Jetzt hatten wir aber Blut geleckt: wenn die mehr wollen als einen Link, können die haben, und schnell war ein kurzer Artikel über die Entstehungsgeschichte und das Selbstverständnis des Fohlenkommando-Kollektivs aus dem kranken Hirn gewrungen und veröffentlicht. Gelernt ist schließlich gelernt:

zur vergrößerten Ansicht auf das Bild klicken

Schön und gut, ein paar Tage war Ruhe, der Artikel blieb unangetastet. Alle schliefen ganz gut in der Zeit; alle, außer Wikipedia-User Ormek. Der hatte eine angebliche Unstimmigkeit in unserem Artikel entdeckt, nämlich dass der Begriff Fohlenelf von Fohlenkommando abstamme und nicht etwa anders herum; er meldete ihn brav beim Blockwart, nein, an Borussia höchstpersönlich sendete er seine Beschwerde. Die blieben ruhig, wunderten sich ein bisschen, schrieben ein paar Emails durch die Gegend ("nicht bekannte Gruppe"), änderten die betreffende Aussage und gingen wieder pengen. Nicht so die Wikis. Ein Löschantrag (LA) wurde gestellt, und zwar von dem Wiki feba ("Habe bei Aa angefangen und bin mittlerweile schon bei Arno angekommen"): er zweifelt die Relevanz der Gruppierung Fohlenkommando an und begründet dies mit einer geringen Anzahl von google-Treffern. Außerdem: "davon abgehen sind 100 Fußballinteressierte, die sich als Institution gegen Mißstände sehen auch nicht zwingend enzyklopädisch relevanter, wenn sie es in den 70er Jahren taten". Stimmt, feba, ähnlich enzyklopädisch irrelevant sind ja auch Genozide aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Dem schließt sich FNORD grundsätzlich an, sagt aber auch, dass es relevant sein könnte, wenn das Fohlenkommando "Geschichte geschrieben" hätte. Großzügigerweise räumt er "7 Tage für den Nachweis" ein. Ureinwohner (Tübingen) hingegen, der sich als Fußballkenner ausweist, ist unnachgiebig: "Keine wirkliche Bedeutung erkennbar, mir völlig unbekannt, eher löschen". Unserem Einwand, google sei kein gut geeignetes Mittel, um historische Relevanz zu eruieren, gibt feba dann grundsätzlich Recht: "Das man sie nicht bei google findet, heißt natürlich nicht, daß es sie nicht gegeben hat und daß sie nicht bedeutend gewesen sein können". Wie man die Relevanz nachweisen könnte, weiß er aber auch nicht. Talaris ("am Anfang der Bergstraße wohnend") meldet nun leise Zweifel an, ob denn hier alles mit rechten Dingen zugehe. Erstens sei die Relevanz gestern und heute nicht klar und zweitens: "vielleicht nur Werbung". Hoch auf einem Baum (u.a. Verfasser von Schlüsselkind und Jürgen Schrempp) krittelt dann noch ein wenig an unsorgfältig vorgebrachten Belegen herum und grüßt zum Abschied.

Und wir? Langsam dämmert es uns, dass wir sehenden Auges dem Abgrund entgegenfahren, ja, es wird nicht mehr lange dauern, bis die unnachgiebig harte Hand der "Wikipedia" zuschlägt, und uns vernichten (löschen) wird. Wegen fehlender Relevanz(!). Nur Kantor, eher Häretiker unter den Wikis, ("Relevant ist nicht das, was wichtig ist - entscheidend ist, ob sich im richtigen Moment an der richtigen Stelle genug Befürworter finden lassen."), beschimpft den Eintrag als "Linkcontainer", bevor der Henker in Gestalt von Uwe Gille zur Tat schreitet: in den Morgenstunden des 11. im September ist es soweit:

Und Uwe sah, dass es gut war. Bei ihm (Autor im "sogenannten High-End Bereich") nachgefragt, warum er den Artikel gelöscht habe, gibt er die wahrlich erstaunliche Antwort: "Die WP ist kein Vereinsregister, die Wikipedia: Relevanzkriterien für Vereine erfüllt das Fohlenkommando ganz sicher nicht. Sein Wirken hat wohl auch keine Spuren hinterlassen". Mehr wollten wir ja eigentlich auch nicht wissen.

18.9.06

Neues aus dem Gästeblog (38.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Michael Weiner hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon bessere Leistungen als Schiedsrichter abgeliefert. Einzig seine Androhung einer Spielunterbrechung aufgrund anhaltender rassistischer Schmähgesänge einiger unverbesserlicher Armleuchter gegen Gladbachs Brassilianer Kahê verdient uneingeschränktes Lob. Aber trotz mäßiger Leistung, der Spielverderber in diesem Derby war er nicht; auch wenn manch Beteiligter das anschließend glauben machen wollte. Als Schuldige im Sinne der Anklage sind auch nicht die Akteure der Aachener Alemannia zu betrachten, die der Borussia und ihren Fans gehörig das Wochenende verhagelt haben. Da mochte der ebenfalls mäßige Kommenator eines Pay-TV-Senders noch so sehr ins Schwärmen geraten. Die Herren Schlaudraff, Ebbers und Co. setzten lediglich erfolgreich um, was im Verlauf der Saison an Ort und Stelle von ihnen verlangt wird. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten dagegenhalten und die sich bietenden Chancen nutzen. Spielerisch überzeugend war das über weite Strecken nun wirklich nicht. Aber dafür umso einfacher. Erfolgreich waren sie, und der Erfolg in dieser Höhe auch neidlos verdient, weil sich die Borussia mal wieder selber bereitwillig als Spielverderber zur Verfügung gestellt hat. Bräsig, indisponiert, ideenlos, lustlos. Wer aus Trotz über einen ungerechtfertigten Elfmeter die aktive Teilnahme am Spektakel nach sieben Spielminuten einstellt, der ist ein Spielverderber. Würde es sich dabei um eine einmalige Laune handeln, man könnte noch darüber hinwegsehen. Aber einmalig? Mitnichten! Die Bilanz ist bekannt und diese Auswärtslaune steht schon längst in keinem Verhältnis mehr zu den selbstdeklarierten internationalen Ambitionen. Na dann gibt‘s an dieser Stelle mal einen ambitionierten, internationalen Hinweis: „Winner never quit! Quitter never win!“ - So einfach ist das. Sechs! Setzen!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

11.9.06

Neues aus dem Gästeblog (37.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Pflichtsieg eingefahren, Blamage vermieden. So muß die Erkenntnis aus Sicht der Borussia nach der Pokalpartie gegen den SV Roßbach lauten. Wenn es normal läuft, dann wird der ungefährdete Sieg eines Bundes- gegen einen Fünftligisten nicht weniger als erwartet. Aber was ist schon normal? Wenn Pokalspiele normalen Gesetzen unterworfen wären, dann würden sowohl der HSV alsauch der SV Werder Bremen in der nächsten Runde des Vereinspokals stehen. Tun sie aber nicht. Die Stuttgarter Kickers und der FK Pirmasens erwiesen sich einfach als eine Nummer zu groß für zwei der drei deutschen Champions-League Vertreter. Und wenn alles normal laufen würde, dann hätte sich am Samstagabend auch der FC Bayern aus dem laufenden Wettbewerb verabschiedet. Hat er aber nicht. Denn der ansonsten sensationell spielende Ersatztorwart des FC St. Pauli, Patrik Borger, boxte eine Lahm-Flanke unglücklich ins eigene Netz statt übers Tor. Ich stelle die kühne These auf: Wäre ihm dieser tragische Fehler nicht passiert, Borger wäre im Elfmeterschießen nochmals über sich hinausgewachsen und der DFB-Pokal um eine Sensationsgeschichte reicher. Weil aber mal wieder so gar nichts normal war in dieser ersten Runde, gibt‘s in dieser Spielzeit keine weiteren Pokalhighlights am Millerntor zu bestauen und der arme Patrik Borger verzichtet deswegen sogar freiwillig auf die Familienplanung. Normal ist das nicht. Angesichts dieser Tasachen kann man die Relevanz des als normal angesehenen Sieges gegen einen Vertreter der Rheinlandliga gar nicht überbewerten. Chapeau. So normal kann‘s gerne noch fünf Runden weitergehen. Nach dem aufregenden Pokalwochenende beginnt für die Fohlen ab heute aber erstmal wieder der Ligabetrieb. Es gilt sich auf drei Punkte gegen einen Aufsteiger vorzubereiten. Die sollten zwingend gewonnen werden, auch auswärts. Normalerweise.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

10.9.06

Was Noten nicht aussagen

Wir beim FohlenKommandO schätzen uns glücklich, nach Spielen generell keine Fußballer mit einer Einzelnote zu bewerten. Es gibt nämlich Leistungen, die sich nicht mit einer Zahl von 1 bis 6 zusammenfassen lassen. Zum Beispiel hat Patrik Borger, der Torwart von St. Pauli Samstag Abend im Pokalspiel gegen den FC Bayern alles gehalten, was zu halten war, einschließlich einiger so genannter 100%igen Chancen. Nur in der 105. Minute beging er einen folgenschweren Fehler, als er eine ehr harmlose Flanke von Philipp Lahm ins eigene Tor stieß. Einerseits hat er durch diese unglückliche Aktion die Niederlage seiner Mannschaft besiegelt, andererseits wäre das Spiel ohne die Rettungstaten des St. Pauli-Torhüters niemals in die Verlängerung gegangen. Sehr gut gespielt und trotzdem der Verlierer. - Wie soll man dies mit einer Zahl beschreiben?

Wir erinnern uns, wenn auch nicht besonders gerne, an einen anderen Torhüter, dem vergleichbares passiert ist: Nach überragenden Leistungen konnte Oliver Kahn im WM-Finale einen eher harmlosen Schuss von Rivaldo nicht festhalten, so dass Ronaldo das entscheidende 1:0 erzielen konnte. Trotzdem wurde Kahn zum besten Spieler der WM gewählt. Vielleicht ist dies für Patrik Borger ein kleiner Trost. Jedenfalls sollte er die Noten (Sportal-Note: 4,0; kicker-Note: steht noch nicht fest) geflissentlich ignorieren.

8.9.06

Heckings Heimatgefühle

Des einen Freud ist des anderen Leid. Hannover 96 hat nach längerem Suchen endlich einen neuen Trainer gefunden. Dafür steht Alemannia Aachen nach dem Wechsel von Dieter Hecking nun ohne Übungsleiter da. Das ein Trainer aus einem Vertrag herausgekauft wird, ist zwar eher selten, aber keineswegs ein Novum. Gerade erst hat Rapid Wien Dynamo Dresdens Trainer Peter Pacult verpflichtet und auch der SC Paderborn hat bei Eintracht Trier Roland Seitz erstanden.

Aachen ist nach dem plötzlichen Tod von Aufstiegstrainer (in die zweite Liga) Werner Fuchs 1999 und der "einvernehmlichen" Vertragsauflösung mit Jörg Berger 2004 zwar gewohnt, ohne Trainer darzustehen. Allerdings ist der Zeitpunkt nach dem dritten Spieltag eher unangenehm. Da dürfte auch die Ablösesumme "in Millionenhöhe" (Rheinische Post) nicht mehr als ein Trostpflaster sein.Auch Dieter Hecking dürfte sich durch den Wechsel finanziell eher besser stehen. Zudem liegt Hannover deutlich näher an Bas Nenndorf, wo Hecking mit seiner Familie wohnt. Und schließlich hat Hannover 96 sowohl spielerisch als auch finanziell mehr Potential als die Aachener. Somit kann man den Wechsel aus Heckings Sicht durchaus nachvollziehen.

Es bleibt aber dennoch zu fragen, wo denn der sportlich Ehrgeiz geblieben ist, "seine" Mannschaft auch in der Bundesliga zu begleiten. Ziel eines jeden Zweitligatrainers muss es doch sein, in die Bundesliga aufzusteigen und dort auch zu spielen. Ersteres hat Hecking geschafft. Zweiteres wird auch kommen, aber ist ein Bundesligaspiel nicht mehr wert, wenn man sich es selbst durch Aufstieg erarbeitet hat. Und schließlich die Frage, was Hannover von der Sache hat - die beantworten wir am Ende der Saison.

Zwerge raus! Der Fairneß halber?

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

unter den Granden im großen Rund des Fußballzirkus herrscht immer dann seltsame Einigkeit, wenn es darum geht die Pfründe zu verteidigen. Qualifikationsspiele gegen San Marino, Andorra oder Liechtenstein sind und bleiben daher eine Zumutung für die, die es gewohnt sind sich an sich selbst und ihrer eigenen Fußballästhetik zu berauschen. 13 Tore gegen San Marino können demnach weder Beteiligten noch Zuschauern Spaß machen, weil sie nicht unter fairen Voraussetzungen geschossen worden sind und die Gegner obendrein alle Nase lang nur gedemütigt werden. Eine Vorqualifikation der Fußballzwerge sollte deshalb in Zukunft Abhilfe schaffen, damit a) die europäischen Topteams in Zukunft ihre wertvolle Zeit nicht mehr verplempern müssen, b) die Herren Wenger und Rummenigge sich nicht langweilen, c) keine Mannschaft mehr ein schlechtes Gewissen haben muß, weil man sich als Geldbeschaffungsmaßnahme eines kleinen Verbandes prostituiert und d) Nationalspieler, wenn sie sich schon auf Länderspielreise begeben, verletzen und anschließend ausfallen, die Chance bekommen sollen, sich von richtigen Gegnern die Gesundheit ruinieren zu lassen.

Das ist verständlich. Als Topklub hat man’s aber nun wirklich nicht leicht. Bayern und Arsenal müssen sich schließlich in nationaler Liga, Pokal und Champions League behaupten, Titel sammeln und genau die Millionen erwirtschaften, die man zuvor in teure Spieler, Stadien und Businesskonzepte gesteckt hat. Es kann und darf deshalb nicht sein, daß das große Vereinsspektakel dadurch in Mitleidenschaft gezogen werden könnte, weil eben jene Spieler sich zwischendurch in den Dienst der nationalen Sache stellen, gegen fußlümmelnde Amateure Torrekorde aufstellen müssen und dabei unnötig verausgaben.

Auf der anderen Seite, Herr Rummenigge, für einen nicht gerade kleinen Teil der Aktiven und passiven Zuschauer besteht gerade darin der Reiz dieser Veranstaltung. Und das nicht jeder Fußballzwerg zwingend Kanonenfutter sein muß, das wissen wir Deutsche auch nur zu gut. Immer wieder trotzen Lehrer, Fischer, Tankstellenbesitzer, Frisöre, etc. gestandenen Fußballprofis irgendwo im großen, weiten Fußballeuropa erstaunliche Resultate ab und werden mit nur einem Spiel zu verdienten Fußballhelden ihrer Heimat. Und das haben sie sich auch redlich verdient.

Mit welchem Recht sollen also Mannschaften wie San Marino von genau Ihnen dazu verdonnert werden, lediglich in Vorqualifikationsspielen dem zweiten Pflichtspielsieg, z.B. gegen Luxemburg, entgegenzufiebern, statt sich unter Wettbewerbsbedingungen auch mit einem dreimaligen Weltmeister messen zu dürfen? Es fällt mir schwer, darauf eine vernünftige Antwort zu finden. Und was sagen die Betroffenen dazu? Simone Bacciocchi jedenfalls berichtete im Vorfeld des Spiels San Marino – Deutschland vom bisher größten Tag seines Lebens und weiter:

«Der Reiz für uns Nationalspieler von San Marino sind nicht Geld oder die Tatsache, dass ein Foto von uns in der Zeitung ist. Unser Antrieb ist die persönliche Befriedigung, die wir in unserem Sport erreichen können. Wir sind reine Amateure, für die Ballack oder Klose in einer anderen Welt spielen. Aber genau das ist der Reiz: Sagen zu können, ich habe Klose im Fernsehen gesehen und heute Abend spiele ich gegen ihn.» (Quelle: tagesschau.de)

Es sei ihnen an dieser Stelle jedenfalls von ganzem Herzen gegönnt. Und wenn die bösen Kleinen sich am Wochenende mal wieder zu Höchstleistungen aufschwingen sollten, berichte ich am Montag an dieser Stelle über die entnervte Forderung der Großen zur Abschaffung des völlig unsinnigen DFB-Pokals.

Datensammelsurium

Die etwas andere Meinung (17)

Seit Jahren bemüht sich die deutsche Politik eine Anti-Terror-Datei in der die Daten von potentiellen Terroristen gespeichert werden sollen. Spiegel-Online zufolge wird die Datei Informationen wie Religionszugehörigkeit, Waffenbesitz, Zugehörigkeit zu terroristischen Vereinigungen, Beruf, Reisebewegungen, Bank- und Telekommunikationsdaten sowie Kontaktpersonen enthalten. Undementierten Meldungen der Titanic sollen auch Anzahl der Koffer im Haushalt, die letzte Chemienote, Bartlänge, geplante Reisen (Bahn, Flugzeug) und Anzahl der Platten von Bomb the Bass dokumentiert werden.

Was viele nicht wissen ist, dass auch Borussia Mönchengladbach eine vergleichbare Datei unterhält. Dort werden allerdings "nur" die Namen von Mitgliedern der registrierten Fanclubs nebst Altersstruktur und Spielbesuchsverhalten festgehalten. Dabei muss man aber auch bedenken, dass beim Fußball in der Regel nicht ganze Eisenbahnwaggongs mit Kofferbomben in die Luft gejagt werden (sollen) sondern es in der Regel beim Werfen von Bierbechern oder China-Böllern verbleibt.

So oder so stellt sich die Frage, ob man wirklich durch eine datenschutzrechtlich höchst bedenkliche Liste von Informationen Personen belehren kann, die offensichtlich ihren gesunden Menschenverstand am Kassenhäuschen abgegeben haben. Beim Fußball gilt überdies auch die Regel: "Wichtig ist aufm Platz" (Adi Preißler) und auch sportlich bringen solche Überwachungsmethoden rein garnichts.

Die neue FohlenKommandO-Herbstdiät – Machen Sie mit!

Während der Saisonvorbereitung berichteten die geschätzten Kollegen der TORfabrik aus Borussias Trainingslager in Österreich: «Das Lachen ist zurück». Die Rede war von Borussias brasilianischem Stürmtank Kahê. Der entdeckt unter Trainer Jupp Heynckes nicht nur die Freude am Fußballspielen wieder, er schießt plötzlich auch Tore. Diese erfreuliche Meldung soll vor allen Dingen der Tatsache geschuldet sein, daß der Stürmer sich nun unter fachkundiger Anleitung bedrohlich schnell von überflüssigen Pfunden getrennt hat und sich seinem Optimalgewicht nähert.

Das finden wir prima. Aber woran liegt es genau? Liegt es lediglich an der Tatsache, daß in Mönchengladbach plötzlich keine Bäckereien mehr leergekauft werden. Die klassische F-d-H-Diät also? Hat er seinen Diätplan komplett umgestellt? Oder ist es der Trainingseifer? Gar eine Kombination aus allem? Nichts Genaues weiß man. Da loben wir uns den fachkundigen Hinweis eines schottischen Fußballfans der sich, nach einer im Suff verlorenen Wette, den Rest der Saison von Nahrungsmitteln in den Farben (grün-weiß) seines Lieblingsvereins (Celtic Glasgow) ernährt.

Diese Idee ist für alle die den Stars gerne nacheifern so gut wie ausbaufähig und daher bieten wir als leserfreundlichen Service ab sofort die FohlenKommandO-Herbstdiät zum Mitmachen an: Gesunde Nahrungsmittel in den Farben der Borussia. Und da Diäten auch Spaß machen sollen empfehlen wir zusätzlich zu dem ganzen gesunden grün-weißen Zeugs, mit mindestens zwei Litern Altbier täglich nachzuspülen, des Flüssigkeitshaushalts wegen. Viel Spaß!

6.9.06

Regionalliga im Reformstau – Viel Lärm um Nichts

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

«Hipp Hipp und Hurra», Regisseur Sönke Wortmann hat also seinen mit Spannung erwarteten WM-Film rund um die Nationalelf fertiggestellt. «Deutschland. Ein Sommermärchen». Dem ein oder anderen mag das ein wenig zu pathetisch klingen, das (fußball)intellektuelle Herz hingegen lacht. Ein Sommermärchen, Christoph Martin Wieland in Anlehnung. Wirklich hervorragend. Wieland hat aber nicht nur selbst geschrieben, er hat unter anderem auch Prosa William Shakespeares ins Deutsche übersetzt und von eben jenem läßt sich freilich die Brücke zu einem Film schlagen, dessen Premiere viele Fußballfans erhoffen, wirklich daran glauben kann kaum einer. Im reichen Fundus des literarischen Genies aus Sratford-upon-Avon findet sich ein Stück, dessen Titel geradezu prädestiniert ist für dieses eigentlich urdeutsche Stück. Mit «Much Ado about Nothing« ist die Posse um den Kompromiß der Regelung zur eingleisigen 3. Liga, die sich im Vorfeld des Außerordentlichen Bundestages des DFB in Frankfurt/Main am Freitag abspielt, nicht nur schön beschrieben, sie könnte freilich auch glänzend besetzt werden.

Aber langsam, worum geht es überhaupt? Schnell erzählt, es handelt sich um eine Komödie, es darf also herzlich gelacht werden, was gerade bei großen Veranstaltungen wichtig ist, um die steife Atmosphäre etwas aufzulockern; gemeine, hinterhältige Intrigen werden gesponnen, das kennt und mag man, Anschuldigungen werden ausgesprochen, hinterrücks sollen verfeindete Parteien zusammengeführt werden, es wird ein wenig geschauspielert, kurzfristig wird es sogar fast todernst, der Fedehandschuh wird zum Duell geworfen, aber am Ende herrscht dank feingeistiger und witziger Worte wieder Friede, Freude, Eierkuchen, schließlich ist man hier insgesamt einem bösen Scherz aufgesessen und es ist und bleibt ja auch eine Komödie, viel Lärm um Nichts also, der Schurke wird festgesetzt und am Ende obendrein eine große Doppelhochzeit besiegelt. Fertig. Soweit die (kryptische) Kurzfassung des Sachverhalts.

Die Proben zu dieser Komödie laufen schon seit geraumer Zeit, mal öffentlich, mal hinter verschlossenen Türen, einzig der Termin der Uraufführung muß immer wieder verschoben werden. Erst hatte man einen Vorschlag, dann einen offiziellen Termin, dann aber klemmte der Text bei einigen mal wieder, künstlerische Differenzen zwischen Regisseur, Produzenten und Schauspielern wurden ausgemacht, das Drehbuch umgeworfen, mit Unterhändlern ein Kompromiß ausgehandelt, der wiederum gefällt jetzt keinem mehr so richtig, es weiß auch niemand so genau, wer denn nun über die Angelegenheit entscheiden soll und am Ende sind sich alle einig: Die Idee war ja vielleicht nicht schlecht, aber das Geld ist mal wieder Schuld, die einen zuviel, die anderen zuwenig, die großen Vereine sind nicht gönnerhaft genug, die Amateure zu wenig kompromißbereit, die Landesverbände zu unflexibel, der DFB... ach der DFB, die DFL...ach ja, die auch noch, die Zeit ist außerdem zu knapp, also wozu der ganze Streit? Belassen wir’s doch einfach wie’s ist und schauen dann in aller Ruhe weiter.

Was für eine feine Komödie. Und damit die auch munter weitergeht werde man am Freitag «einen Vertagungsantrag stellen, um eine Entscheidung zu verhindern», so wird der Geschäftsführende Vizepräsident des Württembergischen Fußballverbandes, Michael Hurler, im ZDFtext zitiert. Recht so, denn noch mehr aufgeweichte Reformen braucht keiner. Entweder richtig Tabularasa oder gar nicht. Anderswo schüttelt man hinsichtlich der scheinbaren Unmöglichkeit zur Schaffung einer eingleisigen dritten Profiliga vielleicht den Kopf. Man wäre im Interesse ambitionierter Amateurclubs und im Interesse des deutschen Fußballs sogar geneigt, von einer Tragikomödie sprechen zu wollen; auf der anderen Seite ist man dieses Theater in Deutschland ja gewohnt. Das Zauberwort lautet in solchen Fällen grundsätzlich: «Nachbessern», d.h. seitenweise neue Anträge, Behördengänge, Gutachten, notfalls eine Lärmschutzmauer um die Amateure bauen, unddannimmersoweiterundsofort. Und wenn das alles nicht hilft, dann hilft halt nur noch das, was sich viele Amateurfans möglicherweise im Laufe der Jahre schon längst angeeignet haben: Galgenhumor. Macht ja nix, ist ja eine Komödie. Hauptsache es wird gelacht.

Und wem das trotzdem alles irgendwie zu blöd ist, weil er entweder schon Shakespeares Wintermärchen nicht mochte, Wieland nicht kennt oder auch schlicht keinen Bock auf dieses Theater mehr hat, der geht ab dem 5. Oktober einfach ins Kino und schaut sich Wortmanns Sommermärchen an. Wir sind dieses Mal zwar kein Fußballweltmeister geworden und Reformweltmeister werden wir schon mal gar nicht mehr, aber immerhin ist Deutschland «Weltmeister der Herzen». Und das wiederum macht uns dann so schnell auch keiner nach.

5.9.06

WM-Finale: Auf ein Neues

Die etwas andere Meinung (16)

Endlich hat Marco Materazzi die Katze aus dem Sack gelassen und erklärt, wie er Zinedine Zidan im WM-Finale provoziert hat, dass dieser ihm einen Kopfstoß verpasste: "Ich habe an seinem Trikot gezogen. Da hat er gesagt: Wenn ich sein Trikot unbedingt haben wolle, könne ich es ja nach dem Abpfiff haben. Ich habe darauf geantwortet, dass mir seine Schwester lieber wäre." So jedenfalls wird Materazzi in der Gazetta dello Sport zitiert.

Jetzt fragt sich natürlich die Fußballwelt, ob das alles so stimmig ist, was sich der Fußballpate Sepp Blatter für den Höhepunkt der WM ausgedacht hat. Einfache Antwort: Nein, ist es nicht. Allein schon die Story, dass ein Italiener als geborenes Muttersöhnchen anfängt, sich über die Familie des Gegenübers auszulassen, war schon abstrus genug. Dass sich dann allerdings einer der weltgrößten Fußballer in seinem letzten großen Spiel zu einer Tätlichkeit hinreißen lässt, hätte sich nicht einmal Hollywood getraut. Aber nicht nur inhaltlich mangelte es der Aufführung, auch die Besetzung kann man nicht gerade als besonders gelungen bezeichnen. Den italienischen Bösewicht mit einem 1,93 großen Abwehrrecken zu besetzen, passt in keine vorhandene Schublade. Nur die Frisur stimmte, was man bei der Besetzung seines Gegenspielers wohl kaum behaupten kann. Das schüttere Haar Zidans stellte sich zwar als Kontrapunkt zu der langen Materazzimähne heraus, ließ aber jegliches sportliche Aussehen vermissen. Gerade von Showtalent Sepp Blatter hatte man sich sehr viel mehr versprochen. Wir sind gespannt auf das nächste Theaterfestival in Südafrika.

Meisterschaftsambitionen

Die etwas andere Meinung (15)

Endlich ist die Meisterschale wieder in Mönchengladbach. Gut, es handelt sich nur um eine gefundene Nachbildung und es ist auch noch völlig ungeklärt, wie die Schale an den Niederrhein kam und wem sie gehört. Aber wenn die Trophäe schon da ist, kann man doch vom Meistertitel träumen. Und beim Blick auf die Tabelle sieht es doch gar nicht schlecht aus: 4. Tabellenplatz, einen Punkt hinter dem Tabellenführer, ebenfalls nur einen Punkt hinter den Bayern, Werder Bremen hinter sich gelassen und die zweitbeste Abwehr der Liga - das ist eine vielversprechende Ausgangssituation. Das Problem ist nur, dass noch 31 Spiele zu absolvieren sind, von denen auch noch 16 auswärts stattfinden werden. Vorerst ist man wohl darauf angewiesen, dass sich der Eigentümer nicht meldet, damit die Meisterschale noch ein wenig länger in Gladbach bleibt.

4.9.06

Neues aus dem Gästeblog (36.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Entgegen meiner Gewohnheit will ich heute einer Boulevardmeldung der vergangenen Woche Beachtung schenken. Da überraschte der sehr sympathische Mainzer Trainer Jürgen Klopp alle Hobbypsychologen, mich eingeschlossen, mit dem Geständnis, ihm würde zu Motivationszwecken mitunter schon mal die Hand ausrutschen. So verriet Klopp, statt zu reden, auf diese Weise gelegentlich seine Spieler anzustacheln, oder aber z.B. auch die Nervosität von Johannes Baptist Kerner und Urs Meier im Vorfeld der WM-Sendungen bekämpft haben zu wollen. Nun würden mir, wenn gezwungen, nach gestrenger Überlegung spontan ein oder zwei wirklich gute Gründe einfallen wollen, weswegen man JBK, natürlich nur mit seiner ausdrücklichen Zustimmung, berechtigterweise mal so richtig was hinter die Löffel geben sollte. Nervosität und Lampenfieber wären dabei kein Argument. Mit derlei Gedankenspielen muß ich mich allerdings nicht beschäftigen, hat sich bei uns doch glücklicherweise mehrheitlich die Erkenntnis durchgesetzt, daß es sich bei der preußischen Ohrfeigenerziehung nicht etwa um ein besonders erfolgsversprechendes und nachahmungswürdiges Modell handelt. Auch nicht zu Motivationszwecken. Quod erat demonstrandum. Kerner hat trotzdem wie gewohnt salbadert und Meiers schweizerisches Phlegma die Nervosität eh gekonnt bis zur Unkenntlichkeit überspielt. Klopps irre Motivationskünste hätten also getrost sein kleines Geheimnis bleiben können. Aber es plauderte ja selten einer alleine aus dem Nähkästchen. Mediale Erwähnung fand in diesem Zusammenhang auch die Neigung des Ex-Borussen und Maulschellenfetischisten Jeff Strasser, der sich angeblich von Kollege Milan Fukal ähnlich auf Betriebstemperatur bringen ließ. Das Fazit? Es scheint halt Menschen zu geben, die eignen sich besser zum Watschenkasper als andere! Ich wünsche eine friedfertige Woche.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

3.9.06

Borussia Mönchengladbach - die Zweite

Diese Wochenende ist durch die Spielpause in der Bundesliga wie geschaffen, sich in den Niederungen des Fußballs umzuschauen. Das FohlenKommandO richtet dabei natürlich besonderen Blick auf die U 23 der Borussia. Die sind bekanntlich letzte Saison in die Regionalliga Nord aufgestiegen und liegen nur nach 6 Spielen und 4 Punkten auf dem 18. und damit vorletzten Platz. Das sich die Mannschaft schwer tun würde, war erwartet worden, da die Mannschaft keine prominenten Zugänge vermelden konnte und andererseits mit Bekim Kastrati den Spieler nach Braunschweig ziehen lassen musste, der den Aufstieg mit seinen 29 Toren fast im Alleingang klarmachte. Auch von der Profiabteilung ist wenig Hilfe zu erwarten. Sebastian Svärd schaute für zwar für zwei Spiele vorbei und hatte auch großen Anteil am einzigen "Dreier". Es ist aber schon abzusehen, dass Trainer Wohlers im Wesentlichen sein Glück mit den Nachwuchsleuten versuchen muss. Nachteilig dürfte sich auch das Regelwerk auswirken. Von den 19 Mannschaften der Regionalliga Nord werden am Ende 5 absteigen. Das heißt, dass die bundesligaerprobten 40 Punkte zum Klassenerhalt wohl eher nicht reichen werden. Bei 36 Spielen bedeutet das aber auch, dass man den Schnitt von aktuell 0,66 Punkten pro Spiel deutlich steigern muss, damit neben dem Borussia-Park ein weiteres Stadion speziell für die zweite Mannschaft gebaut wird. Dies ist nämlich nur für den Fall des Klassenerhalts geplant.

2.9.06

Abgänge - Fazit

Die allsommerliche Wechselperiode hat mit Schließung der Transferliste ihr Ende gefunden. Jeder Spieler, der die Borussia verlassen hat, wurde im FohlenKommandO mit der nötigen Aufmerksamkeit bedacht.

Nach der Wechselperiode stehen noch 26 Spieler im Kader der Borussia. Auch Thomas Helveg spielt trotz der investigativen Anstregungen von Seitenwahl.de nicht in Dänemark, sondern weiterhin am Niederrhein. Und auch Marcell Jansen wurde dankenswerterweise nicht gegen die Abramowitsch-Millionen, die der HSV für Boulahrouz erhalten hat, eingetauscht.

Lesen Sie vielleicht ab dem 1.1.2007 weitere Nachrufe im FohlenKommandO.

1.9.06

Der große FohlenKommandO-WM-2010-Angstgegner-Check, Teil 2

Heute: Bahamas

Gerade hatte man sich daran gewöhnt, wohlwollend über Klinsis Buben zu berichten, da läßt der gelernte Bäckersohn aus Göppingen die Bombe platzen und erklärt, fortan lieber wieder die knackige Sonne im fernen Huntington Beach, CA, genießen zu wollen. Zu schade das. Dennoch: Gerade hier beim FohlenKommandO kann das gut nachvollzogen werden, sitzen wir, tagein und tagaus, blaß und somnambul auf der Suche nach Neuigkeiten in unserem dunklen Kämmerlein. Aber zu unserer aller Rettung gibt’s da ja noch den allseits geschätzten Jogi. Der läßt seine alles andere als tappsig auftretende Bärenbande (Poldi, Schweini, Olli, etc.), jetzt mit freundlicher Unterstützung des Hansi (Flick), am Wochenende gegen die Republik Irland zum ersten Qualifikationsspiel zur EM 2008 auflaufen. Es geht nur wenige Wochen nach den WM-Jubelarien wieder ans Eingemachte, und das mithin gegen einen Quasi-Angstgegner. Die Bilanz ist zwar positiv, verrät nach 14 Partien aber neben 6 Siegen und 3 Remis immerhin auch 5 Niederlagen. Der letzte Sieg gegen die Jungs von der grünen Insel liegt sogar schon 25 Jahre zurück. Ein neuerlicher Einsatz der A-Elf ist Anlaß genug, zum Auftakt der Wir-planen-schon-jetzt-für-die-WM-2010-in-Südafrika-Festspiele an dieser Stelle eine weitere Auflage des großen WM 2010-Angstgegner-Checks zu publizieren.

Denn, liebe Freunde des spochtverbundenen Vergnügens, was kümmert uns die EM in unseren gebirgigen Nachbarländern? Diese nehmen wir, schwere Gegner hin oder her, notgedrungen nebenbei einfach mal so mit. Nach der Euphorie der vergangenen WM wissen wir doch schließlich alle, die Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz ist nicht mehr als eine Durchgangsstation zum mehr als heißersehnten und verdienten Weltmeistertitel 2010. Für den EM-Titel gibt’s schließlich auch keinen weiteren Stern auf die Brust. Es sollte allerdings immer wieder daran erinnert werden, und das haben wir uns hier beim FohlenKommandO auf die Fahnen geschrieben, daß diese Mission keineswegs zum Selbstläufer werden wird. Mit einem guten Ende ist nur dann zu rechnen, wenn Jogi, Hansi, Andi und Bierhoffs Olli die Mannschaft auf alle Eventualitäten und potentiellen Gegner gebührend vorbereiten.

Im ersten Teil dieser Serie haben wir vor geraumer Zeit schon vor den hochmotivierten, möglicherweise sogar übermotivierten, Kapverden warnen müssen. Nun wirft eine sensationelle Meldung einen neuen Anwärter in die Phalanx der potentiellen DFB-Angstgegner. Sollte sich der Wahrheitsgehalt dieser Nachricht bestätigen, dann könnten DIE mit dem Adler auf der Brust in Südafrika auf keinen geringeren als das Auswahlteam der Bahamas stoßen. Ja genau, die Bahamas! Bisher hat man in unseren Gefilden ja allenfalls im Vorfeld einer neuerlichen Hurrikansaison Notiz von diesem als traumhaft beschriebenen Eiland genommen. Und das betraf in aller Regel auch eher die Skipper, Multimillionäre und Steuerhinterzieher unter uns. Beim Stichwort Fußball hingegen ernteten die Bahamas bisher der Deutschen gähnendes Desinteresse. Und das nicht ganz zu Unrecht. Die aktuelle FIFA-Rangliste führt die Bahamas aktuell auf einem wenig furchteinflößenden 194. Platz.

Da stellt sich dem geneigten Leser natürlich die Frage, warum sich das binnen Vierjahresfrist schlagartig ändern sollte? Zum einen, weil der bahamaische Fußballverband die Zeichen der Zeit erkannt hat und verstärkt auf Jugendförderung setzt. Zum anderen, weil er zur Förderung die immer beliebter werdende Futsal-Variante ins Programm einbezieht, um das Spiel auf den Inseln und Cays in Schwung zu bringen. Ach ja, und da wäre dann noch die sensationelle Meldung. Der Meister der großen Illusion, namentlich David Copperfield, hat auf seinem Anwesen einer zu den Bahamas gehörenden Insel eine Quelle entdeckt. Aber nicht irgendeine Quelle, einen wahren Jungbrunnen will er ausgemacht haben. Ja, Sie haben richtig gelesen. Einen, wen nicht sogar DEN, Jungbrunnen! Und sollte dieser Fund demnächst auch wissenschaftlichen Ansprüchen standhalten, dann wird’s aber ganz arg für den Rest der Fußballweltelite, und damit nicht zuletzt auch für uns. Was mit jugendlichem Elan machbar ist hat die deutsche Mannschaft diesen Sommer mehr als eindrucksvoll bewiesen. Was aber erst möglich sein wird, sollte sich eben jener Elan, gepaart mit fußballerischem Können, erst einmal auf Jahre hinaus artifiziell konservieren lassen, das könnte uns, vor den Augen der begeisterten Weltöffentlichkeit in Gestalt der Bahamas vorgeführt, erst den Atem und dann den Titel rauben.

Sollte es denn tatsächlich so kommen, dann hilft kein Lamentieren. Unsere Jungs werden mit fortschreitender Praxis zwar reifer, spielerfahrener und somit auch besser, aber sie werden leider auch älter, langsamer und, wir wollen es nicht verschweigen, verletzungsanfälliger. Poldi wird bei der nächsten WM schon 25 Jahre alt sein und Jansen kurz vor seinem 25. Ehrentag stehen. Schweini ist dann fast 26, Mertesacker ebenso, Lahm sieht steil der 27 entgegen, Borowski zählt schon 30 Lenze, Klose schlappe 32, Ballack und Frings sind so gut wie 34, in Schneiders astronomischen Alter spielt man eigentlich nur noch Torwart und Metzelder (schon fast 30) wird ja ehedem vom Doc nur im Vierjahresturnus fitgespritzt. Kurz gesagt, schlimmstenfalls wird es deutlich schwerer, denn in einem Spiel, bei dem man immer jünger zum alten Eisen gehört, zählen nicht nur Technik und Spielübersicht, sondern eben auch Schnelligkeit und Spritzigkeit.

Selbst der entsetzte, wenn auch möglicherweise berechtigte, Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung, schließlich könnte es sich weniger um eine wissenschaftliche Sensation, als vielmehr ausschließlich um eine trickreiche, verspätete Racheaktion des amerikanischen Magiers an seiner verflossenen deutschen Ex (Claudi) und somit an uns Deutschen insgesamt handeln, wird lautlos verhallen. Erstens ist das nun wirklich mehr als an den langen, blonden Haaren herbeigezogen; zweitens sind große Verbände, z.B. möglicherweise die FIFA, der Aufarbeitung wettbewerbsverzerrender Umstände eigentlich schon immer unverdächtig, da können Sie getrost die Qualifikationsteilnehmer der Ozeaniengruppe nach ihren Erfahrungen fragen und drittens, homöopathische Dosen Jungbrunnenelixiers stehen nicht auf der offiziellen Dopingliste.

Man sei also gewarnt, diese Bahamas auf die leichte Schulter nehmen zu wollen. Copperfield ist immerhin auch schon durch die chinesische Mauer gewandelt. Um also zu verhindern, daß ein allseits geschätzter Spochtfreunde Stiller – Schlager in ein radebrechendes «’54, ’74, ’90, ’2014» umgedichtet werden muß, bleiben der deutschen Elf nur zwei Optionen. Entweder sie nimmt die Bahamas ab sofort ernst, und zwar so verdammt ernst wie man kommende Gegner seit Erfindung der Fußballweisheiten ernst zu nehmen hat. Oder aber sie vertraut schlicht und ergreifend darauf, die ganze Geschichte möge sich schleunigst als bloßer Hokuspokus erweisen. Vielleicht weiß "La Schiffer" da mehr Auskunft zu geben. Die würde in leitender Position beim DFB immerhin eine gute Figur machen. Aber das müssen dann andere entscheiden.

Bereits erschienen: Der große FohlenKommandO-WM-2010-Angstgegner-Check, Teil 1

Abgänge - in letzter Sekunde: Milan Fukal

In gewohnter Form kommt das FohlenKommandO langsam zum Schluss seiner Reihe über Spieler, die Mönchengladbach den Rücken kehren.

Milan Fukal kam 2004 vom HSV zur Borussia nachdem er in der letzten Saison in Hamburg nur zu 7 Bundesligaeinsätzen kam und sogar zweimal in der Regionalliga aushelfen musste. Bei Borussia kam er regelmäßig auf seiner Lieblingsposition hinten rechts zum Einsatz. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass Fukal zwar zweikampf- und kopfballstark war, er im Offensivspiel jedoch Einiges vermissen ließ. Flanken sah man nur allzu selten von ihm und über seine Einwürfe freuten sich meistens die Gegner. Dennoch weigerte sich Fukal, sich zum Manndecker umschulen zu lassen. Eigentlich verwunderlich, denn in Mönchengladbach haben schon technisch weniger beschlagene fußballer im Abwehrzentrum erfolgreich gespielt. Kurz vor Schluss der Wechselperiode einigte man sich auf einen Transfer zum tschechischen Verein FK Jablonec, der obendrein mit einer Abfindungszahlung versüßt wurde. Wir bedanken uns bei Milan Fukal für 42 Bundesligaspiele, 1 Tor, keine Vorlage, 8 Gelbe Karten, keinen Platzverweis und die Erkenntnis, dass Bernd Korzynietz kein schlechter Rechtsverteidiger ist.

Sollte wider Erwarten doch noch ein Spieler in der letzten Nacht verkauft worden sein, werden wir auch darüber ein paar Zeilen verlieren.

Zeigt her eure Schuh

Der Schuhstreit in der deutschen Nationalmannschaft ist entschieden. Nach gefühlten 250 Jahren dürfen die Spieler endlich die Schuhe ihres Vertrauens tragen und müssen nicht mehr auf den nationalen Ausrüster adidas zurückgreifen. Einziger Wehrmutstropfen für die Spieler ist, dass sie nun ihre Schuhe selber putzen müssen, wenn sie nicht aus dem Hause adidas stammen. Gewinner ist demgegenüber Manni Drexler (55), Zeugwart der Nationalmannschaft und Angestellter von adidas, der jetzt deutlich früher Feierabend haben wird, da er nicht für die Konmkurrenz putzt.
Insgesamt sieht es nach einem tragfähigen Kompromiss aus. Die Spieler haben freie Schuhwahl und werden dafür in Sachen Vermarktung von Persönlichkeitsrechten eng mit dem DFB kooperieren. Einzige Person, die wieder mal rumstänkert, ist Bayern-Manager Uli Hoeness. Der hat schon vorab erklärt, dass er sich nicht von den Spielern erpressen ließe, weil zum einen die adidas Schuhe die besten der Welt seien und es andererseits den Spielern doch nur ums Geld ginge. Dass die Spieler keine Erpresser sind, hat DFB-Präsident Theo Zwanziger schon mehrfach dementiert. Gerne wollen wir doch daran erinnern, dass Puma-Träger Lothar Matthäus im WM-Finale 1990 ein Stollen aus seinem adidas-Schuh herausbrach und er deshalb Andreas Brehme den Elfmeter, der die Weltmeisterschaft sicherte, schießen lies. Zum Thema Geld muss sich Herr Hoeness dann fragen lassen, worum es IHM denn geht, wenn er mit den anderen Bundesliga-Vereinen über die Verteilung der Fernsehgelder oder mit Sponsoren über ihr Engagement beim FC Bayern spricht. Ist es nicht vollkommen legitim, dass die Spieler, die zum Nulltarif für die Nationalmannschaft spielen wenigstens ein kleines Stück des großen Werbekuchens abbekommen möchten? Schließlich sind sie es, die die Tore schießen und ihre Knochen hinhalten.