28.3.07

Von Nasenbohrern und Urinwerfern

Schon wieder haben die Bayern Berufung gegen eine Entscheidung der UEFA eingelegt. Diese hatte Kahn nach seinem Urinpatzer bei der Dopingkontrolle nach dem Champions-League Spiel gegen Madrid für das kommenden Spiel in Mailand gesperrt. Das Kahn und seine Bayernvorgesetzten das nicht akzeptieren können und gegen dieses Urteil vorgehen, ist verständlich und fast zwingend. Schließlich gilt der Bayern Torwart spätestens seit der WM 2002 (Wir erinnern uns: grandiose Turnierleistung bis zur 67. Minute des Finals) als unangreifbar. Aber auch vorher besaß Kahn in Deutschland Narrenfreiheit. Man denke nur an den Kung-Fu-Tritt gegen Dortmunds Chapuisat 1999, an den Wangenbiss gegen Heiko Herrlich im gleichen Spiel, den Genickgriff gegen Leverkusens Brdaric 2002, den Nasenbohrer der Saison 2004/2005 gegen Bremens Klose oder den Tritt gegen Aachens Rösler Anfang 2007. Jedes Mal kam Kahn ungeschoren davon. Dass er es trotzdem geschafft hat, dreimal in der Bundesliga vom Platz zu fliegen (März 1996 gegen 1860 nach Tritt gegen Bodden, Mai 1999 gegen Mönchengladbach wegen Ballwegschlagens, März 2001 in Rostock nach Handspiel), ist schon eine stramme Leistung. Und das er jetzt die Konsequenzen für sein Verhalten tragen muss, ist zwar die Ausnahme und für die Bayern sehr ungewohnt, aber ansonsten völlig legitim.

27.3.07

Auswärtsstark (5)




In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen, anderen Ländern. Heute: Regionalliga Nord, Bayer 04 Leverkusen II - FC St. Pauli, 24.03.2007, Leverkusen, BayArena.

Es ist gerade ein paar Tage her, da sandte der Leverkusener Voronin per Spann einen verunglückten Ball in der Nachspielzeit der Bundesligapartie gegen Gladbach auf die Reise und eben jener Ball schickte sich dummerweise auf seiner Flugbahn an, seinen bereits vorhergesehenen Weg zu verändern, indem er nämlich von Sebastian Svärds Rücken abprallte, in die entgegengesetzte Richtung flatterte und Gladbachs überraschtem Torhüter Kasey Keller keine Chance zu einer abermaligen Rettungstat bot. Mit dem ins Tor trudelnden Ball verloren die Borussen einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf und möglicherweise auch die Hoffnung, das rettende Ufer noch aus eigener Kraft zu erreichen. Die Möglichkeit, nach 34 Spieltagen wenigstens eine Handbreit Luft zwischen sich und drei Absteiger zu bekommen, wird zusehends schlechter. Schock schwere Not.

Egal wie traurig und vor allen Dingen verstörend dieser Rückschlag in Leverkusen auch verlaufen sein mag, mein Therapeut wußte mir dieser Tage sofort Abhilfe zu verschaffen: und zwar mit einem Besuch in der BayArena. Am Samstagmittag trafen dort die Bayer Bubis aus der Regionalliga auf die Kiezkicker aus Hamburg St. Pauli. Aus medizinisch-psychologischer Sicht sollte dieser erzwungene Besuch eines Drittligaspiels an der Stätte des Grauens den eine Woche zuvor erlittenen Schock bewältigen helfen. Traumatherapie durch Konfrontation sozusagen, friedfertige Konfrontation versteht sich. Ich muß gestehen, es hat nur mäßig geholfen. Aber vielleicht muß man es als Borussenfan aufgrund langjähriger seelischer Grausamkeiten so sportlich wie Woody Allen als Alvy Singer in seinem Meisterwerk «Annie Hall» halten und attestieren: «Ich gehe seit 15 Jahren zu meinem Therapeuten. Ich gebe dem Kerl noch ein Jahr, danach fahre ich nach Lourdes


Huhu, winkt doch mal!

Die BayArena also, oder besser Ulrich-Haberland-Stadion, wie man noch immer geneigt ist zu sagen, ist ein kleines, nettes Provinzstadion, aber selbst für diesen Anlaß ein bißchen zu groß geraten. Der Eintritt ist dafür fast umsonst, die Bratwurst schmeckt und die Atmosphäre ist ausgesprochen freundlich. Während ich die obligatorische Frühstücksbrat verzehre, schleicht Neunationalspieler Simon Rolfes noch schnell durch den Presseeingang und verhilft mir zu einem Grinsen. («Schickes Umhängetäschchen, Herr Rolfes! Designerboutique? Oder Schnapper von der Stange?») Auf der Haupttribüne ist anschließend genügend Raum zur freien Platzwahl zwischen Familienvätern nebst Kleinkindanhang und den in die Jahre gekommenen Kiebitzen. Ein paar Kinder und Halbstarke grölen in den vorderen Reihen irgend etwas über Bayer 04 und versuchen den Pauli-Fans einigermaßen deutlich zu machen, daß diese tatsächlich einem Auswärtsspiel beiwohnen. Sehr schön.

Zum Spiel selbst ist nicht viel zu sagen. Die detaillierten und relevanten Informationen zum Spielverlauf entnehmen sie bitte der Fachpresse. So viel sei gesagt: St. Pauli spielt nach kurzer Druckphase schlecht und fahrig, das Motto lautet hoch und weit auf Morike Sako schießen und dann beten, Bayer 04 hingegen müht sich redlich und kann tatsächlich mit ein paar gelungenen Kombinationen aufwarten. In der 38. Minute geht Pauli durch einen schwachen Distanzschuß in Führung, Bayer egalisiert nur zwei Minuten später. Das Spiel plätschert vor 4.200 Zuschauern bis zum 2:1 in der 68. Minute so dahin und wirklich spannend ist nur die Frage, ob die Heizstrahler unter dem Dach doch noch angeschaltet werden. Es ist reichlich frostig auf der zugigen Tribüne.


Und jetzt die Pocke einfach mal hoch in Richtung Strafraum hauen

Das mein Therapieversuch aufgrund des leeren Stadions, einem mäßigem Spiel und der daraus resultierenden mangelnden Konzentration an diesem Nachmittag nicht so recht gelingen will, ist ärgerlich. Kurz vor Spielende, welch Ironie des Schicksals, sorgt jedoch ausgerechnet ein Mönchengladbacher in der BayArena für ein weiteres recht tief sitzendes Trauma. Nämlich bei allen anwesenden Paulianern. Ein ehemaliger Mitabiturient, namentlich Mark Borsch, vergeigt seinen bis dahin tadellos souveränen Eindruck als Schiedsrichter der Partie mit einer krassen Fehlentscheidung und raubt den Hamburgern die, wenn auch unverdiente, Punkteteilung durch Aberkennung des regelgerechten Ausgleichtreffers. Schade, das war nun wirklich absolut unnötig. Zumal selbst alle sehgeschädigten Leverkusener Rentner auf der Tribüne hätten richtig urteilen können, sofern sie denn auch gewollt hätten. Aber wie wir alle wissen ist der Schiri stets die ärmste Sau auf dem Platz und vor allen Dingen derjenige ohne jeglichen Plan. Sonst macht es keinen Spaß. So kam dann wenigstens noch mal ein paar Minuten Pfeffer in die Partie. Holger Stanislawski jedenfalls bedachte Schiri Borsch nach Spielende mit wohl gewählten Glückwünschen zu seiner Entscheidung, die allem Anschein und dem Lautstärkepegel nach sämtliche je geäußerten Flüche und Verwünschungen des Fußballkurses der BMS Mönchengladbach unter Ausbilder «Coach» Schmidt in der Hallensaison 96/97 locker in den Schatten gestellt haben mögen. Ja, so ist das. Aber es hat ja auch keiner behauptet, Spiele pfeifen wäre wie Ferien auf dem Ponyhof.


Eine krasse Fehlentscheidung des Schiedsrichters entscheidet das Spiel. Wenn das der Coach gesehen hätte...
(Fotos: FohlenKommandO 2007)

So geht dann in der bundesligafreien Woche ein Spiel zu Ende, welches trotz gegenteiliger Bemühgungen ein weiteres Trauma hervorgerufen hat. Ich werde definitiv mit meinem Therapeuten darüber reden müssen und ich befürchte zu wissen, was er mir schlußendlich sagen wird. Er verschreibt mir höchstwahrscheinlich eine homöopathische Dosis: Bayer 04 gegen CA Osasuna! Prost, Mahlzeit!


Bisher in dieser Reihe erschienen:
Auswärtsstark (4): Eintracht Frankfurt - Newcastle United
Auswärtsstark (3): Öffentliches Training des 1. FC Köln
Auswärtsstark (2): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (1): Factor Ljubljana - Bela Krajina

26.3.07

Neues aus dem Gästeblog (13.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber ich empfinde es nach einer so bewegenden Woche wie der vergangenen schon fast als zynisch, in diesem kleinen sympathischen Qualitätsblog über so ein langweiliges Thema wie Fußball schreiben zu müssen. Wichtig und trendy ist anders. Aber der Reihe nach. Erst wies mich der SPIEGEL am Montag auf das unglaubliche Comeback der Weltstadt Berlin hin, explizit also auf das cool relaxte, stets frühstückende Heer der kreativen Hartz IV Empfänger in dieser normalsten aller Weltstädte ohne jeglichen Größenwahn. Das wurde aber auch Zeit und mußte mal dringend abgefeiert werden. Und weil Berlin natürlich nicht nur unglaublich arm, sondern obendrein eben auch unglaublich sexy ist, präsentierte folglich dieses Berlin mit Knut, dem putzigen Eisbärenbaby, netterweise auch gleich die passende mediale Luftblase für den Rest der Woche; immerhin niedlich anzusehen. Ja super! Inhalte interessieren in dieser Berliner Republik ja schon längst niemanden mehr, allerhöchstens widerwillig, sind sie in der Regel auch noch schwer verständlich und machen obendrein einen Haufen Arbeit. Bitte weg mit diesem groben Unfug. So kann dann problemlos auch ein Eisbärenbaby die Woche schmeißen und die sinnfreie Zeit bis zum nächsten Gläschen verkürzen. Gestern gab es in der Hauptstadt folgerichtig schon wieder viel zu feiern. Merkel z.B. feierte sich und Europa. Wer sich noch nicht satt gesehen hatte feierte zusammen mit Siggy Pop eben Knut, den artgeschützten Klimaretter 2008, und die übrigen mit Restverstand gesegneten Bürger der Nation freuten sich wenigstens über die Nationalmannschaft. Ein bißchen Fußball geht ja dann doch immer. Löw, der schwäbische Leisetreter, und seine Buben machen nämlich so ganz ohne aufgeregtes Getöse und Größenwahn nicht nur inhaltlich richtig Spaß. Das war dann tatsächlich eine Meldung wert. Knut wird‘s eher nicht interessiert haben. Egal, denn ab dieser Woche wird statt Eisbär ja auch wieder Sau durchs Dorf getrieben.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

24.3.07

Kahns Miktion

Die etwas andere Meinung (28)

Die UEFA hat entschieden. Oliver Kahn ist für das nächste Champions Spiel in Mailand gesperrt weil er sich bei der Abgabe der Dopingprobe nach dem Spiel gegen Madrid ungebührlich verhalten haben soll. Was genau geschehen ist, wissen zurzeit nur Kahn selbst, der österreichische Dopingkontrolleur Dr. Franz Krösslhuber und die Zeitung Österreich. Nach letzterer soll Kahn vor der Dopingkontrolle verbotenerweise geduscht und seine danach angeblich nicht regelkonform abgegebene Probe schwungvoll in die Toilette entsorgt haben, was zu Spritzern führte. Kahn wird dazu mit den Worten zitiert: „Ihr Österreicher, ihr habt ja einen Schuss. Das kann doch nicht wahr sein. Das ist ja alles Scheiße.“ Und hier liegt wohl auch der Grund allen Übels. Bekanntermaßen ist bei einer Dopingkontralle eine Urin- und keine Stuhlprobe abzugeben. Das hat beim zweiten Versuch dann auch unser Titan verstanden. Jedenfalls konnte die Zeitung nach dem zweiten Versuch vermelden: „Der Harn war übrigens in Ordnung“.

22.3.07

Das Zitat zum Spiel (Leverkusen A)

„Et löpp nit.“

Namentlich nicht bekannter Arena-Zuschauer

20.3.07

Die letzte Rettung: Hans Meyer

Die etwas andere Meinung (27)

Nach dem abermals punkt- und torlosen Auftritt Borussias wird es immer schwerer, bei weiterhin 5 Punkten Abstand zum rettenden Nichtabstiegsplatz Zuversicht zu verbreiten. Da die 24 Punkte auch beim mehrfachen Nachrechnen nicht mehr werden, bleibt nur die Möglichkeit die Tabelle zu frisieren und dabei greift man am besten auf die Methode des allseits geschätzten Hans Meyer zurück. Demnach sind Heimsiege und Auswärtsniederlagen punktneutral zu berücksichtigen, Auswärtspunkte werden positiv eingerechnet während Heimniederlagen oder Heimunentschieden mit 3 bzw. 2 Minuspunkten bewertet werden. Heraus kommt für jede Mannschaft ein Puntewert zwischen +51 und -51, aus dem man eine Tabelle erstellt. Bei dieser Berechnung werden Mannschaften mit mehr Heimspielen im Restprogramm bevorzugt, während Teams mit reichlich Auswärtspartien eher schlechter darstehen. Nach dem 34. Spieltag sind DFB- und Hans-Meyer Tabelle aber identisch.

Mathematisch könnte man das mit der Formel P-3H darstellen, wobei P für die bislang erzielten Punkte (nach herkömmlicher Methode) und H für die Anzahl der bislang ausgetragenen Heimspiele steht.

Die zweite Spalte gibt den Tabellenstand nach dem DFB wieder, die vierte Spalte die bisher erzielten Punkte. In der fünten Spalte steht die Anzahl bislang ausgetragener Heimspiele und ganz rechts der dieser Tabelle zugrundeliegende Punktewert nach Hans Meyer. Bei Punktgleichheit entscheidet die hier nicht aufgeführte Tordifferenz.

19.3.07

Neues aus dem Gästeblog (12.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Laut Tomislav Maric wird im Fußball ja generell nur zwischen Göttern und Bratwürsten unterschieden. Welche Rolle die Fohlenkicker demnach seit gestern einnehmen dürfte damit wohl geklärt sein. Sie haben gut mitgespielt, haben sich keineswegs wie ein Absteiger präsentiert, den Gegner 90 Minuten recht souverän in Schach gehalten, aber selbst mal wieder kein reguläres Tor erzielt und sind am Ende erneut als Verlierer vom Platz getrabt. Potentielle Bratwürste halt. Da helfen auch keine weiteren Durchhalteparolen mehr. „Es sind noch 8 Spiele zu spielen, was sollen wir da den Kopf hängen lassen?“, fragte Michael Delura nach dem Spiel und weiter: „Wenn man sieht wie andere spielen, warum können wir das nicht auch?“. Tja, das wüßte ich auch gerne. Warum gewinnt die Borussia keine Spiele? Gerechtfertigt oder ungerechtfertigt. Mit Duseltor in der Nachspielzeit oder per geschenktem Elfmeter. Durch ein irreguläres Hand- oder ein zweifelhaftes Abseitstor? Keine Ahnung, aber die Frage wird man sich am Niederrhein noch lange stellen dürfen. Tabellenplatz 18 und der Abstieg sind wirklich total überflüssig wenn man so spielt wie gestern. Mit einer solchen Leistung läßt man im Saisonverlauf normalerweise mindestens drei andere Klubs hinter sich. Was ist es also? Nur Pech? Der Wink des Schicksals? Eine Verschwörung der Fußballgötter? Im Endeffekt ist es wohl nicht mehr als die Quittung für die verschenkten Jahre. Borussia ist nach mehrjähriger Gegenwehr endlich im elitären und überschaubaren Zirkel der phantastischen Fahrstuhlklubs angekommen. Das ist traurig, zumal nun unter Jos Luhukay endlich wieder „Ein Team“ auf dem Platz steht. Ein Team das Fußball spielt und verzweifelt versucht, die Hinrunde ungeschehen zu machen. Bratwurstlieferanten bleiben sie vorerst trotzdem. Übrigens, Pferdebratwurst gibt‘s ansonsten nur auf dem Betzenberg, in der, Zitat Hans Meyer, "Scheiß 2. Liga".

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

16.3.07

Betr.: Ihre Bewerbung vom 14.3.2007, eingegangen am 16.3.2007

Sehr geehrter Herr Ballack,

vielen Dank für Ihre Bewerbung und Ihr Interesse am FohlenKommandO. Obwohl wir uns über den Vorschlag, Stefan Effenberg als Trainer von Bayern München zu installieren, prächtig amüsiert haben, müssen wir Ihnen nach eingehender Prüfung des Sachverhaltes leider mitteilen, dass wir Ihnen die FohlenKommandO-Humor-TÜV-Plakette nicht erteilen können.

Wir bedauern, Ihnen keinen positiven Bescheid geben zu können, gehen aber davon aus, dass sie aufgrund Ihrer Qualifikation schon bald eine Auszeichnung erhalten werden, die Ihren Wünschen entspricht.

Mit freundlichen Grüßen

Redaktion FohlenKommandO

12.3.07

Neues aus dem Gästeblog (11.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Nix gegen Stefan Effenberg, den Fußballer, aber nun wirklich nicht; ein toller Kicker ist er gewesen. Immer streitbar, stets polarisierend und gerne mal übers Ziel schießend, aber auf dem Platz dann doch garantiert mit dem Tiger im Tank. Daran erinnert man sich gerne wohlwollend zurück. Sowohl im Gladbach-, alsauch im Bayern-Trikot. Dennoch sind mir vergangene Woche zwei Steine beachtlicher Größe vom Herzen geplumpst. Zuerst, weil ein weiteres Mißverständnis, namentlich Peter Pander, aus dem Weg geräumt wurde. Ein weiterer und noch größerer, weil die Verantwortlichen auf der Kommandobrücke eben nicht den lautstarken Werberufen des Privatiers aus Florida gefolgt sind. Ob man sich in einer stillen Minute kurzzeitig mit der Personalie Effenberg beschäftigt hat oder nicht, es ist egal. Wichtig und zielsetzend ist m.M. nach das Resultat. Königs und Adlaten haben sich, wie die taz am Samstag schrieb, „für die eloquentere, die besonnene und - mit Verlaub - intelligentere Alternative entschieden.“ Dem kann man sich nun wirklich nur anschließen. Ob Christian Zieges Beförderung ein Volltreffer ist werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Sagen kann man dazu nichts außer, schlechter (oder mit Wohlwollen auch: unglücklicher) als Pander kann er den Job auch nicht machen. Jede weitere Einschätzung eines in dieser Position unerfahrenen 35-jährigen wäre vermessen. „Arsch aufreißen und Gras fressen“ sind Werte, die mit Sicherheit auch der Ex-Profi Ziege den Spielern vermitteln kann, eben auf seine Art und Weise. Es geht zur Not auch ohne den Umweg der BILD-Zeitung. Der Rest ist somit ersteinmal Bonus. Selbiges gilt für die künftige Transferpolitik und ebenso wie für das Ergebnis vom Samstag. Wenn man sich ersteinmal mental mit dem Abstieg angefreundet hat, nährt jedes gute Spiel, jeder weitere Punkt die Hoffnung an ein unerwartet gutes Ende; denn erst „mit der Hoffnungslosigkeit beginnt der wahre Optimismus“. Meinte Sartre, der alte Fußballkenner.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

11.3.07

Das Zitat zum Spiel (Berlin H)

„So wir er heute aufgetreten ist, hätte ich ihn auch gerne mal bei der Hertha gesehen.“

Hertha-Torwart Christian Fiedler über den Doppeltorschützen Nando Rafael

9.3.07

Der Nächste bitte!

Die etwas andere Meinung (26)

Über Borussia kann man sagen was man will, jedenfalls ist es einer der wenigen Vereine bei denen die Fankratie, also die Herrschaft der Fans, noch funktioniert. Etwa drei Monate wurde gegen Trainer Jupp Heynckes geschossen bis dieser Ende Januar entnervt aufgab. Der folgende Sturmlauf gegen Sportdirektor Pander dauerte danach nur knapp eineinhalb Monate. Dann hatte sich auch diese Personalie erledigt. Und jetzt? Da der Fan mangels ausgelassenem Jubel über großartige Siege nichts Borussiaaffines zu tun hat, muss er sich wohl oder übel das nächste Opfer suchen. Und der wäre - ganz der Logik folgend - Präsident Königs. Der hat schließlich die Herren Heynckes und Pander installiert. Er hat schließlich immer wieder die Konstanz gepredigt und das Karusell bedient. Außerdem hat er in zahlreichen Interviews versucht, die Marke Borussia zu beschwören und dabei übersehen, dass man für ein gutes Marketing auch ein erstklassiges Produkt braucht. Und auch die Frage des Nachfolgers wird sich schnell klären lassen. Der (an)gelernte Tausendsassa Stefan Effenberg hat sicherlich seine Bewerbungsunterlagen für diesen Fall schon in der Schublade liegen und lässt sich nicht ein zweites Mal übergehen.

Gefahr erkannt! Gefahr gebannt?

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

wem die Arbeitsatmosphäre einer Bank partout nicht behagt und wer sich obendrein zu höheren Weihen befähigt fühlt, der sucht sich eben einen anderen Zeitvertreib. Statt als Oberindianer des Sparkassen- und Giroverbandes zu fungieren, kann man schließlich auch als Managing Director des Internationalen Währungsfonds dabei mithelfen, ein Land wie Argentinien kurzzeitig komplett vor die Wand zu fahren. Oder man wird einfach Präsident aller Deutschen und spielt den Grüßaugust. Oder man probt vor Gericht Zeichensprache durch Fingersymbolik. Oder man testet zusammen mit Peter Hartz die Qualitätsmerkmale durchgelegener Federkernbetten. Oder man wird Sportdirektor. Noch so ein trauriges Beispiel, welches immerhin in Mönchengladbach seit gestern ein vorzeitiges Ende gefunden hat. Peter Pander, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, ist von seinem Amt zurückgetreten (worden). Viele Tränen werden ihm wohl nicht nachgeweint werden, machte Pander in seiner recht überschaubaren Amtszeit doch regelmäßig eine unglückliche Figur. Aber wenigstens das auf hohem Niveau. Er, der sich rhetorisch bereits selbst als Kern des Mönchengladbacher Problems erkannt hatte, bekam nun die längst fällige Antwort auf seine Frage in Form der Papiere offiziell mitgeteilt und den vollgetankten und gewaschenen Dienstwagen entzogen.

Für einen Moment bin ich geneigt, im Zusammenhang mit Pander und der sportlichen Misere einen Kalauer der ganz besonders üblen Qualität anbringen zu wollen. Das Wortspiel mit der Büchse der Pandora verkneife ich mir nur, weil es auch vor Panders Amtsantritt schon lange Zeit nicht rund lief und es somit ungerecht wäre, den schlechten Trend der letzten Jahre lediglich an ihm und seiner Amtsperiode festmachen zu wollen. Fakt ist aber: Pander hat vieles versäumt. Er hat es versäumt, aus dem gegebenen finanziellen Spielraum eine Mannschaft zu formen, die fußballerisch den Mindestanforderungen genügt. Und diese Mindestanforderungen sind beileibe nicht hoch. Nichts mit dem Abstieg zu tun haben und Stabilität erzeugen. Das ist eine lösbare Aufgabe. Zur Erinnerung, im Mai 2005 meinte Pander in einem Interview mit der Rheinischen Post: «Beim Fußball ist es anders als in einem Wirtschaftsunternehmen. Hier kann man Erfolg nicht einfach kaufen.» Seine Transferpolitik spricht aber eine deutlich hilflosere Sprache und es ist nun wirklich billig, auf die Flut der Ein- und Verkäufe angesprochen, sich als bloßen Erfüllungsgehilfen des jeweiligen Trainers reduzieren zu wollen. Von Mißverständnissen wie im Falle Schlaudraff oder Thygesen will ich hier erst gar nicht reden.

Aber es sind nicht nur die unzähligen, leider oft nur mittelmäßigen, Spieler. Drei Trainer in knapp zwei Jahren sind des Guten einfach zuviel. Das die Chemie zwischen Pander und Köppel nicht stimmte, ist eine Geschichte. Daß eben jener Köppel im April 2005 schon im Amt und auch nicht Wunschtrainer Panders war, eine weitere vieldiskutierte. Daß die Arbeit unter Jupp Heynckes auch nicht die gewünschten Ergebnisse abwarf, machte die seit Jahren gerne zitierten Mönchengladbacher Trainerpossen definitiv noch interessanter. Und das schlußendlich mit Jörn Andersen erst ein hoffnungsvoller Nachwuchstrainer in die Wüste geschickt, mit Jos Luhukay dann ein anderer aufstrebender Trainer auf der Bank Platz nehmen durfte, beweist, mit klarem Fußballsachverstand hat das alles nichts mehr zu tun. Die Geschicke in Mönchengladbach werden seit Jahren dem Prinzip «trial and error» unterworfen und Pander hat nie ernsthaft auch nur den leisesten Ansatz eines möglichen Auswegs aus dieser Situation erkennen lassen. Das ist nicht nur bedauerlich, es ist geradezu tragisch. Apropos Trainer, nicht mal Udo Lattek, der ein bedauernswertes Dasein als Trainerlegende in Wontorras Quasselbude an der Flughafentheke im Erdinger Moos führt, wußte Pander entsprechende Fakten entgegenzuhalten. Schlimmer geht’s nimmer, aber nichts für ungut.

Wenigstens in einem Punkt möchte ich Peter Pander dann doch gerne zustimmen. Der Neuen Rhein-Zeitung erzählte Pander beim «Sportgespräch» am 20.08.05: «Die Netzer, Overath und Effenberg, diese Typen finden sie nicht mehr. Von diesen Vorstellungen muß man sich endlich lösen.» Richtig! Eins, setzen! Netzer hockt in der Schweiz und macht für einen Ex-Fußballer in der freien Wirtschaft ziemlich viel ziemlich richtig; Overath kaspert sich beim FC mit Daum und Meier durch die Woche und auch der Tiger sonnt sich ansonsten sehr gut im Glanz seiner früheren Erfolge, resp. in Florida. Und deshalb darf er, die Raute im Herzen, auch weiterhin in aller Ruhe privatisieren. Effenberg übrigens ist kein gelernter Bankkaufmann, sondern schloß laut Munzinger-Archiv bei der Bundespost eine Lehre als Dienstleistungskraft ab, bevor er dann 1987 Profifußballer wurde. Zumindest Flüsterpost scheint er auch noch heute gern zu spielen, flüstert er seinen Spezis beim Boulevard in unregelmäßigen Abständen doch gerne mal den ein oder anderen Satz zu seinen Befindlichkeiten und Ex-Frauen und Antworten in Sachen Fußball in den Block. Das mag eventuell ein Grund gewesen sein, warum er sich jetzt eine «schallende Ohrfeige» von Borussias Verantwortlichen abholen durfte. Theater und Boulevard war in Gladbach nun wirklich genug. Mehr als man ertragen möchte. Auch auf die Gefahr hin, ich möge mich hier an dieser Stelle wiederholen: «Wie wär’s denn jetzt zur Abwechslung mal mit seriösem, erfolgsorientiertem Fußballtagesgeschäft?». Ich habe nämlich schon längst vergessen wie sich das anfühlt.

8.3.07

Ich glotz heut kein TV

Heute Abend wird das Uefa-Cup Spiel von Werder Bremen nicht live im deutschen Fernsehen gezeigt. Der Grund dafür liegt im Scheitern der Verhandlungen über die Rechte mit dem Heimverein, Celta Vigo.
Wer kann sich eigentlich noch an die Zeiten erinnern, als nicht jedes Europapokalspiel übertragen wurde? Von Freundschaftsspielen in portugiesischen Trainingslagern mal ganz abgesehen. Fußballspiele, die in voller Länge übertragen wurden, waren ein seltenes Ereignis und bezogen auch daraus einen besonderen Reiz.

Nehmen wir doch das heutige Ereignis (oder eher Nichtereignis), um uns wieder klar zu werden: Fußball wird trotzdem gespielt, auch wenn keiner zuguckt!

In diesem Sinne

P.S.: wer´s braucht: bei Radio Bremen gibt’s eine 90 Minuten Radioreportage, auch im Live-Stream.

Abgänge - kurz vor Zwölf: Peter Pander

Auch wenn ein Sportdirektor sich verabschiedet, gibt es einen entsprechenden Beitrag in der Abgänge-Reihe.

Peter Pander kam am 21. April 2005 zur Borussia, nachdem der gelernte Bankkaufmann von 1991 bis 2004 den fließenden Übergang vom VW-Angestellten zum Bundesligamanager erprobt hatte. Da sich der Verein im Winter 2004/05 den Ruf als "Kaufhaus des Westens" verdient hatte, fügte sich Pander nahtlos ein und verpflichtete bis Anfang 2007 eine ganze Batterie von neuen Spielern: Alexander Baumjohann, Kasper Bøgelund, David Degen, Michael Delura, Hassan El Fakiri, Steve Gohouri, Christofer Heimeroth, Federico Insúa, Kahê, Niels Oude Kamphuis, Krisztian Lisztes, Nando Rafael, Sebastian Svárd, Bo Svensson, Mikkel Thygesen sowie Zé António. Dem standen eine ebenbürtige Ansammlung von Abgängen gegenüber: Jörg Böhme, Thomas Broich, Bradley Carnell, Giovane Elber, Milan Fukal, Markus Hausweiler, Darius Kampa, Bernd Korzynietz, Craig Moore, Niels Oude Kamphuis, Krisztian Lisztes, Marcelo Pletsch, Sead Ramovic, Jan Schlaudraff, Jeff Strasser, Vaclav Sverkos, Ivo Ulich, Joris van Hout und Nico van Kerckhoven. Nachdem mit Horst Köppel und Jupp Heynckes zudem zwei Trainer ausgewechselt wurden, sahen Pander und der Verein am 8. März 2007 die Zeit für gekommen. das Wechselspiel auch auf den Posten des Sportdirektors auszudehnen und gaben die Trennung bekannt. Als Nachfolger wurde Christian Ziege ausgeguckt. Wir bedanken uns bei Peter Pander für folgende sportliche Ergebnisse seiner Amtszeit: 63 Bundesligaspiele mit 16 Siegen, 21 Unetnschieden, 26 Niederlagen und 63:85 Toren, sowie zwei Siegen und zwei Niederlagen im DFB-Pokal.

Diese Reihe wird hoffentlich erst im Sommer fortgesetzt.

5.3.07

Neues aus dem Gästeblog (10.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Was habe ich hier nicht schon als Aufhänger für meinen wöchentlichen Einwurf verwurstet. Die ganz Großen ihres Fachs inspirierten mich in der Vergangenheit immer wieder bei meiner sonntäglichen Schreibarbeit. Shakespeare wurde zitiert, Beckett, Morrissey ebenso, Matthäus (der Ältere), Kloppo, Hans Meyer eine liebgewonnene Konstante; ich habe es mit Beuys und seinem Fluxus versucht und den großartigen Ricky Gervais will ich an dieser Stelle auch nicht unerwähnt lassen. Und heute kommt Udo. Ich schreibe meinen 45. Gastbeitrag „und ich glaub das unser Dampfer bald untergeht, aber sonst ist heute wieder alles klar auf der Andrea Doria.“ Muß ja wohl! Der Manager beschäftigt sich nach eigenen Angaben noch nicht mit dem sehr wahrscheinlichen Abstieg, obwohl am Samstag mal wieder verloren wurde und nichts auf eine noch zu erwartende Serie hindeutet. Rechtzeitig die richtigen Schlüsse zu ziehen, scheint seine Stärke nicht zu sein. Die Spieler vergeigen beste Chancen am Stück und wissen anschließend ihr Versagen nicht zu erklären, aber predigen gebetsmühlenartig Durchhalteparolen. Zu dumm, mein Boss fällt auf gespielte Ahnungslosigkeit einfach nicht herein. Egal, normalerweise müßte man noch immer wachrütteln, ermutigen und anfeuern wollen, lediglich die dazugehörigen Worte und Taten kommen mir nicht mehr so recht über die Lippen. Die Planlosigkeit, Lethargie und Resignation die man den Spielern und der sportlichen Leitung richtigerweise vorwirft, hat sich gleich einer ansteckenden Krankheit mittlerweile auf einen selbst übertragen. Das Immunsystem ist schon zu mürbe, um noch angemessen reagieren zu können. Schlimm ist nicht der Abstieg, wirklich schlimm ist das matte Gefühl, sich selbst darüber nicht mehr wirklich ärgern und aufregen zu können. „Und jetzt bin ich so frei und sag: Hören Sie mal Mann/ Lecken Sie sich selber, an meinen Arsch kommen Sie nicht ran/ Und nerven Sie mich nicht, mit Ihren Lapalien/ Ich bin der König von Scheißegalien!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

4.3.07

Bild zitiert, FohlenKommandO antwortet

Nach der eher unglücklichen Niederlage in Wolfsburg wird Manager Pander von der allseits geschätzten BILD mit dem Worten zitiert: „Wenn ich das Problem bin, muss man mir das sagen.“ Zu gerne würden wir von FohlenKommandO dieser Aufforderung Folge leisten, aber eine solche Übersprungshandlung wäre dann doch verfehlt. Das Problem, welches die Borussia im Augenblick hat, lässt sich vielmehr in Toren und Punkten bemessen, genauer gesagt: in fehlenden Toren und fehlenden Punkten. Für die Erzielung von Toren und den Gewinn von Punkten ist aber nicht Sportdirektor Pander sondern in erster Linie die Mannschaft verantwortlich. Der Sportdirektor ist aber für die Zusammenstellung derselbigen zuständig. Und in diesem Zusammenhang hätte man gut und gerne mal vor der Saison darauf kommen können, dass zwei gestandene Innenverteidiger zuwenig für einen Bundesligisten sein könnten. Oder dass Borussia ein durchschlagskräftiger Stürmer fehlt. Oder dass Mikkel Thygesen auch dann noch ein Mittelfeldspieler bleibt, wenn man ihn als Stürmer vorstellt. Oder dass Federico Insúa in Argentinien nie als Spielmacher tätig war. Oder dass Kahê nicht für Tore am Fließband prädestiniert ist. Oder dass Jan Schlaudraff ein ganz guter Kicker ist, den man wenn man ihn nicht haben will für gutes Geld verkaufen kann und nicht verschenken muss. Insofern können wir Ihnen, Herrn Pander, nur mitteilen, dass Sie nicht das Problem selber, sondern lediglich einer der Hauptverursacher des Problems sind.

Und wo wir schon gerade bei der BILD sind. Dort wird auch noch Sportsfreund Effenberg zitiert: „Wenn Gladbach mich braucht, stehe ich zur Verfügung.“ Tut uns leid. Auch wenn wir gerade ausnahmesweise dabei sind, auf den Boulevard zu reagieren, - den Gefallen tun wir Ihnen dann doch nicht, Herr Effenberg.

3.3.07

Das Zitat zum Spiel (Wolfsburg A)

„Die Frage ist: Wer macht die Tore?“

Marcell Jansen

1.3.07

Das Zitat zum Spiel (Bremen H)

„Wenn wir so weitermachen, steigen wir nicht ab.“

Vorlagengeber zum 1:1 Peer Kluge