30.4.07

Neues aus dem Gästeblog (18.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Ich bin selten im Stadion, weil ich selten in Mönchengladbach bin. Ich bin aber vor allen Dingen selten im Stadion, weil ich es nicht mehr unbedingt brauche. Es reichte mir in der Vergangenheit vollkommen, die Spiele Woche für Woche vor dem Fernseher zu verfolgen. Die Zeiten, in denen es mir auf den Nägeln brannte, die Borussia unbedingt live und hautnah im Borussia-Park erleben zu wollen, sind seit längerer Zeit passé. Am Samstag habe ich das grandios gescheiterte Experiment „1. Bundesliga“ mal wieder und vorerst auch zum letzten Mal vor Ort gesehen. Zu meinem Leidwesen muß ich gestehen, es wird mir in dieser Form nicht mehr fehlen als beispielsweise ein schönes Glas handwarmen Wurstwassers. Der Borussia-Park ist schön geraten und wichtig für den Verein, aber leider auch oft so seelenlos und langweilig wie der Fußball den die Angestellten dort seit Jahren darbieten. Eine Tatsache so überflüßig wie der Abstieg. Bereits zur Pause stand ich frustriert mit einem Bier herum und betrachtete die übergroßen schwarzweiß Fotos der Vergangenheit. Um nicht wahnsinnig zu werden, stellten meine Begleitung und ich uns rhetorische Fragen, z.B. welcher ehemalige Borusse als Einziger in Endspielen aller drei Europapokalwettbewerbe als Torschütze auf der Anzeigentafel stand. Es waren dies äußerst unzureichende Ablenkungsversuche. Wer nach dem Spiel den traurig blickenden Altstars, scherzenden Geiern und notorischen Besserwissern bei ihren endlosen Diskussionen um Mannschaft und Präsidium lauschen durfte, den hatte die grausige Realität schnellstens wieder eingeholt. Diese Realität bedeutet: für schöne Momente sind nebst den vielen bedingungslos treuen Fans lediglich noch alte Fotos und junge Hostessen in adretten, weißen Kostümchen zuständig; es gibt kein richtiges Leben im Falschen und der Abstieg ist daher als heilsame Katharsis, denn als Tragödie zu begreifen. Mir graut seit Samstag nicht mehr vor der Tabelle, aber es wäre schon schön, wenn nächste Saison im Borussia-Park endlich mal wieder Geschichten geschrieben würden, an die man sich auch noch nach einer Woche erinnern möchte. Er ist zu schade, um lediglich satt Historie zu verwalten. Dafür kann und werde ich auch weiterhin meinen Fernseher bemühen.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

27.4.07

Das Zitat zum Spiel (Stuttgart H)

„In Gladbach geht es jetzt um nichts mehr, da kann der Fußball ja wieder Spaß machen“

Heribert Förster von der Aachener Zeitung

25.4.07

Das Zitat zum Spiel (Schalke A)

„Einen Stern, den Schalke niemals kriegt,
davon haben wir schon zwei,
doch eure Brust bleibt frei“

Fans auf einer Party im Sauerland vor dem Spiel

24.4.07

Kehraus oder Ausverkauf?

In Mönchengladbach wird die Hoffnung auf den Klassenerhalt häppchenweise gegen Gedanken über die neue Saison eingetauscht. Manche prophezeien einen "Ausverkauf", den Manager Ziege allerdings abzuwenden versucht. Ob der Abschied einiger Spieler aber auch wirklich einen Verlust darstellt, ist sehr unterschiedlich zu beurteilen.

Peer Kluges Wechsel nach Nürnberg wird sicherlich ein Loch im Mittelfeld hinterlassen, das nicht ohne Weiteres auszufüllen sein wird. Auch der zu erwartende Abgang Marcell Jansens schwächt den Kader deutlich. Allen anderen, denen Wechselabsichten nachgesagt werden, wird man aber weit weniger hinterherweinen. Kasey Keller hat sich zwar als starker Rückhalt etabliert, aufgrund seiner 37 Lebensjahre muss früher oder später eh ein Nachfolger installiert werden. Insofern tut der mögliche Abschied in die amerikanische Heimat nur halb so weh.

Der Abteilung Verteidigung mit den Herren Zé Antonio, Bøgelund und Svensson hat zwischenzeitlich durchaus brauchbare Leistungen abgeliefert, offenbar fehlt es aber an der Identifikation mit dem Arbeitgeber. Zur Erinnerung: Mit Bernd Korzynietz, Jeff Strasser und Marcello Pletsch ist Borussia nicht abgestiegen.

David Degen und Eugen Polanski wollen nicht in die zweite Liga gehen und halten sich für höhere Aufgaben berufen. Da sie aktuell und zudem völlig berechtigt beim schlechtesten Bundesligisten nicht einmal zur Anfangsformation gehören, stellt sich die Frage, wo sie sich adäquat beschäftigt glauben.

Und schließlich wird auch der argentinische Heilsbringer Insúa wohl nicht in der zweiten Liga kicken. Er hat es leider nicht geschafft, sein Können so einzubringen, dass die ganze Mannschaft profitierte. Sollte wirklich ein Verein die kolportierten 5 Millionen Euro Ablöse bezahlen, wäre ihm reichlich Dank gewiss.

23.4.07

Auswärtsstark (7)




Normalerweise berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO in unregelmäßgen Abständen über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen,
anderen Ländern. Heute berichtet Michael Pahl aus Hamburg für das FohlenKommandO über das Auswärtsspiel seines FC St. Pauli in Mönchengladbach, bzw. über das auswärts gefühlte Heimspiel der Kiezkicker in der Regionalliga Nord, 21.04.2007, Mönchengladbach, Borussia-Park.


5 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Wäre mein Körper ein eigener Mensch, würde er mich vermutlich mit traurigen bis verzweifelten Augen ansehen und fragen: „Warum tust du mir das an?“. Oder mich einfach nur verdreschen. Auswärtsfahrt! Zur ruhmreichen Borussia nach Mönchengladbach. Wohlgemerkt nicht zu deren ersten Mannschaft, sondern zur U23, Regionalliga Nord, der FC St. Pauli möchte seinen Auswärtsfluch besiegen und endlich mal wieder drei Punkte außerhalb Hamburgs einfahren. Also schnell noch im Halbschlaf ein Frühstück verschlungen, und ab zum St. Pauli-Clubheim, von wo aus die fünf Busse fahren.

Ein gewohntes Bild:
Die Gäste treffen das Tor im Borussia-Park

Ich habe mich entschieden, mit dem „Nichtraucher-Bus“ zu fahren. Nichtraucher-Bus, das heißt übersetzt: Wenigkotzer und Nicht-Motörhead-Hörer. Während in anderen Fanbussen nach spätestens zwei Minuten der Alkoholpegel dem auf einer „Flatrate-Party“ gleicht, nach drei Minuten das Seite-1-Girl der BILD ins Fenster geklebt wird, nach vier Minuten die Toilette überläuft und nach fünf Minuten der erste Porno über den Busbildschirm flimmert, wird im Nichtraucher-Bus des FC St. Pauli zum Frühstück erstmal schön die mitgebrachte Butterstulle ausgepackt, in der ZEIT geblättert und gepflegte Konversation betrieben. Bildungsbürgertum im Piratengewand!

Anschlußstreffer per Foulelfmeter und wenig später Rudelbildung mit Folgen


Running Gag der Busfahrt ist das Navigationssystem des Fahrers, dessen freundliche Frauenstimme alle fünf Minuten nicht etwa fordert, links abzubiegen oder zweihundert Meter geradeaus zu fahren, sondern einfach nur ein deutlich vernehmbares „Lauter!“ von sich gibt. Der Busfahrer gibt sich daraufhin zwar alle Mühe, lauter zu fahren, aber offenbar nicht laut genug, um die Dame zu besänftigen. Angekommen in Gladbach (wobei „IN Gladbach“ in diesem Fall ein eher schmeichelhafter Begriff ist, da das Stadion kaum mehr außerhalb der Stadt liegen könnte) empfängt mich eine warme Frühlingssonne, in der ich mich aale, bis meine gutgelaunten Stadionbegleiter Tommy, Mariann und Michael (Musikantenstadl-Witze bitte jetzt!) ebenfalls die Szene entern. Nach der Fahrt im Nichtraucherbus nur konsequent: während die anderen sich die ersten Biere gönnen, bleibe ich dem Spaßbremsentum treu und bestelle einen grundanständigen Becher Wasser. Schließlich will man nächste Woche den Hamburg-Marathon laufen, da braucht es eben auch mal ein bisschen Selbstdisziplin.

Lechner muß zum wiederholten Male kräftig durchpusten;
für van den Bergh ist deshalb vorzeitig Feierabend


Das Vorspiel läuft bereits, eine auswärtige E- oder F-Jugend wird soeben für ihr restliches Fußballerleben traumatisiert und von den einheimischen Mini-Fohlen nach Strich und Faden abgeschossen. Die Stimmung in der 54.000-Mann-Arena ist wie immer ein wenig seltsam, wenn ein Auswärtsspiel des FC St. Pauli in der Regionalliga in ein größeres Stadion verlegt wird.

Der Gästeblock ist mit ca. 2.000 - 2.500 St. Paulianern knackevoll und liefert sangesfreudigen Dauer-Support, daneben gruppieren sich auf der Tribüne in lückenhafter Anordnung weitere Schlachtenbummler, ebenfalls viele aus der Hansestadt, der Heimblock ist nur sehr mäßig gefüllt, im Rest des Stadions herrscht gähnende Leere.

Heimfans vs. Auswärtsfans; verdienter Auswärtssieg auf Rang und Platz

Die Nervosität meinerseits steigt, denn der FC St. Pauli als klarer Favorit zu Gast beim Tabellenletzten mit dem Druck, dieses Spiel gewinnen zu müssen, um im Aufstiegsrennen zu bleiben – normalerweise todsicheres Vorzeichen einer gediegenen Auswärtsklatsche. Doch siehe da, es sind keine fünf Minuten gespielt, da zappelt’s auch schon im Gladbacher Gehäuse, und die Hamburger Nerven flattern gleich ein bisschen weniger. Erst recht, als wenig später auch noch das 2:0 nachgelegt wird.

Doch St. Pauli wäre nicht St. Pauli, wenn es sich die Gelegenheit nehmen ließe, eine souveräne Zwei-Tore-Führung beim Tabellenletzten noch einmal kräftig in Gefahr zu bringen. Foulelfmeter für die Gastgeber, Anschlusstreffer – und sowohl bis zur Pause als auch in den ersten fünfzehn Minuten danach stellt sich das hinlänglich bekannte Um-den-Ausgleichstreffer-Gebettel ein. Mitten in die Sturm- und Drangphase der Nachwuchsfohlen fällt dann das 3:1, und wenige Augenblicke später dezimieren sich die Zurückliegenden noch durch ein Frustfoul – Gelegenheit für St. Pauli, die Führung bis zum Schlusspfiff auf 5:1 auszubauen.

Möglicherweise gibt's die Chance zur
Revanche schon bald in Liga 2


Ein seltenes Glücksgefühl für den braun-weißen Auswärtsfahrer, umso mehr, als die Konkurrenz wie so oft in dieser Saison kollektiv verkackt hat und man sich mit einem Sieg im Nachholspiel in Bremen am kommenden Die
nstag gar an die Spitze der Tabelle setzen könnte.
Normalerweise todsicheres Vorzeichen einer gediegenen Auswärtsklatsche...


(Fotos: FohlenKommandO/ Comic: M.Pahl)

Bisher in dieser Reihe erschienen:
Auswärtsstark (6): Bayer Leverkusen - CA Osasuna
Auswärtsstark (5): Bayer Leverkusen II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (4): Eintracht Frankfurt - Newcastle United
Auswärtsstark (3): Öffentliches Training des 1. FC Köln
Auswärtsstark (2): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (1): Factor Ljubljana - Bela Krajina

Neues aus dem Gästeblog (17.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Wir sind es unseren Fans schuldig, bis zuletzt für das Wunder zu kämpfen“, meinte Jos Luhukay vor dem Spiel gegen Hannover 96. Wunder soll es, so wird seit Wochen flehentlich versichert, mitunter immer wieder geben, aber im Bezug auf Fußball konnte in Gladbach mit Sicherheit niemand ernsthaft daran glauben. Auch der Trainer nicht. Daher unterstelle ich Jos Luhukay, ob seines frommen Wunsches, wahrscheinlich etwas anderes gemeint zu haben. Wahrscheinlich wollte er sagen: „Wir sind es bis zuletzt schuldig geblieben, wenigstens mal mit Anstand zu verlieren.“ Das macht die Sache zwar nicht besser, klingt aber gleich sehr viel anständiger, weil richtiger. Gutes meinen und Gutes tun stellen für Borussia schon die längste Zeit unüberbrückbare Gegensätze dar. Der geforderte Anstand, dessen Tugendhaftigkeit sich laut Freiherr von Knigge zum Beispiel anhand eines souveränen Auftritts und der Form des kommunikativen Geschicks bewerten läßt, tritt bei diesem diffizilen Brückenschlag bei fast allen Protagonisten kaum zum Vorschein, nicht nur nicht zuletzt. Ausnahmen bestätigen stets die Regel. Marcell Jansen und Peer Kluge seien hier stellvertretend als Rädelsführer des mickrigen Aufstandes der wenigen Anständigen genannt. Ihren Tugenden wird man mit derselben Inbrunst nachtrauern, mit der man den David Degens und Wesley Soncks schon jetzt ein geharnischtes „Tschööö“ zurufen möchte. Das verbietet sich selbstredend, lautet die korrekte und höchst anständige Verabschiedungsformel gemäß Knigge natürlich: „Auf Wiedersehen“. Auf Wiedersehen, Ihr Anständigen. Der Gedanke ist einigermaßen erträglich solange jetzt keiner auf die abgrundtief blödsinnige Idee kommt, der „Mythos würde sich nächstes Jahr gönnerhaft die Ehrenrunde in der 2. Bundesliga geben“. Wer in Borussia noch immer einen Mythos sehen will, der glaubt auch an Wunder, die Zahnfee, hat Knigge nicht und sonst nix kapiert; und hat vor allen Dingen anständig einen an der Klatsche. Auf Wiedersehen bis nächste Woche.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

22.4.07

Das Zitat zum Spiel (Hannover A)

„Drecksspiel“

Hannovers Trainer Dieter Hecking

20.4.07

Juhuu, Europameisterschaft in Polen und der Ukraine!!

Der ein oder andere mag überrascht gewesen sein, dass die übernächste EM in unserem Nachbarland Polen und deren Nachbarland Ukraine ausgetragen wird. Wir freuen uns auf zwei wunderschöne Reiseländer und werden die Vorbereitungen mitverfolgen. Das Turnier kann nur ein voller Erfolg werden wenn die hier zu denen fahren und vielleicht auch diese hier vorbeischneien.
Und noch ein kostenloser Tipp für alle: http://www.euro2012.com/ scheint noch zu haben zu sein...

16.4.07

Neues aus dem Gästeblog (16.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Ist irgendwer extrem überrascht? Hat jemand der Anwesenden das nicht kommen sehen? Echt? Mal ehrlich, im Kino wird doch auch keiner ernsthaft erwarten, die Titanic würde den Eisberg ausgerechnet dieses eine Mal nicht rammen, oder? Ja, geschenkt, es ist und bleibt eine mehr als ärgerliche Tatsache! Während allerorten fröhlich gelaunt angegrillt und das Hoch Peggy genossen wird, bleibt die gefühlte Temperatur am Niederrhein erwartungsgemäß frostig bis eiskalt, grau und nebelverhangen, verschnupft und vergrippt, voll auf Aspirin. Zum Kotzen! Gibt‘s sonst noch was zu sagen? Nicht wirklich, aber wenn ich schon mal dabei bin, dann können Peter Hein und seine Fehlfarben in abgewandelter Form auch gleich weitermachen:

Ich habe das alles schon 1000mal gesehen,
Ich kenne das Leben, ich bin im Stadion gewesen,
Und doch jedesmal, wenn ich sie seh,
Weiß ich nicht wie es gehn soll,
Ich find nicht den Dreh.
Die Geschichte ist langweilig immer dasselbe,
Die Texte zum Thema, sind auch nicht das Gelbe,
Und will ich ihr dann mal was sagen,
Dann fällt mir nichts ein, nur leere Phrasen.

Es liegt ein Grauschleier über der Stadt,
Den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

14.4.07

Das schreiben die Anderen

"Diese Spielzeit macht mir keinen Spaß mehr. Das liegt noch nicht einmal zuvörderst daran, dass eine Liga mit einem Absteiger Mönchengladbach für mich den emotionalen Sinngehalt eingebüßt hat."

Peter Ahrens auf Spiegel Online

Das Zitat zum Spiel (Hamburg H)

„Gute Nacht Freunde, es wird Zeit für mich zu geh'n.
Was ich noch zu sagen hätte,
dauert eine Zigarette
und ein letztes Glas im Steh'n.“

Reinhard Mey

10.4.07

Auswärtsstark (6)




In unregelmäßgen Abständen berichten die Schreiberlinge des FohlenKommandO über ihre Groundhopper-Erlebnisse aus anderen Ligen,
anderen Ländern. Heute: UEFA-Cup, Bayer 04 Leverkusen - CA Osasuna, 05.04.2007, Leverkusen, BayArena.

Auf dem Grün donnerstags

«Ihr steht auf Tänze und nicht auf Blusen, Ihr seid die Fans aus Leverkusen» (kursive Substantive vom Autor aus Gründen der political correctness ausgetauscht), «Werkself», «Pillendreher» und andere Schmährufe müssen die Fans von Bayer 04 Leverkusen über sich ergehen lassen.

Grün-! Donnerstag, herrlichstes Fußballwetter, UEFA-Cup Viertelfinale zwischen Leverkusen und dem spanischen Erstligisten CA Osasuna (Pamplona) - beste Voraussetzungen, um sich selbst einmal ein Bild über Bayer 04 und seine Fans zu machen und ggf. Vorurteile abzubauen. Auf ins «Ulrich-Haberland-Stadion», weil ich mich an die XYZ-Arenen nicht gewöhnen mag. Begleitet werde ich von «echten» 04 Fans, nämlich aus (B)MG und M(SV). Schon der Weg zum Stadion (von Leverkusen-Mitte durch einen Grüngürtel) macht Spaß, vor uns eine Gruppe weiblicher, spanischer Fans, auf den Lippen ein fröhliches Osasuna-Fanliedchen, mit vielen gelispelten «SSSSSS». Vor dem Stadion warten noch mehr sangeskräftige Spanier, nicht ganz nüchtern, blau und rot, wie die Farben einer anderen ehemaligen Werkself.

Am Eingang dann die ersten Überraschungen. Die Ordner sind zum einen wirklich entspannt zum anderen entpuppt sich einer von ihnen als wahres Genie. Freundlich winkt er mich heran,
mit spanischem Akzent, und begegnet mir mit einem freundlichen: «Bei erßte Mal tut noch weh!». «Zum Glück ist es aber nicht mein erstes Mal», kontere ich. Doch dann verblüfft er mich beim Abtasten vollends, man lernt schließlich nie aus: «Ahhh, iß sich Portemonnaie, ne!?» Stimmt! «Ahhh, iß sich Sonnebrille, ne!?» Stimmt auch! «Ahhh, iß sich Handy, ne!? … Ähhh, Nokia!?» Wetten, Thomas Gottschalk würde dich gerne einladen, möchte ich ihn loben, aber es wollen ja auch noch tausend andere über so viel Fingerfertigkeit staunen.

Im Stadion ist bereits angegrillt, leider ist das Bier hingegen alkoholfrei, entspricht also den UEFA-Auflagen, schmeckt aber nicht. Dafür ist die Stadionzeitung umsonst. Wir nehmen sie mit auf unseren Platz, der so nah am Spielfeldrand liegt, dass wir den Rasen riechen können. Für 45 Minuten vor dem Spiel ist das Stadion erschreckend leer und still, nur der Osasuna-Block ist voll und verdammt laut, vorbildlich. Während sich die Ränge langsam füllen, entdecke ich auf der Tribüne rechts von uns ein Relikt meiner Kindheit. Durch die Reihen zwängt sich mein alter, gelber und gefiederter Freund Bibo aus der Sesamstraße, grüßt hier, winkt da und lässt sich gerne ablichten. Als er sich auch uns nähert, bin ich enttäuscht, es ist gar nicht Bibo, sondern «Brian the Lion», das Bayer-Maskottchen. Später denke ich, schlecht gewählter Name, «Lars der Löwe» käme den Bayer Zuschauern sicher nicht so spanisch vor. Kurz vor dem Anpfiff dann eine schreckliche Vereinshymne aus dem Stadionlautsprecher, Deutschland sucht den Super Stadion Star, Platz 517. Danach aber versöhnliche kölsche Tön, wahrscheinlich nur für uns aus Köln Angereiste, wirklich gastfreundschaftlich. Hier fehlt noch vom Balkon die Aussicht op d´r Dom!


Finde den Storch...

Punkt 19 Uhr geht es los. Punkt 19.01 steht es 0:1. Hätte es auch schon 30 Sekunden zuvor stehen können, hätte René der Adler nicht glanzpariert. Was für ein Auftakt. In dem Tempo geht es weiter, mit weit mehr Chancen auf Seiten der Spanier. Es hätte ein perfekter Fußballabend werden können, hätten nicht zwei Dinge das Ganze getrübt. Zum einen natürlich das Ergebnis. Als Bayer nach der zweiten Halbzeit gerade Druck aufbaute, gab es den tödlichen Doppelschlag als Antwort vom Gegner.
Zum zweiten hatte sich der geballte Fußballsachverstand Leverkusens hinter uns versammelt. Folgend als Beweis die absoluten Top 3:

«Boah, der
Kießling stackst da rum wie so´n Storch, der verliert jeden Ball, dohh!»

«Wat macht der Kießling denn jetz da auf der linken Seite, da hat der doch gar nix zu suchen!»


Bernd-Schneider-Gala nur in Ansätzen

Kurz vor der Halbzeit verkündet die UEFA. «Official time added on: one minute». Daraufhin unsere Fußballexperten und damit klar auf Platz 1:

«Machen die jetz alle Ansagen auf Spanisch oder watt!?»

Verstanden, warum «Brian the Lion» besser «Lars der Löwe» heißen sollte!?

Trotzdem verlassen wir fröhlich das Stadion und freuen uns über die Fans aus Osasuna, die ihre starke Mannschaft ausgelassen feiern. Darüber, dass sie eine St. Pauli Flagge gehisst und somit Geschmack bewiesen haben und über die flotte Rückreise. Apropos flott: Wir haben ein schnelles Spiel gesehen, da sind wir uns einig, technische Raffinessen auf beiden Seiten, einen Storch, der durch einen Freier ersetzt wurde und einen Bibo, der keiner war. Zurück in der Domstadt sehen wir die zweite Hälfte des Bremenspiels in der Kneipe und sind uns auch hier einig: Wir haben das bessere Spiel gesehen. Danke Leverkusen und bitte liebe Sitznachbarn sagt uns Bescheid, wenn Ihr das nächste Mal ins Stadion geht, dann kommen wir nämlich nicht!
(ZyBu)



Für Bayer gehen im UEFA-Cup die Lichter aus
(Fotos: FohlenKommandO)


Bisher in dieser Reihe erschienen:
Auswärtsstark (5): Bayer Leverkusen II - FC St. Pauli
Auswärtsstark (4): Eintracht Frankfurt - Newcastle United
Auswärtsstark (3): Öffentliches Training des 1. FC Köln
Auswärtsstark (2): Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli
Auswärtsstark (1): Factor Ljubljana - Bela Krajina

9.4.07

Neues aus dem Gästeblog (15.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Dieser Tage hält ein großer Teil der Menschheit inne. Nach langen Wochen des Verzichts durchs Fasten zur inneren Ruhe gekommen, besinnen sich Menschen ihrer Überzeugungen, leiden im Geiste mit Ihrem Erlöser und huldigen zum Abschluß der Feierlichkeiten dem Wunder seiner Auferstehung von den Toten. Eine Erfolgsgeschichte die stets aufs Neue die Hoffnung an die Kraft des Guten, an ein verheißungsvolles, befreiendes Ende und die Vergebung aller Sünden nährt. Die Borussia ist an diesem Karwochenende nicht von den Toten auferstanden, hat wenig bis ganz wenig zur eigenen Sündentilgung und Auferstehung beigetragen und nichts deutet darauf hin, es könnte in den nächsten sechs Spielen noch geschehen. Vielmehr schlugen die Schalker nach Meinung der meisten Experten und Fans den letzten Nagel in den Sarg der Gladbacher. Die Fohlen scheinen somit beerdigt. Das fußballerische Leid geht vorerst weiter, denn wo der Schöpfer stets seine schützende Hand über sein Werk zu legen bedacht ist, da ist auch der Teufel, der Beelzebub, das personifizierte Böse nicht weit, treibt sein schwefelig, stinkendes, verdrießliches Unwesen und lacht allen Borussen mit diabolischer Fratze entgegen: „Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht; drum besser wär‘s, daß nichts enstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, mein eigentliches Element.“ So spricht er, dieser Mephisto. Die Borussia ist es natürlich nicht wert, zugrunde zu gehen; und wird es auch nicht. Denn des Pudels Kern, liebe Kleingläubigen, liegt natürlich in dieser Negation, der Anerkennung der Gemeinsamkeit von schöpferischer Kraft der Zerstörung und der Quelle allen Heils. Ja, die Wege des Herren sind unergründlich und der Teufel stets bemüht, den ungleichen Kampf gewinnen zu wollen. Doch irgendwann, am Ende, wird alles gut. Das ist der göttliche Plan. Man muß nur dran glauben.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph läutet im FohlenKommandO die neue Woche ein

7.4.07

Das Zitat zum Spiel (Frankfurt H)

„Die Kunst besteht darin, Hitze und Kälte zu kombinieren, also glühende Entschlossenheit mit Konzentration oder Kampfeswillen mit Organisation.“

Christoph Biermann bei Spiegel Online über den Abstiegskampf

5.4.07

Heimstark (1)

Liebe Leserinnen und Leser,

zu Jahresbeginn haben wir Sie auf unser Begehren aufmerksam gemacht, den Kreis der FohlenKommandisten erweitern zu wollen. Zu diesem Zweck haben wir Ihnen die Möglichkeit zur Partizipation in unserer Reihe «Auswärtsstark» ans Herz gelegt. Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben zwar seither weiterhin fleißig gelesen, was wir sehr zu schätzen wissen, aber trotzdem noch nicht mitschreiben wollen. Das macht gar nichts, vielleicht waren Sie einfach seitdem nicht mehr im Stadion. Oder die gesehenen Spiele waren Ihnen einfach nicht unterhaltsam genug. Oder Sie waren während Ihrer Hochzeits- oder Handlungsreise anderweitig zu sehr beschäftigt, um zum Fußball zu gehen. Was auch immer es sein mag, lassen Sie unser Angebot nicht aus den Augen. Wir freuen uns weiterhin auf Ihre Erlebnisberichte.

Wir freuen uns aber auch darüber, den Kreis der Kommandisten unterdessen auch ohne Ihre Mithilfe erfolgreich um ausreichend gesunde Pfunde und etwas mehr als einen stolzen halben Meter vergrößert zu wissen. Herzlichen Glückwunsch dazu! Was uns nahtlos zum zweiten Punkt bringt. Wir hatten zu Jahresbeginn ebenfalls auf eine uns brennend interessierende Frage hingewiesen: «Wird wohl jemals ein Junge geboren werden, der schneller schwimmen kann als ein Hai?». Möglicherweise schon. Wir können diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt beim besten Willen noch nicht mit absoluter Sicherheit beantworten. Weiteres wird sich erst im Lauf der Zeit zeigen. Wir wollen aber schon jetzt mit Sicherheit behaupten: «Gerade jedenfalls wurde ein Junge geboren, der ganz bestimmt Fußball spielen wird wie ein junges Fohlen!».

Und das reicht uns für den Augenblick auch schon voll und ganz.

2.4.07

Neues aus dem Gästeblog (14.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Ist es eigentlich zutiefst unbotmäßig, sich ein wenig über den seit Wochen anhaltenden Absturz der Borussia aus der Nähe von Lüdenscheid zu freuen? Oder zumindest so etwas wie klammheimliche Freude über deren katastrophale Leistungen zu empfinden? Gut, die allgemein gebotene sportliche Fairneß, der Fairplaygedanke, könnten dagegen sprechen. Auch das Geschmäckle, bei allzu frenetischem Jubel über eine weitere Niederlage der Schwarzgelben als mißgünstiger, schlechter Verlierer im Abstiegskampf gelten zu können, wäre anzuführen. Von mir aus, damit kann ich im Zweifelsfall leben. Erheiternd ist es trotzdem und man muß zwischendurch ja auch mal an die eigenen Interessen denken. Wenn wir nächstes Jahr tatsächlich in Liga 2 antreten müssen, dann soll es wenigstens ein aufregender, unterhaltsamer Spaß sein. Und mit Verlaub, liebe Bielefelder, wer die Alm einmal gesehen hat, der kann getrost einen einmaligen Haken hinter diesen Auswärtsbesuch machen. Mainz und Bochum wären aus vielerlei Gründen eine Reise wert. Aber dem Kloppo gönnt man den Klassenerhalt halt immer irgendwie und wenn Bochum diese Saison absteigt, dann ist nächstes Jahr einer der drei Aufstiegsplätze an die Pendlerkönige von der Ruhr garantiert schon wieder vergeben. Dieses Risiko muß nicht unbedingt eingegangen werden. Wolfsburg? Allein der Gedanke ist zu langweilig. Cottbus? Muß irgendwie auch nicht sein. Aachen? Wird wohl leider nicht mehr klappen. Frankfurt und Hamburg wären im fußballerischen und großstädtischen Sinne noch recht spannende Mitabsteiger. Vielleicht geht da noch was, wer weiß. Aber Dortmund, zumindest das wäre ein absoluter Knaller und gerne genommen. 80.000 Besucher beim Zweitligaduell am Montagabend. Wow! Kommt es nächste Saison schlußendlich doch nicht zum Duell der beiden Borussias, dann sollten wir uns in bester Geberlaune wenigstens für die benachbarten Anhänger des FC freuen. Man soll ja bekanntlich auch „jönne könne“.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

1.4.07

Kahn liest FohlenKommandO

Die etwas andere Meinung (29)

Eigentlich ist es sehr einfach, in diesem Internetauftritt die zustehende Beachtung zu finden. Gedichte schreiben, Maskottchen verprügeln oder Borussia verlassen - alles das ist dem FohlenKommandO Anlass genug, dem jeweilegen Urheber ein paar Zeilen zu widmen. Und auch Oliver Kahn war anscheinend so begeistert von unserer Meldung vom 29.3.2007, dass er am folgenden Spieltag dem Schalker Larsen kurzerhand einen mit seiner starken Rechten verpasste und ebenso erwartungsgemäß wie regelwidrig nicht vom Platz flog. Wenn Kahn eine erneute Meldung an dieser Stelle wünscht, gibt es aber auch andere Möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen, zum Beispiel im Kontext "Lebensmittel".