31.5.06

Solidarisch gegen Springer

Sehr verehrte Leserinnen und Leser,

aus gegebenem Anlaß erlauben wir uns, folgende Stellungnahme der Borussia abzudrucken:

31.05.2006
Borussia reagiert auf Kommentar der Sport Bild

In einem Kommentar in der heutigen Ausgabe der Sport Bild wirft der Chefredakteur des Magazins, Pit Gottschalk, Borussias Trainer Jupp Heynckes vor, ein von ihm verwendeter Ausdruck stamme aus der Sprache der Neonazis. Borussia Mönchengladbach wird sich diese Form der Berichterstattung nicht gefallen lassen und stellt sich uneingeschränkt hinter Trainer Jupp Heynckes.
In der entsprechenden Passage des Kommentars heißt es wörtlich: „Aber wenn er (Heynckes) von einer ,Schwemme mittelmäßiger ausländischer Spieler’ spricht, um die Mittelmäßigkeit der Bundesliga anzuprangern, wollen wir auf drei Dinge doch dezent hinweisen. Erstens: Der von Heynckes verwendete Begriff stammt aus der Sprache der Neonazis …“
Borussia Mönchengladbach stellt dazu klar, dass Jupp Heynckes ausländerfeindliches Gedankengut entsprechend seiner Persönlichkeit und vor dem Hintergrund seiner langjährigen Tätigkeit im Ausland völlig fremd ist. „Jupp Heynckes vorzuwerfen, ein von ihm verwendeter Begriff entstamme der Sprache der Neonazis, ist einfach absurd“, so Sportdirektor Peter Pander. „So etwas kann nur jemand schreiben, der Jupp Heynckes nicht kennt und nicht mit ihm gesprochen hat. Der gesamte Kommentar der Sport Bild dient nur dem Zweck, unseren Trainer zu diskreditieren. Wir werden uns diese Art und Weise der Berichterstattung nicht gefallen lassen.“

Die Redaktion des FohlenKommandO erklärt sich in dieser Angelegenheit nur allzu gerne solidarisch mit Borussia Mönchengladbach, Trainer Jupp Heynckes und allen gleichgesinnten Fans, Freunden und Förderern. Darüber hinaus möchten wir allen interessierten Lesern zum Thema «Springer-Journalismus» exemplarisch den folgenden Beitrag empfehlen.
"Von Tag zu Tag wird's schmutziger" von Gerhard Henschel

Die Redaktion

Post von Gmeinder

Sehr verehrte (unbekannte) Freundinnen des spochtverbundenen Vergnügens,

wir teilen ab jetzt scheinbar eine gemeinsame Vorliebe. Wir schauen uns gemeinsam Fußballspiele in einer extrem guten Südstadtkneipe an. Das ist soweit eine tolle Sache. Auch der von Euch phasenweise gezeigte Enthusiasmus hat mich wirklich berührt. Ihr stellt Euch aufrichtig in den Dienst der Sache und tragt das Feuer für Klinsis Buben wie eine leuchtende Fackel nach Kräften vor Euch her. Ihr seid Deutschland! That’s the spirit! Und genau den braucht das Land bei der WM. Ich bin sogar rechtgehend stolz auf Euch. So stolz, wie es aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Hauskolumnist einer Hamburger Boulevardzeitung wäre. Ihr wißt schon, der mit dem (Zitat: Titanic) «Antlitz eines Kürbis vom letzten Halloween». Hätte er Euch gestern abend erlebt, Post von ihm wäre Euch gewiß. Da er gestern aber nicht in erwähntem Etablissement gesichtet wurde, übernehme ich ausnahmsweise und schweren Herzens seinen Job.

Vielleicht stellt Ihr Euch die Frage, warum ich das tue? Ganz einfach. Gestern war ich zu sehr mit dem Fußballspiel beschäftigt, um mich Eurer anzunehmen. Nicht so sehr wie ich es gerne gewesen wäre, mit dem Spiel meine ich, dafür habt Ihr mich dann doch zu stark in meiner Aufmerksamkeit beeinträchtigt, aber immerhin beschäftigt genug. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, daß die Gesellschaft gutaussehender, junger Damen in einer öffentlichen Restauration generell von mir nicht nur begrüßt wird, sie ist sogar ausdrücklich erwünscht. Soweit auch bis hierhin alles in Ordnung. Es steht aber zu befürchten, solltet Ihr Euren Elan nicht schlagartig wieder verlieren, daß wir uns in den nächsten Wochen öfter begegnen werden. Und um unnötigem Ärgernis in Zukunft vorzubeugen, möchte ich Euch an dieser Stelle ein wenig auf die Sprünge helfen. Auf diese Weise werden wir gemeinsam hoffentlich eine rundum fantastische Weltmeisterschaft erleben, da bin ich mir sicher. Also gehen wir’s an.

1. Es ist mir wirklich unangenehm, aber ich muß diesen stereotypen Hinweis an den Anfang stellen. Die Abseitsregel ist nun wirklich nicht einfach zu verstehen. Es ist bei völliger Unkenntnis somit hilfreich, diese Tatsache einfach zu akzeptieren. Als Merkregel gilt: Grundsätzlich steht ein Spieler vor allen Dingen dann im Abseits, wenn der Mann mit der Pfeife im Mund das so entschieden hat. Meistens liegt er dabei völlig richtig. Alles andere ist wirklich unerheblich und verschwendet nur unnötig Sauerstoff. Die Abseitsregel wird auch dadurch nicht verständlicher, sie sich im Verlauf eines Spiels gegenseitig immer wieder falsch zu erklären. Auch wenn nicht immer eindeutig ersichtlich wird, warum das Spiel denn nun ausgerechnet gerade in diesem Moment unterbrochen wurde; der Ball wechselt halt manchmal den Besitzer. Und sei es nur, weil der komische Typ, der da so ganz ohne Mitspieler über den Platz rennt, plötzlich Bock hat, nun wieder in die andere Richtung zu laufen. Das ist zwar total gemein, aber nicht zu ändern.

2. Auch Männer reden während einer Fußballübertragung. Gerne und auch sehr viel sogar. Wenn man ihnen darüber hinaus Geld und ein Millionenpublikum anbietet (Kerner, Beckmann, Simon, Réthy, etc.), dann zerquatschen sie unnötigerweise desöfteren ein komplettes Fußballspiel. Das ist nicht schön, auch nach all den Jahren immer noch gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem irgendwo in Ordnung. Die auditive Suada beschäftigt sich trotz alledem in den allermeisten Fällen nämlich mit dem Spiel. Das gilt auch für die teilnahmslosen Zuschauer, ob im Stadion oder in der Kneipe. Die unterhalten sich natürlich auch, kommen dabei aber nicht annähernd in die Nähe Eurer Gesprächsthemen. Da wären beispielsweise zu bemängeln: die Frühjahrsmode (nicht schön), den «Sixpack» eines japanischen Spielers (schön), die blöde beste Freundin (gestern nicht anwesend), ihren Freund (ebenfalls nicht anwesend, aber schön) oder die Frisur von Michael Ballack (anwesend, aber geht so).

3. Warum sich die Protagonisten einer heterosexuell dominierten Sportart (Fußball) ständig gegenseitig den Hintern tätscheln, das haben wir anderen heterosexuellen Männer bisher auch nicht verstanden. Was auch immer es sein mag, eines ist es mit Sicherheit nicht: es ist nicht sexy! Und es bedarf auch keiner ständigen Kommentierung! Unter diesen Männern, die sich wahrscheinlich gegenseitig mindestens so gut kennen wie ihre Ehefrauen es tun, sich täglich nackt in Dusche und Umkleidekabine begegnen und mittlerweile auch unter heftigem Lagerkoller leiden, gibt es halt keine Berührungsängste. Das ist im Sinne einer aufgeklärten und toleranten Zivilgesellschaft durchaus positiv zu bewerten und zeugt darüber hinaus in besagtem Falle von mannschaftlicher Geschlossenheit. Darüber freuen wir uns im Hinblick auf die WM. Außerdem scheint es unter Profis ein global verbreitetes Hilfsmittel zu sein, sich gegenseitig Aufmunterung, Trost oder Respekt zu zollen. Es gehört halt dazu und damit Schluß! Zum Spiel gehört auch die orale und nasale Entsorgung körpereigener Sekrete, gezeigt in Großaufnahme. Auch das ist in der zur Schau gestellten Häufigkeit für Fernsehsportler vielleicht nicht immer ganz nachvollziehbar, aber es ist wirklich müßig, dieses Gebaren über volle 90 Minuten stets aufs Neue zu verhackstücken.

4. Abschließend noch ein wichtiger Aspekt für die kommenden Wochen. Fußballweisheiten und Phrasen darf man, nein, man muß sie sogar raushauen, wann immer es geht. Egal wie abgedroschen sie auch sind oder wie banal und blöd sie auch klingen mögen. (vgl. Villon: «Wer’s lang hat, der läßt’s auch lang hängen», bzw. Blanco «Ein bißchen Spaß muß sein».) Im schlimmsten Fall schmeißt man ein paar Münzen ins gefräßige Phrasenschwein oder auch mal eine Runde unter Freunden. (vgl. Heino: «Karamba, karacho ein Whisky, karamba, karacho ein Gin».) In Anwesenheit anderer Fußballdummschwätzer, den Autor eingenommen, sollte man aber tunlichst nicht erwähnen, sein gesammeltes Fachwissen lediglich aus Zeitschriften erworben zu haben. Vor allen Dingen nicht dann, wenn diese sich in der Regel überwiegend mit Frühjahrsmode, Waschbrettbäuchen und Frisuren beschäftigen (vgl. oben). Selbst wenn dem so sein sollte, und das ist an sich ja kein Menetekel, dem öffentlichen Bekenntnis schickt man keine Erklärung voraus, weil ja sowieso klar ist, daß man diese Fähigkeiten durch jahrelanges, hartes Training erworben hat. Und zwar da, wo’s bekanntlich am meisten wehtut.

Also Mädels, ich freu mich schon riesig auf die Weltmeisterschaft, auf Euren Esprit, Eure Begeisterung und auf viele gute Gespräche. Nach dem Spiel. Wir sehen uns. Vielleicht schon am Freitag. Auf jeden Fall ab dem 9. Juni. Bis dahin alles Gute.

Sie möchten diesen Artikel hören? Kein Problem!

29.5.06

Neues aus dem Gästeblog (22.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Ohne Fußballspiele kann die Woche ganz schön langweilig sein. Gut, man mag einwenden, daß die Pause diesen Sommer sehr kurzweilig ist. Schließlich bereitet sich unsere Nationalelf auf die WM vor und wir können uns vor lauter Sonderberichterstattung gar nicht mehr retten. Aufgeregt und mit nassen Höschen sind die meisten von uns schon mittenmang dabei. Im Augenblick erfahren wir, journalistisch „embedded“ sozusagen, was wir noch nie wirklich wissen wollten, aber nicht auszusprechen wagten. Deshalb saugen wir nun alles über angolanische Spieler, koreanische Aufstellungen, australische Taktik, togolesische Nationaltrainer und deutsche Spielerfrauen auf wie ein trockener Schwamm und runden das ganze obendrein mit uralten Statistiken ab. Auch wenn‘s nichts nützt, wie kann einem da langweilig werden? Was soll ich sagen: „Mir fehlt die Borussia". Nach einer normalen Saison gibt‘s drei Wochen Urlaub und dann traben die Fohlen wieder los. Die Saisonvorbereitung könnte also schon bald wieder beginnen. Aber in Turnierjahren ist alles anders. Und während man auf das Jahrhundertereignis „WM im eigenen Land“ wartet, läßt Peter Pander, der sich kurz zuvor noch eine seelenruhige Trainersuche gönnen wollte, inmitten der Zwangslangeweile plötzlich die Bombe platzen und verpflichtet Jupp Heynckes. Was für ein Knalll! Nachricht von der Borussia, die Medien berichten zwei Tage lang, kramen in den Archiven, ziehen Vergleiche, die Fanforen diskutieren heiß. Toll! Und weltmeisterlich ist Heynckes obendrein auch noch. Meine Woche war jedenfalls gerettet. Die Sonderhefte zur WM habe ich in der Mittagspause und auf der Toilette schon auswendig gelernt, aber bis zum Eröffnungsspiel sind es noch zwei Wochen. Also Borussia, bis dahin geht noch was. Ich kann‘s kaum erwarten.

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

28.5.06

Mehr als ein Co

Die etwas andere Meinung (8)

Walter Junghans ist neuer Co-Trainer in Mönchengladbach. Das FohlkenKommandO ist der Meinung, dass der Borussia ein ausgezeichneter Fang gelungen ist. Wer weit hinaus will, der muss einen steilen Anlauf nehmen. Dementsprechend lesen sich die Stationen von Junghans aktiver Karriere wie eine Skiflugschanze: Bayern München, Schalke, Hertha und Fortuna Köln.

Sportlich gibt es an der Kompetenz von Junghans keine Zweifel. Zwei deutsche Meisterschaften und ein Pokalsieg in den frühen 80er Jahren sprechen für sich. Außerdem ist Junghans ohne jegliche Fehlleistung (da ohne Spiel) 1980 Europameister geworden.

Aber auch menschlich ist Junghans ein Vorbild. Als als er 1993 zum Torschützen des Monats gewählt wurde, war er zu bescheiden, den Preis anzunehmen. Im Zweitligaspiel gegen Carl Zeiss Jena führte die Hertha 0:1 als Frank Rohde einen Rückpass auf Junghans spielte. Der Keeper verfehlte beim Klärungsversuch den Ball gänzlich, so dass dieser ins Tor rollte. Das Eigentor wurde Frank Rohde zugeschrieben, weil Junghans den Ball nicht berührt hat. Die ARD-Auszeichnung ging hingegen an Junghans der großherzig ablehnte. Das Tor des Jahres 1993 schoß übrigens Jay-Jay Okocha (gegen Kahn). Dagegen hatte Junghans keine Chance.

26.5.06

Eine ganz besondere Elf

Nachdem die Neugierde über den neuen Borussia-Trainer diese Woche bedient wurde, bleibt nur noch, über den Kader der neuen Saison zu fachsimpeln. Und weil aber Spekulationen über eventuelle Neuverpflichtungen das Brot der Foren ist, wird sich das FohlenKommandO nur mit den Spielern beschäftigen, die einen Vertrag für die nächste Saison besitzen und möglicherweise zur Disposition stehen, weil sie nicht „gesetzt“ sind:

Strasser: Der Kapitän war immer ein Vorbild an Einsatz und Kampfgeist und hat der Borussia den einen oder anderen Punkt gerettet. Doch seitdem die Innenverteidigung von Ze Antonio und Svensson gebildet wird, ist für den Luxemburger kein (Stamm-)Platz mehr. Er ist bei der Entwicklung der Mannschaft an seine fußballerischen Grenzen gestoßen. Bei dem weiteren geplanten Weg des Vereins wird Strasser immer weniger eine Hilfe sein. Es wäre keine Überraschung, wenn sich Strasser neuen Aufgaben widmet.

Thijs: Der Belgier hat eine Katastrophensaison hinter sich. Kurz nach seiner Verpflichtung in der Ära Advocaat hat er aber gezeigt, dass er durchaus Fußballspielen kann. Da bei Borussia vor der Abwehr ohnehin Klärungsbedarf besteht, kann man Thijs noch eine Bewährungschance geben, wenn nicht die Position des Sechsers extern neu besetzt wird.

Oude Kamphuis: Wenn er fit und nicht gesperrt war, war das „alte Lagerhaus“ einer der wichtigsten Spieler für Borussia. Ebenso effektiv wie unauffällig hat er vor der Abwehr dichtgemacht. Zum Vergleich: Wenn Oude Kamphuis beim Abpfiff auf dem Platz stand, hat Borussia im Schnitt 1,8 Punkte geholt, ansonsten nur durchschnittlich einen Punkt. Sein Problem ist seine Verletzungsanfälligkeit. Dennoch muss Oude Kamphuis bleiben.

El Fakiri: Auch der Norweger hat wie Thijs nach starkem Beginn gezeigt, wie schnell man bei Borussia seine Form verlieren kann. In der Hinrunde noch Mittelfeldmotor und Vorlagengeber Nummer 1 war er in der Rückrunde allenfalls Mitläufer. Dennoch hat er sich weitere Chancen verdient.

Kahê: Wie sich die Bilder gleichen. Sein erstes Spiel war mit Abstand das Beste, was er bei der Borussia gezeigt hat, danach kam viel Schatten. Fußballspielen kann Kahê unbestritten, nur ein Stürmer der keine Tore schießt, bringt Borussia nicht nach oben. Also entweder wir sehen eine schnelle Steigerung oder Kahê nie wieder.

Helveg: Die Statistik der Saison ließt sich schaurig: 5 Spiele, einmal vor der Pause ausgewechselt, einmal in der Nachspielzeit eingewechselt, ansonsten verletzt. Trotzdem würde man sich einen Spieler, der 260 Spiele in der Serie A und fast hundert Länderspiele gemacht und außerdem die Champions League gewonnen hat, gerne mal in Topform sehen. Viel Zeit bleibt bei einem fast 35-jährigen nicht mehr. Wir warten auf unser Urteil.

Fukal: Dass Milan Fukal 25 Saisonspiele machte, ist in erster Linie der Achillessehne von Kasper Bøgelund zu verdanken. Wenn dieser beschwerdefrei ist, wird sich Fukal nur auf der Bank wieder sehen und dass er das nicht akzeptieren wird, hat er in der Vergangenheit mehrfach erwähnt. Sollte die Mannschaft neben Fukal irgendwann mal über zwei einsatzbereite Rechtsverteidiger verfügen (Bøgelund, Helveg), darf sich Fukal nach anderen Arbeitgebern umsehen. Umgekehrt heißt das aber auch, dass er vorerst bleiben wird.

Kirch und Spann: Beide hatten in der letzten Saison eine sehr wichtige Aufgabe. Sie mussten das Kontingent an deutschen Spielern auffüllen und haben diese Aufgabe mit Bravour erledigt. Für diese Funktionen sind sie auch für die neue Saison vorgesehen und werden wohl bleiben, wenn keine neuen deutschen Spieler kommen. Spielerisch gibt es allerdings keine Erkenntnisse.

Ramovic: Der Torhüter war diese Saison an Kickers Offenbach ausgeliehen, die sich aber für die neue Saison Ignjac ‚Krake’ Kresic von Dresden geangelt haben. Was aus Ramovic wird ist unklar. Im Borussia Park wird er allerdings kein Spiel machen.

Sverkos: Kehrt aus Berlin zurück, wo er nicht glücklich geworden ist. Er könnte womöglich vom Trainerwechsel profitieren und in Mönchengladbach bleiben. Wenn Pander allerdings noch auf dem Transfermarkt in Sachen Stürmer zuschlägt, dürfte für Sverkos auf dem Rasen wenig Platz sein.

25.5.06

Es ist noch Suppe da

Sehr verehrte Freunde des spochtverbundenen Vergnügens,

der (neue) alte Trainer ist weg und schon ist ein (alter) neuer Trainer eingestellt. Schön und gut. Ob die Hausaufgaben von Seiten des Managements und des Präsidiums dabei zufriedenstellend erledigt worden sind, darüber kann man in der Tat geteilter Meinung sein. Fakt ist, daß Horst Köppels Arbeit seit Saisonbeginn unter einem schlechten Stern stand. Als Interimstrainer rettete er die Mannschaft in der Saison 04/05 vor dem Abstieg und wurde dafür auch verdientermaßen gefeiert. Aber während die Fans, die nach dem Trainerroulette der Vergangenheit endlich Kontinuität herbeisehnten, die sofortige Weiterbeschäftigung des Trainers forderten, schienen die Verantwortlichen, vor allem in Gestalt des ebenfalls neu eingestellten Managers Peter Pander, die Weichen in eine andere Richtung stellen zu wollen. Eine verfahrene Situation. Auf der einen Seite der Zuspruch des fast bedingungslos treuen und zahlenden Plebs. Auf der anderen Seite die zukunftsorientierten Vorstellungen des Managers.

Den Trainer sofort wieder ins zweite Glied oder gleich in Rente zu schicken, schien aufgrund der teils unglücklichen, teils desaströsen Geschehnisse unter Dick Advocaat unmöglich. Köppel tat wie gefordert und er hatte das notwendige Quäntchen Glück, das seinem Vorgänger verwehrt geblieben war. Aber Glück kann man sich bekanntlich auch erarbeiten. Und die besseren Karten hatte daher in den Vertragsverhandlungen eindeutig Horst Köppel. Man darf annehmen, daß dem von ihm geforderten Zweijahresvertrag eher zähneknirschend zugestimmt wurde. Und das war der Fehler. Aufrichtig und zukunftsweisend wäre es gewesen, Horst Köppel nach dem letzten Spieltag zu gratulieren und ihm aus lauter Dankbarkeit jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Nur nicht den, ihn hernach auch zum vertragsmäßigen Cheftrainer zu machen. Nicht, weil ihm die Trainerqualitäten abzusprechen wären, sondern weil man aus diversen Gründen nicht wirklich längerfristig mit ihm arbeiten wollte. Wären die Bedenken und oft zitierten sportlichen Zukunftsvorstellungen anhand überzeugender Argumente seitens des Managers dargelegt worden, man hätte sich wahrscheinlich auch vor 12 Monaten einvernehmlich trennen können. Zum Wohle des Vereins und zum Wohle Köppels.

Letztendlich wäre damit allen geholfen gewesen. Dem Trainer, der als lebendige, zweimalige Interimsikone in die Vereinsgeschichte eingegangen wäre. Dem Management, das sich schon vor einem Jahr sorgfältig nach einem Wunschkandidaten hätte umsehen können. Dem Verein, der sich eine weitere Saison des Rumgurkens hätte ersparen können. Und letzteres Argument wäre mit Sicherheit auch zur Zufriedenheit der Fans geraten. Unverständnis und Ärger über Köppels kurze Beschäftigungsdauer hätten aller Wahrscheinlichkeit nach eine ebenso geringe Halbwertzeit gehabt, wie die schnell und laut geschmetterten Choräle des Niedergangs vor seinem Rausschmiß. Was unbeantwortet bleiben muß ist die Frage, warum sich Verantwortliche allerorten nicht trauen, erfolgreiche Feuerwehrmänner (ohne oder gerade trotz Vertrag) mit der ihnen zustehenden Abfindung genauso schnell wieder zu verabschieden, wie sie kurz zuvor aufgetaucht sind. Wer weiß, Peter Neururer wäre vielen Vereinsbossen möglicherweise in bester Erinnerung geblieben, hätten sie, um es in den emotionalen Worten Oliver Kahns zu sagen, die Eier gehabt, frühzeitig gehandelt und den Mann für seinen kurzfristigen Erfolg fürstlich entlohnt. Schade, Borussia hätte im letzten Sommer somit ein echter Trendsetter sein können.

Wo wir gerade von Trend sprechen...gerade der kann einem ja ein guter Freund sein und gute Freunde kann bekanntlich niemand trennen. Daher schickt sich nun ein weiterer guter Freund der Borussia an, schon wieder den Cheftrainer zu geben. Don Jupp «Osram» Heynckes (ja, wir werden diese Kosenamen in Zukunft noch häufiger lesen) ist seit zwei Tagen hauptamtlicher Übungsleiter im Borussia-Park. Dagegen ist nichts zu sagen. Zum einen, weil es sich absolut verbietet, einen erfolgreichen Trainer schon vor seinem Arbeitsantritt kritisieren zu wollen, auch wenn das Geschrei mancherorts schon wieder groß war. Wahrscheinlich eine gewohnheitsbedingte Reflexhandlung. Zum anderen, weil man irgendwann auch keine Lust mehr hat, aus zwangsweise angeeigneten, purem Defätismus ständig nur die Haare in der Suppe suchen zu wollen. Lieber möchte man sich mal wieder an der schmackhaften Einlage derselbigen laben. Dennoch, um zum Ausgangspunkt zurückzukommen, seit Dienstagnachmittag ist man kurzfristig geneigt, den Oberkellner an den Tisch zitieren zu wollen. Einige Fragen gäbe es da. Zum Beispiel die, warum das mit der Bestellung denn bitteschön so lange gedauert hat, wenn in der Küche doch scheinbar seit Monaten an der Brühe gewerkelt wurde? Und warum wird seit dieser Zeit scheinbar nur auf Sparflamme geköchelt? Es läßt sich nämlich trotz beträchtlichen Appetits nicht verhehlen, daß die Gaumenfreude im Augenblick noch eher lauwarm aufgetischt wird. Oder ist das gar so gewollt? Zumindest in Spanien, das wird Jupp Heynckes kennen, weiß man eine laue Gazpacho schließlich durchaus zu schätzen. Fragen auf die man gerne eine Antwort gewußt hätte, zumal das Preis- Leistungsverhältnis bei kritischer Beobachtung seit dem Umzug in den Borussia-Park in vielerlei Hinsicht zu wünschen übrig läßt.

Ebenso fragwürdig ist die Tatsache zu bewerten, daß bisher keine Neuverpflichtungen präsentiert wurden. Es ist einerseits durchaus vernünftig, Ziele behutsam zu formulieren und konsequent an deren Umsetzung zu arbeiten, ohne dabei in blinden Aktionismus zu verfallen. Blinde haben wir darüber hinaus schon ausreichend oft bestaunen dürfen. Andererseits: war es angesichts einer Saison bar der üblich besorgniserregenden Abstiegssorgen tatsächlich nicht möglich, auf den entscheidenden Positionen Verstärkungen zu akquirieren? Oder handelte es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme? Sollte der künftige Trainer mitentscheiden dürfen? Das mag ja, positiv formuliert, nett gedacht sein, führt aber wiederum nur zu dem einen leidigen Ergebnis. Die Rückrunde wurde hinsichtlich der sich bietenden Möglichkeiten in mehrfacher Perspektive fahrlässig verschenkt. Tabellarisch, transfertechnisch und personalpolitisch. Angesichts dieser Tatsache sollte an dieser Stelle vielleicht noch einmal darauf hingewiesen werden, daß auch fahrlässiges Handeln strafbar sein kann. Lediglich das Strafmaß steht nicht fest. Im besten Fall kann im Zweifel für den Angeklagten entscheiden werden. Wenn es schlecht läuft, dann findet sich der Manager schon recht bald auf der Anklagebank wieder. Dummerweise wird allerdings, das steht zu befürchten, eher wieder der Trainer verknackt werden. Das Strafmaß: Rente vor 67, zusammen mit seinem Freund Horst.

Sollte es Peter Pander nicht bald gelingen, zumindest endlich einen schlagkräftigen 6er und einen spielerisch überzeugenden, torgefährlichen 10er für den künftigen Kader zu verpflichten, dann braucht es auch keinen neuen Trainer. So wird aus dem Wechsel von Köppel zu Heynckes nämlich kein Quantensprung in die Zukunft, sondern lediglich ein Luftsprung auf der Stelle. Über Talente verfügt Borussia und diese sollten weiterhin an die erste Mannschaft herangeführt und integriert werden. Aber es ist und bleibt unumgänglich, weitere und vor allen Dingen bessere Spieler zu verpflichten. Spieler die einen erfolgreichen Weg unter Anleitung des Trainers einschlagen können und an denen die jungen Talente wachsen können. Ansonsten wird die «Marke Borussia» auch zukünftig nur finanziell, aber nicht spielerisch mit den Großen konkurrieren können. Auch damit kann man leben, solange es dann nicht wieder heißt: «Wir sind noch nicht so weit!» Dem kann man nur entgegnen: «Herr Pander, wir wären jetzt endlich so weit!» Und auf Worte sollte man bekanntlich Taten folgen lassen.

22.5.06

Neues aus dem Gästeblog (21.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

In der Geschichte der Deutsch-Nordischen Freundschaft gab es auch schon entspanntere Wochen. Aber der Reihe nach. Erst stiehlt der norwegische Schiedsrichter Terje Hauge im Champions-League Finale dem deutschen Keeper des FC Arsenal die Show und schickt „Mad Jens“ vorzeitig vom Platz. Ein ganz schöner Schelm wer dabei mit Schrecken an die bevorstehende Fifa-WM dachte. In der Schlußphase des Spiels schickte sich dann ein alter Schwede, der spät eingewechselte Henrik Larsson, quasi im Alleingang an, die wichtigste Trophäe des europäischen Fußballs für den FC Barcelona unter Dach und Fach zu bringen. Das ist ziemlich genau der Titel, den unser Nationaltorhüter mitsamt seinem Londoner „Jugend forscht“ - Ensemble auch ganz gerne in den Händen gehalten hätte. Tja, und als wäre das noch nicht genug, schicken obendrein ein paar durchgeknallte Finnen am Wochenende tatsächlich auch noch den heimischen Geheimfavoriten mit Schimpf und Schande zurück an die Alster und gewinnen im Vorbeigehen mal eben den Eurovision Song Contest. Kurz gesagt: es gab ganz schön auf die Fresse! Doch schon in wenigen Wochen kann wieder was für‘s gute Verhältnis getan werden. Zumindest im kleinen Rahmen. Norweger und Finnen haben ja zum wiederholten Mal keine Lust auf die WM gehabt. Das ist schade, aber irgendwo auch verständlich. Der Sommer im hohen Norden ist einfach zu kurz für solche Petitessen. Aber wenigstens die Schweden haben sich freiwillig gemeldet, um bei Freunden in Deutschland zu Gast zu sein. Wenigstens bis zum Achtelfinale. Da könnten sich die Nationalkicker dann als gute Gastgeber erweisen und die Schweden rechtzeitig in ihren verdienten Sommerurlaub schicken. Geben ist und bleibt halt seeliger als Nehmen. Wohl dem, der solche Freunde hat!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

18.5.06

Doppelt hält besser

Der erste Schritt auf dem Weg zum WM-Titel ist gemacht. Klinsmann hat die 23 Spieler ausgewählt (und telefonisch informiert). „In der Regel wollen wir jede Position doppelt besetzen“ hat Klinsmann vor der Nominierung angekündigt. Die Frage, die sich nun stellt: Was ist davon übriggeblieben? Als rechter Verteidiger ist nur Friedrich vorgesehen. Echte Alternativen gibt es im Kader nicht. Fällt Friedrich aus, muss auf Notlösungen wie Allzweckwaffe Schneider oder auch Schweinsteiger zurückgegriffen werden. Ebenso im Sturm. Dort ist Klose ohnehin unersetzlich. Im Kader findet sich aber ansonsten kein anderer echter Strafraumstürmer. Hanke ist zu Anfang gesperrt, Podolski eher hängende Spitze und der Rest alles Außenstürmer.

Wir gehen davon aus, dass die Nominierungen wohl durchdacht und allesamt richtig sind. Somit wird uns eine Erfahrung wie bei der WM 1998 erspart bleiben. Dort hatte Trainer Vogts auch angekündigt, jede Position doppelt zu besetzen. Als Spielmacher hatte er Häßler und Möller ausgewählt. Dummerweise ließ er beide im ersten Spiel zusammen spielen - mit überschaubarem Erfolg. Im nächsten Spiel fehlten dann die Alternativen sowohl für Häßler als auch für Möller. Der Ausgang der WM dürfte bekannt sein, ist aber ärgerlicherweise auch nachzulesen. Ein Vergleich zur aktuellen Situation verbietet sich dennoch, weil die Voraussetzungen ganz andere sind. Jedenfalls hat die Bild vor dieser WM darauf verzichtet, einen 37 jährigen Altstar in die Mannschaft zu schreiben.

15.5.06

Neues aus dem Gästeblog (20.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Was soll ein Kolumnist am Ende einer solchen Saison bloß machen? Ein Fazit ziehen? Einen allgemeinen Rückblick wagen? Oder vielleicht doch lieber gleich einen Nachruf verfassen? Ich weiß es nicht. Aber was bleibt denn nun von dieser Saison hängen? Für mich: eine kleine Momentaufnahme der Bildregie. Am Samstag entschloß sich der Wettergott gegen Ende der 1. Halbzeit zu einer Regenpause und der nun entlassene Übungsleiter stand unentschloßen vor seiner Trainerbank. Köppel schaute mißtrauisch gen Himmel, legte das Gesicht in Falten, blickte resignierend auf seine Uhr und sogleich wieder flehend in Richtung Firmament. Das war der Moment. Warum? In der hervorragenden britischen Sitcom The Office räsoniert der Chef einer mittelständischen Filiale vor seiner bevorstehenden Entlassung über seine Situation und kommt zu folgendem Schluß. „If you want the rainbow, you gotta put up with the rain.“ Welch philosphisch geschultem Geist ist diese Weisheit wohl entsprungen? Die richtige Antwort lautet nicht etwa Thomas Broich. Nein, es war die Countrysängerin Dolly Parton. (Zitat David Brent: „And people say she‘s just a big pair of tits!“) Und während Horschtle verzweifelt den Regenbogen herbeisehnte, letztlich aber um die Traufe wußte, wurde mir die Tragik der gespielten Serie zum letzten Mal schmerzlich bewußt. Philosphie ist schön und gut, hilft aber auch nicht. Zumal wenn man begonnen hat, das dauerhaft schlechte Wetter zu akzeptieren. Vielleicht waren wir tatsächlich noch nicht so weit. Aber mit derlei Erkenntnis motiviert man im Moment auch niemanden, die langersehnte Reise zum Ende des Regenbogens endlich anzutreten. Es bleiben die nackten Fakten. Apropos nackt. Die nächsten vier Wochen ist die schönste Nebensache der Welt jedenfalls erstmal wieder Geschlechtsverkehr. Schöne Ferien!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

14.5.06

Aktion: email-Adresse für Oliver Neuville

Am Montag muss Jürgen Klinsmann sein Aufgebot für die WM bestellen. Die meisten Personalien sind sicher, nur auf zwei Positionen wird noch gerätselt: Nimmt er Nowotny, Sinkiewicz oder doch M. Friedrich als zweiten Innenverteidiger mit, und: darf Oliver Neuville als fünfter Stürmer mit oder Mike Hanke. Verschiedene Beobachter sehen Neuville im Vorteil und rechnen mit ihm, so auch das Fanzine Kicker. Das FohlenKommandO steht natürlich geschlossen hinter dem Gladbacher Stürmer, macht sich aber Sorgen, dass es wirklich klappt. Neue Nährung erhielt das Zweifeln, als wir von ihm ein Interview mit der Rheinischen Post lasen. Nachdem Neuville ein wenig über seine Chancen auf die WM schwadroniert hat, stellt ihm der Reporter die Frage:
Wie werden Sie unterrichtet? Schreibt Klinsmann eine E-Mail, so, wie er es häufig tut?
Woraufhin Neuville:
Ich habe gar keine E-Mail-Adresse. Er muss mich wohl anrufen.

Ups, haben wir uns gedacht, und sind uns gleich über die Konsequenzen Neuvilles Verweigerung der zeitgenössischem Kommunikation im Klaren gewesen. Denn es wird ziemlich genau so ablaufen: Klinsi wird am Montag eine Rundmail an alle verschicken, die ungefähr so lauten wird:

Re.: Kann leider nicht zum Fitnesstest kommen...
Hallo, liebe Spieler, heute habe ich alle Namen der Mifahrenden der FIFA übermittelt. Leider wollten die ja nicht länger warten *schmoll*. Aber egal, jetzt müssen wir Gas geben. Also, Ihr kommt alle mit! :-) *beglückwünsch*. Wir sehen uns auf Sardinien, näheres schickt der Jogibär (hehe) rum, er setzt mich auch auf CC. Ab jetzt werden auch keine Filmchen mehr über den Verteiler hier geschickt, versprochen ;-)
Euer Jürgen.

Nur: Neuville wird diese Meldung nie lesen, stattdessen Klinsmann eine Fehlermeldung ("Undelivered Mail Returned to Sender"). Und dann nimmt der vielleicht doch lieber den Hanke mit (mickey@gticlub-wb.de). Unvorstellbar, sollte es daran scheitern. Doch das FohlenKommandO hat schon die Rettung parat: wir haben Neuville kurzerhand eine Adresse eingerichtet, die wir zum Anfang noch ein bisschen mitverwalten. Am Montag drucken wir die Mail von Klinsmann aus und bringen sie zum Training (Fußballtennis). Ja, so sollte es klappen mit der WM.

P.S.: wer Neuville auch mal einfach so schreiben will: O.Neuville@gmx.de

Nach der Entscheidung...

... ist vor der Entscheidung. 34 Spieltage interessierte in Mönchengladbach in erster Linie der sportliche Erfolg. Nach Abschluss der Saison ist der Verbleib von Horst Köppel das Hauptthema. Köppel kämpft verbissen um seinen Job. Schon im Verlauf der Woche versuchte er den Druck an die Vereinsführung zurückzugeben: „Ich hab’ ja auch schon zweimal gefragt, ob’s weitergeht mit mir, weil ich langsam auch mal Klarheit will. Schließlich habe ich auch Anfragen.“ Ob sich die Herren Pander und Königs davon beeindrucken lassen, darf als abwegig erachtet werden.
Auch nach dem 2:0 in Frankfurt ließ Köppel nicht locker: „Kein anderes Bundesliga-Team hat sich um 5 Tabellenplätze verbessert.“ Stimmt nur leider nicht! Nürnberg hat sich vom Platz 14 auf Platz 8, und damit sogar um 6 Plätze verbessert. Auch verwies Köppel auf den Umstand, dass er einen Vertrag habe, der ab dem 11. Platz Erfolgsprämien vorsehe und die auf Platz 10 abgeschlossene Saison daher als Erfolg zu werten sei. Auch wenn Köppel hier wohl recht liegen mag, verkennt er doch eine entscheidende Komponete: Die Trainerfrage ist eine Entscheidung, die in die Zukunft gerichtet ist. Welcher Trainer bringt 2006/07 den größten Erfolg? - das ist die Frage. Köppels Erfolge aus der abgelaufenen Saison zählen bei diese Prognose leider nur eingeschränkt. Wie ungerecht, denn die Misserfolge werden wohl in den nächsten Tagen zur Sprache kommen und bei einem Trainerwechsel als Rechtfertigung herhalten müssen.

8.5.06

Neues aus dem Gästeblog (19.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Über die meist sehr abwechslungsreichen Gestaltungsmöglichkeiten eines gewöhnlichen Samstagnachmittages lasse ich normalerweise nicht mit mir diskutieren. Der allgegenwärtige Freizeitstreßentscheidungszwang anderer mir bekannter Großstädter betrifft mich nicht. Während der Saison habe ich eine klare Vorstellung davon, wie diese Stunden zu verbringen sind. Spätestens gegen fünfzehn Uhr betrete ich nebst anderen Exilborussen die Kneipe meines Vertrauens, genehmige mir zuerst einen Kaffee und verfolge auf Großleinwand die Vorberichterstattung. Zum Anpfiff bestelle ich ein erstes friesisch herbes Pils und gebe mich hernach für volle 90 Minuten roboterhaft dem fußballerischen Treiben hin. Desöfteren erfordert der reibungslose Ablauf die Zuhilfenahme diverser friesisch herber Biere. Macht aber nix, gehört halt dazu. Wichtige Termine, Feiern, Geburtstage, etc., werden während der Saison stets rund um den Fußballnachmittag gelegt, verschoben oder fallen komplett aus. „Schatz, diese Anläße wiederholen sich jedes Jahr, aber wir spielen nun mal nicht jedes Jahr gegen Köln!“ - „Ach ja, klar!“ Nur gut, das liebe- und verständnisvolle Menschen an meiner Seite diesen Wahnsinn mit bewundernswerter Gelassenheit tolerieren. Aber diesen Samstag war alles anders. Warum? Borussia hat die Saison ja bereits seit einigen Wochen abgehakt und aus der sonnigen Laune des anbrechenden Sommers heraus habe ich es auch; und statt mich meinem gewohnten Rhythmus hinzugeben, lieber dieses erste grandiose Wochenende in zauberhafter, fußballfreier Zweisamkeit genossen...und was soll ich sagen: es war überhaupt kein Problem! Im Gegenteil, mir hat nichts gefehlt. Es war so leicht, daß ich befürchte, es könnte möglicherweise wieder passieren. Und das im WM-Sommer. Das macht mir ehrlich Angst!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an

7.5.06

Auslegungssache

Die etwas andere Meinung (7)

Politikern gibt man 100 Tage Zeit, um es sich in ihrer Position gemütlich zu machen, erst dann wird abgerechnet. Bei Trainern gibt es keine feste Regel, wie lange er von der vollen Wucht der öffentlichen Kritik verschont bleibt. Allseits wird zwar Zeit für den Übungsleiter erbeten, manche können sich aber schon nach wenigen Wochen die Papiere abholen. Wie es aussieht, wird Köppel eine komplette Saison Zeit bekommen haben. Nächsten Samstag ab 17:15 Uhr folgt dann die Abrechnung. Dann wird man sehen, was von einer guten Hinrunde und einer desolaten Rückrunde, von einer stolzen Heimbilanz und gruseligen Auswärtsspielen bleibt.

Köppel denkt, dass er es verdient habe, „auch nächstes Jahr weiter Aufbauarbeit zu leisten.“ Viel entscheidender als das, was Köppel verdient ist aber, was Köppel bekommt. Auch wenn Köppel sagt: „Ich rede nicht vom Aufhören, ich rede vom Weitermachen.“ ist dies dann unerheblich, wenn Pander „vom Rausschmeißen“ redet. Genauso kann man auch den Begriff Trainer unterschiedlich interpretieren. Während Köppel sich selbst angesprochen fühlen dürfte, könnte Präsident Sonnenkönigs schon einen ganz anderen meinen. Auch beim Wort „Aufbauarbeit“ gibt es verschiedene Möglichkeiten. Opa Horscht meint den Aufbau einer Mannschaft, seine Enkelkinder denken wohl eher an Bauklötze und hoffen auf viel Zeit zum gemeinsamen Spiel. Apropos Spiel: Der eine meint Bundesligafußball,...

3.5.06

Stillleben mit Trainer

Natürlich, Geschmäcker sind verschieden, und Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Nichtsdestotrotz gilt es als gesichert, dass hohes Einkommen und guter Geschmack allzu häufig nicht zusammen auftreten. Letzten Beweis findet man unter deutschen Fußballspielern, sei es in Kahns Frisur, Effenbergs Langarmshirts oder Völlers Art und Umfang der Körperbehaarung. Eng verbunden damit sind die umfangreichen Werbeformen, zu denen sich Fußballer zur Aufbesserung ihres Salärs hinreißen lassen. Hö, warum eigentlich nicht?, könnte man zurecht einwenden! Richtig, aber der Ton macht die Musik. Und die unterster Form der Werbung von Fußballern und Menschen im Dunstkreis der Kabine ist die Werbung auf dem Kragen. Vor allem Trainer und 'Experten' neigen dazu, ist sie doch in der Nahaufname im Fernsehen sehr gut zu sehen. Und mal ehrlich: würde sonst jemand die Firma "taxofit" kennen? Die Süddeutsche Zeitung nannte diese Form der Werbung kürzlich trefflich sinngemäß als die würdeloseste. Dem kann man nur zustimmen. Noch würdeloser allerdings ist das, was Felix Magath seit geraumer Zeit mit seiner Brille macht. Wie zuletzt beim Pokalfinale beobachtet, trägt der Brillenträger des Jahres 2004 während des Spiels nun Brillen mit extrabreitem Bügel, auf denen weiß auf schwarz in großen Lettern der Name einer Optikerkette prangt. Dass der Werbebetreibende sich in Zeiten der überhandnehmenden Großaufnahme-Berichterstattung damit bekannt machen kann, zeigt der vorliegende Artikel...
Ach, hör mir doch uff!

1.5.06

Neues aus dem Gästeblog (18.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Es müssen schöne und unberschwerte Tage voller Euphorie und ausgelasener Freude sein. Rund um den Valznerweiher feiern Clubberer wahrscheinlich mehr als bloß a weng, weil die Saison doch noch ein gutes und vorzeigbares Ende nimmt. So ganz anders als in Mönchengladbach. Da können sich die meisten Beobachter beim Anblick der Speisekarte nicht zwischen Fisch und Fleisch entscheiden; und fast wünscht man sich, in dieser Frage die Gleichgültigkeit eines Veganers zu besitzen. Geht aber nicht. Wer sich als Fan des beautiful game versteht, für den ist Indifferenz mehr als bloß ein Fremdwort. Es gilt die Devise: Sekt oder Selters. In Nürnberg trinkt man jedenfalls wieder Sekt, wahrscheinlich in rauhen Mengen. Wer etwas zu feiern hat, der greift bereitwillig zu alkoholhaltiger Brause. Und prompt war letzte Woche der Fachpresse zu entnehmen, daß des Trainers Lieblingsmarke den deutschen Markt eindeutig im Griff hat. Purer Zufall? Mitnichten. Hans Meyer betreffend gibt es keine Zufälle. Der Mann weiß was er tut. Folgerichtig soll er in Nürnberg seinen Vetrag verlängern. Und einen Perserteppich soll‘s obendrein für die Unterschrift auch noch geben. Ach ja, Ehre wem Ehre gebührt. Wer würde sich dieser Tage nicht über diese Unterschrift freuen? So wie damals, als mit Meyer in Mönchengladbach verlängert wurde. „Wir mussten das Training eine halbe Stunde unterbrechen, weil die Spieler sich so gefreut haben. Einige haben sogar geweint!“. Ja, so war das damals. Freudentränen sind rund um den Borussia-Park jedenfalls schon länger nicht mehr getrocknet worden. Vielmehr sitzen wir im Augenblick auf dem Trockenen. Unschöne Sache. Rechtzeitig zum morgigen Anpfiff werde ich mir jedenfalls eine Träne am Revers abwischen und eine Flasche Sekt aufmachen. Auf die alten Zeiten, sei‘s drum. Prost!

Unser Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift ab sofort immer Montags beim FohlenKommandO die Woche an