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«Ist der Ruf erst ruiniert...»

Borussia hat relativ zügig einen Hans Meyer-Nachfolger für das Traineramt verpflichten können, soweit die gute Nachricht im Hinblick auf weitere dringend benötigte Neuverpflichtungen. Das es sich bei diesem neuen Trainer allerdings um Michael Frontzeck handelt, darf im Moment der Verlautbarung aber noch getrost mit gemischten Gefühlen aufgefaßt werden.

Positiv zu vermerken ist, daß es sich bei Frontzeck, einstmals Klassenprimus an der Kölner SpoHo, um einen charakterlich soliden Leisetreter seiner Zunft handelt. Unprätentiös, sachlich, engagiert und sicherlich loyal. Diese Attribute sollten allerdings grundsätzlich vorausgesetzt werden müssen. Desweiteren werden wohl keine Zweifel an der Tatsache geltend gemacht werden dürfen, der Trainerjob bei Borussia löse in Frontzeck nicht weniger als großes Gefühlskino aus. Soweit alles in Ordnung und mehr gibt es zunächst in dieser Hinsicht auch nicht zu vermelden.

Womit wir aber auch schon beim einem sachten Magengrummeln wären, weil den objektiven Beobachter in der causa Frontzeck reflexartig mindestens zwei unangenehme Fragen beschleichen, zuallererst natürlich die nach der bisherigen Erfolgsbilanz im Job. Nun ist es einerseits natürlich unredlich, den Abstieg mit Aachen und die magere Bilanz in Bielefeld grundsätzlich als Ausschlußgrund für eine Beschäftigung bei der Borussia heranzuziehen. Den gebotenen Vertrauensvorschuß in die Fähigkeiten Frontzecks, so unberechenbar und diffizil ist das Geschäft erfahrungsgemäß, gewähren, richtigerweise, nicht nur die Verantwortlichen, auch für Fans und professionelle Beobachter sollte uneingeschränkt gelten: MF beginnt in Mönchengladbach bei Null und muß sich beweisen. Möglicherweise passt die Mischung Gladbach-Frontzeck perfekt.

Allerdings fordert Sportdirektor Max Eberl von seinem neuen Übungsleiter Zählbares («Philosophie ist fantastisch, aber Erfolge zählen»), und in Borussias prekärer Situation muß das den rechtzeitig sicheren Klassenerhalt bedeuten, «um überhaupt die Möglichkeit zu besitzen, eine Philosophie einzuführen. Ein schwieriger Grad. Diesen wollen wir gehen, um uns langfristig in der Bundesliga zu etablieren.» Aber der Trainer Frontzeck hat sich bisher nun mal weder als Erfolgsgarant, noch als Philosoph entpuppt. Welcher Schluß darf also gezogen werden? Frontzeck rettet (natürlich) nun die Borussia? Oder rettet Borussia qua Job, zumindest status quo, den schon leicht ramponierten Ruf Frontzecks? Wir werden sehen.

Zeigen wird sich aber auch, ob Eberl, Präsidium und Aufsichtsrat auf die richtige Karte setzen, indem sie, mal wieder, ein Fohlen mit Stallgeruch installiert haben. Die Erfahrung(en) der letzten Jahre (Lienen, Bonhof, Heynckes und in Teilen Köppel) sprechen da eine andere, aber leider auch recht eindeutige, Sprache. Entpuppt sich MF für Mönchengladbach als Glücksgriff, will natürlich keiner etwas gesagt haben, den Verfasser dieser Zeilen, versteht sich von selbst, eingeschlossen, außer vielleicht: «Shame on you, Aachen & Bielefeld!» Sollte es mit dem in den letzten Tagen viel beschworenen Kontinuitätsprinzip in naher Zukunft jedoch nicht ganz so weit her sein, dann wird sich die sportliche Führung endgültig und hoffentlich zum allerletzten Mal die Frage gefallen lassen müssen, ob in der jetzigen Situation und der interessanten Angebotsvielfalt auf dem Trainermarkt nicht leichtfertig eine große Chance vertan wurde. Den postulierten philosophischen Neubeginn der Post-Meyer-Ära hätte man sich auch anders vorstellen können. Eventuell revolutionärer. Vielleicht überraschender. Möglicherweise erfahrener. Auf jeden Fall freier von schwarz-weiß-grünen Emotionen.

«Grau, teurer Freund, ist alle Theorie» und was nicht ist, muß weder besser sein noch auf dem Rücken Frontzecks ausgetragen werden. Ihm sei, wie der Borussia und nicht zuletzt mir selbst, gewünscht, er möge nach Bremer Vorbild mindestens zehn Jahre fest im Sattel sitzen und erfolgreich das Kommando über die Fohlen schwingen, denn trotz Magengrummelns ist «(schwarz-weiß-)grün des Lebens goldner Baum.»

Selten gab es einen Trainer, der so einmütige Reaktionen hervorgerufen hat. Frontzeck ist charakterlich einwandfrei, im Abstiegskampf erfahren, aber als Coach profillos. Er steht für nichts. Deshalb weiß keiner, was man von ihm erwarten kann.

Wie ich in meinem Blog schrieb: Ich glaube eher, dass Frontzeck nach der Hinrunde entlassen wird, als dass er ein zweiter Thomas Schaaf wird. Ich traue ihm nicht zu, eine Überraschungssaison zu spielen. Ich traue ihm nicht zu, aus der Mannschaft viel mehr rauszuholen, als das Spielermaterial erwarten lässt.

Meine Erwatungshaltung lautet, dass er das Team konstant über Mainz, Freiburg und Bochum hält. Dazu sollte er das Zeug haben. Und das würde erstmal reichen. Ich wäre heilfroh, wenn er die Saison übersteht und wir frühzeitig den Klassenerhalt schaffen.