Talentschuppen
Reschke, "eine Länge voraus", nimmt sich nun Max Eberl zur Brust und wirft ihm "Undank" gegenüber Marko Marin vor, weil dieser anscheinend nicht bereit war, über einen Wechsel mit Borussia sprechen, sondern seine Entscheidung "zwischen Tür und Angel" mitteilte. Nun ist es eine Sache, aus der Aussage Eberls, diese Art sei nicht korrekt, Undank seitens des Vereins abzuleiten. Es braucht ein wenig Phantasie dazu, aber die kann im Online-Business ja nie schaden. Reschke geht aber noch weiter und hebt die Redlichkeit Marins hervor, der eben "kein Pokerspiel" veranstalte, sondern "mit offenen Karten" spiele. Außerdem sei für ihn der bessere Verdienst in Bremen nebensächlich; wenn das so wäre, so Reschke, hätte Marin seine Entscheidung am "Verhandlungstisch erörtert".
Soweit, so verquer. Reschke sieht allerdings den Zusammenhang nicht: Marin hat noch ein Jahr Vertrag in Gladbach. Die Tatsache, dass er es nicht für nötig hält, mit Borussia zu verhandeln, deutet doch gerade auf ein Pokerspiel hin. Er weiß, dass nur jetzt eine Ablöse für ihn möglich ist, und das gibt ihm ein ziemlich gutes Blatt.
Bremen, dessen 10. Platz laut Reschke ein Ausrutscher war (skeptischer dazu Biermann), sei zudem eine Art Garant dafür, dass es Marin nicht wie Schlaudraff in München ergehen werde. Ähnlich optimistische Vorhersagen hatte Nilsi schon vor dem letzten Spieltag verkündet, als er einen Bremer Sieg in Wolfsburg, einen Suttgarter Sieg in München ("Doppelpack von Mario Gomez") und einen Berliner Sieg in Karlsruhe herausposaunte.
Nun ja, Nils Reschke, meine Damen und Herren. Und das sage ich jetzt in vollem Ernst: er bringt alles mit für eine lange und erfolgreiche Karriere im deutschen Sportjournalismus.
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