Neues aus dem Gästeblog (9.KW)
Der Wechsel an der Tabellenspitze ärgert mich am heutigen Morgen ziemlich, was Sie, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, möglicherweise nun ein Stück weit befremdlich finden werden, weil es sich dabei weniger um die Roten aus München, dafür aber um so mehr um die Werkself aus Leverkusen dreht. Mein Ärger richtet sich schon lange nicht mehr, traditionell oder reflexartig, entgegen einer althergebrachten und unter vielen Borussen verbreiteten Meinung, gegen die Bayern. Die können und sollen normalerweise tun und lassen was sie wollen, denn meine Aversion aus Kindertagen ist längst verflogen. Eine über Jahre gepflegte und kultivierte Form der gezielten Abneigung, um nicht zu sagen, größtmöglicher Antipathie, die am 31. Mai 1984 kurzfristig den Kulminationspunkt der erdenklichen Verachtung erreichte, dann aber im Laufe des nächsten Jahrzehnts sukzessive in Gleichgültigkeit umschlug, kann und will heutzutage von mir nicht wiederbelebt oder bedient werden. Allerdings, und das muß an dieser Stelle dann doch gesagt sein: 652 Tage Bundesligatabelle ohne den Spitzenreiter FCB waren in puncto Abwechslung und Folklorefaktor schon recht erquicklich, wobei sich der Grad der Erregung, respektive der Unterhaltung, eher auf die trotzigen, bzw. panischen Reaktionen des Rekordmeisters bezieht. Man darf getrost von einer milden Form der Häme sprechen. Die hochrote Birne des Managers im absoluten Erregungszustand, bzw. Erklärungsnotstand, daß hatte was. Jupp Heynckes trägt vorzugsweise ebenfalls rote Bäckchen, allerdings muß er sich dafür nicht in Rage reden, was er auch nicht tut und beschränkt sich bezüglich der Unterhaltung in Leverkusen dann lieber auf das Essentielle, nämlich das Spiel an und für sich. Und da kommt dann jetzt auch mein Ärger wieder ins Spiel. Es handelt sich um einen mittelschweren Anflug von Zornesröte die mir am heutigen Tag einen recht gesunden Teint verpaßt. Denn, und ich höre schon Ihren kollektiven Aufschrei, ich mag mich auch schon lange nicht mehr am Image der Werkself und des Pillendreher-Plastik-Clubs aus der Chemiestadt delektieren, schon gar nicht an Vizekusen und abgedroschenen „ewiger Zweiter“ Gags. Das trägt irgendwann einfach nicht mehr, das rockt nicht. Für Schalke, Bremen und den HSV haben Sie als Fan der Borussia in der Regel ja genau so viel übrig wie für Bayer oder Bayern. Solange die Fohlen aber nicht selbst aktiv ins Titelrennen eingreifen, müssen Sie sich eben damit abfinden: Einer muß am Ende der Saison Meister werden, soviel steht fest, und wenn der am Ende entgegen aller Erwartungen Bayer Leverkusen heißen sollte, dann kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch! Ich befürchte allerdings, die Saison nimmt nun ihren erwarteten Verlauf, d.h. Leverkusen wird wahrscheinlich ungeschlagen Vizemeister. (Gääähhhhn) Bis nächste Woche.
Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an
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