Neues aus dem Gästeblog (11.KW)
Mitte letzter Woche richteten die Fanbeauftragten der Bundesligisten das Wort an die Fußballfans der Vereine die sie repräsentieren. Darin beklagten sie die Entwicklung in den Fankurven als „besorgniserregend“; Pyrotechnik, zunehmende Gewalt und Raub wurden kritisiert und eine sogenannte „Fankultur“ gegeißelt, die im Begriff ist, sich von innen heraus selbst zu zerstören. Soweit so richtig. Eine Woche vor der Derbyschlacht, die auch dieses Jahr wieder unter freudiger Anteilnahme einiger Idioten aus beiden Lagern am Rande der Partie in und um Müngersdorf (darauf können sie getrost Gift nehmen!) toben und allen anderen Unbeteiligten das Spiel- und Sporterlebnis versauen werden wird, Alkoholverbot und Mega-Polizeiaufgebot zum Trotz, erschien diese weise Vorabmahnung vielleicht mal wieder angebrachter denn je. Allerdings konnte da ja noch keiner ahnen, welche Jagdszenen sich schon 3 Tage später im Berliner Olympiastadion abspielen sollten. In vielen Fankurven herrsche Krieg, beklagen Insider und Kritiker danach stets, wobei dieser Krieg nicht als konsequente Fortführung der Politik gegen den eigenen Verein, die luschigen Spieler, den DFB, die Polizei, etc. mit anderen Mitteln im Clausewitzschen Sinne verstanden werden kann; die kognitiven Voraussetzungen des preußischen Generals und Militärtheoretikers sind dem gewaltbereiten Mob in der Kurve in der Regel grundlegend abzusprechen. Es handelt sich vielmehr um eine reine Diktatur des Pöbels, der schamlos und vor allen Dingen ziemlich ungehindert die Spielregeln in und um die Stadien herum zu diktieren versucht. Besserung ist nicht in Sicht. Dringliche Appelle, Sozialarbeit und Präventivmaßnahmen seitens der Vereine, deren Ordnungskräften und der Polizei verhallen ergebnislos. Von selbstreinigenden Kräften innerhalb der Fanszene ist weit und breit keine Spur zu sehen. Was folgt: Die eine Hälfte flieht künftig aus Angst auf die Tribüne oder bleibt zukünftig vorsorglich gleich daheim, die andere, härter gesottene Hälfte verklärt den fortwährenden Krawall und das ewige Feuerwerk als immanente Folklore, weil es eben schon immer dazu gehört. Was natürlich stimmt, nur alleine deswegen wird das Argument allerdings nicht richtiger! Die Fanbeauftragten geben sich in ihrem offenen Brief kämpferisch („Wir werden nicht tatenlos zusehen...“), die Realität vom Samstag spricht aber eine deutlich andere Sprache. – Den vernunftbegabten Aufklärer Denis Diderot und dem tumben Gewalttäter trennen ein langer und steiniger Weg der Erkenntnis und jede Menge Abtropfgewicht funktionierender Hirnmasse, jedoch „vom Fanatismus zur Barbarei ist es nur ein Schritt“, wie er sagte. Den nächsten Schritt zur Lösung des Problems sollten endlich die Vereine, die richtigen Fans und die Polizei gemeinsam machen. Es ist an der Zeit zu handeln (nicht auf Papier!), um den Pöbel konsequent aus den Stadien zu holen bevor Schlimmeres geschieht. – Mit besorgtem Gruß in der Derbywoche.
Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an
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