Neues aus dem Gästeblog (47.KW)
Normalerweise, meine lieben Leserinnen und Leser, hätten Sie hier heute einige Randnotizen und die gewohnten, scheinbar unverzichtbaren, Nichtigkeiten zum belanglosen Freundschaftskick derer die den Adler tragen gegen die Chilenen vom Samstag gelesen. Das hat sich aus bekannten Gründen erledigt und das ist auch voll in Ordnung. Aber selbst wenn das Spiel stattgefunden hätte, würde ich mir heute einen Kurzkommentar darüber oder eine Analyse meinerseits verbieten. Natürlich muß und wird alles wieder seinen gewohnten Gang nehmen, aber kurz innezuhalten scheint notwendig. Denn wenn ein junger Mensch aus lauter Verzweifelung seinem Leben vorsätzlich ein Ende setzt, dann ist das schlimm! Wenn er eine Frau und ein kleines Kind hinterläßt, dann wird es tragisch! Und wenn es sich darüber hinaus auch noch um eine bekannte, beliebte und allseits respektierte Persönlichkeit handelt, dann soll und darf öffentlich getrauert werden. In aller gebotenen Ruhe und Pietät, so wie es gestern der Fall war. – Fußball, so wurde uns mal wieder schmerzlich vor Augen geführt, diese banale Freizeitbeschäftigung, ist wirklich nicht das Wichtigste im Leben. Aber wir machen sie alle jederzeit dazu und deshalb darf ja auch jeder Knilch, mich eingenommen, ständig hemmungslos mitreden. Lediglich in diesem Fall scheint es müßig und heuchlerisch, die wirklich drängenden Fragen im Zusammenhang mit dem schrecklichen Freitod stellen und beantworten zu wollen; weil es in Wahrheit nämlich weder zu beantworten ist, interessiert noch zukünftig irgend etwas verändern wird! Daher überlassen wir das Feld schwer angeekelt und tief beschämt lieber dem breiten Heer der Clowns und Kaffeesatzleser, deren scheinbare Pflicht dies zu tun qua medialer Dauerpräsenz unausweichlich ist. Da hören, sehen und lesen wir lieber von der „starken Teresa E.“, statt Sinn und Inhalt einer Pressekonferenz zu hinterfragen. Die Frage, wen oder was die genauen Details und Hintergründe des Tathergangs oder des Ehelebens der Eheleute E. überhaupt etwas angehen, stellt sich heutzutage nicht mehr. Auch nicht, wer oder was diese Frau vor sich selbst, den Medien und der Öffentlichkeit schützt. Sind wir tatsächlich schon so verkommen? Ja, sind wir! Ein öffentliches Statement der Polizei oder des Vereins genügt schon lange nicht mehr den Ansprüchen der Berichterstattung und deren Rezeption. Wir jagen daher alle ein paar Tage schön brav der als Sau getarnten „neuen Volkskrankheit Depression“ hinterher bis der Schmerz stark nachläßt und warten dann gierig auf den nächsten Keiler, den die privatisierte, öffentliche und rechtliche Unterhaltungsindustrie für uns frisch lackiert zum Halali auf die Reise schickt. Horridoh, Sau tot! Wir werden uns beizeiten, natürlich wieder schwer betroffen, daran erinnern wie es letzte Woche war, in der Woche als ein Nationaltorwart sich das Leben nahm, sollte sich irgendwann bedauerlicherweise z.B. ein schwuler Profikicker erhängen. Es ändert sich nichts, weil 50 bis 100 Menschen genau hier etwas anderes lesen. Das müssen Sie, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, schon selbst tun. Mehr kann und will ich dazu auch nicht mehr sagen. Der Rest ist Schweigen.
Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an
Leserbrief schreiben