Neues aus dem Gästeblog (36.KW)
«Die Robben tauchen je nach Wetterlage nicht vor neun oder zehn Uhr morgens auf, bleiben dann auf dem Eise und tauchen zwischen zwei und drei Uhr nachmittags wieder hinunter. Sie sind unermüdlich wachsam, und es vergeht kaum eine Minute, ohne daß solch ein Seehund den Kopf erhebt, um Ausschau zu halten, ob sich irgendeine Gefahr nähere, sei es ein Bär oder ein Mensch, welche beiden anscheinend ihre einzigen Feinde sind. Drei von uns versuchten etliche Male, eine oder gar mehrere Robben zu erlegen – aber vergebens(...).» Soviel zum Thema entnimmt der interessierte Ethnologe den Reiseberichten David Thompsons (Im wilden Norden Amerikas: 1784 – 1812, David Thompson, Hsg. Frank Auerbach, Stuttgart – Wien, Edition Erdmann, 1988, S. 56). Was und wieviel man sonst noch über diese geselligen Kiefermäuler wissen muß, kann ich Ihnen, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, nicht verraten, aber dennoch soviel: während sich die von Thompson beschrieben Nahathaway-Indianer(!) noch mittels trickreicher Schwerstarbeit in polarer Kälte stundenlang bäuchlings vor Eislöchern abwartend auf die Jagd nach den wertvollen Robben machen mußten, erledigen die Herren Hoeneß/Rummenigge/Nerlinger/van Gaal den Job heutzutage mittels Scheck quasi mal eben im Vorbeigehen (Festgeldkonto statt Kredit, sagt man) und dürfen sich anschließend auch noch direkt diebisch über ihre Beute freuen. «Geld schießt eben doch Tore» wußte die Vorstandsetage mit stolzer Brust nach dem Spiel gegen Wolfsburg zu konstatieren oder um es mit den Worten des ollen Brecht festzuhalten: «Ist das nötige Geld vorhanden, ist das Ende meistens gut». Sooo, liebe Sozialneider, Wendeverlierer und Linkswähler, sieht es nämlich aus: Wenn’s nicht läuft, dann mal rasch auf, die Geldschatulle. Investieren in der Krise und wer das Prinzip bis jetzt noch nicht begriffen hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Der soll sich mal schön auf Omas hart klimperndem Sparstrumpf betten und unruhig weiterschlafen. Es sei denn, Sie wollen und können nicht (bei Männern gesetzteren Alters soll das ja durchaus schon mal vorkommen), dann wird’s natürlich tragisch. In Köln zum Beispiel, da würde man das nicht vorhandene Geld gerne durchaus sinnvoll unters Volk bringen und weitere Topstars transferieren, es stünde der Mannschaft ja auch ganz gut zu Gesicht; die Crux: es will keiner kommen. Wen hat Manager Michael Meier in den letzten 6-10 Wochen nicht schon alles an der Angel gehabt? Ist Geld womöglich am Ende doch nicht alles im Leben? Womöglich steckt aber auch einfach nicht in jedem ein ausgemachter Pelztierjäger! – Und nächste Woche: «Trotz sozialer Kälte: Klimawandel bedroht Robbenbestände. Ist der Föhn schuld?»
Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an
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