Vor einem jeden Fußballspiel hat der Trainer zwei Fragen zu beantworten: Welche Spieler stelle ich auf und in welcher taktischen Formation lasse ich diese Spieler (möglichst erfolgreich) agieren? Horst Köppel hat zu den Spielen der Rückrunde auf die zweite Frage bislang drei und auf die erste Frage sehr viel mehr Antworten gefunden.
Nachdem Köppel in der Hinrunde fast ausnahmslos ein 4-4-2 praktizierte, versuchte Köppel in der Rückrunde daneben auch mal ein 3-5-2 (Köln, Bremen) und ein 4-3-3 (Wolfsburg). Bei den Spielern wechselte Köppel ebenfalls kräftig durch. Exemplarisch sei hier nur die Sechserposition genannt. Auf ihr durften sich El Fakiri (Bayern), Thijs (Wolfsburg), Oude Kamphuis (gegen Schalke eingewechselt), Kluge (Köln) und ansonsten Polanski (restliche Spiele) versuchen.
Alle Umstellungen sind im Grunde mehr oder weniger nachvollziehbar. Dass gegen Bremens K & K-Sturm mit Strasser in der Abwehr eine zusätzliche Sicherung eingebaut wurde, ist verständlich. Nachteilig wirkte sich jedoch aus, dass Jansen dadurch ins Mittelfeld rückte, obwohl er als Linksverteidiger seine stärksten Leistungen gezeigt hat. Auch ist es verständlich, wenn Köppel das teilweise spielschwache Mittelfeld personell aufstockt. Diese Maßnahme hat gegen die dezimierten Kölner gefruchtet, gegen Bremen nicht. Insgesamt hatte man aber das Gefühl, dass sich die Mannschaft mit der bewährten Raute im Mittelfeld wohler fühlt. Schließlich ist es auch im Sturm plausibel, anstatt mit zwei Stürmern mit deren drei spielen zu lassen. Immerhin hat man mit Neuville und Rafael zwei schnelle Spieler, die die Außenpositionen bekleiden können und Sonck wird ja eine gewisse Kopfballstärke nachgesagt, die ihn als Mittelstürmer qualifizieren würde.
Wie sollte Borussia also spielen? Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer hier eine umfassende Antwort auf die oben genannten Fragen erwartet, wird enttäuscht werden. Nicht umsonst steht oben, dass der Trainer diese Fragen beantworten muss und das aus gutem Grund. Er kennt die Mannschaft am besten, er hat jahrzehntelange Erfahrung und er hat einen Trainerschein des DFB.
Aus der Ferne beobachtet kann man aber erkennen, welche Taktik den größten Erfolg gebracht hat. Dabei fällt auf, dass die taktischen Wechselspiele die Mannschaft eher verwirrt haben und Erfolge hauptsächlich dann eingefahren wurden, wenn Köppel wieder auf Altbewährtes zurückgegriffen hat, zum Beispiel gegen Bielefeld.
Auch die Erfahrung lehrt, dass häufige taktische Umstellungen sich oft kontraproduktiv auswirken. Hans Meyer ließ über Jahre ein klassisches 4-3-3 mit wenigen personellen Veränderungen spielen. Ab Ende 2002 wählte er oftmals ein 4-4-2 und wechselte die Spieler munter durch – leider mit sinkendem Erfolg. Vor drei Jahren erklärte er dann seinen Rücktritt und hinterließ die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz.
Es ist also Konstanz gefragt. Wenn Köppel sich auf seine Taktik verlässt und dadurch stetig Erfolg hat, wird auch die Person des Trainers eine Konstante bleiben.
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