Im Trüben gefischt: Der FC Bayern und die Vermarktungsrechte
Sehr verehrte Freunde des spochtverbunden Vergnügens,
der Vorstand des Ligaverbandes hat nun endgültig die finanzielle Verteilung der Vermarktungsrechte für Erst- und Zweitligisten in der Saison 2006/2007 beschlossen. Liga-Präsident Werner Hackmann ist mit der Entscheidung sehr zufrieden, wie der Pressemeldung der DFL zu entnehmen ist. Auch Karl-Heinz Rummenigge wird’s gefreut haben.
Nun ist Freude, vor allen Dingen über mehr Geld, grundsätzlich weder verwerflich noch verboten. Geld ist nützlich und vor allen Dingen: es stinkt nicht. Das wiederum sagt man eher Fischen nach. Und die stinken bekanntermaßen vom Kopfe her. Nehmen wir uns daher einen Augenblick Zeit und beschnuppern wir diesen Fisch.
420 Millionen Euro aus den audio-visuellen Vermarktungsrechten können in der nächsten Spielzeit über die Profivereine ausgeschüttet werden. Alleine dem Meister könnten so 23,3 Millionen Euro plus eine Meisterprämie von vier Millionen Euro (bisher maximal 16 Millionen) zufallen. Eine erkleckliche Summe.
Gegen das von der DFL propagierte Leistungsprinzip ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wer erfolgreich spielt, der sollte dafür auch belohnt werden. Das werden auch die kleineren Vereine einsehen, bzw. das haben sie wohl einsehen müssen. Darüber hinaus sollte der Verteilungsschlüssel der DFL über die monetäre Rekordausschüttung einen zusätzlichen Anreiz bieten, in Zukunft möglichst gut abzuschneiden. Sollte man jedenfalls meinen.
Also, wo liegt der Hase hier im Pfeffer? Das Problem ist die sportliche und finanzielle Dominanz des amtierenden Deutschen Meisters und seine furchtbare Polemik. Seit Wochen liefern sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge einen medialen Privatkrieg mit dem Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter Eintracht, Heribert Bruchhagen, in just jener causa. Dieser hatte die geplante Verteilung der Gelder als unfair und zu einseitig gegeißelt. Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern München, drohte daraufhin sogar mit einer Klage vor dem Bundeskartellamt und dem Europäischen Gerichtshof.
Warum die Aufregung? Ist der scheinbare Futterneid der kleinen Vereine wirklich so impertinent? Kann der FC Bayern demnächst im internationalen Konzert der Großen tatsächlich nicht mehr mithalten, sollte er sich dem von Bruchhagen geforderten Solidarprinzip innerhalb der Liga verschreiben müssen?
Zuerst die Fakten: Dazu reicht ein Blick auf die Tabelle und die Statistik der bereits absolvierten Spiele. 15 von 18 Spielen gewonnen, 38:13 Tore, 8 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Bereits 18 Punkte Vorsprung auf den VFB Stuttgart, der auf Platz sechs nicht automatisch für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert wäre, sollte die Liga morgen enden. Sieht so Wettbewerbsverzerrung aus? National gesehen, zumindest aus Sicht der Bayern wohl kaum.
Im Achtelfinale der Champions League wartet in drei Wochen der AC Mailand. Hier könnte man das Ungleichgewicht der Bayern gegen die Berlusconi-Milliarden ins Gespräch bringen, sollte sich der Rekordmeister von der Säbener Straße hernach aus dem laufenden Wettbewerb verabschieden. Aber will man das tatsächlich? Auf das alte bayrische Leitmotiv „Mir san mir“ haben sich die Bayern immer gerne besonnen und sind damit, das sage ich mit vollem Respekt, immer gut gefahren. Und das mit ehrlichen und soliden Mitteln, statt geltendes Recht zu beugen, wie es z.B. in Italien an der Tagesordnung zu sein scheint.
Wer um Himmels Willen soll denn da in Zukunft noch mithalten? Wer kann die Dominanz der Bayern brechen? Für wen ist der Verteilungsschlüssel der Anreiz, die Liga in den kommenden Jahren spannend zu halten? Und wie soll das bewerkstelligt werden? Uli Hoeneß hat die Antwort auf diese Frage bereits selbst gegeben. Wechselt Deutschlands größtes Talent Lukas Podolski im Sommer nach Hamburg oder Bremen? Oder kommt er zu den Bayern? Wenn es um die finanziellen Möglichkeiten geht, dann wohl zum FC Bayern. Dazu der Bayern-Manager in der SZ am 07.01.06
Hoeneß: Dass sich der HSV bemüht, ist ja legitim. Die große Frage ist, ob die - wenn's drauf ankommt - in die Festgeld- oder in die Kreditabteilung gehen müssen, um den Spieler zu bekommen.
SZ: Und der Festgeldspeicher des FC Bayern wird immer voller, oder?
Hoeneß: Nein, aber er ist auch nicht leerer geworden.
SZ: Trotz der neuen Personalien?
Hoeneß: Zahlen wir aus dem Cashflow.
SZ: Ballack auch?
Hoeneß: Ja.
SZ: Podolski?
Hoeneß: Die Ablöse käme vom Festgeld, Gehalt nicht. Aber unsere liquiden Mittel liegen zwischen 120 und 150 Millionen Euro, die werden nicht weniger.
SZ: Was wollen Sie mit dem vielen Geld noch anstellen?
Hoeneß: Gar nichts. Liegenlassen. Und immer vermehren. Immer vermehren. Oder sollen wir's rausschmeißen?
Vermehren, immer vermehren. So spricht ein solider Kaufmann, das ist redlich. Sich andererseits hinzustellen und die Ligakonkurrenten mit Klagen überziehen zu wollen, um notwendigerweise die Einzelvermarktung für sich selbst durchsetzen zu können, das ist unredlich und unsäglich.
Pikanterweise meldeten sich nur Heribert Bruchhagen und Bochums Präsident Werner Altegoer zu Wort und warnten vor der immer weiter auseinanderklaffenden Schere innerhalb der Bundesliga. Die durch „Schechter“ geplagten Mitkonkurrenten hielten sich schön brav zurück, obwohl sie das Geld mindestens so gut, wenn nicht sogar dringender, benötigen würden, als der FC Bayern. Aber diese Vereine wissen ja bereits, womit sich die von Hoeneß und Rummenigge gerne zitierten ausländischen Topklubs herumplagen. Schulden, Insolvenzen, Abhängigkeiten und Ärger mit dem Fiskus.
Ein solide wirtschaftender Verein wird immer im Haifischbecken des europäischen Wettbewerbs mitschwimmen können, vor allen Dingen, wenn er in den Größenordnungen eines FC Bayern wirtschaften kann. Für Spielerverpflichtungen gilt das ebenfalls. Profis und deren Berater träumen nicht nur von nationalen und internationalen Spielen und Titeln, sie träumen auch von pünktlich und zuverlässig gezahlten Gehältern. Sonst platzt die Blase schneller als Pustefix-Seifenträume. Aufgrund der bereits ausgeführten nationalen Dominanz müssen weder Hoeneß noch Rummenigge ernsthaft an ihrer weiteren Teilnahme an europäischen Pokalwettbewerben zweifeln. Und wohl auch nicht an ihrer Spitzenposition im europäischen Fußball.
In diesem Sinne wäre mehr Solidarität innerhalb der Bundesliga und eine breitere finanzielle Verteilung der vorhandenen Gelder zu Gunsten des sportlichen Wettbewerbs durchaus wünschenswert gewesen. Es ist eben nicht der Neid der vermeintlich kleinen Clubs auf den großen Ligakonkurrenten, der anrüchig erscheint. Der Beißreflex des Alphatieres läßt den Fisch zum Himmel stinken. Wie gesagt, vom Kopf her. Schade nur, daß dieser Fisch jetzt von allen anderen heruntergewürgt werden muß. Guten Appetit!
der Vorstand des Ligaverbandes hat nun endgültig die finanzielle Verteilung der Vermarktungsrechte für Erst- und Zweitligisten in der Saison 2006/2007 beschlossen. Liga-Präsident Werner Hackmann ist mit der Entscheidung sehr zufrieden, wie der Pressemeldung der DFL zu entnehmen ist. Auch Karl-Heinz Rummenigge wird’s gefreut haben.
Nun ist Freude, vor allen Dingen über mehr Geld, grundsätzlich weder verwerflich noch verboten. Geld ist nützlich und vor allen Dingen: es stinkt nicht. Das wiederum sagt man eher Fischen nach. Und die stinken bekanntermaßen vom Kopfe her. Nehmen wir uns daher einen Augenblick Zeit und beschnuppern wir diesen Fisch.
420 Millionen Euro aus den audio-visuellen Vermarktungsrechten können in der nächsten Spielzeit über die Profivereine ausgeschüttet werden. Alleine dem Meister könnten so 23,3 Millionen Euro plus eine Meisterprämie von vier Millionen Euro (bisher maximal 16 Millionen) zufallen. Eine erkleckliche Summe.
Gegen das von der DFL propagierte Leistungsprinzip ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Wer erfolgreich spielt, der sollte dafür auch belohnt werden. Das werden auch die kleineren Vereine einsehen, bzw. das haben sie wohl einsehen müssen. Darüber hinaus sollte der Verteilungsschlüssel der DFL über die monetäre Rekordausschüttung einen zusätzlichen Anreiz bieten, in Zukunft möglichst gut abzuschneiden. Sollte man jedenfalls meinen.
Also, wo liegt der Hase hier im Pfeffer? Das Problem ist die sportliche und finanzielle Dominanz des amtierenden Deutschen Meisters und seine furchtbare Polemik. Seit Wochen liefern sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge einen medialen Privatkrieg mit dem Vorstandsvorsitzenden der Frankfurter Eintracht, Heribert Bruchhagen, in just jener causa. Dieser hatte die geplante Verteilung der Gelder als unfair und zu einseitig gegeißelt. Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern München, drohte daraufhin sogar mit einer Klage vor dem Bundeskartellamt und dem Europäischen Gerichtshof.
Warum die Aufregung? Ist der scheinbare Futterneid der kleinen Vereine wirklich so impertinent? Kann der FC Bayern demnächst im internationalen Konzert der Großen tatsächlich nicht mehr mithalten, sollte er sich dem von Bruchhagen geforderten Solidarprinzip innerhalb der Liga verschreiben müssen?
Zuerst die Fakten: Dazu reicht ein Blick auf die Tabelle und die Statistik der bereits absolvierten Spiele. 15 von 18 Spielen gewonnen, 38:13 Tore, 8 Punkte Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Bereits 18 Punkte Vorsprung auf den VFB Stuttgart, der auf Platz sechs nicht automatisch für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert wäre, sollte die Liga morgen enden. Sieht so Wettbewerbsverzerrung aus? National gesehen, zumindest aus Sicht der Bayern wohl kaum.
Im Achtelfinale der Champions League wartet in drei Wochen der AC Mailand. Hier könnte man das Ungleichgewicht der Bayern gegen die Berlusconi-Milliarden ins Gespräch bringen, sollte sich der Rekordmeister von der Säbener Straße hernach aus dem laufenden Wettbewerb verabschieden. Aber will man das tatsächlich? Auf das alte bayrische Leitmotiv „Mir san mir“ haben sich die Bayern immer gerne besonnen und sind damit, das sage ich mit vollem Respekt, immer gut gefahren. Und das mit ehrlichen und soliden Mitteln, statt geltendes Recht zu beugen, wie es z.B. in Italien an der Tagesordnung zu sein scheint.
Wer um Himmels Willen soll denn da in Zukunft noch mithalten? Wer kann die Dominanz der Bayern brechen? Für wen ist der Verteilungsschlüssel der Anreiz, die Liga in den kommenden Jahren spannend zu halten? Und wie soll das bewerkstelligt werden? Uli Hoeneß hat die Antwort auf diese Frage bereits selbst gegeben. Wechselt Deutschlands größtes Talent Lukas Podolski im Sommer nach Hamburg oder Bremen? Oder kommt er zu den Bayern? Wenn es um die finanziellen Möglichkeiten geht, dann wohl zum FC Bayern. Dazu der Bayern-Manager in der SZ am 07.01.06
Hoeneß: Dass sich der HSV bemüht, ist ja legitim. Die große Frage ist, ob die - wenn's drauf ankommt - in die Festgeld- oder in die Kreditabteilung gehen müssen, um den Spieler zu bekommen.
SZ: Und der Festgeldspeicher des FC Bayern wird immer voller, oder?
Hoeneß: Nein, aber er ist auch nicht leerer geworden.
SZ: Trotz der neuen Personalien?
Hoeneß: Zahlen wir aus dem Cashflow.
SZ: Ballack auch?
Hoeneß: Ja.
SZ: Podolski?
Hoeneß: Die Ablöse käme vom Festgeld, Gehalt nicht. Aber unsere liquiden Mittel liegen zwischen 120 und 150 Millionen Euro, die werden nicht weniger.
SZ: Was wollen Sie mit dem vielen Geld noch anstellen?
Hoeneß: Gar nichts. Liegenlassen. Und immer vermehren. Immer vermehren. Oder sollen wir's rausschmeißen?
Vermehren, immer vermehren. So spricht ein solider Kaufmann, das ist redlich. Sich andererseits hinzustellen und die Ligakonkurrenten mit Klagen überziehen zu wollen, um notwendigerweise die Einzelvermarktung für sich selbst durchsetzen zu können, das ist unredlich und unsäglich.
Pikanterweise meldeten sich nur Heribert Bruchhagen und Bochums Präsident Werner Altegoer zu Wort und warnten vor der immer weiter auseinanderklaffenden Schere innerhalb der Bundesliga. Die durch „Schechter“ geplagten Mitkonkurrenten hielten sich schön brav zurück, obwohl sie das Geld mindestens so gut, wenn nicht sogar dringender, benötigen würden, als der FC Bayern. Aber diese Vereine wissen ja bereits, womit sich die von Hoeneß und Rummenigge gerne zitierten ausländischen Topklubs herumplagen. Schulden, Insolvenzen, Abhängigkeiten und Ärger mit dem Fiskus.
Ein solide wirtschaftender Verein wird immer im Haifischbecken des europäischen Wettbewerbs mitschwimmen können, vor allen Dingen, wenn er in den Größenordnungen eines FC Bayern wirtschaften kann. Für Spielerverpflichtungen gilt das ebenfalls. Profis und deren Berater träumen nicht nur von nationalen und internationalen Spielen und Titeln, sie träumen auch von pünktlich und zuverlässig gezahlten Gehältern. Sonst platzt die Blase schneller als Pustefix-Seifenträume. Aufgrund der bereits ausgeführten nationalen Dominanz müssen weder Hoeneß noch Rummenigge ernsthaft an ihrer weiteren Teilnahme an europäischen Pokalwettbewerben zweifeln. Und wohl auch nicht an ihrer Spitzenposition im europäischen Fußball.
In diesem Sinne wäre mehr Solidarität innerhalb der Bundesliga und eine breitere finanzielle Verteilung der vorhandenen Gelder zu Gunsten des sportlichen Wettbewerbs durchaus wünschenswert gewesen. Es ist eben nicht der Neid der vermeintlich kleinen Clubs auf den großen Ligakonkurrenten, der anrüchig erscheint. Der Beißreflex des Alphatieres läßt den Fisch zum Himmel stinken. Wie gesagt, vom Kopf her. Schade nur, daß dieser Fisch jetzt von allen anderen heruntergewürgt werden muß. Guten Appetit!
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