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Viva Stadion! Viva Fußball!

Sehr verehrte Freunde des spochtverbunden Vergnügens,

nur kurz vorneweg: Es bedarf nun wirklich keiner weiteren Lobgesänge und ausschweifenden Phrasen über die Fußballkultur auf dem Hamburger Kiez. Erst recht nicht von "Fohlen" auf Abwegen. Das hat der Club nicht nötig und die Fans haben mehr verdient als das. Außerdem, und das kennt man am linken Niederrhein auch nur zu gut, sind die anbiedernden Schulterklopfer und die üblich verdächtigen Trost- und Lobspender auf Dauer einfach nur anstrengend und schwerlich zu ertragen. ("Gladbach...find ich auch super...schon mein Opa in Wladiwostok war Gladbach-Fan...jaja, genau!)

Dennoch möchte ich an dieser Stelle einige sympathische Worte über das gestrige DFB-Pokal Viertelfinale zwischen dem FC St. Pauli und SV Werder Bremen (3:1) verlieren. Anderswo mag die Mannschaft der Star sein. Aufstellungen gespickt mit Nationalspielern, Ballakrobaten, Zaubermäusen, Rasenrastellis, die Liste läßt sich beliebig fortsetzen. Auf St. Pauli ist die Mannschaft alles andere als starverdächtig. Und so hat sie auch gespielt. Nicht schön, aber dafür mit großem Herz. Und deshalb ist das Erreichen des Halbfinales der verdiente und gerechte Lohn, nicht nur in finanzieller Hinsicht. Als anwesender Zuschauer möchte ich meinen Respekt zollen und sagen: "Herzlichen Glückwunsch".

Das ein Pokalfight unter Flutlicht und fast schon wettbewerbswidrigen Bedingungen für jeden Fußballfan ein echter Leckerbissen ist, darüber muß kein Wort verloren werden. So ein Spiel vergißt keiner, ob Sieger oder Verlierer und man schätzt sich heilfroh, als Augenzeuge teilgenommen zu haben. Davon abgesehen bleibt aber ein weiterer Moment in lebendiger Erinnerung. Endlich durfte man wieder bei einem "richtigen Fußballspiel" zuschauen, und zwar zu altbekannten Konditionen.

Das Stadion am Millerntor. Es ist kalt und zugig, vor dem Bierstand auch noch matschig, es gibt nicht überall ein Dach über dem Kopf, keine Heizstrahler und auch kein Stadion-TV samt moderierendem Pausenclown. Das Bier wird umständlich aus Flaschen ausgeschenkt, weil die Zapfhähne eingefroren sind. Im VIP-Bereich fällt der Strom zugunsten der Rasenbeheizung aus und trotzdem ist die Bude voll und die Stimmung gut. Da wird nicht genörgelt und gemeckert, da wird aus Defätismus schallender Humor, hier wird das Fußballgeschehen zur aufrichtigen Haltung statt zum Event hochgejazzt.

Das ein neues Stadion, eine schicke komfortable Arena, auf kurz oder lang wirtschaftlich unausweichlich ist, darüber läßt sich nicht streiten. Die Vorzüge kosten wir Borussen bereits aus. Aber dennoch, da man sich persönlich nach mehr als zwei Jahrzehnten Zuschauerdasein auf dem Bökelberg nur zu schnell an die neue, schöne, bunte Stadionwelt gewöhnt hat, kann ein bißchen Abwechslung nicht wirklich schaden. Es ist geradezu wohltuend, sich mal wieder auf das "Wesentliche" zu besinnen. Spochtsfreunde, Premiere-Abonnenten, Bratwurstliebhaber und Pilstrinker dieser Welt, schaut auf dieses Stadion! Oder besser noch, schaut lieber mal vorbei und erinnert Euch an die goldenen Zeiten. Es steht zu befürchten, sie kommen so schnell nicht mehr wieder. Prost und volle Pulle rein das Ding!