Nichts als die Wahrheit
Worum geht es? Kurz zusammengefasst, fordert Watzke von Borussia Dortmund eine Verteilung der Fernsehgelder nach Einschaltquoten. Punkt. Das ist alles. Drumherum hat er ein rhetorisches Gebilde gebaut, das hier und da ins Polemische abdriftet. Die Sportschau am vergangenen Samstag war aber nicht in der Lage, die eigentliche These darzustellen. Hoffenheims Manager Schindelmeiser wies den Vorschlag von sich mit der Begründung, dass es ja nicht sein könne, dass Traditionsvereine nun darüber abstimmen sollen, wer wieviel bekommt. Mitnichten, das soll nicht passieren (wer wollte schon, das Rot-Weiß Essen irgendetwas damit zu tun hätte). Genau andersherum: die Zuschauer sollen darüber abstimmen, wer wie viel bekommt. Das wird in den meisten Fällen mit den "Traditionsvereinen" deckungsgleich sein, aber auch Hoffenheim und Wolfsburg können hin und wieder hohe Einschaltquoten erlangen (z. B. wenn sie gegen Traditionsvereine spielen). Oder sie können es sich über Jahre hinweg erarbeiten. Wie gut das klappt, zeigt ja gerade das Beispiel Wolfsburg. Zurück zur Sportschau: nicht nur haben sie es nicht geschafft, den Zusammenhang korrekt darzustellen, sie haben die Polemik Watzkes unnötig überhöht. Wer den Bericht in der Sportschau gesehen hat, musste einen Eindruck von Watzke als dummen Diktator und Brandstifter erhalten. Zudem (wie auch Schwatz-Gelb in ihrer sehr guten Zusammenfassung des Themas anmerkt) durfte Schindelmeiser allen Ernstes die Diskussion in einen Zusammenhang mit dem Freitod Enkes stellen. Da fehlen mir die Worte. Poschmann im ASS hielt sich wenigstens nicht zu lange mit der Materie auf, er kanzelte kurzer Hand die Vorschläge Watzkes als "indiskutabel" ab.
Wenn man diese Debatte verfolgt, lässt sich nachvollziehen, warum Watzke der einzige ist, der sich aus dem Fenster lehnt. Jegliche Kritik an dem Projekt "Hoffenheim" wird mit einem unvergleichlichen shitstorm von seiten der Massenmedien beantwortet. Es ist keine Debatte möglich. Meist wird Kritik gleich mit dem Standardargument Neid abgekanzelt (der wiederum typisch deutsch sei, man gönne keinen Erfolg), und man meint, damit sei alles erledigt. Oder man stellt einen Vorschlag dieser Art in eine Reihe mit persönlichen Beleidungen von Fans gegenüber Hopp und kann dann argumentieren, dass jegliche weitere Diskussion nur die Fans weiter anstacheln würde. Diese perfide Strategie wird auch von Hopp persönlich benutzt, wenn er sagt, Watzkes offener Brief an die Fans mit der Bitte um Zurückhaltung sei scheinheilig, wenn er vorher Hopp kritsiert. Von einem Medium wie der ARD kann man erwarten, dass wenigstens die Möglichkeit, dass dies zwei verschiedene Paar Schuhe sind, in Betracht gezogen wird.
Eigentlich müssten die Manager von Dortmund, Hamburg, Schalke, Bayern, und ja, auch Gladbach und Köln hier zusammenstehen; diese Vereine, die die Stadien füllen und die Fans vor die Fernseher locken, würden von einer Neuregelung profitieren. (Siehe dazu auch meinen früheren Diskussionbeitrag hier). Noch scheinen sie nicht genügend Eierpaare zu haben.
Woher kommt diese Einseitigkeit der Berichterstattung? Ist es Schludrigkeit und/oder Dummheit? Ist es vorauseilender Gehorsam gegenüber einem mächtigen Mann, der beste Kontakte in Fußball, Gesellschaft und Politik hat? Darüber lohnt es, nachzudenken.
Nachtrag, 3.12.: Abseits der Samstagabend-Show scheinen bei der ARD (hier der WDR) auch feinsinnigere Menschen am Werk zu sein: Video bei youtube (ist allerdings schon ein wenig älter, die Zuschauerproblematik wird dabei nicht behandelt)
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