Bei aller BWL-isierung der Bundesliga in den letzten Jahren sollten ein paar ökonomische Grundlagen in der Diskussion nicht außer acht gelassen werden. Die wichtigste davon ist die Tatsache, dass das Gut “Fußballbundesliga” kein gewöhnliches Gut wie Computer, Käse oder Koks ist, sondern ein Gruppengut. Das heißt, dass der Erfolg der Anbieter von Fußball (also der Vereine) nicht nur vom eigenen wirtschaftlichen und sportlichem Geschick abhängig ist, sondern von anderen Faktoren beeinflusst wird. Diese Faktoren haben Auswirkungen auf die allgemeine Attraktivität der Liga und damit indirekt Einfluss auf den Unternehmenserfolg der einzelnen Vereine. Grundsätzlich sind dies also externe Effekte, die von dem Tun einzelner einen Einfluss auf die Gesamtheit haben. Zwei erscheinen mir wichtig in diesem Zusammenhang: sportliches Niveau und Atmosphäre. Ersteres ist ein objektives Kriterium, das leicht zu messen ist. Letzteres ist subjektiv und schwieriger zu fassen, nichtsdestotrotz aber ein wichtiger Bestandteil des Fußballgeschäfts. Atmosphäre beinhaltet die Stimmung in den Stadien, wie bunt und laut die Unterstützung der Fans ist, aber auch wichtige Dinge wie eine relative Ausgeglichenheit der Liga, die dafür sorgt, dass der Ausgang der Spiele und der Saison nicht mit zu großer Sicherheit vorhergesagt werden kann. Zusammengefasst kann man sagen, dass jeder Verein in der Bundesliga von dem Zutun der anderen profitiert: jeder bringt etwas mit zu der Party. Nehmen wir das Beispiel der Borussia: im Moment kann man nicht sagen, dass das Fußballspiel der Borussen die Liga verzückt. Aber: der Verein bringt zu jedem Auswärtsspiel vier bis acht Tausend Anänger mit, die den gastgebenden Kassenwarten die Dollarzeichen in den Augen glänzen lässt; und in der kreierten Atmospären sonnen sich auch die Gastgeber. Ähnliches gilt für Köln, Dortmund und Schalke.
Meine Meinung ist es, dass der subjektive Faktor der Atmosphäre einen höheren Stellenwert für das Wohlergehen der Liga einnimmt als der sportliche Erfolg. Anders ist nicht zu erklären, dass zum Beispiel in Gladbach und Köln auch trotz Jahren, ich wiederhole, Jahren indiskutabler sportlicher Leistungen, so viele Menschen zu den Spielen kommen. Gleichzeitig ist es einem Verein wie Leverkusen trotz achtbarer Erfolge nie gelungen, eine substantielle Anhängerschaft zu mobilisieren.
Folgt man meiner Argumentation, wird die Abneigung gegen Vereine wie Leverkusen, Wolfsburg und neuerdings Hoffenheim nachvollziehbar. Diese Vereine leben parasitär von dem Glanz, den andere ihnen bescheren; der Glanz für einen Dorfverein, vor 50.000 Zuschauern zu spielen. Der eigene kommerzielle Erfolg, der dadurch beeinflusst wird. Selbst tun sie nichts für gesamte Wohlfahrt außer guten Fußball zu spielen. In Hoffenheim hat man das verstanden und sich durch Namenswechsel den Anschein von Tradition gegeben. Neuerdings fängt man sogar damit an,
sich mit dem Gladbach der 70er Jahre zu vergleichen. Dies ist nichts anderes als ein geschmackloser Versuch, ein wenig Atmosphäre zu leihen.
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