Die Wechseltricks der Mitarbeiter - Chefredaktion spricht Machtwort
So weigerte sich Dr. Theo Soph seit der Rückkehr aus dem Urlaub in KW 26, seine Kolumne selber zu verfassen. Die fadenscheinige Begründung: «Mein USB-Tastenwärmer streikt!». Zu Beginn der Woche eskalierte der Streit und offenbarte die wirkliche Problematik. «Ich würde nebenbei auch gerne für ein Pferdemagazin über Ponys schreiben und habe diverse Angebote aus dem In- und Ausland vorliegen. Das FohlenKommandO könnte meinen Traum zerstören, sollten sie mich nicht lassen!» Die lapidare Antwort der Macher lautet jedoch seit heute: «Soph ist unverkäuflich. Das haben wir ihm auch klar gesagt! Wir erwarten ab Montag wieder die vertraglich zugesicherte Leistung.»
Kuriose Verletzungen verhinderten seit geraumer Zeit auch den Einsatz von D. Präses. Er habe sich bei der Leergutabgabe «an einem Bierkasten verhoben», ließ er über seinen Manager verlauten, «könne daher seit geraumer Zeit auch nicht mehr schreiben, weil die verordneten Schmerzmittel ihn einfach zu müde machten», äußerte sich aber dennoch zuversichtlich, möglicherweise in fünf bis sieben Wochen wieder in die redaktionelle Arbeit einsteigen zu können. «Ansonsten könne man sich aber auch gerne vor dem Arbeitsgericht auf ein Gläschen treffen», so D. Präses. «Ich kann auch anderswo nix tun!»
Keine unbekannten Töne für das FohlenKommandO. Autor M. Piriée («Bei dem Wetter schreibe ich erst wieder fürs FohlenKommandO wenn Deutschland komplett überdacht ist!») drohte bereits während der Rückrunde mit arbeitsrechtlichen Schritten. Ihm seien in der Vergangenheit bei wiederholten Versuchen, einschlägige Herrenmagazine zu Recherchezwecken abzusetzen, von Seiten der hausinternen Rechnungsstelle wiederholt Knüppel zwischen die Beine geworfen und sogar «die Revision auf den Hals gehetzt worden». Ein Vergleich wurde seitens der Betreiber des FohlenKommandO bis jetzt strikt abgelehnt. Auch sein Bestreben, sich aus Verärgerung über die Ignoranz der Chefs selbst aus seinem Arbeitsvertrag herauszukaufen, scheiterte.
Aber das sind verhältnismäßige Kinkerlitzchen. Während Redakteur M. Heinz B. («Ich bin mir das wirklich wert») mit Hinweis auf seine angebliche Unterbezahlung eine Gehaltsverdopplung ohne Gegenleistung oder eine sofortige Vertragsauflösung von den Oberen forderte, schlugen die Eskapaden des hauseigenen Romanciers C. Antonius dem Fass den Boden aus. «Er wolle sich künftig noch mehr auf das Ressort Auswärtsstark konzentrieren», diktierte er unlängst einer Presseagentur beim Pausentee in den verdutzten Block. «Die spielstarken Ligen auf Tahiti, Fidschi, La Reunion und den Bahamas seien in den vergangenen Wochen stärker in seinen unmittelbaren Fokus gerückt. Ein bezahlter Wohnortwechsel sei zu dienstlichen Zwecken daher unumgänglich.» Würde seinem Wunsch dahingehend nicht entsprochen, werde er bis zur Klärung des Sachverhalts «in Zukunft einfach nur noch Murks abliefern oder alte Beiträge unter neuen Überschriften veröffentlichen. Basta!»
Weil das muntere Treiben der renitenten Mitarbeiter in den letzten Tagen immer höhere Wellen schlug, sprach die Chefredaktion jetzt ein Machtwort und wandte sich unterdessen am späten Abend nach einem nervenaufreibenden Krisengespräch mit den widerspenstigen Schreiberlingen an die versammelte Presse. «Wir haben die Konkurrenz angerufen und gesagt, dass wir unsere Mitarbeiter nicht abgeben und sie die Bemühungen einstellen müssen. Wir können ein Stück weit nachvollziehen, dass es schwer ist für einen Autor, sich damit abzufinden. Jetzt wollen wir, dass alle das abhaken und den Kopf frei bekommen.» Weiterhin zweifelten die Herausgeber an der Glaubwürdigkeit der angeblichen Angebote, verwiesen gleichzeitig auf die gültigen Verträge auf Lebenszeit und appellierten an die Arbeitsmoral.
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