Doping: zwei Vorschläge
Ich will Pechstein kein Doping unterstellen, dafür weiß ich zu wenig und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht sonderlich.
Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen, eine völlig neue Herangehensweise an die Thematik vorzuschlagen. Das große Dilemma beim Doping ist ja, dass es erstens schwer und unter hohen Kosten und damit selten bewiesen wird; zweitens, und noch viel entscheidender, ist jedoch, dass selbst bei der Überführung eines Betrügers die Sanktionen vergleichsweise mild ausfallen. Wie oben schon beschrieben, der Gedopte wird für eine Weile gesperrt, aber im Normalfall kann er nach der Sperre reibungslos wieder in den Zirkus einsteigen. Ein Beispiel dafür ist Jan Ullrich, der nach seinem ersten Befund, den er krude mit einer Geschichte von unbekannten Pillen von unbekannten Leuten erklärte, wieder von Fans und Medien hofiert wurde. Erst der zweite Skandal machte ihn zur persona non grata. Die gesamte Tour de France fährt sowieso munter weiter, einige der Ärzte, die von den Kronzeugen Jaksche und Sinkewitz belastet worden waren, sind dieses Jahr auch wieder dabei.
Für mich ist das Doping als solches nicht das Schlimmste, sondern die Art und Weise, wie Politik und Medien sich einspannen lassen. Ich hätte kein Problem mit Doping, wenn die Sportler nicht von Steuergeldern mitfinanziert würden und die teuren Übertragungsrechte nicht gebührenfinanziert wären.
Für mich ergeben sich zwei Lösungsmöglichkeiten: eine radikale Lösung wäre es, Doping freizugeben. Das müsste einhergehen mit der Streichung sämtlicher staatlicher Sportunterstützung. Danach könnte jeder selbst entscheiden, was er nimmt.
Die zweite Möglichkeit bestände darin, die Beweislast vollständig umzukehren. Bisher ist es so, dass jeder Sportler als ungedopt gilt, der nicht überführt wurde. Nun würden wir sagen, dass jeder Sportler als gedopt gilt, der nicht selbst ausreichend Beweise vorbringt, die ihn von diesem Verdacht befreien. Man könnte sich vorstellen, dass unabhängige Gremien, zum Beispiel die WADA, vom Sportler beauftragt werden, ihn regelmäßig zu checken. Das würde auch das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Sportler und Kontrolleur umdrehen, den nun müsste der Sportler dem Kontrolleur hinterherlaufen und nicht anders herum. Vor dem Wettkampf würde der Sportler eine Art Fahrtenschreiber vorlegen, und nur wenn dieser als ausreichend angesehen wird, darf er antreten. Vielleicht wäre die Umsetzung in Einzelheiten schwierig, aber es könnte sich lohnen, sie einmal durchzudenken.
Ich könnte mir auch eine Mischung aus beiden vorstellen, in der jeder Verband eigene "saubere" Veranstaltungen anbieten könnte, die neben den offenen Pharmaspielen stattfinden.
Eine dritte Möglichkeit habe ich hier nicht weiter thematisiert, weil die Umsetzung technisch zwar am einfachsten wäre, jedoch noch unwahrscheinlicher erscheint als die oben genannten: der komplette Rückzug der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten von ALLEN Sportereignissen. Sie haben richtig gehört.
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