Eine Szene aus einem Biergarten: Nach dem Argentinien Spiel ist die Innenstadt voller Fußball-Prolls und Nur-Prolls, die immer dabei sind, wenns was zu feiern, kaputt machen oder sabotieren gibt, sowie vielen anderen normalen Studenten oder Nichtstudenten, Arbeitslosen usw. So wird es in jeder größeren Stadt zurzeit zugehen.
Ein Tisch weiter erheben sich einige Mittzwanziger und intonieren den allseits bekannten Imperativ „Steht auf,…“ mit dem Ausschlusskriterium der Nationalität. Alles schon Tausendmal gehört. Wir stehen nicht auf, nicht weil wir unseren Pass vergessen hätten, sondern weil wir einfach kein Bock dazu haben. Man kann nämlich Viertelfinalsiege der DFB-Elf (sic!) bei einer WM auch im Stillen feiern, sogar unabhängig der Nationalität. Die folgenden Kommentare der Initiatoren im meist stark regional eingefärbtem Dialekt lassen an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.
Bitte nicht falsch verstehen: Nichts gegen Car-Flags und Balkonbeflaggung, wer daraus einen neu erstarkenden Nationalismus mit Gefahr für die demokratische Grundordnung sieht, dem sei ein Blick ins Grundgesetz geraten (Ein bisschen mehr
Sensibilität im 36er Olympiastadion wäre dennoch angebracht gewesen). Die beschriebene Episode hat mir nur eindruckvoll vorgeführt, wie schnell man sich genötigt fühlen kann, bei irgendwas mitzumachen, bloß weil es alle machen, so beknackt es auch ist.
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