Immer wieder sorgen
Diskussionen zu Ticketpreisen für erhitze Gemüter unter Fans. Auf der einen
Seite gibt es Aktivisten rund um “Kein Zwanni für nen Steher”, die sich die
magische Grenze von 20 € für ein Stehplatzticket ausgeguckt haben. Auf der
anderen Seite sind da Vereine wie Leverkusen, die die Preise für einen Teil der
Spiele und damit auch für Gästefans drastisch erhöht haben.
Vielleicht kann eine
ökonomische Analyse, warum Bayer so handelt, helfen. Es gibt in dem
Zusammenhang mehrere Effekte. Bayer ist für jedes Heimspiel Monopolist. Wenn
Borussia dort zu Gast ist, ist Bayer der einzige Anbieter des Produkts “Bayer
Leverkusen gegen Borussia Mönchengladbach im Stadion erleben”. Als Monopolist
setzt Bayer den Preis so, dass der letzte verkaufte Platz genau den gleichen
Ertrag bringt wie er kostet. Typischerweise ist es für einen Monopolisten Gewinn
maximierend, die angebotene Menge künstlich zu verknappen, da er, wenn er mehr
verkaufen will, den Preis für alle Einheiten senken muss. Ein Ausweg aus diesem
Dilemma ist die Preisdifferenzierung, die ja auch in Stadien durch
Preisunterschiede zwischen Hauptribüne und Eckenplätzen und vielem mehr
betrieben wird. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass die Vereine, deren
Stadien praktisch dauernd ausverkauft sind, also Bayern, Dortmund, Schalke und
andere, augenscheinlich die Preise erhöhen könnten und bei einem dann weniger
gefüllten Stadien mehr Gewinn machen würden.
Der Grund, warum diese
Vereine das eben nicht tun, ist der Schlüssel zu verstehen, warum Leverkusen es
doch tut.
Der Eintrittspreis ist
nur ein Teil des Ertrags. Mehr Zuschauer im Stadion werden auch mehr andere
Produkte konsumieren, also Essen, Bier und Fanartikel. Aber was noch viel
wichtiger ist: Viele Zuschauer machen den Stadionbesuch erst zu dem Erlebnis,
wegen dessen die meisten Zuschauer überhaupt erst kommen. Viele Zuschauer
kreieren Lärm und Stimmung und damit allgemein, was wir Atmosphäre nennen. Erhöhte
man hier die Preise, liefe man Gefahr, das Gesamtpaket zu verlieren.
Zurück zu Leverkusen. Jeder,
der in Leverkusen schon mal im Stadion war (ähnliches gilt für die üblichen
Verdächtigen Wolfsburg und Hoffenheim), weiß, dass Stimmung und Atmosphäre
nicht unbedingt die Stärken des Vereins und seines Stadions sind. Die
Verantwortlichen sagen sich also: bei niedrigeren Preisen kommen vielleicht
mehr Leute, die sorgen aber immer noch nicht für die Stimmung, die wir
bräuchten. Also können wir die Preise erhöhen, haben nur minimale Verluste im
Zusammenhang mit Atmosphäre, und die Leute, die wegen des Fußballs und vor
allem wegen des Gegners kommen, zahlen mehr und der Gewinn ist erhöht. Die
Preisdifferenzierung in Hinblick auf die Topspiele gegen Bayern, Dortmund,
Schalke, Düsseldorf (!) und Gladbach sind also vor allem damit zu erklären,
dass man den vielen externen Fans so möglichst hohe Preise vorsetzt, da diese
Gruppen eher weniger preissensitiv sind.
Vor diesem Hintergrund
sind Boykotte wie sie “Kein Zwanni” fordert, in Leverkusen eher nützlich als
zum Beispiel in Hamburg. Die Hamburger sind im Zweifel auch ohne Gästefans in
der Lage, eine Atmosphäre zu kreieren, in der es für alle Beteiligten Spaß
macht, zu kommen. Leverkusen kann das nicht, es ist auf die Gästefans
angewiesen. Dazu kommt, dass es in den Städten, die weiter entfernt von den
Fußballhauptstädten im Ruhrgebiet und im Rheinland sind, viele örtliche
Auswärtsfans leben, die sich das einmalige Erlebnis, ihren Verein in der Nähe
zu sehen, nicht nehmen lassen. Auch dieses Problem ist in Leverkusen gelindert.
Hier noch mal als Hinweis: Die Kampagne heißt "Kein Zwanni-Fußball muss bezahlbar sein" und nicht mehr "Für nen... Steher" und orientiert sich eben auch nicht an der "Magischen Grenze" von 20€ sondern fordert moderator Preise für Steh- und Sitzplätze. Der damals gewählte Name "Kein Zwanni" ist da ein wenig irreführend und wird wohl geändert werden.
Die Preise in Leverkusen sind eine Frechheit.
Lieben Gruß, Marc Quambusch für "Kein Zwanni - Fußball muss bezahlbar sein"
Leserbrief von Marc Quambusch | 17:30
Borussia, F95 und S04 haben es bereits vorgemacht.
Alle diese Topdpiele waren nicht ausverkauft. Am besten die GayArena in Neverkusen komplett boykottieren, dann finden die Spiele nahezu unter Ausschluss der öffentlichleit statt.
Leserbrief von Anonym | 16:05
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