Neues aus dem Gästeblog (50.KW)
Hans Meyer, „der Großmeister der Ironie“ (Tagesspiegel), hat laut Fachpresse scheinbar nach dem Spiel gegen Cottbus seinen Humor verloren - so oder so ähnlich war es zumindest mehrfach zu lesen - und ihn vermutlich auch bis jetzt nicht komplett wiedergefunden. Auch wenn es in der Partie gegen Leverkusen einige ermutigende Ansätze zu entdecken gab, es stehen noch immer nur magere 11 Punkte auf der Habenseite. Alles andere als heiter, die Stimmung. Warum das so ist? Zur gleichen Zeit, 2007, war die Borussia Herbstmeister der 2. Liga. Nun ist sie Tabellenletzter der höchsten Spielklasse. Man hat sich sportlich also nicht wirklich verbessert, was das fast geschriebene Halbjahreszeugnis des ambitionierten Traditionsklubs mehr als erbärmlich ausschauen läßt. Akute Versetzungsgefahr besteht. Während sich nun die weitestgehend humor- und ironiefreien Fußballspezialisten des Boulevard, deren Freund Meyer nie war und werden wird, brav warmlaufen, um dem bisher geradezu pathologisch ironischen Trainer („Ich habe gar keine Hoffnung“), dessen Freund sie zwar möglicherweise immer sein wollten aber nie sein werden, seine unzähligen öffentlichen Ironieausbrüche der Vergangenheit um die Ohren zu hauen, kann das Credo Hans Meyers nur lauten: Mehr Ironie wagen! Wieso das nun wieder? - „Ironie ist keine Waffe, eher ein Trost der Ohnmächtigen“. Sagte zumindest Ludwig Marcuse, der Philosoph von Rang und Namen, und lag damit, von mir auf den Fall Meyer bezogen, ziemlich richtig. „Meinen sie nicht vielleicht Herbert Marcuse, Schüler Heideggers und Husserls, Kollege von Horkheimer?“, werden die Boulevardfreunde unter Ihnen eventuell an dieser Stelle einwenden? Nein! Aber das nur am Rande. Wenn die bisher oft beißende Ironie des Übungsleiters von Rang und Namen, gerne als scharfe Klinge mittels Verbalität mißverstanden, den Trost der Ohnmächtigen repräsentiert, dann brauchen wir mehr davon. Ohnmächtig und schuldlos mitanzusehen, wie die Borussia am Rand des Abgrunds taumelt - da wäre es immerhin tröstlich, wenn wenigstens der Trainer nicht auch noch seinen Humor verliert.
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