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Neues aus dem Gästeblog (26.KW)

„Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit...“

Deutschland ist im Halbfinale!! Die Niederlande fahren in die Sommerferien! Auch das will mit Nachdruck vermerkt sein. Nun kann ich nicht behaupten, es mache keinen Spaß der jungen russischen Mannschaft um Gus Hiddink bei der Verrichtung ihres Werkes zuzuschauen. Aber sie wird noch viel Zeit haben, um sich zu voller Blüte zu entfalten. Die Elftal hingegen, diese taktische Wundertruppe voller brillianter Fußballer, ist mal wieder an sich selbst gescheitert. Was für ein Jammer! In dem viel gerühmten Buch Oranje brilliant von David Winner, welches passenderweise den Untertitel 'Das neurotische Genie des holländischen Fußballs' trägt, steht, und das sei hier stellvertretend zitiert, über das famose Ajax der sechziger und frühen Siebziger geschrieben: „Tore zu erzielen war eine Möglichkeit, aber der eigentliche Zweck war die Schönheit des Fußball an sich.“ - Ich lasse das unkommentiert stehen, wir verstehen uns, und verneige mich ehrfurchtsvoll vor der bei dieser EM gezeigten Fußballkunst. Unterdessen rüsten sich Jogis Buben für den großen Nationalismusgipfel am Mittwoch gegen die Türkei. Auf das Spiel freue ich mich, sehr sogar. Besorgt bin ich trotzdem, aber nicht der fußballerischen Stärke der Türken wegen. Ich gehöre zu den wenigen Zeitgenossen, die im während der WM 2006 wieder erwachten, unverkrampften Umgang mit der Nation keine besonders vorzugswürdige Errungenschaft sehen. Anders gesagt, mich begeistert weder die Flaggenhysterie noch das „Schland“-Gegröle. Ob da immer die Richtigen dabei sind? Und dann auch noch um die Wette mit den stolzen türkischen Landsleuten? Muß das sein? Daher, und um den Proporz zu wahren, zitiere ich nach dem Österreicher Kreisler in der letzten Woche nun den klugen Berner Moralisten Dürrenmatt in Erwartung auf das bevorstehende Szenario. In Romulus der Große antwortet der Kaiser seiner Tochter Rea auf die Frage, ob man denn sein Vaterland nicht mehr lieben solle als alles andere in der Welt: „Nein, man soll es weniger lieben als einen Menschen. (...) Es ist viel größer und schwerer, einem Menschen die Treue zu halten als einem Staat.“ Das sollten sich alle Farbenträger und Sängerknaben bitte hinter die Löffel schreiben. Es handelt sich schließlich auch nur um ein Fußballspiel. In diesem Sinne, wir hören uns in sieben Tagen als Turniersieger wieder!

Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an