Sayounara, Guido-san
Jetzt hat man die altbekannte Allzweckwaffe gezogen und Trainer Guido Buchwald rausgeworfen. Mit ihm waren die Aachener ohnehin nie richtig warm geworden. Daran konnten auch zwei japanische Pokalsiege, eine Meisterschaft und die Auszeichnung „Trainer des Jahres 2006“ nichts ändern.
Aktuell steht Aachen auf einem 9. Platz mit 19 Punkten aus 14 Spielen. Zuhause ist man noch ungeschlagen, während es auswärts fünf Niederlagen setzte. Bei einem Blick auf den aktuellen Kader passt dies ins Bild. Keiner der dort Aufgeführten steht im Verdacht, in der Bundesliga kurzfristig Bäume auszureißen. Im Gegenteil, die meisten werden in Zukunft wohl zu Recht kein Erstligaspiel bestreiten. Insofern ist Aachen auch in punkto Spielermaterial ungefähr 6 Plätze von den drei Ligabesten entfernt.
Nur die Aachener selbst wollen das offensichtlich nicht wahrhaben. Dort sehnt man sich nach den Zeiten, wo man im Aufstiegsrennen mitwirbeln durfte. So wie 2006, wo nach drei sechsten Plätzen in Folge endlich der Aufstieg gelang. Allerdings hatte man da mit Rösler und Schlaudraff auch Spieler mit Bundesligaformat in den Reihen. Mit diesen konnte man auch in der Bundesliga zunächst ganz gut mithalten bis die Defensivabteilung mit insgesamt 70 Gegentoren die Aachener auf den Boden der Tatsachen zurückholte. Als Sündenbock wurde in Aachen allerdings Trainer Michael Frontzeck ausgeguckt, der nach dem Abstieg mehr oder weniger freiwillig seinen Rücktritt erklärte.
Genau wie Frontzeck hat auch Buchwald im Grunde genommen genau die Ergebnisse eingefahren, die man objektiv erwarten durfte. Mit der Zuschauerunterstützung auf dem Tivoli wurde zuhause so ziemlich alles gewonnen. Auswärts, wo man in der zweiten Liga in der Regel mit einer starken Defensive punktet, war nicht viel zu holen. Was ein neuer Trainer daran ändern soll, erschließt sich dem geneigten Beobachter zwar nicht, aber objektive Betrachtungen sind in Aachen noch nie besonders populär gewesen.
Vielleicht lag es nicht nur am sportlichen abschneiden, sondern auch daran, dass ganz Aachen mit Buchwald nie warm geworden ist. Auch für wirkte er am Tivoli deplatziert.
Im Gegensatz zu seinen Auftritten als Spieler kam er Trainer wie ein Weichspüler rüber. Wenn er sich nach völlig diskussionsunwürdigen Spielen in Verschwörungstheorien gegen die Schiedsrichter verloren hat, wenn er hilflos bekannt hat, er wisse nicht, woran die Defensivschwäche liege, hatte man fast den Eindruck, als stünde er kurz vor dem Tränenausbruch.
In Aachen braucht es einen kernigen Kerl, der in Trainingsanzug, nicht im Anzug an der Linie steht. Das mag nur ein Zeichen nach außen sein, aber mit diesem Zeichen haben Trainer wie Berger, Hach, Hecking dort die Erfolgsära eingeläutet.
Wahrscheinlich wollte man Buchwald schnell feuern, solange Petrik Sander noch auf dem Markt ist. Der würde für mich wie Faust aufs Auge nach Aachen passen.
Leserbrief von Anonym | 22:35
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