Courteous Reader (15)
Während draußen vor den Fenstern ein ungemütlich kalter Wind bläst und loses Blattwerk durch die Luft wirbelt, wenden wir uns hier lieber in unserer behaglichen, warmen Stube dem Rauschem im Blätterwald zu. Und müssen im Münchner Merkur die todtraurige, herzzerreißende Geschichte von armen Löwen lesen, die vor Jahren am Bökelberg in die 2. Liga geschickt wurden und heute mit einem kläglichen, ja geradezu jämmerlichen Etat von sechs Millionen Euro pro Saison auskommen müssen. Ganz im Gegensatz zu den Borussen, die mit ihrem 40-Millionen Kader daherkommen und daher auch aus den Vollen schöpfen können. Klingt fast so betrüblich wie eine Erzählung von Dickens oder die Geschichte vom reichen Onkel aus Übersee, der die armen, gebeutelten Verwandten ohne Geschenke besucht. Pfui. Just in dem Moment da wir unser Schluchzen vor lauter Mitleid also kaum noch zurückhalten wollen, fällt uns gerade noch rechtzeitig ein: die Löwen hatten tatsächlich vor Jahren auch mal einen reichen Onkel. Dem waren sie lange treu ergeben, innig verbunden und auch tief dankbar für sein großzügiges Mäzenatentum, bis, ja bis... neulich irgendwann. Tja, so kann’s gehen. Der von uns geschätzte Onkel aus Amerika ist auch reich; reich an Erfahrung und Worten und schenkt uns daher diese Woche folgende Einsicht:
«He that lieth down with dogs, shall rise up with fleas.»
Wenn es nach uns geht, gibt’s heute wieder keine Geschenke! Die verderben schlimmstenfalls nämlich den Charakter.
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