Neues aus dem Gästeblog (39.KW)
Es gibt eindeutig dankbarere Aufgaben (Windeln wechseln, den verstopften Abfluß reinigen, etc.) als das am Samstagnachmittag im Borussia-Park Geschehene aufzuarbeiten. Andererseits ist es auch keine leichte Aufgabe, fällt es doch mittels Ermangelung guter oder zumindest entschuldigender Gründe recht schwer, einen passenden Ansatz zu finden. Das die Borussia sich am Samstag, so der Erklärungsversuch des Trainers, «etwas naiv» angestellt habe, halte ich für eine eher schlichte Entschuldigung, vor allem aber keine gute solche. Sollte es tatsächlich nur an fehlender Abgeklärtheit gemangelt haben? Jeder Kreisklassespieler weiß, daß man die Pocke ob der schwindenden Kräfte gen Schluß mit letzter selbiger besser mal Richtung Oberklassewagen des Präsidenten auf den Vereinsparkplatz bolzt! Zur Not auch mehrfach. Es lag auch nicht nur am erneut verweigerten Elfmeterpfiff, dieses Mal durch den schwachen Schiri Stark. Irgendwelche sehr rätselhaften Dinge sind da passiert zwischen der 80. und der 92., in denen die Borussia förmlich darum bettelte, noch den Arsch versohlt zu bekommen; etwas strukturell Seltsames. Weil ich aber auch nach zweimaligem schlechtem Schlafen noch immer keine passende Erklärung für diese total überflüssige Niederlage gegen Hopps Kraichgauer Traditionself finde, werfe ich an dieser Stelle wenigstens mal ein gedankliches Modell des Kulturanthropologen und Strukturalisten Claude Lévi-Strauss in den Ring der öffentlichen Diskussion, wonach die Wirklichkeit in zwei Ebenen gegliedert ist. Einerseits die Ebene der «konkreten» Realität, empirische Fakten also (Borussia 2, Hoffenheim 4), und andererseits die Ebene der «eigentlichen» Realität, die Realität der bestehenden Strukturen (Hoffenheim mit Luft und Kraft für drei Halbzeiten, Borussia mit Luft und Kraft für anderthalb). Diese Realitäten können sich ähneln, Distanz schaffen oder auch durchaus kontradieren. Es ist dies die Aufgabe der Wissenschaft, diese verschiedenen bestehenden Strukturen der «eigentlichen» Realität aufzudecken, weil sie die Empirie steuern und gestalten. Sprich: Borussia schafft es wiederholt nicht, einen Sieg unter Dach und Fach zu bringen, obwohl alle Voraussetzungen dafür gegeben waren. Eine wirklich erstaunlich hochklassige Leistung in der ersten Halbzeit, lassen wir den Gegentreffer mal außen vor (möglicherweise ist Bailly die Klimaanlage ja gar nicht auf den Fuß gefallen, vielleicht ist er trotz anders lautender Meldungen mit dem Kopf davor gelaufen), und am Ende der physische und psychische Kollaps. Ganz anders zum wiederholten Male die gerne gescholtenen Hoffenheimer. Es ist und bleibt gänzlich rätselhaft und ich werde es wohl nicht erfahren, aber ich bin schließlich auch kein Wissenschaftler.
Gastkolumnist Dr. Theo Soph pfeift Montags beim FohlenKommandO die neue Woche an
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