Courteous Reader (5)
David Brand, Trainer der Auswahlmannschaft von Amerikanisch Samoa, wird heute in einer Meldung des Sportinformationsdienstes folgendermaßen zitiert: «Wenn die Anzahl der Gegentore nicht zweistellig ist, ist es wie ein eigener Sieg für uns.» Ähnlich hilflos und defätistisch fühlte man sich als Beobachter der Borussia am vergangenen Freitag in Mainz. Es hätte durchaus ein richtiges Schlachtfest werden können. Ausreichend indisponiert und in ihrer Opferrolle hoffnungslos ergeben waren die Gladbacher Akteure allemal. Nun geht es am Sonntag daheim gegen den VFL Osnabrück, eine Mannschaft die vor Wochen im DFB-Pokal schon einmal bezwungen werden konnte (auswärts!), in erster Linie um spielerische Wiedergutmachung. Der Weg ist also vorgegeben, denn die immer häufiger zur Verantwortung gezogene Dünnhäutigkeit der Fans und Medien (auch gerne «überzogene Erwartungshaltung» genannt), die nicht zuletzt die Verantwortlichen der Borussia reichlich zu nerven scheint, resultiert vor allen Dingen aus den anhaltenden fußballerischen Grausamkeiten der letzten Jahre und irgendwann reicht’s halt einfach mal. Wie ist schon in Franklins «Poor Richard’s Almanack» nachzulesen:
«Glass, China, and Reputation, are easily crack’d, and never well mended.»
Vielleicht bringen die Scherben der letzten Wochen am vierten Spieltag ein bißchen Glück. Ansonsten wird wahrscheinlich schon bald wieder der Besen zum nächsten Kehraus geschwungen.
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